Assassins Creed: Shadows - Test/Review
Brüder, Schwestern, Assassinen - einmal mehr kommen wir zusammen, um durch den Animus auf den Pfaden derjenigen zu wandeln, die vor uns kamen.
Von Lars Hack am 23.03.2025 - 10:40 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Ubisoft

Release

20.03 2025

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

ab 69,90 Euro

Media (14)

Ein gelungener "Neustart"?


Brüder, Schwestern, Assassinen - einmal mehr kommen wir zusammen, um durch den Animus auf den Pfaden derjenigen zu wandeln, die vor uns kamen. Ubisoft schickt den nächsten Ableger seiner Haus- und Hof-Spielereihe ins Rennen, Assassins Creed: Shadows. Dieses Mal verschlägt es uns (erneut) weit in den Osten, nach Japan, im ewigen Ringen zwischen Freiheit und Ordnung. Rückt die versteckten Klingen zurecht, wir gehen (für die Gerechtigkeit) morden.

Zwischen Ehre und Rache


Vom Baghdad des 9. Jahrhunderts, aus Assassins Creed: Mirage, reisen wir geschichtlich ein ganzes Stück weiter. Das 16. Jahrhundert! Oda Nobunaga, Kriegsherr und Daimyo, ist dabei, ganz Japan unter seiner Herrschaft zu vereinen. Das ganze Land? Nein! Eine von unbeugsamen Shinobi bevölkerte Provinz hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Iga ist dem Vereiniger, wie Nobunaga von vielen genannt wird, ein steter Dorn in der Seite. Aber genau dort wächst unsere erste Protagonistin auf, Naoe. Als Tochter eines der angesehensten Anführer der rebellierenden Provinz ist sie allseits beliebt und stets darum bemüht, ihrem Vater und den anderen Bewohnern zu helfen. Doch die Schatten des Krieges dräuen herauf. Ein erster Angriff, kommandiert durch Oda Nobunagas Sohn, wird von den aus dem Schatten heraus agierenden Ninjas noch erfolgreich abgewehrt. Doch der Kriegsherr lässt die Schmach nicht auf sich sitzen. Begleitet von seinem Heer fällt er ein zweites Mal in unserer Heimat ein. Unser Vater sieht, dass kein weiterer Sieg auf uns wartet. Also trifft er eine folgenschwere Entscheidung: Er gibt uns eine besondere Waffe, eine versteckte Klinge, die am Arm getragen werden kann (da-damm!), und heißt uns, ein verborgenes Kästchen zu bergen und in Sicherheit zu bringen. Wir tun unser bestes, doch verlieren das Kästchen mit unbekanntem Inhalt an einen maskierten Samurai - von dem wir es nach seinem Mord auch wieder bergen. Aber jede gute Story hat ihre Tragik. Kaum ist die kleine Truhe wieder in unserem Besitz, werden wir und unser Vater von den Gefährten des Samurai gestoppt - zwölf maskierte Gestalten, ein Geheimbund, der unseren Vater tötet, das Kästchen an sich bringt und uns zum Sterben zurücklässt. Natürlich passiert das nicht. Naoe lebt und mit ihr unser brennendes Verlangen nach Rache. Doch noch jemand war dabei, als Nobunaga in unserer Provinz einfiel - Yasuke. Der schwarze Samurai, der mit portugiesischen Missionaren in Japan angekommen und von Nobunaga aufgenommen wurde, scheint seine ganz eigene Beziehung zu der versteckten Klinge an unserem Handgelenk zu haben. Nach einem mehrstündigen Prolog, in dem wir Naoe durch die ersten Phasen ihres Rachefeldzugs begleiten, schließen sich die Shinobi und der Samurai zusammen, um ihren eigenen Weg zu gehen, mit ihren eigenen Beweggründen… sei es Rache, Ehre oder ein Ziel, das größer ist als beide einzeln genommen.

