Iratus: Lord of the Dead - Test/Review
Erzittert Sterbliche! Denn das uralte Böse erwacht von neuem. Es gilt Städte zu verbrennen! Armeen zu kreieren! Alles Leben auszulöschen!
Von Lars Hack am 08.05.2020 - 03:53 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Daedalic Entertainment

Entwickler

Unfrozen

Release

23.04 2020

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

ab 29,99 Euro

Media (10)

Untote Strategie

Erzittert Sterbliche! Denn das uralte Böse erwacht von neuem. Es gilt Städte zu verbrennen! Armeen zu kreieren! Alles Leben auszulöschen! Keine „Mach ich mal eben vor dem Mittagessen“-To-Do-Liste, die sich der Herr Nekromant da vorgenommen hat. Dabei ist Iratus: Lord of the Dead nicht irgendein Nekromant, sondern DER Nekromant. Wir haben dem Leichenkommandanten über die Schulter geschaut!
Darkest Dungeon? Unser zu Hause!
Viel Zeit ist vergangen, seitdem wir ganz oben standen. Wir waren praktisch der Sauron dieser Welt, nur mit mehr Zombies statt Orks. Doch ein letztes Bündnis aus... Naja... Helden kam uns dann doch in die Quere. Doch, wie es so schön in diesem Fantasy-Franchise mit den Drachen heißt: What is dead may never die. Halb-untot wurden wir zu unserer vorerst letzten Ruhe gebettet. Seitdem man uns vor tausenden von Jahren auf dem Höhepunkt unserer Macht besiegte und in eine Gruft tief unter der Erde sperrte, hat sich die Welt verändert... Zum Beispiel scheint es keine anderen Nekromanten mehr zu geben. Wir sind ein praktisch veranlagter Nekromant. Unsere Gruft, unser einstigs Gefängnis, machen wir kurzerhand zu unserer Basis, die wir für nette Bonuseffekte im Laufe unseres Abenteuers ausbauen. Von dort aus schicken wir unsere untoten Horden aus – immer in Vierergrüppchen. Die Oberfläche, mit all diesen lebenden Würmlingen, scheint fern zu sein, kaum ein Funken am Ende des Tunnels. Aber was sind schon Stunden hart erkämpfter Freiheit nach einer Ewigkeit in einem Steinsarg? Gar nichts, sagen wir! Versammelt euch, meine Legionen! Marschiert!
Es lauert im Dunkeln
In ihrer Gier haben die Sterblichen Tunnel und Minen in die Erde gegraben, bis hinab zu unserer Gruft. Und aus dieser heißt es nun zu entkommen, um die Welt erneut in die Dunkelheit zu stürzen! In zufällig generierten Dungeons wählen wir auf einer Karte verschiedene Pfade und werfen unsere Kreationen gegen Gegner, die praktischerweise auch immer zu viert durch die Gegend wandern. Ganz im Stile des entfernten Genrekollegen Darkest Dungeon beeinflusst die Position unserer Diener dabei die Attacken, die sie ausführen können. Unser kanonenschwingender Zombie ist als Artillerie besser in den hinteren Reihen, während schmerzbefreite Skelette die Front bilden. Dazu kommen Banshees, kopflose Recken und allerlei andere, einstmals lebende Kreaturen. Der Clue: Unsere Diener rekrutieren wir nicht einfach aus einem Pool, sondern setzen sie jeweils aus vier Einzelteilen zusammen, die unsere gefallenen Feinde so freudig spenden. Skelette brauchen nur ein paar Knochen und Rüstungen, während wir für eine Banshee Ektoplasma benötigen. All diese Einzelteile gibt es dann auch in verschiedenen Wertigkeitsstufen, die wiederum mehr Statpunkte für unsere Diener freischalten. Denn all unsere Kreationen, wie auch wir als Nekromant, leveln fröhlich mit. Beim Levelup gibt es für unsere Minions Statpunkte um Angriff, Verteidigung, Krit-Chancen und ähnliches aufzuleveln, aber auch die Möglichkeit, aus einem von zwei Skill-Upgrades auszuwählen. Wir selbst investieren in vier Skilltrees, die uns mehr Zauber, bessere Dropchancen und einfach mächtigere Buffs erlauben. So stocken wir unser Arsenal zunehmend auf. Insgesamt können wir dann über vier Vierer-Gruppen an Kreaturen bestimmen, die sich aus 18 möglichen Kreationen rekrutieren lassen.
Cool daran ist, dass wir Achievements erringen müssen, um diese Kreationen freizuschalten. Um Ghule einsetzen zu dürfen, müssen wir unseren eigenen Einheiten insgesamt 750 Schadenspunkte zufügen. Der Schatten schließt sich uns an, wenn wir 80 Feinde in den Wahnsinn treiben. Denn auch das kennen wir aus dem düsteren Verlies-Spiel von nebenan: Es gibt eine Leiste für den gesunden Menschenverstand. Allerdings haben den unsere Feinde! Und wenn unsere Banshee nur oft genug schreit, klappt selbst der standhafteste Ritter irgendwann zusammen.
Der etwas andere Untot?
Hier und da hat Iratus leider noch ein paar Schwierigkeiten. Kleinere Bugs und, naja, eben auch Balancing-Lücken. Der eine Kampf lief noch recht gut, im nächsten spammt Einheit X plötzlich aus der letzten Reihe vernichtende Flächenangriffe. Autsch. Aber dafür sind ja verschiedene Schwierigkeitsgrade da. Wer nur sehen will, wie die Lebenden um ihr Leben bangen, kann das auch alles auf Einfach spielen. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden wird es dann schon etwas knackiger, trotz des guten Tutorials, das uns die Grundlagen beibringt. Auch wenn der Herr Iratus öfter mal erwähnt, dass seine Diener ersetzbar sind, werden uns Niederlagen bereits auf der normalen Schwierigkeit nicht so rasch verziehen. Wenn uns dann mal, Untot behüte, Kreaturen und Ersatzteile ausgehen, stehen wir plötzlich im Ektoplasma-Regen. Außerdem, so seltsam es klingt, es sind zu viele ähnliche Skills gleichzeitig. Jeder Minion hat fünf Skills, plus eine Ultimate, zur Verfügung. Bei vier Kreaturen sind das 24 Skills pro Gruppe, von denen wir aber irgendwie immer nur ein oder zwei pro Kreatur wirklich benutzt haben. Hier hätte etwas mehr Abwechslung in den Skills gut getan. Iratus trägt dazu noch einen recht eigenen Art Style, den ich zwar im Laufe des Spiels gelernt habe zu mögen, trotzdem wird das Pseudo-3D nicht jedermanns Ding sein. Und ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz mal schreibe, aber... Ich hätte auf die 2D-Wackel-Brust-Physics für die untote Scharfschützin verzichten können. (Sorry!) Ein letztes Schmankerl, bevor wir zum Fazit wanken: Vermutlich ist es dem deutschen Publisher Daedalic Entertainment zu verdanken, aber Iratus kann neben einer deutschen Textausgabe sogar mit einer Sprachausgabe glänzen! Nur bitte... Wir brauchen auf jeden Fall mehr Erzählersprüche! Momentan wiederholen die sich so rasch, dass ich sie irgendwann mitsprechen konnte, bevor ich sie abgeschaltet habe. We need more!

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