Outriders - Test/Review (+Video)
Nach Destiny 2, Anthem und The Division 2 folgt nun ein weiterer Loot-Shooter aus dem Hause Square Enix.
Von Christoph Miklos am 20.04.2021 - 05:59 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Square Enix

Entwickler

People Can Fly

Release

01.04 2021

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

18

Webseite

Media (11)

Zwischen Hass & Liebe

Nach Destiny 2, Anthem und The Division 2 folgt nun ein weiterer Loot-Shooter aus dem Hause Square Enix. Mit dem AAA-Titel Outriders möchte man weg vom -oftmals gescheiterten- Game-as-a-Service-Konzept hin zu einem „klassischen“ Spiel mit Ende. Hört sich doch ziemlich vielversprechend an, oder?
Release-Desaster
Trotz kostenloser Vorab-Demo und massig Spieler-Feedback war der Startschuss von Outriders eine ziemliche Katastrophe. Serverprobleme machten vielen Spielern einen Strich durch die Rechnung. Denn Outriders setzt, obwohl eigentlich nicht zwingend notwendig, auf eine Always-Online-Verbindung. Käufer, die ausschließlich und alleine die Kampagne durchspielen möchten, sind also genauso ausgeschlossen, wie die Multiplayer-Interessierten. Darüber hinaus leidet der Titel bis zum Testzeitpunkt an zahlreichen Bugs. Zwar werden immer wieder kleinere und größere Patches veröffentlicht, doch der technische Unterbau von Outriders bleibt schlicht unfertig und ungeschliffen, und das wahrscheinlich für längere Zeit. Los geht es!
Bevor man sich in die SiFi-Action werfen kann, muss man einen individuellen Charakter erstellen. Wirklich umfangreich ist die Heldenerstellung aber nicht geworden: Sowohl als weiblicher als auch als männlicher Protagonist hat man jeweils acht vorgefertigte Gesichter zur Auswahl und kann diese grob mit Narben, Make-up und Piercings schmücken. Die Handlung, welche überraschend viel Platz im Spiel einnimmt, ist 80er-Jahre-Trash pur. Man darf sich über lausige One-Liner und komplett belanglose Bösewichte ohne echte Motivation „freuen“. Trotzdem ein paar Sätze zur Story: Die Erde ist zerstört. Ein Überleben ist dort nicht mehr möglich. Zwei Weltraum-Schiffe, die Flores und die Caravel, mit hunderttausenden Insassen, wurden zum vermeintlichen Paradies-Planeten Enoch geschickt, um dort das Überleben der Menschheit zu sichern. Die Caravel wurde zerstört, die Flores, in der man sich als als Ersatz-Söldner befindet, kam unbeschädigt an. Noch ehe sämtliche Passagiere aus dem Kälteschlaf geweckt werden, soll die Söldner-Einheit der Outriders sicherstellen, dass keinerlei Überraschungen und Gefahren auf den Rest der Kolonisten warten. Also ab auf den unerforschten Planeten und direkt in einen geheimnisvollen Sturm geraten, der fast sämtliche Begleiter tötet. Trotz hoher Verluste kann man entkommen. Spätestens jetzt sollte der Befehl zum Verschwinden kommen - doch Pustekuchen! Der wahnwitzige Chef-Wissenschaftler gibt nämlich grünes Licht für eine Kolonisation. Es kommt also zum Kampf. Man setzt sich zwar durch, doch das Landeprotokoll wurde bereits eingeleitet. Im Chaos des Gefechts wird unser Held verletzt und erneut in einen Kälteschlaf versetzt, bis man irgendwann in der Zukunft die Verletzungen heilen kann. Der eigentliche Start des Spiels beginnt ab dem Zeitpunkt des Aufwachens. Verwirrt stellt man fest, dass man nicht einige Wochen oder Monate geschlafen hat, sondern ganze 30 Jahre. Zu allem Überfluss haben sich die wenigen Überlebenden in verschiedene Fraktionen aufgeteilt und bekämpfen sich gegenseitig. Obendrauf wimmelt es nur so von beinahe unsterblichen Menschen, Mutanten und Alienwesen. Mehr wollen wir an dieser Stelle aber nicht verraten.
Schlauchige Klassen
Die Spielwelt von Outriders unterteilt sich in kleinere Open-World-Gebiete, in denen man instanzierte Bereiche betreten kann - liebe Grüße von Anthem. In den geradlinigen Schlauchlevels findet man nicht nur massig Loot (Waffen und Rüstungsteile), sondern auch Collectables, kleinere Tagebucheinträge und Notizen. Nicht alle davon sind questgebunden. Questgeber wie die Historikerin, der Jäger-Barkeeper oder der Hitman geben einem vor, welche Items oder Personen gesucht werden. Es liegt dann an einem selbst, in den Nebengassen einer Region auf die Suche zu gehen oder diese Aufgaben komplett zu ignorieren. Quest-Ziele lassen sich theoretisch problemlos anpingen, sodass die Route dahin in der Spielwelt selbst angezeigt wird. Theoretisch. Denn das Anpingen hängt sich sehr gerne auf und führt einen auf eine falsche oder alte Fährte. In welcher Kampfweise man die Quest-Ziele erfüllt, hängt dabei von der Klassen- und Waffenwahl ab. Nach dem Prolog kann man sich nämlich für eine der vier vorhandenen Klassen entscheiden. Grundsätzlich spielen sich alle Klassen insofern ähnlich, dass man durch ausgeteilten Schaden heilt. Unterschiede gibt es in der Form des