Steam-Communitymarkt: Verkauf von Ingame-Gegenständen und Skin Gambling
Seit mehr als zehn Jahren floriert der Communitymarkt bei Steam.
Von Christoph Miklos am 30.04.2025 - 15:13 Uhr - Quelle: E-Mail

Fakten

Hersteller

Gamezoom.net

Release

Anfang 2000

Produkt

Gaming-Zubehör

Webseite

Seit mehr als zehn Jahren floriert der Communitymarkt bei Steam. Spieler können Gegenstände handeln, darunter Skins, die man sich bei Counter-Strike oder Dota 2 zufällig angeeignet hat. Es sollte nicht lange dauern, bis Drittanbieter Geschäftsmodelle rund um Skins erfunden haben. In Skin Casinos werden die pixeligen Kleinode zum Wettguthaben umfunktioniert.
Sammelkarten ebnen Weg für Communitymarkt
2013 hat die Verkaufsplattform Steam Sammelkarten eingeführt. Inzwischen lassen sich in weit über 11.000 Games Karten sammeln. Durchs Spielen lassen sich Sets nur teilweise komplettieren, mit etwas Glück erhalten Spieler zufällige Booster-Packs, die weitere Karten bereithalten.
Ungefähr zeitgleich hat Steam den Communitymarkt geöffnet. Hier kann man Karten handeln, in der Regel für wenige Cent. Seltene und begehrte Karten werden teils für Beträge über 10 € gehandelt. Durch den An- und Verkauf lassen sich Sets vervollständigen. Spieler können Steam-Guthaben genauso benutzen, um neue Games zu erstehen und den Kartenverkauf als zusätzlichen Rabatt betrachten.
Skin Gambling: Wenn Ingame-Gegenstände zum Spieleinsatz werden
Counter-Strike: Global Offensive führte – ebenfalls 2013 – kosmetische Gegenstände ein: Skins, mit denen Spieler sich neu einkleiden können. Skins oder Waffenkisten lassen sich auf dem Communitymarkt wie Karten und andere virtuelle Gegenstände handeln. Je schicker und seltener ein Skin, desto höher die Preise. Eigentlich ist das Steam-Guthaben auf 2.000 Dollar beschränkt, und bestehendes Guthaben ist nicht auszahlbar. Andernfalls müsste Steam eine Banklizenz beantragen.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Internetseiten entstanden, auf denen Skins als Währung für Wetten oder Casino Spiele verwendet wurden. Häufig sind Internetseiten für Skin Gambling gar nicht oder kaum reguliert. Betrüger haben Spieler wiederholt um Skins betrogen.
In einem seriösen Online Casino mit Echtgeld Spielen hat der Betreiber eine Lizenz. Spiele werden von Testbehörden auf Fairness überprüft, Auszahlungen kommen sicher zustande. Beim Skin Gambling sind Spieler den Anbietern hingegen schutzlos ausgeliefert. KYC-Anforderungen werden unzureichend erfüllt, Minderjährige können sich ohne Schwierigkeiten anmelden.
Auf der Jagd nach weiteren Skins
Bei manchen Spielen in Skin Casinos lassen sich Jackpots erringen, die das Skins-Portfolio erweitern. Zudem werden Spieler verleitet, Einzahlungen mit echtem Geld zu leisten, um sich weitere Skins einzuverleiben. Manche Spieler wenden sich den eigentlichen Spielen wie Counter-Strike nur noch deshalb zu, um weitere Skins zu generieren. Hier besteht das Risiko, in eine Sucht abzudriften.
Länder setzen sich gegen Skin Gambling zur Wehr
In den Niederlanden können Spieler seit 2018 in Counter-Strike oder Dota 2 erspielte Ingame-Gegenstände nicht länger handeln. Im gleichen Jahr hat die dänische Regierung den Zugang zu mehreren Websites blockiert, die Skin Gambling betrieben haben.
2017 hat die britische Gambling Commission Skin Gambling unter die Lupe genommen. Gegen zwei Betreiber, die illegales Glücksspiel beworben und Anmeldungen minderjähriger Spieler billigend in Kauf genommen haben, ist die UKGC erfolgreich vorgegangen. Nach einem Bericht Ende 2017 sollen 11 % der damals 11- bis 16-Jährigen Kinder bereits mit Skin Gambling in Berührung gekommen sein. Auch diese Zahlen zeigen, wie wichtig eine Regulierung für den Handel mit Ingame-Gegenständen wäre.
Handschuhe und Waffen wechseln für tausende Dollar den Besitzer
Auf dem Communitymarkt lassen sich keine Preise über 1.800 US-Dollar festlegen. Zusätzlich ist eine Gebühr in Höhe von 15 % abzuführen. Internetseiten zum Skin Trading hebeln diese Beschränkungen und Kosten aus. Oder bereichern sich selbst: Manche Websites haben horrende Gebühren.
Beim Skin Trading wechselt Loot zum Teil für fünf- bis siebenstellige Preise den Besitzer. Kosten werden üblicherweise per Banküberweisung oder mittels Kryptowährungen beglichen. Auf diese Weise lassen sich Steams Regeln umgehen. Auf sicheren Plattformen müssen sich Nutzer zuerst verifizieren, bevor Skin Trading durchführbar ist.
Kauf und Tausch verstößt gegen Nutzungsbedingungen bei Steam
Laut Nutzungsbedingungen ist Skin Trading bei Steam offiziell verboten. Praktisch unternimmt Valve wenig, um den Handel zu unterbinden oder Nutzer zur Rechenschaft zu ziehen. Dennoch sollte allen Beteiligten klar sein, dass man gegen die AGB verstößt. Steam könnte das Konto auf dem Communitymarkt für Transaktionen sperren. Bei einer solchen Sperre bleiben Lizenzen für erworbene Spiele intakt. Das Herunterladen gekaufter Spieler wäre also weiterhin möglich.
Eltern sollten mit Kindern über illegale Praktiken im Netz sprechen
Stand jetzt werden die Gefahren von Skin Gambling und Skin Trading in den meisten Ländern unterschätzt. Zwar gibt es erste Maßnahmen, um Kinder zu schützen, aber insgesamt passiert zu wenig, um die Gefahren als abgewehrt anzusehen. Umso wichtiger ist deshalb, dass Eltern die Internetaktivitäten ihrer Kinder im Blick behalten. Sollte Skin Gambling zum Thema werden, müssen Eltern frühzeitig intervenieren und die Risiken benennen. Kinder sollten daran gehindert werden, Zahlungsmethoden der Eltern zu nutzen. Bei unseriösen Anbietern ist es nahezu unmöglich, verlorenes Geld zurückzuholen.
Fazit: Der Communitymarkt hat Skin Gambling erst möglich gemacht
Valve hat unterschätzt, welche Folgen der Verkauf von Ingame-Gegenständen haben würde. Bei Drittanbietern kommen Skins für Wetten beim Plinko oder Roulette zum Einsatz. Wieder andere Internetseiten erlauben es, Gegenstände für absurde Preise bis 10.000 € und höher zu handeln. Wirklich sicher sind die wenigsten Betreiber. Eine Regulierung scheint in Österreich und anderen EU-Ländern in weiter Ferne zu sein.
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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