Einleitung
Bereits Anfang Dezember haben wir die Xbox 360 Fassung des grandiosen RPGs Mass Effect getestet.
Nach einigen kleinen Verschiebungen hat Entwickler Bioware das Spiel auch für den PC umgesetzt und durch Publisher Electronic Arts Anfang Juni in den Handel gebracht.
Für die PC-Umsetzung versprechen die Programmierer schärfere Texturen und eine überarbeitete Steuerung.
Grund genug also für uns, das Gamepad gegen Maus und Tastatur zu tauschen, und die Abenteuer von Commander Shephard abermals zu erleben.
Erstellung eines Helden
Bevor wir mit Shephard unsere erste Quest bestreiten, müssen wir zunächst einmal unseren Helden bzw. unsere Heldin in bester Rollenspiel-Manier erstellen.
Wir können nicht nur das Geschlecht bestimmen, sondern auch das komplette Aussehen.
Selbst den Abstand zwischen den Augen könnt ihr in dem übersichtlichen Editor bestimmen.
Wem das alles etwas zu viel des Guten ist, der kann einfach einen fix vorgefertigten Commander nehmen.
Was uns das Spiel nicht abnimmt: die Wahl der Klasse unseres Charakters.
Anfänger empfehlen wir den Griff zum normalen Soldaten, da dieser mit sämtlichen Waffen umgehen kann.
Erfahrene Action-RPG-Gamer können hingegen gleich einen Blick auf die weniger kampferfahrenen Klassen wie dem Wächter oder dem Techniker werfen.
Diese können zwar nicht mit jeder gefundenen Knarre umgehen, besitzen dafür aber andere Fertigkeiten wie zum Beispiel mächtige Fernangriffe (Magier lässt grüßen).
Sobald man seinem Charakter ein passendes Aussehen verpasst und eine Klasse zugeordnet hat, geht es an die geschichtlichen Hintergründe.
Woher stammt unser Shephard und welche Schicksalsschläge musste er in jungen Jahren überstehen?
All diese Sachen haben einen starken Einfluss auf den Verlauf des Spieles.
Drei Elemente und massige Quests
Retter der Galaxie
Für all diejenigen die noch nichts von Mass Effect gehört haben und/oder unser Review zur Xbox 360-Version nicht gelesen haben, denen werden wir noch einmal die spannende Storylinie etwas näher bringen.
Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle von Commander Shephard, der, nach Erhalt eines Hilferufes, zum kolonisierten Planeten Eden Prime gesendet wird.
Dort angekommen gibt es nur eine kurze Verschnaufpause für uns, denn nur wenige Minuten nachdem wir auf der Erdoberfläche angekommen sind, nehmen wir den Kampf gegen fiese Aliens namens Geth auf.
Zu allem Überfluss verbündet sich ein geschätztes Mitglied des Geheimdienstes der Zitadelle, Saren, mit dem Feind.
Nur mit Mühe und Not können wir die Angreifer zurückschlagen und so die zahlreichen Menschen vor dem sicheren Tot schützen.
Das Ziel der Aktion war offenbar ein Sender einer ausgestorbenen Rasse, der sich auf Eden Prime befunden hat.
Natürlich stellen sich jetzt zahlreiche Fragen: was verbirgt sich hinter diesem Sender wirklich und was hat Saren vor?
Antworten auf diese Fragen suchen wir vergebens beim Rat der Zitadelle. Diese wollen es einfach nicht wahrhaben, dass der Specta (die Spezialeinheit der Zitadelle) Saren hinter dieser schrecklichen Tat steckt.
Erst nachdem wir einige Beweise für den Verrat von Saren vorweisen können, werden wir vom Rat in den Rang des Specta befördert.
Hört sich doch nach einem tollen Happy End an? Denkste! Denn das Abenteuer hat erst begonnen.
Nach wir vor ist nämlich Saren auf der Flucht vor der Zitadelle.
Um diesen Schurken und seine Verbündeten zur Strecke zu bringen reisen wir zu verschiedenen Planeten.
Dort angekommen kämpfen, forschen und sprechen wir uns durch zahlreiche Quests durch.
Massig Abwechslung
Bei Mass Effect handelt es sich zwar um Rollenspiel, was man aber angesichts der zahlreichen Ballereinlagen schon mal vergessen kann.
Die Actionsequenzen sorgen abseits der fantastisch gesprochenen NPC-Talks für eine angenehme Abwechslung.
