Wo Long: Fallen Dynasty - Test/Review
Nachdem letztes Jahr From Software mit Elden Ring ein absolutes Meisterwerk auf den Spielemarkt gebracht hat, zieht Team Ninja Anfang März mit “Wo Long: Fallen Dynasty” jetzt nach.
Von Timm Woita am 10.03.2023 - 02:35 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Koei

Entwickler

Team Ninja

Release

03.03 2023

Genre

Action-RPG

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

69,99 Euro

Media (9)

Frisch und gut?


Nachdem letztes Jahr From Software mit Elden Ring ein absolutes Meisterwerk auf den Spielemarkt gebracht hat, zieht Team Ninja Anfang März mit “Wo Long: Fallen Dynasty” jetzt nach. Team Ninja ist nun auch nicht unbekannt im Genre der Souls-Like und hat mit den beiden Nioh-Teilen bereits einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Aber kann Team Ninja mit Wo Long: Fallen Dynasty an alte Erfolge anknüpfen oder wird dieser Ausflug in die chinesische Geschichte ein Reinfall?

Der Drache erhebt sich


Anders als die beiden Nioh-Spiele sind wir nicht im alten Japan unterwegs, sondern befinden uns in der Zeit der Han-Dynastie und den drei Königreichen. Natürlich werden wir auch in Wo Long: Fallen Dynasty nicht nur mit menschlichen Gegnern konfrontiert, sondern bekommen es genretypisch mit einer weitaus dunkleren Version dieser Epoche zu tun. Neben Menschen existieren hier auch Monster, Dämonen und Magie genauso wie göttliche Wesen. Und mittendrin sind wir, ein namenloser, stummer Milizsoldat. Nachdem wir das Spiel gestartet haben, werden wir als allererstes in den recht umfangreichen Charaktereditor geworfen. Geschlecht und Aussehen können in sehr vielen Bereichen den eigenen Bedürfnissen angepasst werden und das ganze macht auch definitiv Spaß, hat aber im Gegensatz zu den Souls-Titeln keine Auswirkungen auf unsere Stats; egal wie muskulös oder schmal wir unseren Helden bauen. Auch legen wir in Wo Long: Fallen Dynasty am Anfang keine Klasse fest, sondern können unseren Charakter erst im Laufe der Geschichte mit dem wahren Ki unseren Bedürfnissen anpassen. Nachdem wir unseren Charakter erstellt haben, kommen wir in das "Tutorial", in dem uns die Spielmechaniken beigebracht werden. Und auch in Wo Long: Fallen Dynasty ist direkt der erste Boss eine Art Türsteher für neue Spieler. Wir müssen direkt alle gelernten Mechaniken nutzen und uns sogar durch einen Zwei-Phasen-Kampf schlagen, in dem einige der wichtigsten Mechaniken auch gerne mal übersehen werden können. Ist dies aber erledigt, können wir unser erstes wahres Ki verprassen. Dieses wahre Ki kann in fünf unterschiedliche Phasen investiert werden. Hier ist zum Beispiel die Holzphase zu nennen, welche am meisten die Gesundheit erhöht oder die Erdphase, welche unsere maximale Ausrüstungslast verstärkt, damit wir schwerere Rüstungen tragen können, ohne, dass unsere Ausdauerleiste sich leert. Am wichtigsten, neben der Erhöhung unserer Stats, ist aber die Möglichkeit, Zauber zu lernen. Diese sind je nach Phase unterschiedlich und zeigen sich einem Element zugehörig. Weiterhin bietet jede Phase einen Talentbaum mit defensiven und offensiven Zaubern. Ich habe den Großteil meines gewonnenen Kis in die Erdphase investiert. Erstens weil sie am besten mit meiner Lieblingswaffe skaliert und zweitens weil sie einige gute Zauber mit sich bringt. Als Beispiel nehme ich die Steinrüstung, welche uns standhafter macht und mit der wir nur von kritischen Treffern zurückgeworfen werden. Alles in allem hatte ich aber nicht das Gefühl, dass die Zauber zu übermächtig sind und die Kämpfe gegen die teilweise sehr starken Gegner wirklich vereinfachen. Dafür kommt es dann doch zu sehr auf die Fähigkeiten jedes einzelnen Spielers an. Womit wir dann auch jetzt mal auf das Kampfsystem zu sprechen kommen.

