Besser als Rome 2?
Schon wieder ein neues Total War? Von bösen Zungen schon vor Release als Standalone-DLC, als bitterböse Abzocke ohne nennenswerten Kaufgrund und als lächerlicher Abklatsch von Vorgänger Rome 2 verschrien, wagt Total War: Attila mit seinen wilden Horden den Großangriff auf Rom. Aber lohnt sich der Kauf wirklich?
Über den Zenit hinaus
Während Rome 2 sich dem Aufstieg Roms annahm, kämpft Attila sich durch eine andere Epoche der Geschichte. Zwar bleibt Rom ein, wenn nicht sogar das Weltreich jener Zeit, doch nun können wir den Fall des Giganten beobachten. Die Stimmung in Attila ist angeschlagen. Die Welt ist im Umbruch, die wilden Horden kommen von Osten her, Westrom kämpft mit den Stämmen, die Nordmänner fallen ins Land ein, alles ist in Bewegung, alles verändert sich und genau diese Stimmung bemerkt man auch im Spiel. Vor allem natürlich, wenn wir West- oder Ostrom spielen und direkt mit dem Verfall, der Korruption und den übermächtigen Horden konfrontiert werden.
Und die Horden werden kommen...
Und verdammt, die haben es in sich! Die große Neuheit, die Attila mit sich bringt, kann nämlich deutlich mehr als frühere Neuerungen, wie zum Beispiel die Seekämpfe, die bis heute eher schlecht als recht funktionieren. Während wandernde Völker ihre Siedlungen abreißen und als Horde mit ihren verbleibenden Heeren durchs Land ziehen und plündern können, sind die Hunnen sogar dazu gezwungen. Im Horde-Modus ist es uns möglich unser Heer einfach zu einer Zeltstadt umzufunktionieren, fortan im Lager Truppen zu rekrutieren und unser Lager aufzuwerten und zu verbessern. Bei Bedarf werden die Zelte dann einfach wieder eingepackt und wir ziehen weiter. Eine Horde im Gebiet gibt diverse Mali für die Fraktion, der das Land gehört. Weniger Nahrung, weniger Einkommen und sie neigen auch zum Plündern. So sind sie eben. Die Horden. Daher werdet ihr euch so auch keine Freunde machen. Während wir als Goten zum Beispiel, nach einer Weile wieder eine Stadt erobern und uns wieder ansiedeln können, sind wir als Hunnen gezwungen, ein Leben als Nomaden zu führen. Plündern, Brandschatzen und dann die Beine in die Hand nehmen. Wirklich überzeugen konnte uns beim Spielen der Modus nicht so recht, dafür gibt er der Kampagnenkarte jedoch deutlich auftrieb. Denn egal wie klein oder schwach euer Feind zu sein scheint, wenn er sich mit seiner Meute auf den Weg macht, kann es durchaus vorkommen, dass er plötzlich größer und mächtiger wieder auftaucht und dann zum echten Problem wird!
Neu ist immer besser!
Neben den Horden gibt es auch eine Reihe weiterer Änderungen. Abgesehen von der besseren Optik, die eigentlich kein Rechner so wirklich tragen kann, wurde auch das Politiksystem überarbeitet. Es gilt eine Dynastie zu schaffen, zu verwalten und zu pflegen, dabei müsst ihr
verhindern, dass eure Anhänger meutern. Gleichzeitig sollten nicht zu viele eurer Verwandten wegsterben, da ihr sonst Macht verliert. Man heiratet, man sticht Konkurrenten aus, vergibt Ratspositionen und wundert sich dann erst recht, weshalb alle sauer sind und revoltieren. Nebenbei müsst ihr nun auch noch auf die Sauberkeit in euren Provinzen achten und auf die Armut des Volkes und solltet dabei gleichzeitig aufpassen, dass eure öffentliche Ordnung nicht zu weit abfällt, oder ihr Bankrott geht. Total War wird mit jedem Teil komplizierter, aber mit etwas Mühe, einem Hauch Liebe und einem großen Stück Zeit, lässt sich all das problemlos managen und macht dann sogar enormen Spaß. Auch die KI wurde scheinbar überarbeitet. Auf der Kampagnenkarte ist sie mittlerweile nicht mehr dumm, sondern bloß noch aggressiv, während sie im eigentlichen Kampf zwar immer noch nicht wirklich intelligent agiert, aber zumindest schon fordernd aufstampft.
Eroberer, das sind wir!