Im Prinzip besteht das Spiel aus drei Elementen, die sich in folgenden Prozentsatz aufteilen: 60% Gespräche, 35% Action und 5% Aufwerten des Helden und der Teammitglieder.
Wie bei jedem RPG wird auch die Haupthandlung von Mass Effect durch Quests weitererzählt.
Diese bringen uns nicht nur an sehr ungewöhnliche Orte, sondern sorgen auch für einige unterhaltsame Stunden.
Mal kämpft man gegen mutierte Kolonisten (Resident Evil lässt grüßen!) und ein anderes Mal legt man sich mit dem Sicherheitsdienst einer Raumkolonie an.
Ihr übernehmt sogar in einigen Missionen das Steuer über ein Planetenfahrzeug.
Abseits der Hauptaufgaben gibt es natürlich auch zahlreiche Nebenquest, die, sofern man sie erledigt, neue Goodies und zusätzliche Erfahrungspunkte bringen.
Leider sind einige der Nebenmissionen weniger spannender ausgefallen, was wiederum den Spielspass etwas trübt.
Was aber viel schlimmer ist: Mass Effect kränkelt an einem ziemlich großen Balancing-Problem.
Schon in der Mitte des Spieles werdet ihr auf übermächtige Gegner treffen, die man nur erledigen kann, wenn man brav sämtliche oder zumindest einen Großteil der Nebenaufträge erfüllt hat.
Ob sich dieser Kritikpunkt mittels Patch/Update fixen lässt, bezweifeln wir…
Talk to me
Das Spiel plaudert gerne
Obwohl man bei Mass Effect viel Wert auf Action gelegt hat, wird man trotzdem die meiste Zeit mit Gesprächen mit den NPCs verbringen.
Bei jedem Talk kann man auf eine Palette von Multiple-Choice-Fragen/Antworten zurückgreifen.
Zudem müsst ihr euch in den Dialogen Unmengen von moralischen und ethischen Entscheidungen stellen, die den Verlauf der jeweiligen Quests und vor allem die Beziehung zwischen den Charakteren beeinflussen.
Dazu gehören auch die beiden Eigenschaften „vorbildlich" und „abtrünnig", die sich ähnlich wie "dunkel" und "hell" bei Knights of the Old Republic mit der Zeit aufbauen und neue Dialogoptionen ermöglichen.
Darüber hinaus stehen euch auch die Einschüchterungs- und Schmeichel-Fertigkeit zur Verfügung.
Natürlich könnt ihr auch diese Fertigkeiten im Laufe des Spieles verbessern.
Beeindruckend bei den unzähligen Gesprächen sind nicht nur die überzeugende Vertonung, sondern auch die Gesichtsanimationen des Gegenübers.
Immer an eurer Seite
Bereits zu Beginn des Spieles bekommt ihr ein Squad bestehend aus zwei Mitgliedern zur Unterstützung.
Im Laufe der zahlreichen Abenteuer schließen sich immer wieder neue Charaktere eurer Crew an.
Jeder der computergesteuerten Team-Members hat spezielle Fertigkeiten und Fähigkeiten.
Da ihr nur maximal zwei Personen gleichzeitig in eurem Squad haben könnt, solltet ihr diese mit Bedacht auswählen.
Wir empfehlen einen ausgewogenen Mix aus Kampf-, Biotik- und Tech-Stärke.
Wie sich das für ein gutes Rollenspiel gehört, steigt ihr ab einer gewissen Anzahl an Erfahrungspunkten (im Spiel als „XP“ bezeichnet) im Rang auf.
Dadurch erhöht sich nicht nur eure Kampfstärke, sondern auch die Anzahl der Lebenspunkte.
Zusätzlich könnt ihr, abhängig von der gewählten Klasse, Skillpunkte in verschiedene Fertigkeiten investieren.
Als Soldat könnt ihr so zum Beispiel eure Zielfertigkeit mit dem Scharfschützengewehr verbessern.
Zu erwähnen ist, dass ihr nicht nur euren Hauptcharakter, sondern auch Teammitglieder, die sich mit der Zeit um euch scharen, selbst von Hand weiterentwickeln könnt.
Wer dazu zu faul ist, kann das aber auch von der Automatik erledigen lassen.
