Intel Core i9-7900X - Test/Review
In den letzten Jahren dominierte Intel den Prozessormarkt fast zur Gänze. Doch seit ein paar Monaten wirbelt AMD mit den neuen Ryzen CPUs den Markt ordentlich durch.
Von Christoph Miklos am 16.08.2017 - 03:06 Uhr

Fakten

Hersteller

Intel

Release

Ende Juni 2017

Produkt

Prozessor

Preis

ab 937,83 Euro

Webseite

Media (7)

Einleitung & Datenblatt

Einleitung
In den letzten Jahren dominierte Intel den Prozessormarkt fast zur Gänze. Doch seit ein paar Monaten wirbelt AMD mit den neuen Ryzen CPUs den Markt ordentlich durch. Mit den neuen Core i9 Modellen möchte der „blaue Riese“ den Ryzen-Erfolg stoppen. Ob das gelungen ist? Wir haben den neuen Intel Core i9-7900X auf den Prüfstand geschickt. Anmerkung der Redaktion
Leider konnte uns Intel Deutschland auch nach mehrmaligem Nachfragen kein Testmuster vom Core i9-7900X zukommen lassen. Daher mussten wir uns einen von unserem Partnershop Caseking organisieren.
Über Intel
Intel Corporation (Integrated electronics) ist ein US-amerikanischer Halbleiterhersteller mit Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien. Er wurde 1968 von Mitarbeitern des Unternehmens Fairchild Semiconductor gegründet. Intel ist vor allem für PC-Mikroprozessoren bekannt, bei denen das Unternehmen weltweit einen Marktanteil von ungefähr 80 % hält. Außerdem produziert Intel diverse weitere Arten von Mikrochips für Computer, zum Beispiel Chipsätze für Mainboards („Intel ICH“, „Intel GMA“), WLAN und Netzwerkkarten sowie Embedded CPUs und Flash-Speicher.
Datenblatt
• Codename: Skylake-X • Architektur: Skylake • Kerne: 10 • Threads: 20 • Basistakt: 3.30GHz • Turbotakt: 4.30GHz • TDP: 140W • Fertigung: 14nm • Interface: DMI 3.0, 8GT/s • L2-Cache: 10MB (10x 1MB) • L3-Cache: 13.75MB • PCIe-Lanes: 44x (PCIe 3.0), N/A (PCIe 2.0) • Speicher max.: 128GB • Speichercontroller: Quad Channel PC4-21300U (DDR4-2666) • Speicherbandbreite: 85.3GB/s • Stepping: U0 • Einführung: 2017/Q2 • Segment: Desktop • Sockel: 2066 (LGA) • Multiprozessortauglichkeit: N/A • Heatspreader-Kontaktmittel: Wärmeleitpaste • IGP: N/A • IGP-Shader: N/A • IGP-Takt: N/A • IGP-Interface: N/A • IGP-Rechenleistung: N/A • IGP-Speicher max.: N/A • IGP-Features: N/A • CPU-Features: Intel Optane Support, Turbo Boost 2.0, Turbo Boost Max 3.0 (4.50GHz), Multithreading (Hyper-Threading), VT-x, VT-d, Intel 64, SSE4.1, SSE4.2, AVX, AVX2, AVX-512 (1x FMA), EIST, AES-NI, XD Bit, Multiplikator frei wählbar
Preis: 940 Euro (Stand: 16.08.2017)
Testplattform für Intel Core i9-7900X
• Mainboard: ASUS ROG Strix X299-E Gaming • Arbeitsspeicher: Crucial Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: be quiet! Silent Loop 360mm • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 Ti • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home
Testplattform für Intel Core i7 6950X
• Mainboard: ASUS ROG Strix X99 Gaming • Arbeitsspeicher: Crucial Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: be quiet! Silent Loop 360mm • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 Ti • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home
Testplattform für AMD Ryzen 7 1800X
• Mainboard: ASUS Prime X370-Pro • Arbeitsspeicher: Crucial Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: be quiet! Silent Loop 360mm • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 Ti • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home
Testplattform für Intel Core i7 7700K
• Mainboard: ASUS ROG Maximus IX Formula • Arbeitsspeicher: Crucial Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: be quiet! Silent Loop 360mm • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 Ti • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home

