Vampyr - Test/Review (+Video)
Entwicklerteam Dontnod hat sich vor einiger Zeit vom Teenie-Adventure Life is Strange verabschiedet und hat mit Vampyr ein blutiges Rollenspiel mit Dark-Souls-Kampfsystem veröffentlicht.
Von Christoph Miklos am 16.06.2018 - 06:06 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Focus Home Interactive

Entwickler

Dontnod Entertainment

Release

05.06 2018

Genre

Action-RPG

Typ

Vollversion

Pegi

18

Webseite

Preis

29,99 Euro

Media (14)

Life is Blood

Entwicklerteam Dontnod hat sich vor einiger Zeit vom Teenie-Adventure Life is Strange verabschiedet und hat mit Vampyr ein blutiges Rollenspiel mit Dark-Souls-Kampfsystem veröffentlicht. Ob die Jungs und Mädels erneut einen Kracher abliefern konnten?
Ab nach London
Vampyr spielt kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die Spanische Grippe geht um, unzählige Bürger sterben und auch der Hauptcharakter Dr. Jonathan Reid verliert sein Leben - an einen Vampir. Nach einer nicht ganz so schönen „Wiedergeburt“ als Blutsauger stehen zwei große Aufgaben vor der Tür: Ein Heilmittel und den „Mörder“ von Dr. Reid zu finden. Dabei muss man entscheiden, ob das Blut der Lebenden als Quelle der Macht dient oder man versucht, sein Gewissen über den unstillbaren Durst zu stellen. Je nach eingeschlagenem Weg beeinflusst das Vorgehen die gesamte Geschichte. Kein Life is Strange
Rein vom Aufbau her erinnert Vampyr recht stark an Vampire: The Masquerade-Bloodlines. Das Rollenspiel setzt auf eine Mischung aus Investigation, Erkundung und vom Spielstil abhängiger Schwierigkeit in Kämpfen. Die Grundidee ist genial: Je mehr Informationen man über einen Bürger herausfindet, desto mehr Erfahrungspunkte erhält mal, sobald man den Einwohner Londons aussaugt. Doch „Vorsicht“: Zu viele blutleere Passanten senken den Schwierigkeitsgrad massiv, da man schlicht und ergreifend zu mächtig ist. Hat man hingegen Mitleid mit den Menschen, levelt man langsamer und hat es in den Kämpfen schwerer. Alternativ kann man auch einen gesunden Mittelweg einschlagen. Jede dieser Möglichkeiten verändert das Geschehen in Vampyr ein klein wenig. Unabhängig vom gewählten „Weg“ bleibt der Titel über weite Strecken etwas zu leicht. Zwar werden nach und nach einige neue Gegnertypen eingeführt, der Ablauf im Kampf ist jedoch stets derselbe: Ausweichen, zwei oder drei Attacken, Ausweichen, Spezialattacke, Ausweichen usw. Vor allem wenn man Magie einsetzt senkt man den Anspruch von Vampyr drastisch. Spiel mit den Waffen
Ein weiteres Manko: In dem Titel gibt es zwar reichlich Waffen, einhändige Hieb- und Stichwaffen, Pistolen, zweihändige Sensen und so weiter und so fort, diese unterscheiden sich im Spielstil jedoch so gut wie gar nicht. Obwohl man ermutigt wird, beständig Ausschau nach neuen Waffen zu halten, hält sich die Freude bei erfolgreichem Fund in Grenzen. Gleiches gilt für die sammelbaren Objekte, die man an der Werkbank zerlegen und beispielsweise zu kräftigenden Sera verarbeiten kann. Es sind immer die gleichen paar Objekte. Immerhin: Waffen lassen sich bis zu vier Mal upgraden und bekommen sogar spezielle Boni spendiert.
Auswirkungen in den Bezirken
Vampyr setzt auf eine „Quasi-Open-World“, die aus einem geschlossenen System von vier Bezirken besteht. Die Bezirke wird man Verlauf der knapp 30 Stunden langen Story nach und nach besuchen. Außerdem gibt es in jedem Stadtteil Orte, Kanalisationstunnel und Gassen, die erst durch das Erfüllen bestimmter Vorgaben betreten werden können. Die Umgebung ist schaurig-schön in Szene gesetzt und geprägt von einer tollen Atmosphäre.
In allen Bezirken findet man eine Handvoll Passanten, die unseren Durst nach Blut stillen können - oder auch nicht. Je mehr man zuvor über das Opfer herausgefunden hat, umso größer die Belohnung in Form von Erfahrungspunkten. Der Clou besteht darin, dass sich die Taten des Doktors auf den kompletten Bezirk auswirken. Sind zu viele Tote in den Straßen und Gassen wirkt sich das nicht nur auf die Blutqualität der Bürger aus, sondern auch die allgemeine Stimmung sinkt. Letzteres wirkt sich auf die Preise der Händler und die Anzahl der Monster sowie „Jäger“ aus. Hinweise über Bürger sammelt man auf drei verschiedene Arten. Art 1: Man führt Gespräche auf Basis von Multiple-Choice-Fragen/-Antworten mit den Einwohnern. Möglichkeit Nummer Zwei: Man kann das Opfer heimlich beobachten. Hierfür den richtigen Moment zu erwischen, hängt jedoch stark vom Zufall ab. Oft muss man mehrere Minuten abwarten bis etwas passiert. Die letzte Möglichkeit, an Informationen zu gelangen, besteht darin, Schriftstücke, Fotos oder Ähnliches zu finden. Egal welche Vorgehensweise man wählt, man kommt sich dabei eher wie Sherlock Holmes vor als wie ein Arzt im Kampf gegen eine grauenhafte Seuche.
Die Sache mit den Gesprächen
Trotz der Erfahrungen, die man bei Life is Strange gesammelt hat, kann das Dialogsystem von Vampyr nur bedingt überzeugen. Das liegt zum einen an den eher mittelmäßigen Sprechern - und auf der anderen Seite sind die Dialogoptionen meist viel zu ähnlich. Und: Es fehlen die wirklich „harten“ Antworten. Oft klickt man sich einfach nur durch die verschiedenen Möglichkeiten durch. Technisch setzt das neuste Werk von Dontnod auf die moderne Unreal Engine 4, die aber leider nur halbherzig umgesetzt wurde. Halbherzig heißt: Die Qualität der Texturen ist im besten Fall mittelmäßig, es gibt viele Clippingfehler und die Animationen wirken arg steife. Darüber hinaus nerven die langen Ladezeiten zwischen neuen Abschnitten und die Spielwelt wirkt über weite Strecken wenig bis gar nicht lebendig.
Unser Testvideo zu Vampyr

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