Wasteland 3 - Test/Review
Wir haben den Colorado Blues. Das kann schonmal passieren, wenn man in eine katastrophale militärische Niederlage marschiert – und das ist erst der Anfang der Probleme, in die uns Wasteland 3 wirft.
Von Lars Hack am 29.08.2020 - 21:37 Uhr

Fakten

Plattformen

PC

Xbox One

PlayStation 4

Xbox One X

PlayStation 4 Pro

Publisher

inXile Entertainment

Entwickler

inXile Entertainment

Release

27.08 2020

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

59,99 Euro

Media (8)

Ödland die Dritte

Wir haben den Colorado Blues. Das kann schonmal passieren, wenn man in eine katastrophale militärische Niederlage marschiert – und das ist erst der Anfang der Probleme, in die uns Wasteland 3 wirft. Entwickler inXile Entertainment und Publisher Deep Silver haben sich zusammengetan, um das postapokalyptische Rollenspiel aus dem verschneiten Herzen des gebirgigen Colorados auf unsere PCs, Playstations und X-Boxen zu bringen.
Verloren im ewigen Eis
Nachdem die Bomben fielen, wurde die Welt ein simplerer Ort. Simpler und brutaler. Gut, dass wir zur Stelle sind, wenn Sachen schief gehen. Wir sind die Ranger, Überbleibsel des Militärs aus Arizona, und wir tun das gleiche wie damals, als die Welt noch keine verstrahlte Landschaft war: Amerika beschützen. Unser einziges Problem ist, dass uns langsam die Vorräte ausgehen. Da kommt das Angebot aus dem verschneiten Colorado gerade richtig! Ein Mann, der sich nur der Patriarch nennt, erklärt uns, dass ihm Colorado gehört. Und er hat Vorräte, genug, um sie mit uns zu teilen. Quid pro quo. Wir bekommen Nachschub. Dafür bekommt er unsere Hilfe – Ranger-Style. Was genau das heißt, erklärt er uns nicht, wir ahnen aber spätestens nach dem Spielstart, worum es geht. Unsere kleine Karawane stapft durch den Schnee und Boom: Ein Hinterhalt! Wildschreiende, bis an die Zähne bewaffnete Raider, die unseren Konvoi in kürzester Zeit in Stücke schießen. Wir tun das einzig richtige: Wir retten, was zu retten ist. Ein paar Ranger und unser treuer Kodiak, ein schwer bewaffneter Truppentransporter. Eine Handvoll Überlebender und ein ramponierter Wagen sind nicht wirklich die Hilfe, die der Patriarch erwartet hat. Vor allem nicht, wenn sein Land vor Problemen nur so überschäumt – Raider-Banden, Unruhen und revoltierende Kinder (die lieben Kleinen, nicht?). Aber wir kommen aus den US of A! Rückschläge sind nur Chancen, noch besser durchzustarten. Vorhang auf für die Colorado-Ranger! Ein ganz neues Chapter.
It's dangerous to go alone
Wir haben eine Menge zu tun – und das macht man am besten nicht alleine! Also bauen wir die Ranger wieder auf. Neben unseren beiden Startcharakteren sammeln wir nahmhafte Charaktere aus ganz Colorado und rekrutieren auch potenzielle Rekruten für die Ranger. Unsere Gruppe kann bis zu sechs Gunslinger beinhalten. Alle anderen warten dann eben in unserer neuen Ranger-Basis. Bestenfalls organisieren wir unsere Gruppe so, dass wir alle Skills abdecken. Von Waffenskills über verschiedene Überredungskünste bis hin zu Wissensstuff – nichts kann uns mit ein wenig Gruppenmanagement und Geschick aufhalten! Skilltests laufen dann relativ einfach. Aufgabe X hat eine erforderliche, puh, sagen wir mal, Reparatur-Schwierigkeit von 4. Einer unserer Recken hat 4 in Reparatur? Glückwünsch, hat geklappt. Wenn dann weniger die feinen Künste gebraucht werden, sondern Taten warten, zücken wir eben die Schießeisen, Macheten und Raketenwerfer. Ob wir dann treffen und wie viel Schaden wir machen, hängt dann davon ab, wie gut unsere mutigen Ranger in dem jeweiligen Skill sind. Ihr steht zwei Meter vor dem Gegner und habt eine Schrotflinte? Sorry, aber ohne den richtigen Skill kommt da trotzdem nicht viel bei rum. Selbst schuld! Das Kampfsystem schaut sich übrigens viel von Spielen wie XCOM ab – der Kampfschauplatz wird mit einem Schachbrettmuster unterlegt, wir bewegen unsere Helden