FIFA 22 - Test/Review
Jedes Jahr das gleiche Spiel?
Von Timm Woita am 25.10.2021 - 11:08 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

Switch Lite

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

Switch

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Electronic Arts

Entwickler

Electronic Arts

Release

01.10 2021

Genre

Sportspiel

Typ

Vollversion

Pegi

3

Webseite

Media (13)

Hyper, Hyper!

Jedes Jahr das gleiche Spiel? Dem können wir auch dieses Jahr wieder auf den Grund gehen, wenn wir uns FIFA 22 angucken. Haben wir es diesmal mit der PS5- und Xbox Series X-Version mit einem wirklichen Next-Gen-Titel zu tun? Oder ist es nur wieder eine Art von Legacy Edition, in der nur die Teams ein Update erhalten und sonst alles beim Alten bleibt? Um Antworten zu finden, habe ich mich mit der PS5-Version auseinandergesetzt.
Next-Gen Power
Während FIFA 21 im letzten Jahr nur ein leichtes grafisches Update auf den Next-Gen Konsolen in petto hatte, haben wir es dieses Jahr wirklich merkbar mit einer Next-Gen-Variante der beliebten Fußballsimulation zu tun. Fangen wir mit dem Karrieremodus an! Hier können wir uns wahlweise mit einem Manager in die Teamgeschicke unserer Lieblingsmannschaft stürzen, Aufstellungen bearbeiten, neue Transfers an Land ziehen und uns um neue Talente bemühen. Gleichzeitig sollten wir dabei aber die Vorgaben unseres Vorstands im Auge behalten, die Laune unserer Stars hochhalten und müssen uns den kritischen Fragen der Reporter stellen. Diese Fragen werden mittlerweile in schönen Zwischensequenzen dargestellt und wir können unsere Meinung zu dem Spiel oder der Leistung eines bestimmten Spielers mit der NPC-Öffentlichkeit teilen. Mit den Auswahlmöglichkeiten loben wir Spieler wahlweise oder geben ihm eine digitale Schelle für seine schlechte Leistung. Das ganze sorgt für eine schöne Atmosphäre, auch wenn sich die Reporter gefühlt auf immer den gleichen Spieler einschießen, welcher wohl schlecht gespielt hat. In meinem Fall hat Thorgan Hazard immer wieder die Kritik von außen abbekommen. Spieler melden sich übrigens auch bei uns als Trainer, sollten sie sich ungerecht behandelt fühlen. Das reicht von der Frage nach mehr Spielzeit bis zu der Anfrage auf die Transferliste gesetzt zu werden. Das ist ebenfalls ein Pluspunkt in Sachen Realismus und Atmosphäre des Trainer-/Manager-Daseins. Das große Problem bei all dieser tollen Atmosphäre ist, dass es leider keine wirkliche Weiterentwicklung ist. Das gleiche hatten wir in FIFA 21 bereits, nur in leicht abgespeckter Form. Also muss sich FIFA 22 auch den Vorwurf gefallen lassen, dass wieder einmal eine gewisse Stagnation im Karrieremodus besteht. Der andere Part der Karriere ist dann einen bestehenden Star zu spielen oder einen eigenen Spieler zu erstellen, den wir dann zum Star machen. Die realen Spieler können leider, wie im Vorjahr, nicht weiterentwickelt werden, ganz im Gegensatz zu einem neuen Athleten. Hierfür können wir einen Talentbaum nutzen und ihm mehrere Perks geben, die sich dann im Laufe eines Spiels unter bestimmten Bedingungen erfüllen und kurzzeitige Boni verschafft. Auch der Volta Modus ist wieder integriert, mit diesem habe ich mich aber kaum beschäftigt, obwohl ich den Volta Modus in FIFA 21 als angenehme Abwechslung für zwischendurch empfand. Und zusätzlich ist natürlich dieser eine legendäre Modus enthalten: FIFA Ultimate Team. Der ultimative Cashcow-Modus. Der Modus, dem EA jedes Jahr gefühlt immer mehr Aufmerksamkeit zukommen lässt. Der kleine aber feine Modus für alle Pay-to-Win-Ambitionisten. Das Sammelkarten-Spiel der FIFA-Reihe ist auch dieses Jahr wieder im großen Stil vertreten und hat ein paar Neuerungen in petto. Da wären zum einen die neuen Alt Stars, auch genannt Icons. Zum Beispiel sind dieses Jahr Wayne Rooney oder auch Iker Casillas neu dazugekommen. Aber auch die neuen Choreos und die neuen Checkpoints bei den Rivals sind zu nennen. Alles in allem ist jedoch zu sagen, dass FUT gleich geblieben ist, obschon ich das Matchmaking als angenehmer empfand.
Hyper-wasss?
