AMD Ryzen 7 2700X - Test/Review
Knapp ein Jahr nach dem erfolgreichen Launch der „Ryzen“-Prozessoren folgt nun die zweite Generation von AMD.
Von Christoph Miklos am 19.04.2018 - 15:01 Uhr

Einleitung & Datenblatt

Einleitung
Knapp ein Jahr nach dem erfolgreichen Launch der „Ryzen“-Prozessoren folgt nun die zweite Generation von AMD. Der Hersteller verspricht eine höhere Leistung und mehr Effizient. Wir haben das aktuelle Top-Modell, den AMD Ryzen 7 2700X auf den Prüfstand geschickt und mit dem Intel Core i7 8700K verglichen. Über AMD
Advanced Micro Devices (AMD) ist ein US-amerikanischer Chip-Entwickler mit Hauptsitz in Sunnyvale, Kalifornien. AMD entwickelt und produziert Mikroprozessoren, Chipsätze, Grafikchips und System-on-Chip-Lösungen (SoC) für die Computer-, Kommunikations- und Endverbraucherbranchen. Seit der Ausgründungder eigentlichen Halbleiterherstellung im Jahr 2009 in Globalfoundries ist AMD fabless. Das Unternehmen war bis 2013 im Standard-&-Poors-500-Aktienindex gelistet, beschäftigt weltweit rund 9.700 Mitarbeiter und ist der dreizehntgrößte Halbleiter- (Stand: 2012) und nach Intel der zweitgrößte x86-Prozessorhersteller der Welt.
Datenblatt
• Codename: Pinnacle Ridge • Architektur: Zen+ • Kerne: 8 • Threads: 16 • Basistakt: 3.70GHz • Turbotakt: 4.30GHz • TDP: 105W (max. 85°C) • Fertigung: 12nm (12LP FinFET) • Interface: SMI • L2-Cache: 4MB (8x 512kB) • L3-Cache: 16MB (2x 8MB) • PCIe-Lanes: 24x (PCIe 3.0), davon 16x für GPU • Speicher max.: 64GB • Speichercontroller: Dual Channel PC4-23466U (DDR4-2933) • Speicherbandbreite: 46.9GB/s • Stepping: ZP-B2 • Einführung: 2018/Q2 • Segment: Desktop • Sockel: AM4 (PGA) • Chipsatz-Eignung: A320, B350, B450, X370, X470 • Multiprozessortauglichkeit: N/A • Heatspreader-Kontaktmittel: Metall (verlötet) • IGP: N/A • IGP-Shader: N/A • IGP-Takt: N/A • IGP-Interface: N/A • IGP-Rechenleistung: N/A • IGP-Speicher max.: N/A • IGP-Features: N/A • CPU-Features: ECC-Unterstützung, Turbo Core 3.0, Precision Boost 2, XFR2, XFR2 Enhanced (nur B450/X470), Multithreading, VT-Vi, X86-64, AMD-V, AVX, AVX2, AES (2x FMA), NX-Bit, EVP, Multiplikator frei wählbar (nur B350/B450/X370/X470), Precision Boost Overdrive (nur B450/X470), inkl. CPU-Kühler (AMD Wraith Prism)
Preis: 319 Euro (Stand: 19.04.2018)
Testplattform für AMD Ryzen 7 2700X
• Mainboard: ASUS ROG Strix X470-F Gaming • Arbeitsspeicher: Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: Alpenföhn Brocken 3 • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home
Testplattform für Intel Core i7 8700K
• Mainboard: ASUS ROG Strix Z370-F Gaming • Arbeitsspeicher: Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: Alpenföhn Brocken 3 • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home
Testplattform für AMD Ryzen 7 1800X
• Mainboard: ASUS Prime X370-Pro • Arbeitsspeicher: Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: Alpenföhn Brocken 3 • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home
Testplattform für Intel Core i7 7700K
• Mainboard: ASUS ROG Maximus IX Formula • Arbeitsspeicher: Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: Alpenföhn Brocken 3 • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home
Testplattform für Intel Core i7 6800K
• Mainboard: ASUS ROG Strix X99 Gaming • Arbeitsspeicher: Ballistix Elite DIMM Kit 32GB, DDR4-3000 • Kühlung: Alpenföhn Brocken 3 • Grafikkarte: NVIDIA GeForce GTX 1080 • Betriebssystem: Windows 10 64bit Home