Skylake-X im Detail

Skylake-X unterscheidet sich vom Vorgänger Broadwell-E durch ein paar wesentliche Aspekte. Zum Beispiel unterstützt SLX die AVX-512-Instruktionen vollständig, punktet mit einer höheren Pro-Core-Performance und bietet einen offiziellen Quad-Channel-DDR4-2667-Support. Zudem kommen die Skylake-X-Modelle mit bis zu 44 PCIe-Lanes, statt bislang bis zu 40 PCIe-Lanes. Die größten Unterschiede bestehen in der Cache-Architektur, denn hier hat Intel im Vergleich zu Broadwell-E die Zuordnung zu jedem Prozessorkern geändert und weiterhin auch die Größe des L3-Caches angepasst. Statt nur 256 kb L2-Cache pro Prozessorkern bei Broadwell-E besitzt der Skylake-X nun 1 MB pro Core. Dafür „schrumpft“ im Vergleich der L3-Cache, der bei Broadwell-E noch 2,5 MB pro Core groß war, bei Skylake-X nur noch 1,375 MB / Core. Bei Skylake-X musste sich Intel auch, aufgrund der hohen Anzahl an Kernen, Gedanken über den Ring-Bus machen. Werden zu viele Daten von den Kernen ausgetauscht, entsteht hier ein Bottleneck. Insofern hat man statt eines Ring-Busses bei den Skylake-X-Prozessoren auf ein Mesh-Interface gesetzt.

Intel X299 im Detail

Beim „neuen“ X299-Chipsatz handelt es sich im Prinzip nur um den Z270-Chipsatz mit anderem Sockel. Beide Modelle sind technisch identisch und besitzen auch dieselbe Anzahl an verfügbaren PCIe-Lanes, die angebunden werden können. So kann der Hersteller eine beliebige Anzahl an SATA-Ports und 3.0 USB-Ports verwenden und den Rest der PCIe-Schnittstellen für Erweiterungsslots oder weitere Controller verwenden. Auch das DMI-3.0-Interface und die integrierte Gigabit-Ethernet-Schnittstelle sind unverändert. Immerhin: X299-Boards bieten in Kombination mit einem Skylake-X-Prozessor 44 PCIe-Lanes. Demnach sind nun Multi-GPU-Lösungen mit jeweils 16 PCIe-Lanes pro Grafikkarte möglich. Ebenfalls neu ist „VROC“ (Virtual RAID over CPU). VROC stellt eine bessere Lösung als Software-RAID dar, da es direkt auf CPU-Ebene ausgeführt wird und somit eine etwas bessere Performance bieten soll. VROC ist speziell für PCI-Express-basierte SSDs designed und kann daher mit M.2- oder anderen PCIe-SSDs verwendet werden. Standardmäßig steht allerdings nur RAID 0 zur Verfügung. Möchte man RAID 1 oder RAID 5 verwenden, muss man Hardware-Dongles kaufen, sogenannte RAID-Keys. Ein Schlüssel für RAID 1 kostet hier 99 USD, für RAID 5 verlangt man bis zu 249 USD.

Benchmarks

Intel Core i9-7900X - Photoshop CC 2017
Fotobearbeitung - weniger ist besser
Intel Core i7 7700K
99 Sek.
AMD Ryzen 7 1800X
74 Sek.
Intel Core i7 6950X
64 Sek.
Intel Core i9-7900X
58 Sek.

Intel Core i9-7900X - Premiere Pro 2017
4K Video Rendering - weniger ist besser
Intel Core i7 7700K
200 Sek.
AMD Ryzen 7 1800X
161 Sek.
Intel Core i7 6950X
130 Sek.
Intel Core i9-7900X
120 Sek.

Intel Core i9-7900X - Cinebench 15 #1
Multi Threaded - mehr ist besser
Intel Core i9-7900X
2189 Pkt.
Intel Core i7 6950X
1867 Pkt.
AMD Ryzen 7 1800X
1631 Pkt.
Intel Core i7 7700K
975 Pkt.

Intel Core i9-7900X - Cinebench 15 #2
Single Threaded - mehr ist besser
Intel Core i9-7900X
190 Pkt.
Intel Core i7 7700K
190 Pkt.
Intel Core i7 6950X
165 Pkt.
AMD Ryzen 7 1800X
162 Pkt.

