Der Multiplayer
Gewohnte Kost
Hand aufs Herz: Auch Battlefield 4 wird man in erster Linie wegen dem Multiplayer-Part kaufen. Anders als die Call of Duty-Reihe liegt Battlefields Ursprung im Multiplayer-Modus. Die mittlerweile zehnjährige Erfahrung in der Konzeption riesiger Online-Gefechte fällt in DICE neuestem Schlachtfeld-Simulator sofort ins Auge. Über die weitläufigen Maps heizen Jets und Helikopter, während die rechte Flanke unter heftigem Beschuss Deckung hinter Sandsäcken sucht: Virtueller Krieg vom Feinsten. Als Einzelkämpfer kommt man in Battlefield 4 nicht weit - nur im Team kann man gewinnen. Bereits bei der Wahl der Soldatenklasse (Sturmsoldat, Pionier, Aufklärer und Unterstützer) grenzt man die persönliche Mission ein. Während Sturmsoldaten an vorderster Front kämpfen und Medi-Packs verteilen, verstecken sich die Aufklärer mit dem Scharfschützengewehr und räumen den Weg für Sturmtruppen frei. Unterstützer sorgen dagegen für frische Munition. Wie so oft, macht es die Mischung. Die besten Teams verfügen über ausreichend Mitglieder aller Klassen - persönliche Präferenzen werden hinten angestellt. Das Balancing der Klassen ist sehr gut: Jeder Spieler ist wertvoll und trägt bestenfalls zum Sieg bei.
Ebenfalls erfreulich: Auf Xbox One und Playstation 4 spielen nun 64 Spieler zusammen, wie am PC. Auf riesigen Conquest Large Karten macht das richtig Freude. Bislang waren es auf Konsolen bis zu 24 Spieler, für den Nahkampf-DLC Close Quarters reduzierte EA die Servergröße sogar auf 16 Spieler. Dass man sich nun in einem „richtigen“ Battlefield austoben kann, ist der Hit.
Mehr Waffen und Upgrades
Das schwedische Entwicklerteam hat das Loadout-System komplett überarbeitet. Während es in Battlefield 3 nur ein Messer plus eine Variante für zahlende Premium-Mitglieder gab, stehen nun neun Stück zur Auswahl. Sie unterscheiden sich zwar nur optisch, geben aber ein Gefühl von Freiheit. Mehr Auswirkungen auf das Gameplay hat da schon die neue Vielzahl an Waffen-Kombinationen. Allein sieben unterschiedliche Raketenwerfer gibt es. Die einen sind effektiv auf kurze Distanzen, die anderen auf weite. Die neue, verkürzte MBT LAW sucht ihr Ziel sogar selbstständig, sobald man sie abschießt - ohne dass man vorher ein Ziel locken muss. Selbst Pistolen kann man erweitern. Wie auf die großen Gewehre kann man Zielhilfen, Schalldämpfer und Taschenlampen dranhängen. Eine der coolsten neuen Gadgets ist die Kombination aus Laserstrahl und Taschenlampe. Wer das Accessoire an den Gewehrlauf hängt, kann zwischen den Funktionen wechseln. Gerade auf Maps mit unterschiedlichen Terrains lohnt sich das. Innen nutzt man die Taschenlampe, außen den Laserstrahl. Klug stellt sich DICE bei den Fahrzeugen an. Die haben nun alle von Anfang an Raketen-Abwehrsysteme.
Levolution
Die Karten in Battlefield 4 passen sich an. Levolution nennt Entwicklerteam DICE das. Dahinter verbirgt sich, was die Frostbite Engine schon seit Jahren macht: Spieler können Karten beeinflussen. Wer mit Panzern, Granatwerfern oder C4 Wände in die
Luft jagt, kann ein ganzes Gebäude in Schutt und Asche legen. Das wurde nun auf speziell geskriptete Momente ausgeweitet. In Siege of Shanghai sprengt man auf Knopfdruck einen Wolkenkratzer in die Luft, in Lancang Dam einen Staudamm, in Operation Locker einen Wachturm und in Zavod 311 einen Industrie-Schornstein. Aber: Die Auswirkungen der Levolution-Elemente sind zu gering, zu absehbar, zu schlicht, um die Kräfteverhältnisse auf den jeweiligen Karten tatsächlich zu Gunsten und Ungunsten der streitenden Parteien zu verändern. Mit anderen Worten: Levolution ist in seiner spielerischen Dimension weder bedeutend, noch flexibel genug, um der von DICE gerührten Werbetrommel gerecht zu werden.
