Horizon: Forbidden West - Test/Review
Fünf Jahre nachdem Guerilla Games ihr neues Franchise Horizon auf der PS4 released haben ist es jetzt endlich soweit und wir können mit Aloy in ein neues spannendes Abenteuer ziehen.
Von Timm Woita am 14.03.2022 - 20:18 Uhr

Fakten

Plattform

PlayStation 5

Publisher

Sony

Entwickler

Guerrilla Games

Release

18.02 2022

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (24)

Richtung Westen

Fünf Jahre nachdem Guerilla Games ihr neues Franchise Horizon auf der PS4 released haben ist es jetzt endlich soweit und wir können mit Aloy in ein neues spannendes Abenteuer ziehen. Tief im verbotenen Westen warten neue Gegner, Freunde und Gefahren und eine Geschichte, welche direkt an den Vorgänger anknüpft. Aber kann Guerilla Games auch mit dem zweiten Teil ein gleichwertiges Meisterwerk erschaffen oder wird Aloy sich im Westen verlieren?

Neues Land, altes Leid


Auch in Horizon Forbidden West liegt das Schicksal der Erde in den Händen von Aloy und ihren Freunden. Nach den Geschehnissen des ersten Teils werden wir in Horizon Forbidden West auch direkt damit konfrontiert, dass alles eben noch größere Probleme verursachen kann. Spoiler-Warnung zum ersten Teil! Nachdem wir im ersten Teil Hades, eine todbringende KI, zur Strecke gebracht haben, bekommen wir es nun mit einer Seuche, einem technologisch hoch entwickelten Feind und vielen neuen und alten Maschinen zu tun. Doch dafür zieht es uns, wie der Titel schon sagt, in den unbekannten “Verbotenen Westen”: ein Niemandsland, in dem verschiedene Stämme an der Macht sind und untereinander ihre Querelen austragen und Außenseitern gegenüber nicht sonderlich freundlich gesinnt sind. Auch wenn Aloy im Grunde eine Einzelkämpferin ist, bekommen wir doch immer mal wieder Unterstützung durch bekannte Gesichter wie Varl oder Erend. Und natürlich gibt es auch im Westen neue Leute, die uns in unserer Mission, die Welt zu retten, unterstützen. Und von diesen Missionen gibt es auch in Horizon Forbidden West wieder mehr als genug. Neben der sehr gut geschriebenen Hauptstory sind es gerade die Unmenge an Nebenmissionen, welche teilweise mit extrem guten Geschichten auftrumpfen, die Feuer in die Sache bringen. Gerade die Nebenmissionen sind ein Teil von Horizon, den man nicht außer Acht lassen sollte. Denn es ist schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrade eigentlich notwendig, ein paar dieser Missionen zu absolvieren, um nicht unterlevelt in spätere Story-Missionen zu starten. Außerdem kann man durch das Erledigen von Nebenmissionen viele neue Spulen, Rüstungen und Komponenten finden. Diese können dafür genutzt werden, um Bögen und Rüstungen aufzuleveln und sie somit zusätzlich noch an euren Spielstil anzupassen. Weiterhin bekommen wir auch durch die Nebenmissionen XP und Fähigkeitspunkte, welche wir in einen der sechs Skilltrees versenken können. Hier sollte man erwähnen, dass dieses RPG-Element aber eigentlich nur oberflächlich ist. Es gibt keine wirklich falsche Skillung, da mit genug Nebenmissionen, Kämpfen und sonstigen Dingen die Möglichkeit besteht, wirklich alles freizuschalten. Also: Solltet ihr Nebenmissionsmeider sein, lasst sie euch in Horizon Forbidden West am besten trotzdem nicht durch die Finger gehen. Es lohnt sich immer. Eines der größten Probleme in Horizon Forbidden West ist leider, dass die Story nicht ganz an die Klasse des Vorgängers herankommt. Gerade das letzte Drittel wirkt häufig eher gehetzt. Und ich rede da von bereits circa 40 Stunden Spielzeit. Will man wirklich alles erledigen, im normalem Tempo, kann man davon ausgehen, dass man circa 70 Stunden in Horizon investieren kann. Außerdem empfand ich es als sehr schade, dass man wesentlich weniger Entscheidungen in den vielen Dialogen treffen konnte, als im Vergleich zum ersten Teil. Außerdem geht Guerilla Games davon aus, dass jeder, der Horizon Forbidden West spielt, auch den ersten Teil gespielt hat. Wir bekommen zwar zu Beginn einen kurzen Story-Rückblick, im Laufe der Geschichte wird aber klar, dass es einige Momente gibt, in denen Nichtkenner des ersten Teils ziemlich im Dunkeln tappen werden, was gerade eigentlich los ist. Da fehlen einfach Erklärungen.

