Battlefield: Hardline - Test/Review (+Testvideos)
Die Dead Space-Macher von Visceral Games bringen mit einem Polizisten-Setting viel frischen Wind in das Battlefield-Universum.
Von Christoph Miklos am 24.03.2015 - 06:33 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

Xbox One

Xbox 360

PlayStation 3

PC

Publisher

Electronic Arts

Entwickler

Visceral Games

Release

19.03 2015

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Preis

ab 59,99 Euro

Media (34)

Kampagne

Die Dead Space-Macher von Visceral Games bringen mit einem Polizisten-Setting viel frischen Wind in das Battlefield-Universum. Stellt sich bloß die Frage: Geht das neue Konzept auf?
Gute und böse Cops
In der Tradition erfolgreicher TV-Serien wie CSI oder Criminal Minds verkörpert ihr in Hardline den Polizisten Nick Mendoza, seines Zeichens Officer beim Drogendezernat von Miami und mit seiner neuen Partnerin Khai Minh Dao auf der Spur eines international operierenden Kartells. Um dem Serienanspruch gerecht zu werden, verpflichtete man für die beiden Hauptrollen die TV-Darsteller Nicholas Rodriguez (u. a. CSI Miami, Melrose Place) und Kelly Hu (u. a. CSI NY, Hawaii Five-0, Arrow) und besetzte auch diverse Nebenrollen mit bekannteren Gesichtern wie Alexandra Daddario (True Detective) oder Benito Martinez (Sons of Anarchy, House of Cards). Die virtuellen Ebenbilder dieser Schauspieler sehen auch wirklich klasse aus, wodurch der Einzelspieler-Modus in grafischer Hinsicht einen besseren Eindruck macht als der Mehrspieler-Part. Obwohl Publisher EA für die Kampagne erfahrene Drehbuchautoren engagiert hat, bleibt die Handlung arg unspektakulär. Das Spiel strotzt nur so vor klischeehaften Dialogen und vorhersehbaren Storytwists. Darüber hinaus kann man nur schwer eine emotionale Bindung zum Hauptcharakter aufbauen. Lediglich bei der Inszenierung kann sich der Singleplayer sehen lassen - vor allem die erste halbe Stunde punktet mit einer guten (Cop-)Atmosphäre.
Neue Spielelemente
Innerhalb der knapp neun Stunden langen Kampagne bekommt man recht viel Abwechslung geboten. Neben allerlei Schussgefechten sammelt ihr auch Beweise oder nehmt Personen fest. Ihr könnt sogar bis zu drei Gegner durch Vorzeigen eurer Polizeimarke kurzzeitig dazu bewegen, die Hände hochzunehmen. Etwas unlogisch ist aber, dass ihr im Laufe der Kampagne irgendwann nicht mehr als Cop die Straßen von Miami sicher macht und trotzdem noch etliche Verbrecher auf die gleiche Weise „verhaftet“. Ein weiteres Problem stellt die strohdumme KI dar. Die zahlreichen Gegner arbeiten nur selten miteinander zusammen und suchen auch viel zu selten Deckung vor unseren Kugeln. Kurz gesagt: Die Kampagne ist kein gutes Verkaufsargument für Battlefield: Hardline.
Technik
Die hauseigene Frostbite-Engine zaubert herrliche Charaktermodelle, Umgebungen und Effekte auf den Monitor bzw. Fernseher. Leider bekommt man diese geballte Grafikpracht nur am PC geboten - auf den Current-Gen-Konsolen von Sony und Microsoft muss man mit einer deutlich höheren Detailarmut leben. Aber durch hübsche Beleuchtung entsteht zumindest ein hochwertiger Gesamteindruck. Etwas auffälliger sind die wenigen und immer wiederkehrenden Modelle der Leichen und Verletzten. Den netten Herrn im blauen Hemd trifft man sogar so oft, dass man ihn schon fast zur Riege der Hauptcharaktere zählen könnte.
Die wohl größte Stärke von Battlefield: Hardline ist der brachial gute Sound. Jedes Gewehr, jede Pistole, jedes Vehikel hört sich einzigartig und unglaublich realistisch an. Darüber hinaus wissen Soundtrack und deutsche Vertonung zu gefallen. Kurz gesagt: mehr Sound-Power geht in einem Shooter nicht.
Unser PlayTime-Video zur Battlefield: Hardline Kampagne

