Stronghold 3 - Test/Review
Exakt 10 Jahre nach dem Klassiker Stronghold, der eine beachtliche Fangemeinde begründete, erschien nun Stronghold 3.
Von Hannes Obermeier am 02.11.2011 - 04:30 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

THQ

Entwickler

Firefly Studios

Release

25.10 2011

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

12+

Webseite

Media (25)

Was für ein Schei...

Exakt 10 Jahre nach dem Klassiker Stronghold, der eine beachtliche Fangemeinde begründete, erschien nun Stronghold 3. Doch statt Freude auf eine gelungene Fortsetzung kommt nur Frust über eine Horde Bugs. Mehr dazu im anschließenden Testbericht.
Wirtschaft oder Krieg
Stronghold3.exe wurde in Quarantäne verschoben - Schwere Bedrohung festgestellt. Eine nette Einleitung, die uns da AVG Antivirus Software präsentiert hat, endlich mal was anderes. OK, da kommt ja sicher noch ein Patch, der Derartiges schnell beheben sollte. Zwei Tage später haben wir dann die Antivirussoftware deaktiviert, da es keinerlei Patch gab, der die Startdatei als Bedrohung hätte ausschließen können. Die per Standbildern erzählte Story wirkt wenig spannend, aber gehört eben zum guten Ton. Also hat man das Notwendigste getan um den Grundstein zu legen oder besser gesagt, man hat es versucht. Da es aber echten Fans kaum um die Story geht, kann man diesen Part wohl vernachlässigen. Wir haben die Wahl zweier Kampagnenwege: die Wirtschaft oder den Kampf. Klar, wir nehmen den Kampf und finden uns in einer zeitbegrenzten Mission wieder. 20 Minuten müssen wir überleben und der Feind rückt an. Dabei haben wir zwei Vorposten, die spärlich besetzt sind und mit Holzwällen gesichert, was für die ankommenden Katapulte kaum mehr als einen Fliegenschiss auf dem Weg zum eigentlichen Ziel bedeutet. Unser Hauptmann befindet sich gut gesichert in der letzten der drei Festungen, wenn man sie so nennen kann. Sofort pflanzen wir die ersten Apfelgärten, Bauernhöfe und Holzfäller. Da war schon mal der erste Vorposten Geschichte. Also Hauptmann schnappen und vorrücken mit den wenigen Einheiten zum zweiten Vorposten. Bauern mit Heugabeln die in der Gegend herumstehen nehmen wir auch mit, da Kanonenfutter noch nie geschadet hat. Doch auch Posten Nummer 2 fällt schneller als man schauen kann. Mit den verbliebenen Einheiten geht es zurück hinter den letzten schützenden Holz-Wall, wo wir weiterhin die Wirtschaft ankurbeln um endlich neue Einheiten ausbilden zu können. Situationen wie diese sind wohl der einzige wirklich positive Aspekt, den man dem Spiel abgewinnen kann. Unter Druck zu handeln, um das Ziel zu erreichen, egal wie auch immer dieses aussehen mag.
Achtung Insektenplage
Die Insektenplage hat rein nichts mit dem Spielinhalt zu tun, sondern rein mit der Art der Programmierung, die durch unzählige Bugs Spieler an den Rand der Verzweiflung drängen wird. Ich weiß gar nicht wo ich da anfangen soll. Sei es die KI, die dermaßen dümmlich und unlogisch reagiert, oder der Aufbau einer Burganlage mit Steinmauern und Türmen, oder die Steuerung. Wo man auch hinsieht, jagt ein Bug den anderen. In zuvor beschriebener Situation z.B. haben wir noch eine Handvoll Lanzenträger, die aus sicherer Distanz auf den Gegner schießen sollten, tun sie auch, aber leider nur einmal, bevor sie in den Nahkampf übergehen, den sie gegen Schwertritter wohl schwer überleben. Nahkampf deshalb, weil sie nicht permanent Lanzen werfen können. Sie benötigen eine gewisse Nachladezeit. Selbst als wir sie auf die Brüstung stellen werfen sie und gehen dann gemütlich, und ich meine wirklich gemütlich, wieder über die Leiter zu Boden und hinaus aus der Burgumzäunung. Was genau soll da logisch oder durchdacht sein? Selbst als wir sie wieder zurückholen und auf den Feind hetzen, der sich gerade daran macht unsere Holz-Wehr zu zerhacken, werfen sie ihre Lanzen mitten durch die Holzpfähle hindurch und schlagen dann wieder den Weg zum Tor ein. Es ist ja nicht so, dass wir das nicht steuern könnten, doch wenn man versucht die Einheiten zu markieren, dürfte da im Hintergrund ein Zufallsgenerator laufen der sagt, ja wird markiert, oder nein, Pech gehabt, versuch es noch einmal. Was man dabei nicht vergessen sollte, im Lager ziehen ein paar Wölfe herum die mit einem Biss jeden vorbeilaufenden Bauern erledigen. Fällt uns nicht sofort auf, da wir ja mit Ziel-Klick-Übungen beschäftigt sind, und uns wundern, warum