Kampfsystem par excellence


Das, was Horizon Forbidden West allerdings nochmals steigern konnte, sind die Möglichkeiten, welche uns das Kampfsystem bietet. Wie im ersten Teil können wir eher mit stealthy Anpirschen oder brachia offensivl in den Kampf gehen. Mit L1 rufen wir unser Waffenrad auf, wählen eine unserer Lieblingswaffen aus und können über das Menü auch on the fly neue Munition craften. Je nach Waffe gibt es unterschiedliche Munitionsarten. Einige sorgen für Säureschaden, andere zum Beispiel für Schockschaden. Das ist auch extrem wichtig, da viele Maschinen unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen. So können wir zum Beispiel bei den Dornenrücken durch den Einsatz elektrischer Pfeile eine Überladung hervorrufen und damit noch andere Maschinen in den Schockzustand versetzen. Das Kampfsystem bietet viele Möglichkeiten, um verschiedene Spielweisen zu unterstützen. Ihr habt keinen Bock auf die direkte Konfrontation? Na gut. Dann versteckt euch doch einfach im hohem Gras, scannt mit eurem Fokus die Bewegungen der Gegner und zermürbt sie mit Fallen. Oder greift direkt aus dem Versteck heraus an und schaltet Gegner mit eurem Speer aus. Das ganze passiert dann in typischer Horizon-Manier, nämlich in einem wahren Effektgewitter. Die Explosionen, Schockzustände und herumfliegenden Maschinenteile lassen die Kämpfe überaus mächtig und befriedigend erscheinen. Und zum Glück gibt es ja auch noch neue Waffen, wie zum Beispiel den explosiven Wurfspeer oder den Häckslerhandschuh, mit dem wir einen Diskus auf die Reise schicken können, welcher Mensch und Maschine förmlich aufschlitzt. Nicht zu vergessen sind die neuen Mutstöße. Diese sind besonders mächtige Fähigkeiten, die wir über das Waffenrad mit R1 aktivieren können. So können wir zum Beispiel extrem starke Pfeile abfeuern, die den Gegner im Nu ins digitale Nirvana wirft. Das alles betrifft natürlich die Maschinengegner. Bei den menschlichen Gegnern hat Guerilla Games zwar auch ein wenig Feintuning betrieben, zum Beispiel durch abschlagbare Rüstungsteile. Aber leider machen die Kämpfe hier weniger Spaß. Durch die fehlende Lock-Funktion verkommt das Kämpfen gegen Menschen nämlich doch wieder sehr schnell zu einem wilden Gekloppe mit andauerndem Ausweichen. Das wird leider auch im Verlauf der Story und mit voranschreitenden Kombos nicht wirklich besser. Der Kampf gegen die Maschinen macht einfach wesentlich mehr Spaß und ist weiterhin das Hauptaugenmerk in Horizon Forbidden West. Ganz besonders zu erwähnen sind einfach die Maschinen-Bossfights. Kann man die normalen Gegner nach und nach relativ einfach besiegen, muss man in den Bosskämpfen einfach mit Taktik vorgehen. Außerdem spielen die Bosse von der Präsentation her nochmal auf einem ganz anderen Niveau. Als Beispiel nehme ich einfach den ersten Bossfight gegen den neuen Gegner Slitherfang. Eine gefühlt hochhaushohe Viper, die uns und Aloy mit Gift-, Schrei- und Schlagattacken zusetzt. Wir kämpfen in einer engen Arena, welche durch viele Gesteinsbrocken Deckung vor den brutalen Attacken bietet. Scannen wir die Slitherfang mit unserem Fokus, können wir ihr einige Teile abschießen und sie ihre eigene Medizin schmecken lassen. Dieser Bossfight am Anfang war einfach schon extrem gut inszeniert und die nachfolgenden Kämpfe gegen Boss-Maschinen waren größtenteils noch kolossaler und haben mich absolut überzeugt. Hier muss ich einfach mal wieder sagen, dass Guerilla Games sein Handwerk absolut versteht. Das hat sich damals schon bei den KillZone-Spielen angedeutet.