Intel Core i9-7900X - Blender 2.78c
weniger ist besser
Intel Core i7 7700K
105 Sek.
AMD Ryzen 7 1800X
73 Sek.
Intel Core i7 6950X
58 Sek.
Intel Core i9-7900X
52 Sek.

Intel Core i9-7900X - WinRAR
2 GB packen - weniger ist besser
Intel Core i7 7700K
75 Sek.
AMD Ryzen 7 1800X
63 Sek.
Intel Core i9-7900X
37 Sek.
Intel Core i7 6950X
32 Sek.

Intel Core i9-7900X - 7-Zip
2 GB packen - weniger ist besser
AMD Ryzen 7 1800X
116 Sek.
Intel Core i7 7700K
110 Sek.
Intel Core i7 6950X
51 Sek.
Intel Core i9-7900X
51 Sek.

Der Intel Core i9-7900X setzt sich fast immer an die Spitze unserer Benchmarks.

Spiele-Benchmarks

Intel Core i9-7900X - Spiele #1
1.920 × 1.080 - max. Details + AA - mehr ist besser
Intel Core i7 7700K
126 FPS
Intel Core i7 6950X
125 FPS
Intel Core i9-7900X
124 FPS
AMD Ryzen 7 1800X
120 FPS

Intel Core i9-7900X - Spiele #2
3.840 × 2.160 - max. Details + AA - mehr ist besser
Intel Core i9-7900X
50 FPS
Intel Core i7 6950X
50 FPS
AMD Ryzen 7 1800X
50 FPS
Intel Core i7 7700K
50 FPS

In Spielen muss sich der neue Intel Core i9-7900X gegen die alte, hauseigene Konkurrenz geschlagen geben.

Leistungsaufnahme

Intel Core i9-7900X - Leistungsaufnahme
Stromverbrauch CPU - weniger ist besser
Intel Core i9-7900X
40 Watt
Intel Core i7 6950X
40 Watt
AMD Ryzen 7 1800X
38 Watt
Intel Core i7 7700K
35 Watt

Die enorme Leistung wird mittels hoher Leistungsaufnahme „erkauft“.

Temperaturen

Intel Core i9-7900X - Temperaturen
Load (Cinebench) - weniger ist besser
Intel Core i9-7900X
83 °C
Intel Core i7 7700K
80 °C
Intel Core i7 6950X
59 °C
AMD Ryzen 7 1800X
50 °C

Selbst mit einer potenten AiO-Wasserkühlung kann man den neuen Intel Core i9-7900X nur bedingt gut kühlen. Overclocking-Experimente sind demnach mit Luftkühlern nicht bzw. nur sehr schwer möglich. Ein Grund für die hohe Wärmeentwicklung: Intel verwendet zwischen Chip und Heatspreader eine arg billige Wärmeleitpaste.

Fazit

Christoph meint: Intel greift zur Brechstange gegen AMD!

Intel dominiert mit dem neuen Core i9-7900X weiterhin unsere Nicht-Spiele-Benchmarks. Doch diese enorme Leistung „erkauft“ sich der Hersteller über eine sehr hohe TDP. Der neue 10-Kerner verbraucht unter Last knapp über 220 Watt - das sind gut 60 Watt mehr als der Vorgänger (Intel Core i7 6950X) und der AMD Ryzen 7 1800X. Darüber hinaus lässt sich die neue Intel CPU nur schwer übertakten, da selbst potente AiO-Wasserkühlungen schnell an ihre Grenzen kommen (miese Wärmeleitpaste sei Dank…). Einzig die neue X299-Plattform weiß mit ihren Features zu gefallen. Zusammengefasst enttäuscht das aktuelle Skylake-X-Flaggschiff. Besitzer einer Intel Core i7 6950X können bedenkenlos auf ein Upgrade verzichten und eventuell mit dem neuen AMD Threadripper (Test in Kürze bei uns) liebäugeln.

Richtig gut
  • sehr hohe Leistung
  • moderne X299-Plattform
  • in Zukunft mit bis zu 18 nativen Kernen
Verbesserungswürdig
  • teuer
  • hohe Kosten für neue X299-Plattform
  • in Spielen langsamer als der Vorgänger
  • hoher Stromverbrauch
  • hohe Wärmeentwicklung (kaum Luft für Overclocking)
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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