Eine Klinge hier, ein Katana dort


Inzwischen gibt es genügend Assassins Creed Spiele - 25 Titel, auf verschiedenen Konsolen und Spieltypen - dass wir alle wissen, worum es eigentlich geht. Deswegen halte ich das generelle Gameplay eher kurz, um dann etwas weiter auszuholen, wenn es um Shadows eigene Gameplay-Elemente geht. Wir spielen, einmal mehr, in der Third Person, navigieren eine offene Spielwelt und erfüllen Quests. Quests, die oft darauf hinauslaufen, dass wir (hoffentlich böse) Leute töten sollen. Dafür kombinieren wir, in klassischer RPG-Manier, verschiedene Nahkampfwaffen und eine bunte Mischung aus Fernkampfwaffen, Werkzeugen und dem gelegentlichen Umwelteinfluss. In Shadows nehmen diese Ausrüstungsteile - wie erwartet - die Form von Katanas, Kunais und ähnlichen Waffen ein. Der Unterschied zu anderen Spielen ist, dass wir dieses Mal zwei Charaktere spielen, die ihre eigenen Stärken und Schwächen mitbringen. Wie schon gesagt, Naoe ist eine Shinobi aus der Provinz Iga, aus einer langen Reihe Ninjas und von ihrem Vater mehr oder weniger darauf vorbereitet, irgendwann genau auf diesen blutigen Feldzug zu gehen. Yasuke dagegen hat wenig Nutzen für Heimlichkeit oder Stille. Hochaufragend, in einer schweren Samurai-Rüstung gewappnet, laut und nicht minder mörderisch, stellt er sich Gegnern eher offen, statt still vorzugehen. Während beide Katanas verwenden können, nutzt unsere geschickte Shinobi zum Beispiel auch Kami, also Kriegssicheln, während Yasuke eben auf Naginatas, lange Stangenwaffen, zurückgreift. Naoe verwendet geworfene Kunais, Yasuke den Bogen. Und auch ihre Fertigkeiten unterscheiden sich. Erledigen wir Gegner, schließen Quests ab oder unternehmen eine der anderen Aktivitäten, sammeln wir Erfahrungspunkte. Mit genügend davon gibt’s den obligatorischen Levelaufstieg und damit Fähigkeitspunkte, die wir in sechs Skilltreets packen. Diese sind für unsere beiden Helden unabhängig voneinander und beziehen sich einerseits auf die Waffen, die sie führen können, und ihre Spezialitäten - Naoe bekommt zusätzliche Schleich-Fähigkeiten, Yasuke stärkt seine offensiven Fähigkeiten. Allerdings können wir nicht von Beginn an einfach wild losskillen. Unsere Fähigkeitsbäume sind in Ebenen unterteilt, die wir mit Wissenspunkten freischalten. Um diese zu erhalten erkunden wir entweder wichtige Wegmarken oder verfolgen die persönlichen Stories unserer Helden. Beide haben eine Menge Selbstfindung vor sich, neben dem Aufdecken dunkler Verschwörungen. Aber konzentrieren wir uns für den Moment auf das Erkunden und Entdecken. Wie die Vorgängertitel der Reihe erwartet uns auch in Shadows eine offene Welt, ziemlich im Zentrum Japans. Die weiten Landstriche, die das Spiel umfasst, sind für das einfache Durchreisen verkleinert dargestellt, trotzdem warten auf uns weite Felder, wellenumtoste Buchten und Wälder, Haine, Städte, Burgen und vieles mehr. Vor allem Städte und Siedlungen fungieren für uns oft als Questhubs oder Heimat von Händlern. Burgen sind oft in der Hand von Nobunagas Armee und für uns damit Feindesland. Wir könnten sie natürlich nun meiden, aber zufälligerweise warten genau in diesen Burgen oft Craftingmaterialien und seltene, gar legendäre Ausrüstung auf uns. Dafür müssen wir nur die mächtigen Wächter der Burg töten und schon ist die Beute unser. Die Ausrüstung umfasst nicht nur die Waffen, die ich bereits erwähnt habe. Rüstungen, Helme, Talismane und unser Pferd gehören zu unserem Equipment, das in unterschiedlichen Seltenheitsgraden sowie Stats daherkommt. Grundsätzlich sind die sehr klassisch: Waffen machen mehr Schaden, Rüstungen schützen und vor den Angriffen von Feinden. Unser Equipment kann uns aber auch Boni wie kürzere Abklingzeiten, mehr Schaden beim Assassinieren oder andere Vorteile gewähren. Mit den richtigen Craftingmaterialien, die wir überall in der Welt finden, können wir unsere Ausrüstung auch noch upgraden, um ihre Effekte zu stärken. Und gute Nachricht für alle, die gerne mit Stil reisen! Assassins Creed: Shadows hat ein eingebautes Skin-Change-System, damit ihr Rüstungen und Waffen so aussehen lassen könnt, wie ihr es wollt… vorausgesetzt, ihr habt den Stil schonmal erbeutet. Aber Materialien helfen uns nicht nur mit unserer Ausrüstung weiter. Sehr früh im Spiel finden wir Gleichgesinnte, andere verlorene Seelen, die unsere Suche nach Vergeltung nur zu gut verstehen. So ein Geheimbund, man könnte sagen, eine Art Assassinenorden, braucht eine Heimat. Wir errichten also unser eigenes Versteck. Nach und nach schalten wir nützlich Gebäude frei, die uns stärker und stärker machen. Ein Schrein gibt uns mehr Erfahrung während unseres Abenteuers, die Schmiede schaltet das Upgraden von Ausrüstung frei und so weiter. Außerdem finden wir kosmetische Upgrades für unser Versteck. All diese Dinge können wir dann frei auf einer großen Fläche verteilen und der Heimat unseres Ordens unsere eigene Note geben. Und das beste: Streicheln wir Katzen und Hunde in der Spielwelt, können wir diese danach auch prompt in unserem Versteck platzieren. Ihr wolltet schon immer ein japanisches Ninja-Versteck, gefüllt mit Katzen, besitzen? Das ist ein seltsamer Wunsch, aber in Shadows könnte er wahr werden.