Der Dreh- und Angelpunkt von Total War ist und bleibt ja, trotz allem, die Kampagnenkarte. Hier spielt sich alles ab, ob die oben bereits erwähnten Politikspielchen, das Management oder auch die Schlachten. Die Karte ist riesig und sie sieht traumhaft schön aus. Alles ist, wo es sein soll und geht in herrlichen Flammen auf, wenn wir es brandschatzen. Abgesehen von den
plündernden Horden hat sich an der Weltkarte jedoch wenig verändert. Ihr erobert, ihr baut, ihr kämpft mit internen Querelen und versucht die Weltherrschaft an euch zu reißen. Zwischendurch werdet ihr mit Videos dafür belohnt, dass ihr so lange durchgehalten habt. Wählen dürft ihr dabei zwischen zehn, bzw. mit dem Wikinger-Pack, dreizehn Fraktionen. Gelungen sind die Unterschiede im Spielstil zwischen den Völkern. Während ihr mit den Hunnen plündert und immer in Bewegung bleibt, versucht ihr als Rom euer Land zu halten, zieht Truppen zusammen und kämpft mit innenpolitischen Problemen, während die Perser wiederum mit ihren Marionetten-Staaten hausieren gehen. Am besten haben uns dabei jedoch die Nordmänner mit ihrem eher klassischen Spielprinzip gefallen. Ein Startpunkt am Rand der Karte, umgeben von Wasser und kleinen, verfeindeten germanischen Stämmen. Köstlich!
Weltherrschaft, das geht auch zu zweit!
Und wer keine Lust hat alleine zu spielen, der kann sich auch mit einem Freund zusammentun und die Weltkarte gemeinsam unsicher machen! Dabei könnt ihr Koop, also dauerhaft verbündet oder lieber unter normalen Bedingungen spielen. Ärgerlich ist dabei, dass wir die Rundenzeit zu Beginn festlegen müssen, denn was anfangs nach viel Zeit klingt, ist später bloß noch ein Körnchen in unserer Sanduhr. Auch die Möglichkeit Einheiten im Gefecht an den Mitspieler abzugeben, um ihn quasi als zweiten Anführer mitkämpfen zu lassen, ist wieder mit dabei und macht eigentlich sogar Spaß, denn die Koordination ist so einerseits einfacher zu bewältigen, andererseits wiederum enorm knifflig. Vor allem, wenn schnelles Handeln angebracht ist und vom Mitspieler nicht an den Tag gelegt wird! Die Wahl der Mitspieler liegt hierbei nun jedoch in eurer Verantwortung. Wählt besser als wir es getan haben. Ärgerlich ist allerdings, dass man nichts tun kann, während der Mitspieler spielt. Ihr seid dazu verdammt zu warten bis euer Mitspieler und dann sämtliche NPCs mit ihren Zügen durch sind. Was im Singleplayer schon enorm lang dauert, nimmt im Multiplayer also noch mehr Zeit in Anspruch.
Wenn eine Hölle ist, so steht Rom darauf!
Attila macht viele Dinge besser als sein Vorgänger. Es bessert die KI etwas aus, intensiviert die Politikgeschichten und sorgt für etwas mehr Vielfalt im Spielgefühl. Gleichzeitig macht es jedoch auch dieselben Fehler wie sein Vorgänger und das ist nicht mehr bloß ärgerlich. Die langen
Wartezeiten zwischen den eigenen Zügen sind einer jener Punkte. Dass ihr um Männer in euren Siedlungen abzustellen einen General braucht, ist eine andere Sache. Wofür ein General, wenn ihr einen Statthalter habt? Schiffe, die sich einfach bloß ineinander verkeilen, also Schiffskämpfe wie aus einem G.R.R.M. Roman? Dann noch die Vertonung! Attila hat tolle Musik, jedoch keine guten, deutschen Sprecher. Viele Dinge, die im Spiel sind, sind einfach da und werden so gut wie nicht erklärt. In eurer Bilanz stehen dann Punkte wie „Andere“, während die Loyalität eurer Männer euch immer ein Rätsel bleiben wird. Wo früher der Hintergrund von Figuren und Einheiten noch in der Enzyklopädie aufgeschlüsselt wurde, steht heute bloß noch die Beschreibung des Volkes, und wenn eure Länder im Multiplayer zu groß werden, kann es ganz schnell mal zu Out-of-Sync Fehlern kommen, die sich bei jedem möglichen oder unmöglichen Event wiederholen.
Anforderungen
PC (Minimum):
• OS: Windows Vista
• Processor: Intel Core 2 Duo 3 GHz
• Memory: 3 GB RAM
• Graphics: 512 MB NVIDIA GeForce 8800 GT, AMD Radeon HD 2900 XT or Intel HD 4000
• DirectX: Version 10
• Hard Drive: 35 GB available space
• Additional Notes: PC integrated graphics chipsets require 64 bit Windows, e.g. Intel HD series.
Getestet für
PC
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