von Deckung zu Deckung und schießen auf Feinde, die ihrerseits auch in Deckung stehen. Wenn wir wirklich geschickt sind, sprengen wir die feindliche Deckung einfach in die Luft, bevor wir das Feuer eröffnen! Das spart nicht nur Nerven, sondern auch Kugeln, die wir wirklich mit uns führen müssen. Kein wildes Ballern mit schweren Waffen! Mir sind mehr als einmal die Raketen ausgegangen... Sonst manövrieren wir uns durch reichlich Unterhaltungen, mit denen wir auch die ein oder andere Konfrontation erfolgreich umgehen können. Loot und Erfahrung gibt es dann trotzdem! Auf der Weltkarte bewegen wir uns by the way in unserem trusty Kodiak, der nicht nur über Hindernisse, wie Hirsche, blutig drüberwalzt, sondern auch in Missionen eingesetzt werden kann. Jemand fängt in der Nähe unseres Gefährts Streit an? Klasse. Unser gigantisches Bordgeschütz hat da ein Wörtchen mitzureden. Für mehr Feuerkraft können wir unser Gefährt auch noch upgraden. Natürlich gibt es dafür genügend zufällige Begegnungen, während wir von Wegmarke zu Wegmarke fahren. Klar, wir haben einige Hauptmissionen, aber auf dem Weg, diese zu erfüllen, gibt es auch genügend Zeitvertreib abseits des getrampelten Pfades. Colorado ist ein wildes Land mit wirklich zahlreichen Nebenquests und skurrilen Gestalten.
Ein Leben im Dunklen
Aber Colorado ist eben auch ein dunkles Land. Das gilt auch für ein paar der Nachteile des Spiels. Da sind ein paar offensichtliche Schwächen. Zum Beispiel, dass das Regelwerk zuweilen etwas sehr merkwürdig daherkommt. Okay, wir haben keinen Schrotflinten-Skill, aber wenn wir direkt vor dem Gegner stehen ist es irgendwie schwach, wenn wir bei einem Treffer kaum Schaden verursachen. Schrotladung bleibt doch Schrotladung, oder? Dazu kommen die üblichen Mängel, die ich gerne ankreide. Wir sind an nem Punkt, an dem ihr wahrscheinlich schon drauf gewartet habt, nicht? Seltsame Wegfindungen, bei denen sich Charaktere gerne mal aufhängen! Auch in Wasteland geschieht das leider ab und an und kann schnell mal dafür sorgen, dass wir unsere Gruppe aus Ecken heraus micromanagen oder unerwartet in Gegnergruppen laufen.
Wasteland 3 braucht außerdem noch ein paar Quality of Life-Anpassungen. Weniger Button für ähnliche Aktionen oder Menüs und Befehle, die direkt auf den Input reagieren und nicht erst, wenn eine vorherige Aktion erledigt ist. Dazu: streamlined Quests. Klar, wir sollen erkunden, davon leben RPGs, aber wenn wir manchmal einfach herumirren, nur um zu merken, dass unser gesuchter NPC mitten in der Gegend rumsteht, ist das... Weird. Apropos NPC... die Dialoge sind top notch. Wir reden hier von einer englischen Synchro mit deutschen Texten. Aber die englischen Sprecher sind wirklich fein! Respekt. Die deutschen Texte nehmen oft etwas der Härte raus, aber hier sei gesagt, dass Wasteland 3 kein Kinderspiel ist. Es fliegen Gedärme, Schimpfworte werden geschrien und explizite sexuelle Akte der etwas anderen Art angedeutet. Sagen wir... Geschlechtsteile, Geld und Ziegen. Das muss reichen. Außerdem gibt es einfach Kamera-Probleme. Wenn das Spiel zum Beispiel reinzoomt, um uns wichtige Gesprächspartner in Nahaufnahme zu zeigen, aber eines unserer Gruppenmitglieder im Weg steht... Erwartet nicht, etwas zu erkennen, außer den Po eures Gefährten.
Trotzdem macht Wasteland 3 auch eine Menge richtig. Neben den Dialogen kann man hier mit dem Soundtrack punkten. Außerdem bringt Wasteland 3 einfach eine gehörige Portion Oldschool RPG-Atmosphäre in vier Schwierigkeitsgraden mit sich. Immer noch nicht genug? Ihr könnt das Ganze auch Coop spielen! Leider haben wir nur eine Review-Kopie, sodass wir es nicht umfassend testen konnten, aber im Grunde könnt ihr die gesamte Kampagne auch mit einem Freund spielen. Ihr seid dann beide auf den gleichen Karten unterwegs, könnt euch aber unabhängig voneinander auf diesen bewegen.

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