Loop Hero - Test/Review
Nicht nur die Räder am Bus, sondern auch Helden drehen sich rundherum – zumindest in Loop Hero, dem jüngsten Werk des russischen Entwicklerstudios Four Quarters.
Von Lars Hack am 26.03.2021 - 19:54 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Devolver Digital

Entwickler

Four Quarters

Release

04.03 2021

Genre

Rollenspiel

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Preis

14,99 Euro

Media (10)

Pixelige Abenteuer

Nicht nur die Räder am Bus, sondern auch Helden drehen sich rundherum – zumindest in Loop Hero, dem jüngsten Werk des russischen Entwicklerstudios Four Quarters. Gepublisht von Devolver Digital ist das Endlos-RPG ziemlich auf Streamingplattformen eingeschlagen... Und natürlich lassen auch wir es uns nicht nehmen, den endlosen Wegen zu folgen!
Das Ende der Welt
Okay, Leute. Das war's. Die Welt ist hinüber. Habe ich ein Déjà-vu oder habe ich erst kürzlich eine andere Review so angefangen...? Vielleicht leben wir einfach in untergangs-versessenen Zeiten, so wie der namenlose Held von Loop Hero. Dessen Problem ist nämlich, dass die Welt wirklich, naja, weg ist. Ein knöcherner Lich erschien und hat die Welt langsam mit Vergessen überzogen. Wer sind wir? Wo sind wir? Was ist eigentlich Sein? All das ist einfach weggefallen. Aber wir sind... Anders. Die paar übrigen Menschen, die sich uns rasch anschließen, haben alles vergessen. Die Welt macht einfach keinen Sinn mehr. Aber wir? Wir haben einen Eindruck des Erinnerns. Wenn uns nur genug Zweige in den Schoß fallen, erinnern wir uns an Holz. Und war da hinten nicht ein Berg? Stand dort nicht mal ein Dorf? Wir müssen uns nur erinnern, um die Welt wieder zurückzuholen. Das bedeutet mit allem – mit all den guten Dingen, wie anderen Menschen, grünen Wiesen und himmelhochragenden Bergen, aber auch den schlechten, wie Monster, Gefahren und Banditen. Loop Hero ist ein Spiel über das Erinnern... Und wir sind die besten, wenn es ums Erinnern geht!
Es war einmal...
Wir drehen Runde um Runde in Loop Hero. Aber bevor wir uns im Kreis drehen, bauen wir etwas auf! Als Held der Erinnerung managen wir zwei Bereiche im Spiel: Unsere Loop-Expeditionen und unser Lager. Fangen wir mit letzterem an! Wir sind nicht nur gut im Erinnern, sondern wir sind auch der Anker, der andere Menschen im Hier und Jetzt hält. Von Beginn an scharrt sich also eine kleine Gruppe Überlebender um uns. Damit die irgendwo leben (und uns mit Boni versorgen) können, bauen wir Häuser, Schmieden und was man sonst alles in einem Lager am Ende der Welt findet. So sammeln wir verschiedene Effekte für unsere Abenteuer-Loops, wie mehr Lebensregeneration oder neue Karten! Denn in seinem Herzen ist Loop Hero ein Deck-Building-Game. Wir starten mit einer Gruppe typischer Fantasylocation: Haine, Steine, Wiesen, Vampirschlösser... Ihr wisst schon, das übliche halt. Vier Kategorien an Karten sammeln wir und von jedem Typ haben wir eine Mindestanzahl, die dabei sein muss, und ein Höchstlimit. Im Gegensatz zu anderen Spielen sind diese Karten aber keine Ausrüstung, sondern, naja, ja, die Welt! Also los, wir brechen auf zu einer Expedition ins Unbekannte! Mit unserem Deck in der Hinterhand starten wir an unserem Lagerfeuer. Jede Expedition beschert uns einen neuen, vollkommen unbebauten Rundweg, der an jenem Lagerfeuer startet und endet. Am Anfang gibt es hier, bis auf ein paar aggressive Schleime, noch nicht zu sehen. Auch Ausrüstung haben wir zum Start einer Expedition noch keine. Das alles verdienen wir uns, wenn unser erster Kampf bevorsteht: Ein Schleim, tief aus der Fantasy-Klischee-Kiste! In Kämpfen können wir für einen Moment die Hände in den Schoß legen, denn Loop Hero ist ein Auto-Battler. Sprich, wir können nur zuschauen, wie unser Held das Böse bezwingt. Schleime sind zum Glück kein Problem und kaum ist der kleine Tropf besiegt, hagelt es Belohnungen. Einerseits ziehen wir so Karten aus unserem Deck, die wir dann auf der