Schadens. Als Verwüster heilt man sich beispielsweise durch sterbende Gegner. Der Verwüster ist als Tank-Klasse eingestuft und auf kurze Reichweite beschränkt. Der Assassine ist zwar ebenso auf kurze Reichweite getrimmt, erhält weniger HP, dafür aber einen Schild. Leichter hat es da der Technomant, der generell einen Teil des Schadens in Leben umwandelt, unabhängig der Distanz, weshalb diese Klasse auch eher zum Scharfschützengewehr neigt. Der Pyromant heilt sich durch Tötungen mit seinen Fähigkeiten und bleibt auf mittlerer Reichweite. Egal welchen Weg man einschlägt, die Gadget-Fähigkeiten des Technomanten, die Zeit-Raum-Verzerrung des Assassinen, die Inferno-Wunder des Pyromanten oder die schutzgebenden Erdfertigkeiten des Verwüsters, belohnt wird anfangs vor allem aggressives Spielverhalten. Zwar lassen sich dann nochmal drei Fähigkeits-Richtungen in den Skill-Trees verbessern, die Klasse selbst lässt sich einmal ausgewählt aber nicht mehr ändern. Etwas mehr Tiefe bekommen die Klassen und ihre Tech-Trees noch durch die acht Klassenfertigkeiten, aus denen man je drei aktiv haben kann. Zu den Fertigkeiten zählen unter anderem platzierbare Geschütztürme, Schutzschilde, Zeit-Raum-Blasen, Feuertornados und weitere spaßig ansehende Superkräfte.
Action
Der Schwierigkeitsgrad bzw. Anspruch von Outriders wird durch die 15 Weltstufen definiert. Je höher die gewählte Stufe desto mehr bzw. besseren Loot gibt es. Gleichzeitig werden aber auch die Gegner stärker. Man kann also selbst entscheiden, ob man lieber Low- oder High-Skill-Actiongameplay bevorzugt. Durch die beinahe erbarmungslose Aimbot-Präzision der Gegner auf den höheren Weltstufen, wird Aufmerksamkeit nochmal besonders benötigt. Übrigens: Wer schnell zum Endgame kommen möchte, kann dies ohne großen Nachteil auf niedrigeren Stufen schaffen. In der Kampagne bereist man 17 größere und optisch recht abwechslungsreiche Regionen, die durch einen Szenenwechsel verbunden sind. Fahren, fliegen oder schwimmen ist nicht möglich. Sowohl Kleidung als auch Waffen haben Mod-Slots, mit denen man recht früh am Anfang rumexperimentieren darf. Modifikationsarten bekommt man durch das Zerlegen der jeweiligen Gegenstandstypen. Mit abbau- und erfarmbaren Ressourcen wie Eisen, Leder und Splitter können Slotplätze selbst bestimmt werden. Wie viele Slots zur Verfügung stehen hängt auch mit der Seltenheit der Items ab. Modifikationen teilen sich in drei Ränge auf, mit unterschiedlich starken Effekten wie Fertigkeitsverlängerung, prozentuale Erhöhung des Waffenschadens oder auch ein Einfrieren der Gegner beim Nachladen.
Besonders viel Spaß macht der Titel im Endgame, beim Verbessern und Sammeln passenderer Beute. Der maximale Charakter-Level ist zwar schon mit 30 erreicht, auf höheren Weltstufen und dem Endgame-Spielmodus der Expeditionen geht der Loot-Level aktuell aber bis 50. Bei den Expeditionen gilt es, neue Level so schnell es geht zu beenden. Je nachdem, wie schnell das letztlich erledigt wurde, bekommt man nämlich unterschiedliche Bewertungen in Gold, Silber und Bronze und dementsprechende Loot-Drop-Chancen. Klingt eigentlich ganz gut, wären da nicht die nervigen Balancing-Probleme. Statt -zu- schwache Klassen wie den Verwüster zu buffen, werden lieber die anderen generft. Immerhin: Outriders lässt sich nach dem Prolog jederzeit gemeinsam spielen. Mit Anpassen der Weltstufe lässt sich die Schwierigkeit auch deutlich angenehm runter- oder hochskalieren. Einen Chat gibt es nicht, dafür aber eine Voice-Talk-Funktion. Cutscenes werden gemeinsam angesehen, können aber, wenn alle sich einig sind, auch übersprungen werden. Schade nur, dass man die erbeuteten Items nicht untereinander tauschen kann.
Technik
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist Outriders nicht gerade ein Vorzeigetitel in Sachen Polishing. Seit dem Launch kämpft der Titel mit wiederholten und nervigen Spielabstürzen. Ladehänger, Verbindungsabbrüche, verschwundene Quest-Belohnungen, unsterbliche oder nicht erreichbare Gegner, Mikroruckler usw. - die Liste ist fast endlos. Trotz verwendeter Unreal 4 Engine sieht der neuste Titel von Publisher Square Enix nur mittelmäßig aus. Vor allem im FullHD trübt heftige Unschärfe den grafischen Gesamteindruck sehr. Auch die Animationen und Gesichter sind nicht gerade „2021-Ready“. Die Musik wiederholt sich relativ oft, macht allerdings trotzdem Laune und passt stilistisch zum ganzen Action-Film-Feeling. Die Waffensounds sind weder sonderlich hörenswert, noch störend, viel mehr irgendwo im Mittelmaß-Feld. Das trifft auch auf die Vertonung zu.
Outriders wurde am 1. April für die PlayStation 4/5, die Xbox One/Series X/S, Google Stadia und den PC veröffentlicht. Das Third-Person-Spiel kostet 49,95 Euro.
Testvideo

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