Shadow of the Colossus (PS4) - Test/Review
Wir wollen doch nur diese Frau retten! Was müssen wir denn dafür alles tun, bitte?! Scheinbar eine ganze Menge, wie uns die remasterte Version von Shadow of the Colossus zeigt.
Von Lars Hack am 12.02.2018 - 15:39 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

PlayStation 4 Pro

Publisher

Sony

Entwickler

Team ICO

Release

19.02 2018

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Preis

44,49 Euro

Media (5)

HD-Klassiker

Wir wollen doch nur diese Frau retten! Was müssen wir denn dafür alles tun, bitte?! Scheinbar eine ganze Menge, wie uns die remasterte Version von Shadow of the Colossus zeigt. Auch wir sind ins Verbotene Land aufgebrochen und haben uns den heimischen Kolossen gestellt.
Kein Preis zu hoch
An mondbeschienen Steilwänden entlang, durch tiefste Wälder und über endlos scheinende Brücken – kein Weg scheint dem jungen Reiter zu lang um das Ziel seiner Reise, einen steinernen, aber weitestgehend zur Ruine verfallenen Tempel zu erreichen. Wenig überraschend, dass wir der unermüdliche Reisende sind. Und schnell wird uns auch klar, warum wir den strapaziösen Ausflug hierher unternommen haben: Nur hier können wir die Seele von Mono, deren Körper wir mitgebracht haben, wieder zurückholen. Vielleicht haben wir uns das allerdings etwas leichter vorgestellt, als es nun wirklich ist. Denn kaum offenbaren wir die Präsenz des heiligen Schwerts in unserem Besitz, als uns schon die körperlose Stimme von Dormin aus dem lichtdurchfluteten Kuppeldach zuspricht. Natürlich können wir die Seele des Mädchens zurückholen. Nur wird uns der Preis, den wir dafür bezahlen müssen, wohl nicht gefallen. Einerlei! Sie muss leben! Und dafür müssen 16 Kolosse, die dieses Land ihre Heimat nennen, ihr Leben lassen. Nur wir, unser heiliges Schwert und unser getreues Pferd Agro gegen hünenhafte Gegner. Na gut, und unser Bogen. Aber was tut man nicht alles, um eine Seele zu retten?
Ein Koloss tot, fehlen noch 15
Wer jetzt erwartet, dass jeder dieser 16 Kolosse mit einer riesigen Armee tumber Gefolgsleute aufwartet, die es zu besiegen gilt, irrt. Tatsächlich stellen wir uns lediglich den haushohen Monstren, von denen manche anfangs nicht einmal wirken, als wöllten sie wirklich mit uns kämpfen. Dementsprechend simpel fällt auch das Spielprinzip aus: Im Tempel, der mittig im Land liegt, verrät uns Dormin den Aufenthaltsort des nächsten Kolosses und macht eine Andeutung, welchem Tier dieser nachempfunden sein könnte. Schließlich folgen wir den per Knopfdruck erscheinenden, leitenden Lichtstrahlen unseres Schwertes, bis wir unseren Gegner gefunden haben. Dabei fallen die kolossalen Kollegen stets recht unterschiedlich aus: Der eine wirkt wie ein riesiger Minotaure, ein anderer gleicht mehr einer überdimensionalen Schildkröte und wieder ein anderer erinnert an eine flinke Eidechse. Gemein haben sie alle, dass wir sie erklimmen müssen, um an höher gelegenere und verwundbare Punkte an ihrem Körper zu gelangen. Haben wir das geschafft, rammen wir nur noch unser Schwert tief in die gleißenden Runen, die den Körper einer jeden Bestie zieren. Machen wir das oft genug, stürzt das Ungetüm zu Boden, befreit vom irdischen Leben. Die schwarzen Schlieren, in die sich sein Körper schließlich auflöst, erreichen auch uns, lassen uns in gnädige Ohnmacht verfallen und erst wieder im altbekannten Tempel erwachen, einen Schritt näher an der Rettung des Mädchens. Und schon beginnt die heitere Suche nach dem nächsten Koloss!
Auf neue Ausrüstung oder breiteres Gameplay darf man aber eher lange warten. Erst nachdem wir in einem neuerlichen Spieldurchlauf die Kolosse unter Zeitdruck besiegt haben, gibt es keine zwingend erforderlichen, aber dennoch nützlichen Gimmicks, wie mehr Schaden gegen die empfindlichen Runen von Kolossen oder kleinen Hilfen, um die verschiedenen Sammelobjekte zu finden, die in der Spielwelt verstreut sind.
Diese Pferdesteuerung!
Wer sich jetzt denkt „Das klingt aber, als gäbe es recht wenig zu tun...“ irrt damit nicht mal wirklich. Shadow of the Colossus ist auch Remastered ein Spiel, dass durch stilsichere Schlichtheit glänzt. Keine zehntausend Wege etwas zu tun, kein riesiges Arsenal von Gadgets, nur wir und der Kampf um die Seele von Mono. Unterstrichen wird unsere Reise, deren Dialoge als Untertitel auf Deutsch zu lesen sind, durch kraftvolle, stets der Intensität des Moments entsprechende Musik. Vermiest wird das Ganze allerdings durch eine sehr hakelige, umständliche Steuerung zu Pferde sowie bei der ein oder anderen Kletterpartie und eine Kamera, die ein ums andere Mal nicht dahin zeigen will, wo wir gerade hinschauen wollen. Und auch die Spielzeit dürfte den ein oder anderen interessierten Spieler abschrecken: Spieler des Originals, die mit den Wegen noch vertraut sind, berichten von rund sechs Spielstunden und weniger – für den doch recht hohen Preis etwas happig. Aber Shadow of the Colossus setzt eben darauf, dass Spieler nicht nur einmal durch das Verbotene Land streifen und seine Geheimnisse lüften, sondern es auch noch einmal im schweren Modus tun, oder unter Zeitdruck und so alles für sich entdecken, was hier geboten wird. Wer also das Original gespielt hat, wird wenig Neues (sieht man zum Beispiel mal vom Fotomodus ab) entdecken, sondern bekannte Inhalte in schicker neuer Optik präsentiert bekommen. Und obwohl wir viel Zeit damit verbringen, durch weite, leere Steppen zu reiten, hat sich das Alleinsein in einem Spiel schon lange nicht mehr so passend und stimmig angefühlt. Schließlich sind wir nicht auf Vergnügungstour. Wir sind hier um den Tod zu besiegen.

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