Dark Sekiro Ring ohne Nioh


Das Kampfsystem, das in Wo Long: Fallen Dynasty genutzt wird, ist im Grunde eine Mischung aus allen möglichen anderen Souls-like-Titeln. Es haben Aspekte aus Dark Souls, aber auch aus Sekiro ihren Weg in das alte China gefunden. Im Grunde haben wir zwei verschiedene Angriffe. Der eine ist ein normaler Angriff, welcher bei mehrfachem Drücken der Viereck-Taste zu einer Kombo aneinandergereiht wird. Treffen wir unseren Gegner nun im Laufe des Kampfes mit unseren Attacken, bauen wir unsere Willen-Leiste in den positiven Bereich auf, welche als blauer Balken im unteren Monitorbereich gezeigt wird. Ist diese gefüllt, können wir Willen-Attacken ausüben, welche am ehesten den schweren Angriffen aus Dark Souls gleichkommen. Neben dem Angreifen, müssen wir, wie in einem Souls-like-Titel typisch, natürlich viel Ausweichen und Blocken, um die Gegner für einen Gegenangriff zu öffnen. Womit wir dann auf ein System aus Sekiro stoßen. Weder die Gegner, noch wir haben nämlich eine explizite Ausdauerleiste. Wenn wir blocken, bewegt sich unsere Willen-Leiste in den negativen Bereich und wird Orange, ist diese voll, durchbricht der Gegner unsere Haltung und wir sind für einen kurzen Moment Kanonenfutter und können uns nicht rühren. Das gleiche gilt aber wiederum für die Gegner. Sollten wir attackiert werden und weichen im richtigen Moment aus, wird ein Stück der gegnerischen Blockleiste gesperrt. Wirklich großen Schaden an der Blockleiste machen wir nur, wenn der Gegner die Angriffe wirklich blockt oder wir bei kritischen Angriffen zum richtigen Zeitpunkt ausweichen. Dies fügt der Blockleiste einen extrem großen Schub zu. Sollte diese dann maximal gefüllt sein, können wir ebenfalls einen extrem starken kritischen Treffer ausführen, welcher normale Gegner zu 90% über den digitalen Jordan schickt. Daher ist in Wo Long: Fallen Dynasty eher die Devise, auszuweichen anstatt zu blocken, um Gegner für Gegenangriffe zu öffnen und ihrer Willensleiste eine gute Füllung zu verpassen. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich in den knapp 30 Stunden, die ich bisher gespielt habe, noch nicht einmal einen Angriff mit der L2 Taste geblockt, sondern bin immer mit Kreis ausgewichen. Insgesamt macht das Kampfsystem viel Spaß, lebt aber auch wieder sehr stark von Fight, Die, Learn, Repeat. Neben dem normalen Kampfsystem gibt es noch spezielle Angriffe, welche durch die Waffenart, die wir führen, und die Gottesbestien beeinflusst wird. Dies bringt aber keinen wirklich taktischen Vorteil mit sich, zumindest habe ich meine Lieblingswaffe gefunden und kontinuierlich genutzt. Die Gottesbestien hingegen kann man als ultimativen Angriff sehen und auch hier muss ich gestehen, dass ich mich hauptsächlich mit Qinglong ausgerüstet habe, da mir so eine zusätzliche Heilungsmöglichkeit geboten wurde.
Sehr gut und vereinfachend empfinde ich die Möglichkeit, dass man entweder mit bis zu zwei KI-Begleitern in die Schlacht ziehen kann oder aber auch Freunde um Hilfe bitten darf. Solltet man im Koop spielen wollen, geht das über einen Raum mit Passwort, welchen wir erstellen können und in den unsere Freunde dann beitreten. Dies ist nicht nur auf das aktive Level begrenzt, sondern ihr könnt auch im Anschluss noch weiter zusammen spielen. Dies kommt natürlich nicht ohne Preis daher und so müssen wir mit Tigersiegeln bezahlen, die wir durch das Rächen anderer Spieler verdienen können. Der Elden Ring-Part des Kampf und ein bisschen das Erkundungssystem von Wo Long ist die Fähigkeit unseres Charakters zu springen. Hierdurch schafft es Wo Long eine gewisse Vertikalität zu erhalten, denn wir können höhergelegenen Plattformen erreichen und Gegner umgehen, um ihnen entweder später in den Rücken zu fallen oder wie ein Adler von oben auf sie hinabzustürzen und einen direkten kritischen Treffer zu verursachen. Dies macht Wo Long in den großen Arealen teilweise sogar sehr taktisch, da man sich so sein Leben ziemlich erleichtern kann. Es lohnt sich immer wieder in den einzelnen Leveln nach Abkürzungen oder Umwegen Ausschau zu halten. Was ich leider überhaupt nicht verstehe, ist das Wegfallen eines Systems, welches ich an Nioh so geliebt habe. Nämlich dem System der Waffenhaltung. In Nioh war es möglich, die Waffen in eine von drei verschiedenen Positionen zu führen. Die niedrige Haltung hat wenig Ausdauer verbraucht, aber auch wenig Schaden gemacht, während die hohe Haltung viel Schaden bei erhöhtem Ausdauerverbrauch rausgehauen hat. Dies hat in Nioh viele Kämpfe sehr taktisch gestaltet, da man sich für die einzelnen Gegner häufig die unterschiedlichen Haltungsarten zu nutzen machen musste. Dieses System vermisse ich sehr, vor allem weil es ein Alleinstellungsmerkmal der Nioh-Reihe war. Alles in allem sind viele bereits bekannte Systeme in Wo Long implementiert worden. Aber Team Ninja war nicht ganz untätig und hat in Wo Long: Fallen Dynasty ein Moralsystem eingebaut. Diese Moral besitzen wir, wie auch die Gegner und sie zeigt an, wie stark die jeweiligen Gegner sind. Wir selber erarbeiten uns die Moral über das Besiegen von Gegnern. Aber auch für uns bieten sich dadurch Stärkungen, da es uns zäher macht und Attribute pusht. Sollten wir dann im Laufe eines Levels sterben, wird unsere Moral verringert. Dem kann aber entgegengewirkt werden, indem wir die in den Leveln verteilten Standarten aufstellen und Markierungsflaggen finden. Dadurch steigt der Level unserer Moral auf einen bestimmten Wert, selbst nach unserem Tod. Außerdem erhalten wir unsere verlorene Moral zurück, sollten wir den Gegner töten, der uns erledigt hat. Einziges Problem hierbei: Ich empfand den Impact, den das Moralsystem auf meinen Durchlauf hatte, als zu gering. Selbst Gegner, die 10 oder 15 Ränge über einem stehen, können eigentlich ohne größere Probleme besiegt werden.

