The Inquisitor - Test/Review
Achtung, Leute, hier wird gerichtet! Publisher Kalypso Media beschert uns das neuste Spiel aus dem Hause der Entwickler Dust. Es wird blutig, denn wir schlüpfen in die Rolle eines Inquisitors.
Von Lars Hack am 22.03.2024 - 05:54 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Kalypso Media

Entwickler

The Dust S.A.

Release

08.02 2024

Genre

Action-RPG

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

39,99 Euro

Media (10)

Hexenwerk?


Achtung, Leute, hier wird gerichtet! Publisher Kalypso Media beschert uns das neuste Spiel aus dem Hause der Entwickler Dust. Es wird blutig, denn wir schlüpfen in die Rolle eines Inquisitors. Die sind ohnehin keine sonderlich spaßigen Gesellen gewesen, in der Welt der Inquisitor-Bücher von Jacek Piekara wird es aber noch etwas derber. Lasst uns reinschauen!

Zerbrochene Kreuze, gezogene Schwerter


Wie gesagt, The Inquisitor spielt in der Welt des polnischen Autors Jacek Piekara. Eigentlich geht es dabei fast schon um unsere, die reale Welt, mit einem wichtigen Unterschied: Als Jesus damals ans Kreuz genagelt wurde, hat er nicht den Grundstein einer Religion gelegt, die Nächstenliebe und Barmherzigkeit predigt. In der Welt von Piekara hat Jesus nicht die andere Wange hingehalten, sondern das Kreuz unter sich zerbrochen und blutige Rache an seinen Folterern genommen… und als Feldherr das römische Reich unterworfen. Die Kirche, die daraufhin beginnt, predigt keine liebevollen Tugenden, sondern Rache, Disziplin und drakonische Maßnahmen im Angesicht von Sünden, wie Barmherzigkeit und Gnade. Als Inquisitor verkörpern wir diese Prinzipien bis in die letzte Zelle unseres Körpers. Dabei spielen wir nicht irgendeinen Inquisitor, sondern den Protagonisten der Inquisitor-Reihe, Mordimer Madderdin. Wir werden von unseren Kirchenoberen in die Stadt Königstein entsandt. Dort soll ein Vampir gesichtet worden sein, auch, wenn der Hauptmann der Wache behauptet, dass solche Wesen seit Jahrhunderten nicht mehr in der Region gesehen wurden. Wir geben uns aber nicht mit bloßem Hörensagen zufrieden. Wir forschen nach, wie es einem guten Inquisitor eben zusteht. Dazu kommt, dass in der Stadt bald der Jahrmarkt losgeht - eine turbulente Zeit, in der wir einiges zu entdecken und zu erleben haben, wenn wir die dunkle Bedrohung über der Stadt finden und auslöschen möchten. Noch ein Hinweis zum Setting: Nicht nur, dass die christliche Kirche einen ziemlichen Turn in der Welt von Inquisitor hingelegt hat, sondern es gibt auch übernatürliche Kräfte. Monster, Magie und auch der ein oder andere übersinnliche Trick in unserem eigenen Arsenal befördern The Inquisitor von einem grimmig-dunklen Alternate History-Spiel zu einem Fantasy-Abenteuer. Naja, einem grimmig-dunklem Fantasy-Abenteuer eben.