Ryzen 2nd-Generation

Vier neue Prozessoren
Zum Start der zweiten Ryzen-Generation gibt es vier Modelle im Handel: Das Spitzenmodell wird zumindest vorerst der Ryzen 7 2700X mit acht Kernen und 16 Threads sowie einem Basis- und Boost-Takt von 3,7 und 4,3 GHz sein. Direkt darunter rangiert der Ryzen 7 2700 mit gleicher Kern- und Threadanzahl, aber auf 3,2 und 4,1 GHz reduzierten Taktraten. Mit unverbindlichen 319 und 289 Euro werden Intels UVPs aber nur knapp unterboten. Für etwas weniger Geld gibt es die beiden Sechskerner Ryzen 5 2600X und Ryzen 5 2600. Die Taktraten liegen bei 3,6 bis 4,2 und 3,4 bis 3,9 GHz. Mit unverbindlichen 225 und 195 Euro landen auch diese beiden neuen Prozessoren preislich dicht an den Intel-Konkurrenten. Verbesserte Zen+-Architektur
Alle vier Prozessoren setzen nach wie vor auf die ein Jahr alte Zen-Architektur. Für die neuen Ryzen 2000 Modelle hat AMD aber einige Detailverbesserungen vorgenommen. Da wäre zum Beispiel der DDR4-2933-Support (Vorgängermodelle waren auf DDR4-2666 beschränkt) und die niedrigeren Latenzen. So soll die L1-Cache-Latenz um etwa 13% verringert worden sein, beim L2-Cache ist von 34% die Rede, beim L3-Cache von 16%. Zudem konnte die DRAM-Reaktionszeit um 11% verringert werden. Darüber hinaus wurde der Fertigungsprozessor von 14nm auf 12nm verfeinert. Ebenfalls erwähnenswert: die höheren Taktraten (Basis- und Boost-Takt), die aber auf Kosten der TDP gehen. SenseMI, Precision Boost 2 und XFR 2
Damit die neuen Ryzen 2000er Prozessoren optimale Temperaturen, Energiebedarf und Takt in jeder Situation bieten, setzt AMD auf die neue SenseMI Technology. Es basiert auf einem Netzwerk an Sensoren, die Stromstärke, elektrische Spannung und Leistung sowie die Temperatur im Millisekundenrhythmus überwachen. Alle Informationen werden an das Infinity Fabric weitergeleitet und dort ausgewertet.
Optimiert wurde auch der Precision Boost, welcher in der zweiten Version Taktanpassungen in 25-MHz-Schritten ermöglicht. Allerdings greift Precision Boost 2 anders als der Vorgänger nun nicht mehr nur, wenn maximal zwei CPU-Kerne beschäftigt sind. Sämtliche Kerne sollen gleichmäßig übertaktet werden.
Last but not least wäre da noch XFR 2. Dieses Feature ermöglicht es, sofern eine potente Kühlung im Einsatz ist, die Prozessoren über den eigentlichen Boost-Takt zu betreiben. So konnten wir zum Beispiel mit unserem Alpenföhn Brocken 3 Luftkühler den Ryzen 7 2700X problemlos bei 4,35 GHz nutzen.

Neue X470 Chipsatz

Alt oder Neu?
Mit der Ryzen-2000-Serie führt AMD mit dem X470 einen „neuen“ Mainboard-Chipsatz ein, der den X370 als Topmodell ablösen wird. Laut AMD hat es Hardware-Veränderungen am Chipsatz selbst gegeben, welche aber kaum erwähnenswert sind. Daher: Alles, was der neue X470 kann, kann auch der alte X370 (auch die XFR 2 und Precision Boost Overdrive, sofern implementiert). Der Chipsatz wurde lediglich auf eine geringere Idle-Leistungsaufnahme optimiert. Abseits dessen spricht AMD offen darüber, dass es den X470 deswegen gibt, damit die Mainboard-Hersteller neue Platinen auflegen. An dieser Stelle sei auch zu erwähnen, dass Ryzen 2000 Nutzer problemlos ein „altes“ X370 Mainboard mit aktualisierten Bios nutzen können. Damit die X470-Platinen zumindest mit einer „Eigenheit“ aufwarten können, hat AMD die neue Storage-Software „StoreMI“ entwickelt, die sich jeder Zeit ohne Datenverlust an- und abschalten lässt. StoreMI soll dafür sorgen, dass Programme ähnlich kurze Ladezeiten wie auf einer SSD haben, ohne (komplett) auf einer SSD installiert zu sein. Mit StoreMI lassen sich eine HDD, eine SSD sowie ein zwei Gigabyte großer Teil des Arbeitsspeichers zu einem Laufwerk zusammenfassen, auf das dann zum Beispiel Spiele installiert werden können. Zum Launch der neuen AMD Prozessoren gibt es zahlreiche X470-Mainboards von ASUS, Gigabyte, MSI und ASRock. Wir werden in Kürze einige Board-Reviews veröffentlichen.

CPU-Benchmarks

AMD Ryzen 7 2700X - Cinebench 15 - Single Threaded
mehr ist besser
Intel Core i7 8700K
204 Pkt.
Intel Core i7 7700K
190 Pkt.
AMD Ryzen 7 2700X
179 Pkt.
Intel Core i7 6800K
165 Pkt.
AMD Ryzen 7 1800X
162 Pkt.