Die gute alte Performance


Ein Bereich, in dem Wo Long sehr stark ist, ist die audiovisuelle Umsetzung. Die Grafik sieht einfach prächtig aus und die Animationen sind butterweich. Die unterschiedlichen Level sind abwechslungsreich gestaltet, sind offen und bieten auch Platz zum Erkunden. Allerdings nicht auf dem Niveau eines Elden Ring. Egal ob mit Dämonen übersäte Bergpässe oder komplett zerstörte Städte, die durch die Kriegsherren oder Daoisten verwüstet sind, es gibt immer wieder Momente, in denen man sich die Grafik schmecken lassen kann. Was ich auch einmal hervorheben muss, ist das Artdesign der Bossgegner. Im Gegensatz zu den immer gleichen Standardgegnern sind diese nämlich eine absolute Wucht und machen unglaublich viel Spaß anzusehen. Neben Berühmtheiten aus der chinesischen Geschichte, wie dem stärksten Krieger Lu Bu, treffen wir auch auf Drachen, durch dämonischen Äther mutierte Wildschweine oder turmhohe Monster, die einer H.P. Lovecraft-Geschichte entsprungen sein könnten. Hier hat Team Ninja wieder nicht mit ihrer Kreativität gegeizt und deshalb stellen die Bosskämpfe am Ende eines Levels auch immer mein persönliches Highlight dar. Ebenfalls extrem stark sind die Musik/Effekte und die Vertonung. Die musikalische Untermalung ist immer passend, zieht einen in den Bann des alten China und wirkt zu keiner Zeit deplatziert. Bei den Kämpfen sind gerade die Effekte wieder hervorzuheben. Das Klirren von Waffen während des Blockens, die wuchtigen Schlageffekte bei tödlichen Angriffen, das Röcheln der Gegner im Moment ihres Todes. Das alles ist einfach grandios aufgenommen und abgemischt. Ebenfalls stark finde ich, dass die Charaktere, welche wir auf unserer Reise treffen, sowohl in den einzelnen Leveln, als auch in den Zwischensequenzen allesamt vertont sind, dies wahlweise auf Englisch, Chinesisch oder Japanisch. Ich habe hauptsächlich auf Englisch gespielt und muss sagen, dass die Sprecher hier einen starken Job abgeliefert haben. Was ich im Jahr 2023 aber nicht mehr nachvollziehen kann, ist die Tatsache, dass unser Held erneut stumm ist. Warum haben wir denn nie irgendwas zu sagen? Das empfinde ich bei vielen Spielen nicht mehr als zeitgemäß und stört mich mittlerweile doch mehr, als ich zugeben möchte. Glücklicherweise war Team Ninja aber so nett und hat dem Spiel deutsche Untertitel spendiert, welche es wesentlich einfacher machen, der Geschichte zu folgen. Und zur Geschichte will ich gar nicht so viele Worte verlieren, denn ich empfinde sie eher als schmuckes Beiwerk. Sie ist nicht gänzlich uninteressant, aber kommt bei weitem auch nicht an ein Elden Ring heran. So schön das Spiel aber auch aussieht und sich anhört, krankt Wo Loong an einem ganz großen Problem: der Performance. Ich habe das Spiel auf dem PC getestet und ich habe nun auch keinen wirklich schlechten PC mit einem 3900x als Prozessor und einer RTX 3080 als Grafikkarte und trotzdem habe ich immer wieder die FPS-Drops aus der Hölle erlebt. Egal ob ich das Spiel gecapped auf 60 FPS oder unlimitiert mit teilweise 110 FPS gespielt habe. Es gab wirklich sehr häufig Drops, um teilweise 30 FPS. Das ist nicht weiter wild wenn man erkundet, aber schon schlecht, wenn man Lu Bu den Arsch versohlt und dann aufgrund der Lags und Drops die Angriffe nicht mehr blocken kann oder komplett aus dem Rhythmus kommt, um dann schneller im zu Dreck liegen, als man einen Glückskeks geöffnet hat. Dies ist natürlich nur eine Momentaufnahme, da die Performance natürlich durch Patches verbessert werden kann, hat mich aber während meiner Test-Sessions das ein oder andere Mal gehörig fluchen lassen.

Kommentar schreiben

Artikel auf einer Seite anzeigen