Eine wundervolle Open World


Aber was ist mit der Welt? Diese ist laut Guerilla Games gar nicht viel größer als der erste Teil, soll aber dafür mit mehr Leben, Missionen und Orten zum Entdecken gefüllt worden sein. Und ja, das haben sie wirklich geschafft. Es gibt in der Welt von Horizon Forbidden West wirklich an jeder Ecke irgendwas zu sehen oder Nebenmissionen abzuholen. Außerdem kommen die Ruinen hinzu, welche immer wieder zum Erkunden einladen. Was die Fortbewegung in dieser Welt angeht, gibt es wieder die Möglichkeit Maschinen zu überbrücken und somit durch die verbotenen Zonen zu reiten. Aber auch hier waren die Entwickler nicht ganz untätig. Denn mit dem Enterhaken und dem Gleitschild gibt es auch neue Fortbewegungsarten. Der Enterhaken kann leider nur an bestimmten Stellen genutzt werden, was ich persönlich nicht ganz nachvollziehen kann, aber na gut. Der wirkliche Star ist für mich das Gleitschild, mit dem man einfach von großen Höhen aus heruntergleiten, Fallschaden reduzieren und weiter entfernte Plattformen erreichen kann. Dadurch ergeben sich natürlich auch neue Wege für Umgebungsrätsel, welche wir in Horizon Forbidden West immer mal wieder finden, gerade in Verbindung mit den Langhälsen. Die Langhälse dienen in Horizon dafür, den Nebel auf der Karte zu lichten, indem wir sie überbrücken und die Umgebung scannen. Um ein Beispiel zu nennen: Für unseren ersten Langhals müssen wir eine alte Satellitenschüssel wieder in Gang bringen, bevor wir vom obersten Punkt auf den Rücken des Langhals springen. Dies schaffen wir aber nur mit Hilfe des zuvor gefundenen Gleitschilds. Das klappt in den meisten Fällen auch immer sehr gut und präzise, nur leider nicht immer. Manchmal macht Aloy einfach nicht das, was wir wollen und bewegt sich beim Klettern gerne mal in die falsche Richtung. Das kann zwar schnell korrigiert werden, nervt aber trotzdem manchmal. Aber Open World muss natürlich heutzutage neben einer großen Beschäftigungsvielfalt auch grafisch überzeugen und hier kann ich auch wieder nur ein großes Lob an Guerilla Games aussprechen. Horizon ist nichts anderes als ein visuelles Meisterwerk. Die Areale, die wir besuchen, sind unglaublich abwechslungsreich. Eine verschneite Tundra oder die Überreste von Las Vegas, alles ist wunderbar designt. Zusätzlich ist diese Welt einfach lebendig. Sich bewegendes Gras, die immer wieder auftauchenden Tiere oder auch die Vögel. Es wirkt alles wie aus einem Guss. Und dann auch noch die unglaublich aufwendig und bis ins kleinste Detail gerenderten Maschinen. Ich habe zwischenzeitlich einfach nur die Ansicht der Welt und ihrer Flora und Fauna bestaunt. Das dann natürlich im großartigen 4K Grafik-Modus, der mit 30fps läuft. Während des Spielens habe ich dann lieber flüssige 60fps, welche in Horizon Forbidden West dynamisch erzeugt werden, das heißt also, dass die Grafik gerade mit der Auflösung gerendert wird, die flüssige 60 FPS ermöglichen. Das kann von 1080p bis zu etwas mehr als 1440p reichen. Hier sieht man natürlich einen starken grafischen Unterschied,vor allem was entfernte Objekte angeht. Aber alles in allem ist die Grafik in Horizon erneut ein Augenschmaus. Nächster Punkt: die Animationen sind wie Butter. Die Zwischensequenzen bieten Mimik und Gestik, die einfach nur zu sämtlichen Situationen passen. Die Dialoge bekommen dadurch noch mehr Tiefgang und es wirkt einfach nichts fehl dargestellt. Während der Kämpfe bewegt sich Aloy sehr flexibel und überzeugt mit fabelhafter Choreografie. Keine abgehackten Animationen, nichts was hölzern wirkt. Natürlich gibt es hier und dort wieder spät aufploppende Objekte, aber das ist bei der restlichen grafischen Pracht einfach zu vernachlässigen. Und, naja, was soll ich nach all den Lorbeeren noch sagen: auch die Audioqualität spielt auf einem hohen Niveau. Die deutschen Sprecher sind große klasse und liefern einen unglaublich starken Job ab. Persönlich haben mir die englischen Sprecher aber wieder ein Stück besser gefallen. In den Kämpfen gibt es druckvolle Explosionen, lautes, klirrendes maschinelles Geschrei und Aloy schreit und schlägt mit einer Inbrunst, die ich lange nicht mehr gehört habe. Und kommen wir noch kurz auf eine kleine, witzige Designentscheidung zu sprechen: Wo wir bei vielen Spielen auf der PS4 noch mit relativ langen Ladezeiten zu kämpfen hatten, musste Guerilla Games den Ladebildschirm bei Horizon Forbidden West ein wenig künstlich strecken, da ansonsten keine Tipps und Tricks in den Ladebildschirmen hätten angezeigt werden können. Wir sind nämlich innerhalb von Sekunden wieder im Spiel unterwegs. Unnützen Wissen, aber trotzdem interessant, welche Power der Speicher der PS5 hat.
Horizon Forbidden West ist seit dem 18. Februar 2022 für PlayStation 4 und 5 für 55,36 Euro im Handel erhältlich.

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