Forspoken - Test/Review
Das erste große AAA-Open-World-Spiel im Jahr 2023 hat es nicht leicht, denn die vorm Release veröffentlichte Demo von Forspoken aus dem Hause Square Enix konnte nur bedingt überzeugen. Kritik gab es in erster Linie für die durchwachsene Technik (Ruckler, Abstürze, Clippingfehler usw.). Doch wie sieht es nun mit der finalen Verkaufsversion aus?
Von Christoph Miklos am 24.02.2023 - 07:46 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 5

PC

Publisher

Square Enix

Entwickler

Luminous Productions

Release

24.01 2023

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (15)

Kein leichter Start


Das erste große AAA-Open-World-Spiel im Jahr 2023 hat es nicht leicht, denn die vorm Release veröffentlichte Demo von Forspoken aus dem Hause Square Enix konnte nur bedingt überzeugen. Kritik gab es in erster Linie für die durchwachsene Technik (Ruckler, Abstürze, Clippingfehler usw.). Doch wie sieht es nun mit der finalen Verkaufsversion aus?

Die Story…


…von Forspoken ist so eine Sache. Ohne zu Spoilern: Der Titel hat einige coole Momente. Doch die meiste Zeit über bekommt man Stereotypen, Logiklücken und ein schlechtes Erzähltempo (Pacing) „geboten“. Darum geht es: Man schlüpft in die Rolle von Alfre „Frey“ Holland, eine junge Schwarze Frau aus Hell’s Kitchen (New York City), die sich mit kleineren Diebstählen über Wasser hält. Eigentlich möchte unsere „Heldin“ mit ihrer Katze Homer aus der Stadt flüchten, das geht jedoch ordentlich schief. Frey findet einen sprechenden Armreif, der ihr nicht nur magische Kräfte verleiht, sondern sie auch in das geheimnisvolle Athia teleportiert. In dieser fremden Fantasywelt kämpfen die letzten dort lebenden Menschen verzweifelt gegen Monster. Die Titelheldin wird klischeehaft als arme und missverstandene Schwarze Außenseiterin dargestellt. Kreativ geht anders. Auch die Logiklücken sind nicht gerade klein: Gleich bei der Ankunft in Athia wird man eingesperrt, da unsere Kräfte eine Gefahr darstellen. Doch nur wenige Minuten später können wir uns frei durch die Stadt bewegen und werden sogar von den Wachen ignoriert. Aha! Noch so ein „komischer“ Kreativakt der Entwickler gefällig: Nagellack (ja, richtig gelesen!) macht Frey stärker. Mal ganz davon ab, dass die Geschichte ohnehin recht vorhersehbar ist und es gegen Ende nochmal übertreibt – um das alles mal vage und spoilerfrei auszudrücken. Ganz schlimm sind auch die schlechten (Wort)Witze unseres sprechenden Armreifes. Ein Kollege in der Redaktion bezeichnete den Forspoken-Hauptcharakter als einen missglückten Aloy-Abklatsch.

Spielwelt und Gameplay…


…sind nur bedingt besser gelungen. Die Welt von Athia, die sich einem erst nach und nach öffnet, bietet dank mehrerer Biome durchaus Abwechslung fürs Auge, nach einigen Minuten hat man sich aber trotzdem sattgesehen. Die Welt ist dafür – Storyerklärung hin oder her – einfach zu leer und erinnert mit ihren immer gleichen Aufgaben an die Beschäftigungstherapien der Ubisoft-Spiele. Zusammengefasst gibt es Glockentürme, die man nicht erklimmen muss, Dörfer, Ruinen, Höhlen und Dungeons mit Gegnerhorden, Bossgegner, die nur mit der richtigen Fähigkeit erledigt werden können, unnötige Foto-Spots sowie Bereich zum Craften. Selbst erkunden muss man das alles nicht, da sämtliche Aufgaben schon auf einer Mini-Map vormarkiert sind (inklusive Hinweise und Belohnungen). Den zahlreichen Nebentätigkeiten geht schnell Puste aus, da fast alles nach demselben Schema abläuft. Bestes Beispiel sind die sogenannten „Labyrinthe“. Dabei handelt es sich nicht etwa um verzweigte und rätselhafte, sondern um recht lineare und Copy&Paste-Dungeons. Lediglich in ihrer Farbgebung, den Monstern und Ressourcen unterscheiden sie sich leicht. Selbst die Bossgegner zeigen, wie uninspiriert Forspoken hier vorgeht. Heißt im Klartext: Ein paar Nebenquests sind OK - ansonsten lieber direkt der Hauptstory folgen. Forspoken bietet rudimentäre Accessibility-Optionen, kommt also nicht an Vorbilder wie The Last of Us Part 2 heran. Dennoch findet man für die Bereiche Welt, Kampf, Reif, Menü und Untertitel einige wirklich hilfreiche Einstellungsmöglichkeiten. Da wäre zum Beispiel die Funktion „Automatische Sammeln von Gegenständen“, was grundsätzlich Zeit und Frust spart.