Lasergewehr mit schicken Effekten
Wummen braucht der Held
In WoW findet man Zauberstäbe, Äxte und Schwerte - in Mass Effect hingegen neue Scharfschützengewehre, Pistolen und Maschinengewehre.
Die gefundenen bzw. erworbenen Wummen unterscheiden in Sachen „Schaden“, „Schüsse bis Hitzelimit“ und „Präzisionseinstufung“.
Darüber hinaus lassen sich sämtliche Waffen, selbst die Granaten, mit unzähligen Modifikationen und verschiedenen Munitionstypen upgraden.
Neben den schier unendlichen Waffentypen gibt es natürlich auch andere Gegenstände, die ihr zum Überleben benötigt.
Zum Beispiel einen schützenden Raumanzug, lebensauffrischende Medic-Kits und verbesserte Radarsysteme.
All diese Gegenständen findet ihr nicht nur im Laufe des Spieles, sondern könnt ihr auch bei Händlern käuflich erwerben.
Apropos finden: die meisten Goodies findet man in Kisten und Tresoren.
Meist sind diese verschlossen und müssen per Minispiel geöffnet werden. Alternativ könnt ihr auch das Universalgel, die einzige Ressource im Spiel, zum Aufknacken verwenden.
Das Universalgel dient nicht nur dazu, Schlösser zu öffnen, sondern auch zur Reparatur des Mako (etwas weiter oben genannte Landungsfahrzeug). Universalgel erhaltet ihr als Beute von Gegnern, aus Behältern oder durch das Zerlegen von Gegenständen in eurem Inventar.
Praktisch: man kann schon beim Einsammeln der Gegenstände entscheiden, ob diese ins Inventar wandern oder zu Gel umgewandelt werden sollen.
Schicke Effekte und passender Hintergrundsound
Grafisch gesehen ist Mass Effect zwar keine Wucht, überzeugt aber durch seine schicken Effekte und glaubwürdigen Animationen.
Vor allem die bunten Geschosse aus den unzähligen Waffen können sich, wie auch die reflektierenden Schutzschilde unserer Feinde und Freunde, sehen lassen.
Liebe zum Detail haben die Entwickler auch bei der Gestaltung der Charakter gezeigt, die allesamt aus der Star Wars Saga entsprungen sein könnten.
Angesichts dieser positiven Aspekte war es schon sehr schade, dass fast alle Innenräume von Gebäuden und Stationen arg detailarm und öde wirken.
Weniger begeistert waren wir auch von den oft sehr matschigen Texturen, die man auch bei sehr hohen Details ertragen muss.
Auch der Grafikbug der Schatten als Punkte darstellt hätte die sonst so ordentliche Qualitätsprüfung von Bioware nicht übersehen dürfen.
Beim Sound hingegen spielt das RPG seine vollen Stärken aus.
Mal abgesehen von der fantastisch gesprochenen Synchronisation waren wir auch vom stimmigen Hintergrundsound positiv angetan.
Dieser wurde -fast- perfekt auf das jeweilige Geschehen am Monitor abgestimmt.
Neuerungen und Kopierschutz
Hier noch eine kleine Liste sämtlicher Features, die man exklusiv für die PC-Umsetzung programmiert hat:
• an den PC angepasste und voll konfigurierbare Steuerung.
• Höhere Auflösung möglich.
• Run & Gun Control: Biotische Fähigkeiten können verschiedenen Tasten zugewiesen werden.
• Neues Minispiel.
• Neues Inventar und User Interface: Das überarbeitete Inventar erlaubt es schneller Waffen zu wechseln sowie die Ausrüstung zu modifizieren.
Was hingegen nicht gefixt worden ist: die dümmliche K.I. eurer Gegner und Squadmitglieder.
Kopierschutz - Freund sämtlicher Publisher und Feind vieler Spieler
Die Kopierschutzlösung, die in die PC-Version von Mass Effect implementiert wurde, basiert nicht länger auf einem CD-Key, sondern auf einer einmaligen Online-Authentifizierung.
Die Spiele werden für den jeweiligen PC authentifiziert, sobald die Software installiert und erstmalig gestartet wird. Vorteil: Die DVD muss nicht bei jedem Spiel im Laufwerk sein.
Bei dieser Online-Authentifizierung wird jedoch nur beim ersten Start des Spiels eine Verbindung zum Internet hergestellt.
Eine weitere Verbindung findet nur dann statt, wenn neue Spielinhalte heruntergeladen werden.