Kommen wir jetzt erstmal auf die Technik zu sprechen. Hier ist neben der Frostbite Engine die neue Hypermotion-Technologie im Einsatz. Was sich zuerst anhört, wie eine neue Idee von Elon Musk, ist im Grunde das Next-Gen Update von EA. Um Bewegungen flüssiger und besser darstellen zu können, sind in einem 11vs11-Spiel Profifussballer in kompletten Motion Capturing-Anzügen angetreten, um damit Unmengen an realen Bewegungsdaten zu sammeln und ins Spiel Implementieren zu können. Verarbeitet wird das ganze dann von einem Machine Learning Algorithmus, der aus mehr als 8,7 Millionen Frames Motion Capture-Material in Echtzeit neue Animationen schreibt. Dazu gehören die Spielerbewegungen, aber auch die Bewegungen der ganzen Mannschaft in bestimmten Spielsituationen. Das Aufrücken während eines Angriffs oder das Zurückfallen beim Ballverlust, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dies boostet natürlich auch die KI, welche im Angriff sechsmal mehr Entscheidungen pro Sekunde treffen kann, um entweder in entstandene Räume zu sprinten oder besser auf freie Bälle zu reagieren. Aber diese Technologie soll die Spieler auch menschlicher machen indem sie reden, sich Anweisungen geben oder auf freie Räume zeigen. So viel erstmal zur trockenen technologischen Seite von FIFA 22, denn die Frage, ob sich all diese trockenen Zahlen gelohnt haben und wirklich merkbar in einem Spiel sind, werden wir jetzt beleuchten. Die Antwort ist ganz einfach: JA. Der Schritt nach vorne ist definitiv spürbar. FIFA 22 ist ein wenig entschleunigt. Die Defensive leistet sich dieses Jahr wesentlich weniger grobe Schnitzer und verhält sich in meinen Augen realistischer. Ein Bein, welches gerade noch in einen Schuss geworfen wird, das Zerren an einem vorbeisprintenden Gegenspieler oder auch das Schließen von offenen Räumen, ohne dass ich als Spieler es übernehmen muss, ist merkbar. Aber auch durch die neuen Animationen, die sichtbaren Zwischenschritte während eines Dribblings und die Bewegungen bei Tricks. Vieles spielt auf einem anderen Niveau als der Vorgänger. Insgesamt spielt sich FIFA 22 besser und dynamischer. Natürlich ist das alles auch nicht ohne Makel, schnelle Spieler auf den Außenpositionen können noch zu leicht durchbrechen und auch Fernschüsse sind dieses Jahr eine wahre Macht, aber gerade dann wird auch sichtlich, dass die Zweikämpfe intensiver und körperbetonter sind. Dann wäre da noch die Grafik. FIFA 22 kommt einfach nicht an ein NBA 2K22 ran, das absolut geniale Gesichtern oder den Schweißrinnsal auf der Stirn eines Spielers mitbringt. Aber FIFA 22 macht eine sehr gute Figur. Die Gesichter sind realistisch nachempfunden, Tattoos sind scharf dargestellt und die Trikots sind ebenfalls prima designt. In den Wiederholungen oder den Torjubel-Animationen sieht man die Bewegung in den Haaren und den glücklichen Gesichtsausdruck des Spieler. Die Bewegungen sind butterweich und zeigen keine Anzeichen, dass sie auch nur ein wenig abgehackt sind. Die Atmosphäre mit den singenden und schreienden Anhängern und den Choreographien boosten das ganze dann zu einem feinen Gesamtpaket. Negativ sind mir leider wieder die deutschen Kommentatoren aufgefallen, diese ertrage ich aber grundsätzlich nur zwei Spiele, um dann ins englische Kommentatoren-Team zu wechseln, um bessere Gespräche zu hören. Auch der Soundtrack ist wieder über jeden Zweifel erhaben und es macht Spaß, einfach mal die Lieder nur so zu hören. Alles in allem ist dieses FIFA die wirkliche Next-Gen-Version, aber mit einem erneuten üblen Beigeschmack.
Jedes Jahr erneut
Eine kurze Anekdote: Jedes Jahr kommt ein neuer Vertreter einer gewissen Spielereihe raus. Jedes Jahr schreibe ich im Endeffekt das gleiche in einem Teil meiner Testberichte zu NBA 2K oder zu FIFA. Ist es bei NBA 2K der Zwang, Echtgeld sogar in die normale Karriere stecken zu müssen, um den sonst extrem harten Grind ein wenig zu vereinfachen und konkurrenzfähig im Singleplayer-Karriere-Modus und Online-Modus zu ein, so ist es bei FIFA die sogenannte Legacy Variante, auch wenn dieser Titel seit der Nintendo Wii nicht mehr verwendet wird. Diese Legacy Versionen waren damals im Endeffekt Kaderupdates und das war es auch schon. Dieses Schicksal trifft dieses Jahr in großen Teilen die Communitys der PS4-, Xbox One UND der PC-Spieler. Denn die genannten Verbesserungen sind in keiner Version enthalten. Verkauft wird das ganze aber trotzdem als Vollpreistitel. Gerade PC-Spieler sollten sich ärgern, da FIFA auf dem PC nicht gerade eine grafische Pracht ist. Die Begründung zu dieser Entscheidung ist allerdings die Blutgrätsche für PC-Spieler, da EA erklärte, dass die Implementierung der Hypermotion-Technologie und des Immersive Match Day-Features die Mindestanforderungen erhöht hätten und damit viele Leute ihre PCs hätten upgraden müssen. Deshalb habe man davon abgesehen, um die PC-Community nicht zu spalten. Sorry EA, ich spiele gerne FIFA, aber das empfinde ich als absolutes No-Go. FIFA 22 ist seit dem 01.10.2021 für Xbox One, Xbox Series X/S, PlayStation 4/5, PC, Nintendo Switch, Stadia ab 34,90 Euro im Handel erhältlich.

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