Erbkrankheiten des Ordens


Ah, ich weiß, was ihr euch die ganze Zeit schon fragt: Subs over Dubs, ist das auch in Shadows möglich? Ja! Ihr könnt neben einer soliden deutschen Sprachausgabe auch mit japanischen Stimmen spielen und dazu deutsche Untertitel lesen. Das ganze verleiht dem Abenteuer um Rache, Ehre, Ninjas und Samurai noch einmal eine ganz große Portion Extra-Atmosphäre. Auch optisch wird uns einiges geboten. Die Cutscenes sind scharf gestochen und die Spielwelt wunderbar anzuschauen. Von Wäldern und Wiesen über Burgen und Städte, die Welt ist abwechslungsreich und hat sogar ein extra mit eingebaut: Jahreszeiten! Im Laufe unseres Spiels wechseln sich die Jahreszeiten ab, wodurch wir nicht nur Zugang zu Spähern erhalten, die uns beim Finden von Zielen helfen, sondern auch die Spielwelt verändern. Blätter verfärben sich im Herbst, Schnee im Winter, strahlender Sonnenschein im Sommer. So schleicht es sich nochmal ganz anders. Beziehungsweise, so lauert es sich nochmal ganz anders. Ein Feature der letzten Titel ist auch dieses Mal wieder dabei, das Finden unserer Ziele. Klar, wir können einstellen, dass uns unsere Ziele von Beginn an angezeigt werden. Oder wir entscheiden uns für eine etwas immersivere Herangehensweise. Dann bekommen wir Hinweise - das Ziel befindet sich im Süden dieser Stadt, das Ziel geht am Wasser entlang, und so weiter - und müssen unser nächstes Opfer eben selbst ausfindig machen. Das ist eine solide Fortsetzung eines unterhaltsamen Features, offenbart aber auch eine der größeren Schwächen von Shadows. Wir führen ein paar Gespräche, folgen Spuren, morden und legen wieder von vorne los. Wir räumen eine Burg aus, erobern die Beute und sehen am Horizont bereits die nächste, alles auf Anfang. Das kann sehr unterhaltsam sein, weil Shadows ein solides Kampfsystem hat und dazu eine Spielwelt, die man gerne erkundet, wer aber immer und immer wieder neues Gameplay sucht, wird im Ausflug nach Japan etwas enttäuscht sein. Eine weitere Achillesferse ist die KI der Gegner. Das war schon immer etwas, wobei Assassins Creed schwächelt, Shadows erbt das also schlichtweg von den Stories, die vorher kamen. Wir erledigen einen Gegner, werden gesehen, klettern auf ein Dach außer Sicht und bereits 15 Sekunden später denken Gegner nicht mehr darüber nach, nach oben zu schauen, sondern suchen nach uns im nächsten Busch. Selbst wenn man Naoe dem offenen Kampf aus dem Weg gehen will, kann man jeden Gegner einzeln erledigen und jedes Mal über das nächste Dach fliehen, da die Gegner nicht lange darüber nachdenken, uns dort zu vermuten. Zu guter letzt ist Assassins Creed im Herzen ein Controller-Spiel. Dank eines kürzlichen Ausfalls meines Controllers kam ich in den Genuss der Maus-und-Tastatur-Steuerung. Die ist erlernbar, macht aber von Anfang an den Eindruck, dass das Spiel und die Entwickler die Fokus auf unsere Gamepads gelegt haben. Das geht über die normale Steuerung hinaus und betrifft auch die Menüs. Viele von diesen, wie den Basenbau, hätte man deutlich PC-freundlicher gestalten können.

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