Eine düstere Großstadt, massig bewaffnete Gangster, Zeitlupenmodus und ein knallharter Cop - das hört sich sehr nach Max Payne an. Bringt man jedoch noch einen Hund mit ins Spiel, landet man bei Jack Slate und der Dead to Rights-Reihe. Bereits zum dritten Mal schickt uns der Publisher Namco mit Polizisten Jack Slate auf Streife.
Knallharte Action
Das Spiel folgt den Abenteuern des Cops Jack Slate und seines Hundepartners Shadow, deren Mission es ist, die zwielichtigen Gestalten von Grant City zu jagen und in der zerfallenen Metropole wieder für Recht und Ordnung zu sorgen. Jacks Art, Verbrechen zu bekämpfen, kann jedoch als eher unkonventionell bezeichnet werden: Er schießt erst und stellt dann Fragen. Während des blutigen Rachefeldzugs schlüpfen wir abwechselnd in die Rollen von Herrchen Jack und dessen Vierbeiner Shadow. Als Slate bekommen wir bleihaltige Ballerkost samt Prügeleinlagen geboten. Geht einmal die Munition zur Neige -was schnell der Fall sein kann- ist es meist effektiver eine wilde Kombination von Schlägen und Tritten zu starten. Das eigentliche Nahkampfsystem ist denkbar simpel: Harter Schlag in Kombination mit schnellem Schlag ergibt einen deckungsbrechenden Schwinger. Umtanzt man den Gegner bei der Faust-Fuß-Orgie noch geschickt, ist es schnell an der Zeit für einen Takedown: Erscheint die Einblendung können wir einen von Jacks zahlreichen, automatischen Finishing-Moves einleiten. Je nach Waffe unterscheidet sich die Animationen zwar, trotzdem haben aber alle eines gemein: Der Brutalitäts-Grad ist ziemlich happig ausgefallen. Köpfe werden eingeschlagen, Schienbeine zerbröselt, Genicke gebrochen usw.. Kein Wunder also, dass der Titel keine USK-Freigabe erhalten hat.
Ungeachtet der übertriebenen Gewalt bringt der Nahkampf jedoch auch einige Vorteile mit sich: So können wir einen überraschten Bösewicht mit einem schnellen Tastendruck zunächst entwaffnen und -in bester Jack Slate-Manier- anschließend mit einem Headshot „ruhigstellen“. Sollte die Situation einmal ausarten, kann man ruhig
den nächsten Anarchisten als menschliches Schutzschild missbrauchen. Durch solche Aktionen füllt sich langsam die sogenannte Focus-Anzeige. Dank dieses Features können wir auf Knopfdruck den Zeitlupenmodus aktivieren und punktgenau digitale Lichter auspusten. Deckung sucht man sich im neusten Namco-Actiontitel ganz nach dem etablierten Genre-Standard: Bei gedrückter Sprinttaste wirft sich Jack automatisch ans Gemäuer und ballert von dort entweder blindlings durch die Gegend oder verteilt zielgenau Kugeln.
Dynamisches Duo
Der beste Freund des Menschen… …ist der Hund. Ab etwa der Hälfte der Kampagne dürfen wir in Jacks Rolle den Bello herumkommandieren. Shadow stürzt sich mit Jack zusammen in den Kampf, holt herumliegende Waffen und beschäftigt oder tötet Gegner. Ihr könnt durch das
Steuerkreuz zwei einfache Befehle geben, angreifen und bewachen, ansonsten agiert der Hund alleine. Sterben kann Shadow nicht, nur für eine bestimmte Zeit K.O. gehen - ihr könnt dann entweder warten, bis er wieder ins Geschehen einsteigt oder ihn selber zurück ins Leben holen. An einigen Stellen könnt ihr selbst die Kontrolle über Shadow übernehmen, etwa um ein Tor zu öffnen, an dem Jack nicht weiterkommt. Trotz der stärkeren Brustbehaarung verträgt der bestialische Köter weit weniger Treffer, als sein maskulines Herrchen. Wenn Shadow schleicht könnt ihr den Herzschlag von Menschen in eurer Umgebung wahrnehmen, sogar durch Wände hindurch. So erledigt ihr Feinde möglichst unbemerkt. Diese kurzen Stealth-Missionen sorgen zumindest für etwas Abwechslung, denn der Rest des Spiels ist ziemlich eintönig geraten. Das eingestaubte Gameplay besteht im Prinzip nur aus ballern, herumlaufen und die nächste Deckung suchen. Gähn!
Nach jedem abgeschlossenen Kapitel wird abgerechnet: Ihr bekommt Punkte etwa für Stealthkills und Kopfschüsse. Je nach Schwierigkeitsgrad kommt zudem ein Multiplikator ins Spiel, der die Punkte noch höher treibt. Entsprechend werdet ihr dann mit einer Medaille bewertet, von Bronze bis Gold. Hier über die Level-Anwahl später ein besseres Ergebnis einzufahren, motiviert nicht unbedingt zum Wiederspielen, ebenso wenig wie die fünf in jedem Kapitel versteckten Polizeimarken, die es zu finden gilt. In der Fassung auf Xbox 360 gibt es zudem noch Avatar-
Auszeichnungen freizuschalten, mit denen ihr euer virtuelles Ebenbild im Dead to Rights-Stil einkleiden könnt.
Technik Die hauseigene Graphicengine von Dead to Rights: Retribution zaubert eine stimmige Hintergrundkulisse und hübsche Effekte (Regen, Explosionen) auf den Monitor. Auch die Bewegungsabläufe von Hund Shadow wissen zu gefallen. Lediglich die verwaschenen Texturen trüben den Gesamteindruck. Beim Sound bekommt man ambitionierte englische Sprecher sowie glaubwürdige Waffen- und Kampfgeräusche geboten.
Fazit und Wertung
„
Christoph meint: Solide Actionkost ohne wirkliche Höhepunkte!
“
Mit Dead to Rights: Retribution liefert Publisher Namco einen gut gemachten Reboot ab. In der knapp achtstündigen (Solo)Spielzeit bekommt man nicht nur rasante Balleraction geboten, sondern, Shadow sei Dank, einige unterhaltsame Stealtheinlagen. Für den Titel sprechen auch die stimmungsvolle Grafik und die nachvollziehbare Handlung. Die Kehrseite der Medaille: Das Gameplay wirkt stellenweise hoffnungslos veraltet und bietet nur wenig Abwechslung. Auch die dümmliche KI kostet dem Spiel einige Wertungspunkte.
Grafik
8
Sound
7
Bedienung
8
Spielspaß
7
Atmosphäre
7
Preis/Umfang
7
Richtig gut
stimmungsvolle Grafik
hübsche Effekte
gute englische Sprachausgabe
Waffensounds
einfache Action-Steuerung
zwei spielbare Figuren (Jack und Shadow)
Stealth-Missionen mit Shadow
Deckungssystem
dynamischer Mix aus Kampf- und Ballereinlagen
Gegner können entwaffnet werden
Zwei-Waffen-System
nachvollziehbare (Rache)Story
Verbesserungswürdig
matschige Umgebungsgrafik
zu wenig Finisher-Variation
schwache KI
Ladezeiten
überzeichnete Gewalt-Darstellung nutzt sich ab
mitunter Kameraprobleme
sehr linear
fehlende Höhepunkte beim Gameplay
wenig Spieler-Hund-Interaktionen möglich
Anforderungen
• Sony PlayStation 3 Konsole • Microsoft Xbox 360 Konsole
Getestet für
• Sony PlayStation 3 Konsole • Microsoft Xbox 360 Konsole
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.
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