wir kaum Ressourcen haben. An den Bau einer Kaserne ist da schon gar nicht zu denken. Bei fortgeschrittenem Spielstand und rot geäderten Augen versucht man sich dann als Baumeister, um den vorrückenden Truppen den Weg durch einen massiven Steinwall zu versperren. Doch selbst auf ebener Fläche wird das zum Glücksspiel. Einmal funktioniert es, einmal nicht. In unebenem Gelände wechselt das Glücksrad zur Odyssee. Wer es hier schafft schnell eine einfache Mauer in einem Zug aufzustellen hat wohl eine andere Version oder schon Patch Nr. X installiert. Mauer fertig, doch wie kommen die Mannen dort hinauf? Mit einer Treppe, doch trotz ausreichendem Platz dürfen wir sie nicht aufstellen. Also bleiben unsere Truppen einfach auf dem Boden und wir hoffen, dass sie auch dort noch effizient genug agieren. Tun sie natürlich nicht, auch wenn sie direkt durch die dicken Mauern schießen, findet der Angreifer eine Bresche die vom System beim Mauerbau ausgelassen wurde. Pechtöpfe und Fallgruben hingegen leisten wiederum ganze Arbeit. Was bei all den Szenarien an Potential verschenkt wurde, weil das Spiel einen gänzlich unfertigen Eindruck macht, ist kaum zu beschreiben. Spiele dieser Art leben genau von den Punkten, die hier so schwer verbugt sind. Da nützt auch kein bekannter Name etwas, wenn man im Laden ein unfertiges Produkt spendiert bekommt, dem zwar der originale erste Teil beiliegt, und der sich witziger Weise unterhaltsamer spielen lässt. Aber das gäbe es auch wesentlich günstiger. Wen ich es direkt mit Stronghold Kingdoms vergleiche, das ich selbst schon über ein Jahr online spiele und das wesentlich stabiler läuft, trotz Beta-Status, kann man den neuen Teil getrost in die Tonne treten.
Steuerung
Bugkolonie die Dritte. Meine Maus hasst mich mittlerweile, weil ich ihre Tasten mit enormem Druck bearbeitet habe, da der Cursor einfach nicht die richtige Einheit anwählen wollte. Dies liegt aber weniger an ihrer persönlichen Einstellung zur Arbeit, sondern eher an der versetzt positionierten, unsichtbaren Ausführungspunkten. Selbst der Zoomabstand kann da beeinflussend wirken. Das lückenlose ziehen von neuen Mauern oder das Positionieren von Elementen wie einer Treppe, kann derart ausarten, dass man sogar versucht ist, seinen treuen Nager zum Nachbar rüber zu schleudern, was ich meinem kleinen, treuen Kunststoffbuckel natürlich niemals antun würde.
Zwiespältig
Es ist schwierig zu sagen „das ist Müll“, wenn es das nicht in jeder Hinsicht ist. Die Bug-Kolonie hat auch bei der Optik Einzug gehalten und manifestiert sich in starren Animationen die nicht sein sollten, in Wänden die keine sind, da Geschoße mühelos durch sie hindurchgleiten, oder den vielen Systemabstürzen. Hatte ich die Systemabstürze schon erwähnt, die sich mit einer rekordverdächtigen Anzahl zu Buche schlagen? Anders wiederum macht das Terrain einen netten Eindruck, ist witzig anzusehen wie gefallene Einheiten einen Hang hinabrutschen oder wie Kühe selbst in Gebäuden grasen.
Überraschung
Unsere rechte Hand, die uns akustisch immer auf dem Laufenden hält, wie es um diverse Angelegenheiten seitens der Bevölkerung oder im Kriegsfall steht, ist bemüht glaubhaft zu wirken. Das schafft sie auch, zumindest in den ersten Stunden, denn dann beginnt es nervig zu werden wenn im Minutentakt ertönt, wie beliebt man ist, oder wie die Bevölkerung unzufrieden ist, was sich im Normalfall im Sekundentakt ändern kann. Nahrung da, Nahrung weg, Nahrung da, Nahrung weg, wobei die Anzeige von Rot (negativ) zu Grün (positiv) wechselt. Hier fehl eindeutig ein Puffer, der die Realtime-Abfrage aushebelt. Der Story-Erzähler wirkt überraschend professionell, doch das macht es nicht besser, da man ihn nur zwischen den Missionen zu hören bekommt, wo er zu Standbildern sprechen darf.
Multiplayer
Multiplayer, ja den gibt es, doch wahrscheinlich erst wirklich spielbar nach Patch Nr. X. Skirmish-Missionen wurden keine integriert, und bei der Auswahl an Karten hat man sich auf die Zahl Fünf geeinigt. Ist nicht viel, aber in Anbetracht der instabilen Verbindungen wohl ausreichend. Insgesamt drei Modi stehen für Internetschlachten zur Verfügung: Deathmatch - wer am längsten überlebt gewinnt, Kingmaker – als Bauer begonnen und bis zum König hochgearbeitet und Capture the Flag - Wer als Erster alle Gebiete der Karte kontrolliert, auf denen mehrere Fahnen platziert sind, gewinnt.