Welt verteilen können. Und jede Karte hat andere Effekte. Vampirschlösser fügen Vampire als Extra-Gegner zu Kämpfen in ihrer Nähe hinzu, während Berge uns einen passiven Lebensbonus geben. Je mehr wir die Welt wieder aufbauen, desto stärker werden wir... Desto stärker werden aber auch unsere Gegner. Ein ganzes Sammelsurium an finsteren Gestalten wartet darauf, uns ans Leder zu gehen. Damit wir nicht wehrlos sind, spendieren uns besiegte Feinde außerdem Ausrüstung. Die kommt in verschiedenen Leveln und unterschiedlichen Wertigkeiten. Je höher ihr Level, desto größer der Standardwert – für Waffen beispielsweise der Schaden – während Wertigkeiten Boni bringen: Angriffsgeschwindigkeit, Krit-Chance, Ausweich-Chance... Ihr kennt das Spiel aus anderen RPGs. Dabei haben unterschiedliche Klassen unterschiedliche Ausrüstungsslots. Der Krieger zieht mit Schild und Waffe in den Kampf, der Schurke präferiert zwei Waffen und der Nekromant zieht keine Rüstung an, sondern darf als einziger zwei Schmuckstücke und ein Amulett tragen. Außerdem spielen sich die Klassen auch alle anders! Der Nekromant zum Beispiel kämpft gar nicht selbst, sondern beschwört einfach Krieger auf seine Seite des Schlachtfelds. Also ein... Auto-Auto-Battler. Haben wir die Welt zur Genüge wieder zurück-erinnert, müssen wir uns dem Boss des Kapitels stellen. Hoffentlich haben wir bis dahin dann ausreichend gute Ausrüstung, sonst werden wir einfach in den Boden gestampft. Es gibt nur zwei Wege aus unserem Loop-Abenteuer heraus: Indem wir sterben oder indem wir freiwillig gehen. Sterben wir, können wir nur 30% der Ressourcen behalten, die wir während unserer Loops gesammelt haben, indem wir verschiedene Felder passiert haben. Wenn wir freiwillig gehen, behalten wir alles! Mit diesen Ressourcen bauen wir dann unser Dorf aus, bekommen neue Karten und ziehen erneut aus, um unsere Runden zu drehen – jedes Mal wieder mit einer frischen, unbebauten Welt und leeren Ausrüstungsslots.
Der Held, der Lich...
… und der Zufall. Wirklich, Zufall ist der einzige Gott, den wir in Loop Hero haben. Von unserer Ausrüstung bis hin zu den Karten, mit denen wir das Land langsam aufbauen, sind wir auf unseren Glücksstern angewiesen. Was wir dann daraus machen, liegt an uns. So manche meiner Expeditionen endete, weil ich aus Versehen eine viel zu monsterverseuchte Todesecke in meinen Loop gezimmert habe. Eine gute Balance ist der Schlüssel zum Sieg – und manchmal auch zu neuen Kombos. Die entstehen nämlich, wenn bestimmte Felder zusammengebaut werden. Ein Bergfeld spendiert uns dauerhaft mehr Lebenspunkte. Ordnen wir aber neun Berge im Viereck an, entsteht ein Berggipfel, der uns noch einmal einen dicken Bonus gewährt, dafür aber regelmäßig Harpyien-Monster zufällig auf der Karte verteilt. Zuckerbrot und Peitsche! Es macht eine Menge Spaß, nach diesen Kombos zu suchen, trotzdem... Ein wenig hat man auch oft das Gefühl, dass man vielleicht eine verpasst. Nach rund 18 Spielstunden bin ich eher durch Zufall noch über neue Kombinationen für alte Karten gestolpert! Das kann super rewarding sein – wenn man denn gerne sucht. Auch sonst legt Loop Hero einen guten Start hin. Ein dickes Sprachpaket gab es direkt zum Start, wenn auch nur Text – eine Synchro gibt es nicht. Dafür retro-eske Musik vom feinsten, mit einer Pixel-Optik zum Verlieben. Außerdem legt das Spiel eine gute Lernkurve hin, die uns in passendem Tempo an alle Features heranführt.
Bugs sind mir beim Spielen tatsächlich nicht untergekommen, auch von anderen Spielern habe ich noch nichts dazu gehört. Hier scheint also nicht am QA gespart worden zu sein. Nur Kleinigkeiten fallen auf, ein paar Quality of Life-Aspekte – zum Beispiel würde ich gerne die Zeit schneller als 2x vergehen lassen, um Expeditionanfänge weniger träge zu gestalten – aber dafür hat man an viele andere Details gedacht; wie an Schrifttypen, die leichter zu lesen und auch Lese-Rechtschreib-Schwächen-freundlich sind!