Das Kämpfen und Bewegen…


…bringt den Spielspaß! Eine große Stärke von Forspoken ist die dynamische Fortbewegung in der Welt. Beim Parkour muss man auf Freys Ausdauer achten, wild durch die Gegend Dashen ist also nicht, aber da man sie ausbauen kann, stört das auf lange Sicht kaum. Im Verlauf der Kampagne erweitert man nämlich das Moveset durch einen Art Enterhaken, mit dem man sich an Stangen und Steinformationen entlangschwingen kann. Später kann man sogar über das Wasser „surfen“. Über längere Strecken baut sich ein tolles Flow-Gefühl auf. Parkour spielt auch in den Kämpfen eine große Rolle, etwa um auszuweichen oder den Feind aus der Luft zu attackieren. Neben der Ausdauer gilt es dann auch, Freys Trefferpunkte (Lebenspunkte) im Blick zu behalten. Reif schützt einem zwar automatisch bis zu einem gewissen Maß, aber auch er ist irgendwann erschöpft und braucht eine Pause, in der man besonders anfällig wird. In solchen Momenten helfen gefundene oder selbst gebraute Heiltränke. Kommen wir zum Kampfsystem. Diese baut auf Angriffs- und Unterstützungsmagie, welche sich in vier Elementarklassen unterteilt. Per „Menürad“ wechselt man zwischen den einzelnen Zaubern umher, welche man nach und nach freischaltet. Mit den Angriffszaubern feuert man beispielsweise kleine Steine maschinengewehrmäßig auf Monster. Es können aber auch stärkere Angriffe aufgeladen werden, die dann entsprechend mehr Schaden machen. Die Unterstützungsmagie, die über eine Abklingzeit verfügt, entfesselt Effekte wie Fesseln oder Gift. Mit der Zeit lädt sich dann auch noch eine Schubmagie auf, die nochmal extra mächtig ist. Schade bloß, dass man im letzten Drittel des Spiels quasi übermächtig ist - sofern man sich nicht komplett verskillt. Übrigens: Gefundene bzw. erbeutete „Items“ wie Nagellack, Halsketten und schicke Umhänge machen Frey noch stärker.

Die Technik…


…hat so ihre Probleme. Bei Forspoken handelt es sich um das zweite Spiel nach Final Fantasy XV, das bei Square Enix mithilfe der Luminous Engine entwickelt wurde. Diese ermöglicht in der Theorie atemberaubende Grafik-Orgien. Da Forspoken nicht mehr für PlayStation 4 (Pro) erscheint, waren die Erwartungen an die Performance des Current-Gen-Titels entsprechend hoch. Zumindest, was die Ladezeiten angeht, kann Forspoken beeindrucken. Startet man das Spiel von einem Speicherpunkt aus, lädt die Open World in unter einer Sekunde. Darüber hinaus wissen die flüssigen Animationen der Spielfigur, die hohe Weitsicht und die spektakulären Explosionen zu gefallen. Weniger gut hat hingegen die Umsetzung von Raytracing gefallen. Forspoken nutzt die anspruchsvolle Technik zur Berechnung von Lichtstrahlen, um damit glaubwürdige Schatten bei festen Objekten zu werfen. Zumindest würde es das Spiel gern, viele Schattenverläufe sind allerdings alles andere als realistisch. Außerdem sind die Lichtverhältnisse in Forspoken komplett statisch, dynamische Schattenwürfe – eine Stärke von Raytracing – bekommt man also nur vergleichsweise selten zu sehen. Gelegentliche Clippingfehler und kleine Performanceeinbrüche sind ebenfalls zu bemängeln. Soundtrack, Umgebungsgeräusche und die deutsche Synchronisation sind auf einem hohen Niveau. Forspoken ist seit dem 24. Januar 2023 für PlayStation 5 und PC ab 44,95 Euro erhältlich.

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