Multiplayer

Die Spielmodi
In der Verkaufsversion beinhaltet der Multiplayer von Battlefield: Hardline acht unterschiedliche Modi auf neun mittelgroßen bis riesigen Karten. Schade bloß, dass die meisten Mehrspielervarianten Serienveteranen ziemlich bekannt vorkommen - nur mit dem leicht zu übersehenden Unterschied, dass in Hardline Verbrecher gegen Cops kämpfen. Der Conquest-Modus, in dem man bestimmte Punkte auf der Karte erobern und verteidigen muss, ist zum Beispiel seit Battlefield 1942 mit von der Partie. Rescue und Crossfire erinnern, aufgrund des taktischen 5-vs-5-Gameplays, stark an Defuse aus dem Quasi-Vorgänger. Auch der Heist-Modus spielt sich fast wie die Rush-Variante. So bleiben am Ende des Tages lediglich Blood Money und Hotwire als komplett neuartige Modi in Battlefield: Hardline.
In Blood Money müssen beide Teams (sprich bis zu 32 Spieler pro Seite) Geld aus einem Zentrallager zusammenklauben und es in ihr eigenes bringen. Außerdem ist es noch möglich, die Kohle direkt aus dem Tresor des Gegners zu entwenden, was dem Feind natürlich doppelt schadet. Durch die Spielregeln ergibt sich eine Konzentration der Gefechte auf lediglich drei Punkte (Zentrallager sowie die beiden Tresore), das dazu führt, dass die Kämpfe im heillosen und Nerv tötendem Chaos enden. Nach nur wenigen Runden hatten wir genug von diesem Mehrspielermodus.
Im Hotwire-Modus dreht sich alles um Fahrzeuge und Verfolgungsjagden. In Hotwire gewinnt man Matches durch hohe Geschwindigkeit und Sprünge mit Fahrzeugen. Das Ziel der beiden Teams ist dabei, mit speziell markierten Wagen so schnell wie möglich zu fahren. Das lässt die Gegner Tickets verlieren, wie das Erobern von Flaggen im klassischen Conquest-Modus der Battlefield-Reihe. Durch diverse Hilfsmitteln wie Straßenblockaden, Sabotage-Aktionen mit Sprengfallen oder den Griff zum Raketenwerfer kann man feindliche Vehikel aufhalten. Dazu ist auch die aus Battlefield Bad Company 2 bekannte Tracking-Pistole zurück, mit der sich die Fahrzeuge markieren lassen. Leider kann auch dieser Modus nur bedingt überzeugen. Das liegt vor allem an zwei Punkten: 1) die Karten sind einfach zu klein für wilde Verfolgungsjagden und 2) ist die Fahrzeugphysik ein Graus. Es gibt aber noch ein Problem: Im Gegensatz zu Battlefield 4 stehen der Mechaniker-Klasse in Hardline keine Raketenwerfer zur Verfügung. Stattdessen sind auf den Karten wenige Anti-Panzer und -Helikopter-Waffen verteilt, die jeder Spieler aufheben kann. Die Idee an sich ist lobenswert und doch zugleich ziemlich unüberlegt. Wenn man es zum Beispiel mit hochstufigen Gegnern zu tun bekommt, haben diese bereits die Anti-Raketen-Maßnahmen bei den Helikoptern freigeschaltet und sind somit gegen einzelne Stinger-Raketen fast immun.
Es ist daher nur wenig verwunderlich, dass die meisten Hardline-Spieler sich auf einem Conquest-Server herumtummeln.
Waffen und Upgrades
Gut gelöst: Waffen sind Level-unabhängig und werden per Ingame-Dollar (sammelt man in Gefechten) freigeschaltet. Nur für die Visiere und Aufsätze müsst ihr wie in Battlefield 3 und 4 eine bestimmte Anzahl an Feinden mit der jeweiligen Waffe ausschalten. Sehr „nett“ finden wir auch die neuen Tränengasgranaten, die in Kombination mit einer Schutzmaske sehr hilfreich sein können. Die neuen Gadgets (Kletterhaken oder Seilrutsche) klingen auf dem Papier sehr gut, doch werden diese leider viel zu selten eingesetzt. Ebenso vermissen wir die Möglichkeit, auch Anti-Fahrzeug-Waffen für die Mechanikerklasse freischalten zu können.
Levolution
Ein weiteres Feature aus Battlefield 4 findet man im Multiplayer von Hardline: die Levolution-Effekte. So bekommen wir es zum Beispiel auf der Map Dustbowl mit einem Sandsturm zu tun, der uns jegliche Sicht nimmt und auf der Karte Downtown kracht ein riesiger Baukran zusammen, über den wir in ein anderes Gebäude gelangen.
Unser PlayTime-Video zum Battlefield: Hardline Multiplayer

