Mass Effect 3 - Test/Review
Ein letztes Mal(?) muss Commander John Shepard in den Kampf ziehen.
Von Christoph Miklos am 17.03.2012 - 05:08 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox 360

PlayStation 3

PC

Publisher

Electronic Arts

Entwickler

BioWare

Release

08.03 2012

Genre

Action-RPG

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Preis

59,99 Euro

Media (68)

Das letzte Gefecht

Ein letztes Mal(?) muss Commander John Shepard in den Kampf ziehen. Der Feind: eine übermächtige Alienrasse namens „Reaper“. Der Krieg um die Galaxie hat begonnen.
Angriffsziel Erde
Mass Effect 3 setzt nur kurze Zeit nach dem Vorgänger an. Zunächst müssen wir uns entscheiden, welche Ausrichtung das Spiel haben soll. Zur Auswahl stehen Action (wenig bis gar keine Rollenspiel-Elemente, viele Kämpfe und Gegner), Rollenspiel (ausgewogener Mix aus Rollenspiel und Action) und Story (Fokus liegt auf Handlung, nur wenige und sehr einfache Kämpfe). Danach geht es zur Gestaltung des Charakters - sofern man sich nicht für den Action-Modus entschieden hat. Nach erfolgreicher Charaktererstellung startet auch schon das mehrminütige Intro, welches den Spieler in ein mehr als bedrohliches Szenario befördert. Die bösartigen Reaper setzen zum finalen Schlag an - und wollen nicht nur die Erde, sondern gleich die gesamte Galaxie zerstören. Der suspendierte Commander Shepard wird zu Hilfe gerufen, schließlich ist er der Einzige, der die Reaper kennt und somit einen möglichen Gegenschlag führen kann. Allerdings scheint es ohnehin zu spät zu sein: In einer Sequenz, die sicher auch Roland Emmerich gefallen dürfte, muss mitangesehen werden, wie zuerst Großbritannien und danach immer weitere Teile der Erde von der mutierten Bedrohung heimgesucht werden.
Ein paar Minuten später darf dann erstmals selbst zur Waffe gegriffen werden: Shepard ballert erste Mutanten über den Haufen und flüchtet aus dem Hauptquartier. Am Ende der „Tutorial-Mission“ erreichen wir unser Raumschiff Normandy und erhalten unseren militärischen Rang zurück. Darüber hinaus haben wir auch ein neues Ziel vor Augen: Alle, auch die teils bis aufs Blut verfeindeten Spezies im All zu vereinen - und dann gemeinsam in die finale Schlacht gegen die Reaper zu führen.
Viel Handlung
Die weitere Story, die vom Spieler durch seine Handlungen und Dialogentscheidungen wie gewohnt in verschiedene Richtungen gelenkt werden kann, wartet wie gewohnt mit vielen überraschenden Wendungen und interessanten und tiefgründigen Charakteren auf. Vor allem ist sie erneut grandios in Szene gesetzt: Die zahlreichen Zwischensequenzen sind nicht nur wunderbar anzusehen, sondern auch filmreif inszeniert - kaum einem anderen Actionspiel gelingt es so gekonnt, immer wieder neue Situationen zu erschaffen, die mal brenzlig sind, dann wieder höchst emotional, die einen über den Tod eines liebgewonnenen Begleiters trauern oder einem förmlich den Hass oder die Angst auf Grund der nahenden Bedrohung spüren lassen. Sehr erfreulich: Man muss nicht zwingend die beiden Vorgängerteile gezockt haben, damit man der spannenden Story folgen kann.
Kein Mass Effect ohne Action
Abseits der großen Emotionen bietet Mass Effect 3 temporeiche Action, die selbst ein Gears of War 3 alt aussehen lässt. Shepard und seine ihm fast immer zur Seite stehenden Begleiter bekommen es mit den unterschiedlichsten Mutanten und Monstern zu tun, die dank eigener Vorgehensweisen oder Panzerungen immer wieder eine große Herausforderung darstellen. Zur Freude vieler Fans geht die Steuerung des Helden besser denn je von der Hand. Das gewohnte und dringend notwendige Hechten von einer Deckung zur nächsten, das Überspringen von Hindernissen und Rennen zum nächsten Missionspunkt wurde fast perfekt umgesetzt. Nur an ein paar wenigen Stellen gibt es Probleme mit der Deckungsfindung. Die KI-Kollegen, die per Knopfdruck zu bestimmten Aktionen wie etwa einem speziellen Waffeneinsatz bewegt werden können, handeln dafür meist auch auf eigene Faust hilfreich und nachvollziehbar.
Im Kampf gegen die feindlichen Aliens steht uns ein üppiges Waffenarsenal zur Verfügung. Zur Auswahl stehen verschiedene Pistolen, Maschinengewehre, Laserwaffen und natürlich Granaten. Im Spielverlauf werden durch Erfolge nicht nur die Charakterwerte verbessert, auch die Waffen können kontinuierlich ausgebaut und mit Modifikationen versehen werden. Da ist es dann dem eigenen Geschmack oder Spielstil überlassen, ob einem etwa kürzere Nachladezeiten oder mächtigere Projektile wichtiger sind.
Nur ein bisschen mehr RPG
Zum Leidwesen vieler ME 1-Fans wurde der Rollenspielfaktor nur geringfügig aufgestockt. Zu den einzelnen Klassen mit ihren jeweiligen ausbaubaren Talenten kommen neue Spezialisierungen, die dem Spieler mehr Freiraum bei der Charakterentwicklung an die Hand geben. Shepard etwa verfügt über acht Fähigkeiten in mehreren Ausbaustufen, die sich auf den höheren Leveln in verschiedene Richtungen entwickeln lassen - dargestellt gut nachvollziehbar in einem kleinen Techtree. Daher: Hardcore-Rollenspieler werden nur bedingt ihr Freude mit Mass Effect 3 haben.
Missionsdesign
Der wohl größte Kritikpunkt an Mass Effect 3 ist das öde Missionsdesign - meist geht es nur darum, von einem Punkt zum anderen zu gelangen, alle Gegner zu besiegen und am Ende einen bestimmten Gegenstand einzusammeln. Immerhin: Shepard sammelt hier nicht nur Erfahrungspunkte, sondern gewinnt durch Gefälligkeiten auch immer neue Verbündete im Kampf gegen die Reaper. Die Nebenmissionen verdoppeln somit nicht nur die Spielzeit der Hauptkampagne von knapp 20 auf fast 40 Stunden, sondern erweisen sich auch für den späteren Spielverlauf als äußerst hilfreich.
Mass Effect 3 überzeugt nicht nur in den lauten, sondern vor allem auch in den ruhigen Momenten. Ob am Raumschiff oder in der Station Citadel, in Ruinen oder beim Scannen von Planeten nach Artefakten - immer gibt es Gespräche zu belauschen, einen Smalltalk mit einem alten Bekannten zu führen oder teils witzige Situationen zu erleben.
Technik
Auch im neusten Abenteuer von Shepard kommt eine modifizierte Unreal Engine zum Einsatz. Für den Kenner heißt das: hübsche Effekte und flüssige Animationen. Getrübt wird der positive Gesamteindruck von den schwammigen Texturen. Auch ein paar Details mehr hätten dem Titel nicht geschadet. Besonderes Lob gibt es für die Musik: je nach Spielsituation gibt sie sich höchst dramatisch oder ruhig und melancholisch. Die deutsche Vertonung wurde auf hohem Niveau aufgenommen.
Koop
Neben dem Einzelspieler-Erlebnis bietet Mass Effect 3 auch erstmals einen Vier-Spieler-Koop-Multiplayer-Modus. Aus einer Reihe von Klassen und Rassen wird die eigene Spielfigur ausgewählt und dann mit bis zu drei Kameraden zu einem Team vereint, das dann auf unterschiedlichen Karten mit teils mehreren Zusatzaufgaben gegen die Reaper antritt. Kurz-Fazit: Nette Dreingabe, aber kein Kaufargument.