AMD Ryzen 7 2700X - Cinebench 15 - Multi Threaded
mehr ist besser
AMD Ryzen 7 2700X
1805 Pkt.
AMD Ryzen 7 1800X
1630 Pkt.
Intel Core i7 8700K
1438 Pkt.
Intel Core i7 6800K
1163 Pkt.
Intel Core i7 7700K
976 Pkt.

AMD Ryzen 7 2700X - Handbrake
4K H.265 1080p30 H.264 - weniger ist besser
Intel Core i7 6800K
118 Sek.
Intel Core i7 7700K
107 Sek.
Intel Core i7 8700K
80 Sek.
AMD Ryzen 7 1800X
78 Sek.
AMD Ryzen 7 2700X
62 Sek.

AMD Ryzen 7 2700X - 7-Zip
mehr ist besser
AMD Ryzen 7 2700X
45.351 MIPS
AMD Ryzen 7 1800X
41.591 MIPS
Intel Core i7 8700K
38.657 MIPS
Intel Core i7 7700K
27.271 MIPS
Intel Core i7 6800K
26.945 MIPS

AMD Ryzen 7 2700X - Blender
weniger ist besser
Intel Core i7 6800K
175 Sek.
Intel Core i7 7700K
162 Sek.
Intel Core i7 8700K
112 Sek.
AMD Ryzen 7 1800X
105 Sek.
AMD Ryzen 7 2700X
99 Sek.

Spiele-Benchmarks

AMD Ryzen 7 2700X - Spiele
1.920 × 1.080 - max. Details + AA - mehr ist besser
Intel Core i7 8700K
93 FPS
AMD Ryzen 7 2700X
90 FPS
AMD Ryzen 7 1800X
90 FPS
Intel Core i7 7700K
89 FPS
Intel Core i7 6800K
89 FPS

Temperaturen

AMD Ryzen 7 2700X - Temperaturen
Kühler: Alpenföhn Brocken 3 @ 950 U/min - weniger ist besser
AMD Ryzen 7 2700X
36 °C
Intel Core i7 8700K
34 °C
Intel Core i7 6800K
34 °C
AMD Ryzen 7 1800X
33 °C
Intel Core i7 7700K
33 °C

Leistungsaufnahme

AMD Ryzen 7 2700X - Leistungsaufnahme
gesamte System - ohne Monitor - weniger ist besser
AMD Ryzen 7 1800X
65 Watt
Intel Core i7 8700K
63 Watt
AMD Ryzen 7 2700X
60 Watt
Intel Core i7 6800K
58 Watt
Intel Core i7 7700K
52 Watt

Fazit & Wertung

Christoph meint: Kaufempfehlung der Redaktion!

Auch mit der zweiten Ryzen-Generation liefert AMD überzeugende Prozessoren ab. Dank einiger Optimierungen wurden nicht nur die Taktraten erhöht, sondern auch die Latenzen verringert. Diese Verbesserungen resultieren zu einem ordentlichen Performanceplus von bis zu 10 Prozent gegenüber den ersten Ryzen-Modellen. Vor allem in Mehrkern-optimierten Anwendungen blüht der neue Ryzen 7 2700X so richtig auf - und lässt stellenweise sogar den direkten Konkurrenten (Core i7-8700K) hinter sich. Sobald aber die reine Singlekern-Leistung zählt, hat AMD nach wie vor keine Chance gegen Intel. Als Spieler kann man aber bedenkenlos zu beiden Prozessoren greifen. Zusammengefasst: Der Ryzen 7 2700X ist ein sehr flotter 8-Kerner geworden, dem man lediglich den erhöhten Stromverbrauch ankreiden kann.

90%
Leistung
9
Technik
10
Verbrauch
8
Temperatur
8
Overclocking
8
Preis
8
Richtig gut
  • hohe Mehrkern-Leistung
  • acht native Kerne (16 Threads)
  • moderne Technik
  • offener Multiplikator
  • Precision Boost 2 sorgt für höhere Taktraten
  • in Spiele fast so schnell wie ein Intel Core-i7 8700K
  • fairer Preis
Verbesserungswürdig
  • Singlekern-Leistung könnte höher sein
  • hoher Energiebedarf unter Volllast
  • erhöhte Leistung auf Kosten der TDP
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

1 Kommentar

Berserkus vor 2401 Tagen

Seit ihr sicher das der X370 alle Features des X470 beherrscht? Bisherige Folien usw. sagten immer eindeutig das der Prezision boost 2 und XFR2 nicht funktionieren würden! Das es nur ein neues BIOS braucht hat bisher niemand angedeutet, sondern das es an der Hardware mangelt.

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