Fazit & Wertung

Lars meint: Ein Retro-Fest mit Suchtpotenzial!

Loop Hero ist so Retro-Feels-like, wie es nur geht. Von der Optik über die Musik bis zum Auto-Battle, alles fügt sich wunderbar zusammen und hat einen verflixt guten Flow. Auch wenn es anfangs etwas behäbig ist, reinzukommen, führt Loop Hero seine Spieler in angenehmer Geschwindigkeit an neue Features – Fähigkeiten, neue Klassen, mehr Lagerfunktionen – heran, ohne sie zu sehr an die Hand zu nehmen. Wenn man von ein paar kleinen Quality of Life-Macken absieht, bietet sich Spielern hier ein rundes System, das zum Erkunden einlädt. Klar, ein wenig hängt das Gefühl, eine coole Karten-Kombination zu verpassen, über einem. Aber für viele liegt genau darin der Reiz! Immer etwas mehr zu vermuten. Und selbst wenn ein paar Expeditionen mal nicht so gut liefen... Man will eben doch noch eine mehr machen, weil es nächstes Mal auf jeden Fall besser wird!

90%
Grafik
9
Sound
9
Bedienung
8
Spielspaß
9
Atmosphäre
8
Preis/Umfang
8
Richtig gut
  • großartige Soundkulisse
  • hübsche Pixelart
  • angenehme Lernkurve
  • Wiederholungen, die nicht langweilig werden
  • Gameplay, das Ehrgeiz weckt – die nächste Runde wird besser!
  • Interessante Welt, die abseits bekannter Fantasy-Konflikte geht
Verbesserungswürdig
  • kleine Slice of Life-Lücken
  • langsamer Expeditionensstart
  • Kartensystem gibt keine Hinweise auf Kombos
Anforderungen
PC MINDESTANFORDERUNGEN:
• Betriebssystem: Windows 7, 8.1, 10 x64
• Prozessor: Intel Core2 Duo E4500 (2 * 2200) or equivalent, AMD Athlon 64 X2 Dual Core 3600+ (2 * 1910) or equivalent
• Arbeitsspeicher: 2 GB RAM
• Grafik: GeForce 7300 GT (512 MB), Radeon X1300 Pro (256 MB)
• Speicherplatz: 200 MB verfügbarer Speicherplatz
Getestet für
PC
Lars Hack Konnte Lars zuerst laufen oder den Controller einer SNES bedienen? Die Frage ist bis heute nicht sicher geklärt. Klar ist, dass er sein Herz seit damals an Videospiele verloren hat.

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