Fazit und Wertung

Christoph meint: Grandiose SiFi-Kost!

BioWare und EA liefern mit Mass Effect 3 ein würdiges Finale einer tollen SiFi-Trilogie ab. Fans der Serie dürfen sich erneut über eine spannende Geschichte, zahlreiche Haupt- und Nebenquests freuen. Darüber hinaus wissen die temporeichen Gefechte zu gefallen, die selbst bekannte Actiontitel alt aussehen lassen. Schade nur, dass das Ende etwas zu endgültig ist.

90%
Grafik
8
Sound
9
Bedienung
9
Spielspaß
9
Atmosphäre
9
Multiplayer
7
Preis/Umfang
9
Richtig gut
  • tolle Animationen
  • glaubwürdige Welten
  • Effekte
  • stets passende Musik
  • dt. Sprachausgabe
  • toller Mix aus Action- und Rollenspiel
  • Entscheidungen wirken sich auf Story aus
Verbesserungswürdig
  • maue Texturen
  • oft arg wenig Details
  • sehr simple Talententwicklung
  • stellenweise KI-Aussetzer (Gegner)
  • simples Missionsdesign; bietet wenig Abwechslung
  • über das Ende kann man diskutieren...
Anforderungen
• Sony PlayStation 3 Konsole
• Microsoft Xbox 360 Konsole

Minimale Systemvoraussetzungen
• Windows XP SP3 / Vista SP1 / 7
• Zweikernprozessor mit 1,8 GHz
• 1 GB Arbeitsspeicher (2 GB bei Windows Vista / 7)
• NVIDIA 7900 oder ATI X1800 oder besser (256 MB Videospeicher)
• 15 GB freier Festplattenplatz
• DirectX 9.0c

Empfohlene Systemvoraussetzungen
• Windows XP SP3 / Vista SP1 / 7
• Zweikernprozessor mit 2,4 GHz
• 2 GB Arbeitsspeicher (4 GB bei Windows Vista / 7)
• ATI Radeon HD 4850 oder NVidia GeForce 9800 GT (512 MB Videospeicher)
• 15 GB freier Festplattenplatz
• DirectX 9.0c
Getestet für
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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