Ghostwire Tokyo - Test/Review
Mit Ghostwire Tokyo präsentiert Publisher Bethesda eine neue IP exklusiv für PC und PlayStation 5. Nach The Evil Within gelingt Tango Gameworks rund um Resident Evil-Guru Shinji Mikami der nächste große Coup.
Von Christoph Miklos am 21.04.2022 - 15:58 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 5

PC

Publisher

Bethesda Softworks

Entwickler

Tango Gameworks

Release

25.03 2022

Genre

Action

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Media (10)

Asiatische Geistergeschichte

Mit Ghostwire Tokyo präsentiert Publisher Bethesda eine neue IP exklusiv für PC und PlayStation 5. Nach The Evil Within gelingt Tango Gameworks rund um Resident Evil-Guru Shinji Mikami der nächste große Coup. Ob das Open-World-Actionspiel überzeugt, könnt ihr in unserer ausführlichen Review nachlesen!

Was für eine Story


In der japanischen Hauptstadt Tokio taucht plötzlich dichter Nebel auf, der sämtliche Menschen verschwinden lässt und lediglich die Kleidung auf der nassen Straße zurücklässt. Nur wenige Sekunden später durchstreifen Yokai die Gassen der düsteren, in grelles Neonlicht getauchten Spielwelt. Bei Yokai handelt es sich übrigens um mythische Dämonen des japanischen Volksglaubens. Einzig Akito hat den von Maskenmann und Antagonist Hannya ausgelösten Angriff aus der Unterwelt überlebt. Zu verdanken hat er das Geist KK, der in den Körper des jungen Erwachsenen schlüpft und ihm fortan seine magischen Kräfte leiht. Das ungleiche Duo muss nun zusammenarbeiten, da auch Akitos Schwester Mari zu den Entführten zählt. Wirklich spannend wird die Geschichte nicht inszeniert. Immerhin sorgen die emotionalen Nebenhandlungen für ein paar erzählerische Lichtblicke. Größtes Highlight von Ghostwire, und das bezieht sich auf das komplette Spiel, sind die unterhaltsamen und hervorragend auf Deutsch vertonten Dialoge. Tommy Morgenstern, den viele von euch als Sprecher von Son Goku aus Dragon Ball kennen dürften, macht seinen Job wie der restliche Cast brillant.

Langweiliges Gameplay


Kommen wir nun zum Gameplay: Dieses besteht bis zum Abspann, den man nach knapp 9 bis 11 Stunden zu Gesicht bekommt, aus lediglich drei Zaubern, welche man aus der Ego-Perspektive auf Feinde abfeuert. Bereits ab der dritten Spielstunde hat man alle Fertigkeiten erlernt. Danach kann man lediglich Zauber abfeuern oder Angriffe blocken. Eine Ausweichfunktion für mehr Bewegungsfreiheit und Dynamik gibt es übrigens nicht, wodurch die Scharmützel sehr statisch wirken. Akito ballert kleine Wirbelstürme durch die Gegend, schwächt Feinde mit einem Wasser-Splash und ab und an wird auch mal ein Feuerball auf einen Geist geworfen. Alternativ kann man Attacken auch für mehr Wumms aufladen. Befinden sich die Monster kurz vorm Ableben, kann man den Dämonenkern mit einem magischen Finger-Lasso herausziehen und sie instant töten, was auch bei mehreren Feinden gleichzeitig funktioniert. Ach ja: Es gibt auch einen Bogen, doch da Pfeile absolute Mangelware sind, wird man diesen nur sehr selten einsetzen - zumindest war das bei uns der Fall. Hat man keine Lust auf den „frontalen Kampf“, kann man auch Stealthkills ausführen oder Gegner per Talisman ablenken. Im Verlauf der Kampagne rettet man immer wieder Seelen und bringt diese zu einer Telefonzelle (ja, richtig gelesen…). Dafür gibt es Erfahrungspunkte, die einen im Rang steigen lassen. Für jede Rangstufe gibt es Skillpunkte, welche man in einem absolut belanglosen Skilltree investieren kann. Belanglos deswegen, weil man lediglich Mini-Upgrades wie zum Beispiel eine verkürzte Aufladezeit bei gewissen Zaubern freischaltet.