Außerdem werden keinerlei persönliche Informationen gesammelt.
Das System überprüft den gültigen CD-Key und weist dann die Aktivierung dem PC zu.
Angesichts der drastisch gestiegenen Anzahl an Raubkopien verstehen wir diese „Notbremse“ von Publisher Electronic Arts.
Wertung
„Mass Effect ist DAS Rollenspiel-Highlight 2008!
“
Auch auf dem PC macht Mass Effect eine mehr als gute Figur und zeigt eindrucksvoll, wie ein SiFi-RPG aussehen bzw. ablaufen muss.
Eine fantastische Storylinie, ein stimmiger Mix aus Action, Rätsel und grandios vertonten Gesprächen machen das Spiel zum Vorzeigetitel.
Ein zusätzliches Lob muss man Entwicklerteam Bioware für die gelungene Portierung aussprechen.
Vor allem hinsichtlich der Maus/Tastatur-optimierten Steuerung und dem überarbeiteten Interface haben die Programmierer ganze Arbeit geleistet.
Etwas ärgerlich finden wir nur, dass man im Zuge der PC-Umsetzung die bereits aus der Xbox 360-Version bekannten Kritikpunkte, wie zum Beispiel die dümmliche K.I. und das Balancing-Problem, nicht ausgemerzt hat.
Schiebt man diese -kleinen- Mankos einmal bei Seite, dann kann man zu Recht behaupten, dass Mass Effect eines der besten RPGs der letzten Jahre ist.
Richtig gut
- fantastische Effekte
- glaubhafte Animationen
- schick detallierte Modells
- stimmiger Hintergrundsound
- grandiose Sprachausgabe
- Steuerung gegenüber Xbox 360 Version deutlich einfacher
- übersichtliches Interface inkl. Schnellwahlslots
- spannend bis zum Ende
- perfekter Mix aus Action, Gesprächen und Rätseln
- lange Spielzeit
- kurze "Ladezeiten"
Verbesserungswürdig
- nach wie vor teils strohdumme Kollegen/Gegner-K.I.
- langweiliges Planetenerforschen
- Ortschaften ähneln sich stark
- einige Neben-Quests sehr öde
- gegen Mitte des Spieles großes Balancing-Problem
- teils matschige Texturen
- kann nur drei Mal via Internet aktiviert werden
- fummelige Steuerung beim Fahrzeug
Anforderungen
Getestet für
Minimum-Anforderungen:
Prozessor: 2,4 GHz
Arbeitsspeicher: 1024 MB-Ram
Grafikkarte: 256 MB mit Shader 3.0-Support
Festplatte: 15,0 GB
Betriebssystem: Windows XP/Vista
Sound: Soundkarte
Sonstiges: Maus, Tastatur, Gamepad, DVD-Laufwerk und ISDN-Verbindung oder schneller
Testsystem:
• Mainboard: ASUS Striker II Extreme nForce790i Ultra SLI| Sockel: 775 |Bios: s2e0504
• Prozessor: Intel Core 2 Extreme QX9650, 4 x 3,0GHz@4,0 GHz
• Wärmeleitpaste: Arctic Cooling MX-2
• Arbeitsspeicher: Corsair DDR3 1333 MHz (2x2 GB)
• Grafikkarte: SLI - 2x Zotac GeForce GTX 280
• Monitor: HP w2408h
• CPU-Cooling: OCZ Vendetta 2
• Netzteil: Thermaltake Toughpower 1200W Cable Management
• Sound Creative SB X-Fi Titanium Fatal1ty Professional Series + Teufel Motiv 5
• Festplatten: 2x Western Digital Raptor X 150 GB (10.000 RPM; 32 MB Cache) Raid 0
• Gehäuse: Thermaltake Xaser VI
• Gehäuseventilation: Front: 1x 140 mm; Rear: 1x 120 mm; Top: 1x 140 mm
• Laufwerke: Plextor DVD-Dual Layer Writer und LG DVD-Rom
• Betriebssystem: Windows Vista Ultimate 64bit - Service Pack 1
• Eingabegeräte: Logitech UltraX Media Keyboard und Razer Lachesis
• Software/Testgeräte: Memtest86, Futuremark 06, Speedfan, Everest Ultimate 2007, db-Meter, Multimeter, Kama Thermo
• Zimmertemperatur: ca. 21°C
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.
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