Fazit und Wertung

Hannes meint: Hier gibt es ganz klar nur eine Empfehlung: Hände weg!

Selten zuvor haben wir ein dermaßen verbugtes Spiel in Händen gehalten. Stronghold 3 hat den Großteil oder fast alles von seinem Potential eingebüßt, weil es sichtlich viel zu früh zum Verkauf freigegeben wurde. Die meisten Zocker werden den Titel getrost in die Schublade oder an endgültigere Orte stecken, bevor sie sich weiter abmühen und hoffen, dass ein rettender Patch erscheint. Die Zeiten sind vorbei, wo man auf dem Rücken der Community ein Bug-Spiel als solches anbieten kann. Um den unglaublichen Preis von knapp 40 Euro bekommt man eine ganze Palette an Titeln die durchwegs unterhaltsamer und weit weniger ärgerlich spielbar sind, als Stronghold 3. Warum man so einen Titel gegen den Baum fahren lässt ist mir unbegreiflich.

30%
Grafik
5
Sound
6
Bedienung
1
Spielspaß
1
Atmosphäre
1
Multiplayer
6
Preis/Umfang
1
Richtig gut
  • teilweise nettes Terrain
  • professionelle Synchronisation (deutsch)
  • Wirtschaftspart kann teilweise überzeugen
Verbesserungswürdig
  • unzählige Bugs
  • strohdumme KI
  • Steuerung ist zum Teil Glücksache
  • Burgenbau verbuggt
  • Atmosphäre wird in den Keller gespühlt
  • überzogener Preis
Anforderungen
• Betriebssystem: Windows XP (mit Service Pack 3), Windows Vista (mit Service Pack 2) oder Windows 7
• Prozessor: 2,8 GHz Intel Pentium 4 oder AMD Athlon™ 64 3000+
• Speicher: 1 GB für XP / 2 GB für Vista und Windows 7
• Grafik: 128 MB DirectX-9.0c-kompatible Grafikkarte (ATI-Radeon-X1000- / GeForce-6-Serie)
• DirectX: DirectX 9.0c
• Festplatte: 2 GB freier Speicherplatz
• Soundkarte: DirectX 9.0c kompatibel
Getestet für
Hannes Obermeier Hannes Obermeier

1 Kommentar

Minnath vor 4499 Tagen

Wir lesen gerade das Buch wir pefifen auf den Gurkenkf6nig von Christine Nf6stlinger und mf6chten ihr gern ein paar Zeilen schreiben und Fragen stellen.Wie ist das mf6glich?MfGGrit Trinks

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