Die noch langweiligere Spielewelt


Doch kommen wir zum größten Sorgenkind von Ghostwire, der „offenen“ Spielwelt, und starten zunächst einmal mit dem Positiven. Denn ja, auch hier ist nicht alles schlecht und zu Spielbeginn wirkt die verregnete japanische Hauptstadt wie ein frischer Schauplatz samt stimmiger Optik. Vor allem mit aktiviertem Raytracing sehen viele Abschnitte bombastisch aus. Auch abseits der gelungenen technischen Umsetzung kommen vor allem Japan-Fans im Shooter auf ihre Kosten. Reale Schauplätze wie die berühmte Straßenkreuzung und der Bahnhof Shibuyas sowie den Tokyo Tower kann man bereisen. Zudem findet man in den Straßen viele Collectibles, die einen Einblick in die japanische Folklore gewähren. Doch anders, wie in Far Cry 6 oder Elden Ring kann man sich in der Spielewelt nicht von Anfang an frei bewegen. Der Nebel hat die Stadt nahezu komplett im Griff und in ihm lauert bekanntlich der Tod. Wollen Akito und KK ihn vertreiben, müssen verunreinigte Torii Schreine gesäubert werden. Da sich die Story-Missionen im Nebel verstecken, muss man dieses Prozedere unzählige Male durchführen. Abseits dieser Aufgabe gibt es ein paar Nebenmissionen, die oftmals spannender sind als die eigentliche Hauptstory. Shinji Mikami und Tango sind bekannt für kreative Ideen und Horror. Ghostwire: Tokyo ist jedoch abseits der Yokai kein Horrorspiel, es ist ein Actionspiel, das sich an der Folklore Japans bedient. Weder gibt es gruselige Momente, noch Jumpscares. Einzig das Szenario der verlassenen und von Monstern bevölkerten Stadt erinnert an das Spezialgebiet des japanischen Studios. Doch wie ist es um kreative Missionen, wildes Leveldesign und generell besondere Momente bestellt? Kurz gesagt: schlecht! Abseits weniger, richtig cooler Cutscenes und toll designter, aber viel zu leichter Bosskämpfe herrscht mit einer Ausnahme Ebbe. Das Spiel basiert auf der Unreal Engine. Die PC-Systemanforderungen sind durchaus gehoben, dafür bekommt man aber auch schöne Lichteffekte, viele Spiegelungen und aufwendige Animationen. Ghostwire Tokyo wird für PlayStation 5 und Windows-PC ab 39,95 Euro veröffentlicht. Es gibt keinen Multiplayer und keine Mikrotransaktionen. Das Spiel bietet unter anderem eine japanische und deutsche Sprachausgabe sowie Untertitel. Die USK hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahren erteilt.
Vermutlich erscheint in ungefähr einem Jahr eine Version für Xbox Series X/S - vorher ist das, soweit bekannt, wegen der Verträge zwischen Sony und Bethesda nicht möglich. Das Spiel dürfte dann gleich im Xbox Game Pass verfügbar sein und könnte auch im PC Game Pass auftauchen.

Fazit & Wertung

Christoph meint: Ein wenig durchdachtes Actionspiel mit guten Ansätzen!

Ich sage es mal gerade raus: Ich habe mir deutlich mehr von Tango Gameworks und Mastermind Shinji Mikami erwartet. Was ist da bei Ghostwire Tokyo schiefgelaufen? Die Ansätze (interessantes Setting, coole Zwischensequenzen) passen, doch dem Gameplay geht schon nach zwei bis drei Stunden die Puste aus. Das Kampfsystem entwickelt sich nicht weiter, das Monsterdesign ist nur so-lala und selbst bei der offenen Spielwelt hat man ziemlich versagt. Im Kern steckt ein gutes Spiel und auch die Dialoge zwischen Akito und Geist KK wurden launig inszeniert. Doch am Ende bleibt der Eindruck, dass kein Gameplay-Element zu Ende gedacht wurde und dieses Spiel in der jetzigen Form nie hätte erscheinen sollen. Schade, wirklich schade…

73%
Grafik
8
Sound
9
Bedienung
8
Spielspaß
6
Atmosphäre
6
Preis/Umfang
6
Richtig gut
  • schicke Zaubereffekte
  • tolles Raytracing
  • fantastische deutsche Synchro
  • im Kern launiges Kampfsystem
  • nicht verbrauchtes Setting
  • einige emotionale Nebengeschichten
  • groteske Yokai
Verbesserungswürdig
  • kaum Abwechslung in der Spielwelt
  • keine Abwechslung beim Kämpfen
  • langweiliges Missionsdesign
  • Skilltree recht unnötig
  • gescheitertes Konzept einer offenen Spielwelt
  • selbst auf mittleren Schwierigkeitsgrad viel zu leicht
  • wenige Gegnertypen
  • maue Bossfights
  • kein Wiederspielwert
  • max. 10 bis 11 Stunden Spielzeit
  • gelegentliche Leistungseinbrüche (PC)
Anforderungen
PC MINDESTANFORDERUNGEN:
• Setzt 64-Bit-Prozessor und -Betriebssystem voraus
• Betriebssystem: 64-BIT WINDOWS 10 VERSION 1909 OR HIGHER
• Prozessor: CORE I7 4770K @ 3.5GHZ OR AMD RYZEN 5 2600
• Arbeitsspeicher: 12 GB RAM
• Grafik: NVIDIA GTX 1060 OR AMD RX 5500 XT (VRAM 6 GB OR HIGHER)
• DirectX: Version 12
• Speicherplatz: 20 GB verfügbarer Speicherplatz
• Zusätzliche Anmerkungen: SSD Storage Recommended

• Sony PlayStation 5 Konsole
Getestet für
PC
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

Kommentar schreiben