Hexen hämmern


Im Leben eines Inquisitors ist viel zu tun, vor allem auf der Jagd nach unheiligen Wesen. Wir steuern Mordimer aus der Third Person, schauen also stets über seine Schulter. Zu Beginn kommen wir in der Stadt an - wir führen Gespräche, laufen durch die Straßen, interagieren mit Menschen und Schreinen sowie sammeln erste Hinweise. Alles, was wir lernen - Spuren und Persönlichkeiten - hält Mordimer in seinem Tagebuch fest, durch das wir als Menü hindurchblättern können, um nachzulesen, was uns widerfahren ist. Auf diese Art und Weise lösen wir direkt zu Beginn einige Rätsel auf und um den Jahrmarkt. Oft ist das ein “Geh dorthin”, “Sprich mit dieser Person” oder “Erledige dieses Minispiel”. Mit Minispiel (und in vielen anderen Bereichen von The Inquisitor) sind Quick Time Events gemeint. Wir drücken die Tasten, die auf dem Bildschirm angezeigt werden, entweder zum Halten, oder in schneller Abfolge. So tragen wir zum Beispiel einen Baumstamm über den Jahrmarkt oder weichen Hindernissen auf einer Verfolgungsjagd aus. Damit wir immer wissen, mit wem oder was wir eigentlich interagieren können, beten wir. Dadurch färbt sich die Welt dunkel, ausgenommen von hell-leuchtenden Objekten und Personen, die für uns von Interesse sind. Das ganze gleicht dem Hexer-Sinn aus der Witcher-Reihe und erfüllt auch so ziemlich den gleichen Zweck wie beim Genrekollegen des Inquisitors. Natürlich ist unser Alltag aber nicht nur Sprechen und Verfolgen. Als Inquisitor eines rächenden Christus’ legen wir auch selbst Hand an, wenn uns Sünder begegnen. Dabei verlassen wir uns auf die Klassiker zahlreicher anderer RPGs: leichte Angriffe, starke Angriffe, Blocks und Ausweichrollen. Um aber fair zu sein, in unserem Test brauchten wir nicht viel Finesse, um den Sieg davon zu tragen. Kämpfe sind also eher auf der leichten Seite. Vielleicht, weil wir einfach so ein talentierter Inquisitor sind! Wir begeben uns auf unserem Abenteuer übrigens auch jenseits der realen Welt. Die sogenannte Unwelt ist eine schattenhafte Dimension, bevölkert von tentakel-bewehrten Monstern. Mit dem Schwingen unseres Schwerts kommen wir hier eher nicht weiter, verlassen uns dafür aber auf geschicktes Schleichen. Sind wir erfolgreich, erfahren wir Dinge, die andere vor uns geheim halten wollten: Die Wahrheit. Dunkle Geheimnisse. Ein Zugang zu den Gedanken Normalsterblicher, die nur uns als Inquisitor offen steht - wenn wir uns nicht von den Ater genannten Wesen schnappen lassen.

Die Daumenschrauben anlegen


Okay, der dritte Part. In jedem meiner Tests hole ich hier aus und teile die Negativpunkte mit euch. Inquisitorgleich werde ich auch heute die Finger auf die Störpunkte legen. Erstmal: Optisch ist The Inquisitor ein wilder Mix. Die Stadt strotzt vor Details, schlammverschmierten Straßen, hochaufragende Kirchen, marmorne Säle. Die Umgebung ist echt ein Hit, der uns stimmungsvoll zeigt, was die Welt zu bieten hat. Wenn wir allerdings in Gesprächen sind, starren uns leblose Augen an, von NPCs, deren Bewegungen und Animationen steif sind. Mordimer ist dabei leider keine Ausnahme und so schön die Umgebung auch ist, hier gibt es viele Punkte Abzug. Die Cutscenes rocken dafür: in einer Mischung aus Comic, mittelalterlichen Bildern und rasanten Filtern und Effekten werden uns vom Intro bis hin zu den Cutscenes viel geboten, um tiefer in die Story einzutauchen. Leider hält die deutsche Synchronisation damit nicht Schritt. Immer wieder wirken Dialoge arg aufgesetzt und hin und wieder bemerken wir auch, an welcher Stelle eigentlich zusammenhängende Dialogpassagen auseinander geschnitten wurden, um besser ins Spiel zu passen. Das Ergebnis ist eine sehr unnatürlich wirkende Pause, ziemlich oft sogar. Die Rätsel sind okay, nehmen uns aber arg an der Hand. Wir folgen eher dem Questpfad, als dass wir wirklich viel rätseln. Unsere Gebetspower hilft uns dabei enorm weiter (hätte nie gedacht, dass ich das mal in einem Test schreibe). Bleibt also noch der Kampf, Schwert gegen Schwert! Auch hier, leider, wartet eher wenig Herausforderung auf uns. Wir haben zwar das übliche Sortiment an Moves, aber oft reicht es für Kämpfe aus, einen schweren Angriff durchzuführen und mit leichten Schlägen zu folgen. Und dann wiederholen. Dazwischen machen wir viele QTEs, die anfangs noch rustikal-charmant wirken, aber auf Dauer recht ausgelutscht wirken. Das alles vor dem Setting des Inquisitor-Universums, in das uns Entwickler Dust prinzipiell gut reinzieht, lässt ein recht durchwachsenes Gefühl. Die Welt macht Spaß, der Entwickler erzählt sie spannend und nimmt uns mit, aber die Grafik und das Kampfsystem reißen uns immer wieder raus. Manche Spieler berichten auch über Abstürze und Crashes. Mir ist das beim Test allerdings nicht passiert.

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