Feinschliff und neue Modi
Auch wenn DICE nicht viel an der Spielmechanik geschraubt hat, ein paar Ecken haben die Entwickler doch ausgebessert. Wer nun unter Feuer steht, verzieht das eigene Gewehr viel schneller. Ebenfalls neu sind die beiden Gameplay-Modi „Obliteration“ und „Defuse“. Obliteration ist ein weiterer zielorientierter Spielmodus, in dem beide Fraktionen eine Bombe aufsammeln und dann in die Basis der Gegner bringen müssen. Defuse erinnert an Counter-Strike. Auch hier geht es um eine Bombe, die Teams sind jedoch in feste Angreifer und Verteidiger aufgeteilt. Der Clou: Wer stirbt darf nicht mehr spawnen.
Leider taugen die insgesamt zehn verfügbaren Maps nicht für alle Modi gleich gut. Mal sind die Flaschenhälse zu eng, als dass zum Beispiel Rush wirklich Freude macht (Sturm auf Paracel), Mal sind die Karten schlicht zu groß für Obliteration oder Deathmatches (Golmud-Bahn). Aber insgesamt muss man DICE bescheinigen, dass sie hier wirklich ein Glanzstück abgeliefert haben - natürlich kann man immer nach „Mehr“ schreien, aber hinsichtlich der Maps und Modi wird solide Kost für Veteranen und Neulinge geboten - zudem ist der Titel ja gerade erst erschienen und die ersten Erweiterungen stehen am Horizont.
Motivation
Ein großer Motivationsschub im Mehrspieler ist das Belohnungssystem. Für siegreiche Partien, abgeschossene Gegner, Wiederbelebungen, Heilungen usw. hagelt es Erfahrungspunkte. Nach und nach schaltet man so neue Waffen und Upgrades frei. Darüber hinaus bekommt man für fast für jede Aktivität eine Auszeichnung verliehen - sogar dafür, wenn die eigenen Leute bei einem spawnen.
Der Commander kehrt zurück
Seit Battlefield 2 vermissen ihn Fans, nun kehrt er (endlich!) zurück: Der Commander-Modus. Auf einer Übersichtskarte steuern zwei zusätzliche Spieler, die keine
Soldatenslots auf dem Server einnehmen, Squads durch Befehle. Sie choreographieren die Materialschlacht am Boden, verteilen Nachschub, markieren Feinde und bekommen Punkte, wenn das Team macht, was man ihnen befiehlt. Auf Konsolen macht das aber noch nicht zu viel Laune. Die Steuerung per Controller ist behäbig, sie scheint ganz gezielt für Tablets gemacht worden zu sein. Die Commander-App für Smartphones und Tablets kommt jedoch erst zum Start der Next-Gen heraus. Wer schon jetzt auf Xbox 360 und PS3 zocken will, hat das Nachsehen.
Startschwierigkeiten
Die ersten Multiplayer-Partien in Battlefield 4 hinterließen einen faden Beigeschmack in der Redaktion: Zum Alltag gehörten Soundaussetzer, Freezes, Abstürze, Lags und Rubberbanding. Einige dieser Bugs konnte das Entwicklerteam bereits erfolgreich ausmerzen, doch das Problem mit dem fehleranfälligen Netzwerkcode (verantwortlich für die Lags und das extrem nervige Rubberbanding) bleibt bis zum heutigen Tag bestehen. Nun mögen das alles Kinderkrankheiten sein. Dass Bugs und Performance-Engpässe leider bei Triple-A-Releases zur Regel gehören, ist eine alte Leier. Die Startprobleme sind ärgerlich, aber in ein, zwei Wochen erwartungsgemäß kein Thema mehr. Dennoch hätte das nicht sein müssen.
Unser Testvideo zum Multiplayer
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