Fazit und Wertung

Christoph meint: Kein MUSS für Battlefield-Fans!

Hardline hat bereits Monate vor dem Release die Battlefield-Community in zwei Lager gespalten. Zahlreiche Spieler sehen den neusten Battlefield-Ableger als unnötigen Lückenfüller bzw. als dreiste DLC-Abzocke. Auf der anderen Seite gibt es BF-Fans, darunter auch Veteranen wie mich, die sich über das neue Setting freuen, welches nun deutlich mehr auf flotte Infanterie-Action setzt. Wo sich aber fast alle einig sind: Die Kampagne hätte man sich -erneut- sparen können. Mal ganz ehrlich: Warum investiert EA dermaßen viele Millionen in einen Singleplayer-Part, den sowieso kaum einer braucht bzw. interessiert? Nach wie vor kaufen -fast- alle Shooter-Zocker die Battlefield-Teile wegen dem Multiplayer. Und genau hier hätte der Publisher zum Beispiel in einen besseren Netcode oder mehr Maps investieren können. Ebenfalls ein Dorn im Auge sind mir die neuen Spielmodi Hotwire und Blood Money, die schlicht und ergreifend nicht richtig gebalanced sind. Hoffentlich sorgen künftige Patches (und DLCs) für Verbesserungen. Unterm Strich gesehen ist Hardline der derzeit schwächste Teil der Battlefield-Serie.

80%
Grafik
9
Sound
9
Bedienung
8
Spielspaß
8
Atmosphäre
7
Multiplayer
8
Preis/Umfang
7
Richtig gut
  • tolle Animationen
  • Licht- und Partikeleffekte
  • Explosionen
  • schicke Schauplätze
  • druckvoller Klang
  • Surround-Sound
  • deutsche Sprachausgabe
  • viel Abwechslung
  • Fahrzeuge
  • tolle Inszenierung der Kampagne
  • präzise Steuerung
  • abwechslungsreiche Maps (MP)
  • massige Upgrades und Belohnungen (MP)
  • spannende Matches (MP)
  • Waffen nicht mehr an das Level gebunden (MP)
Verbesserungswürdig
  • nervige Clippingfehler
  • belanglose Story
  • keine wirklichen Überraschungen
  • kurze Kampagne
  • schwache KI mit Aussetzern
  • zu oft Schlauchlevels ohne spielerische Freiheit
  • Balancing-Probleme (MP)
  • neuen Gadgets nur bedingt brauchbar (MP)
  • neuen Modi können kaum begeistern (MP)
  • viele Mehrspielermodi sehr ähnlich mit dem Vorgänger (MP)
  • nach wie vor Netcode-Probleme (MP)
Anforderungen
• Sony PlayStation 3 Konsole
• Microsoft Xbox 360 Konsole
• Sony PlayStation 4 Konsole
• Microsoft Xbox One Konsole

Minimale Systemanforderungen
• OS: Windows Vitsa SP2 64-bit (mit KB971512 Update)
• CPU: Athlon II/Phenom II 2.8 GHz, Intel Core i3/i5 2.4GHz
• Arbeitsspeicher: 4 GB RAM
• GPU: ATI Radeon HD 5770 (1 GB), Nvidia GeForce GTX 260 (896 MB)
• HDD: 60 GB
• Direct X 11

Empfohlene Systemkonfiguration
• OS: Windows 8 64-bit (mit KB971512 Update)
• CPU: Intel Quad-Core CPU, AMD Six-Core CPU
• Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
• GPU: AMD Radeon R9 290, Nvidia GeForce GTX 760
• GPU-Speicher: 3 GB
• HDD: 60 GB
• DirectX 11
Getestet für
PC
Xbox One
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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