Guitar Hero Live - Test/Review
Nach einer längeren Pause gehen die beiden Gitarren-Spiele Rock Band und Guitar Hero wieder an den Start.
Von Christoph Miklos am 07.11.2015 - 04:23 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

Wii U

Xbox One

Xbox 360

PlayStation 3

Publisher

Activision Blizzard

Entwickler

Freestyle Games

Release

23.10 2015

Genre

Partyspiel

Typ

Vollversion

Pegi

7+

Webseite

Preis

89,90 Euro

Media (9)

Das bessere Spiel

Nach einer längeren Pause gehen die beiden Gitarren-Spiele Rock Band und Guitar Hero wieder an den Start. Setzt Entwicklerteam Harmonix bei Rock Band 4 auf bewährte Kost, riskiert Publisher Activision bei Guitar Hero Live deutlich mehr. Kann der Neustart überzeugen?
Wir sind ein Rockstar!
Im Solomodus von Guitar Hero Live tritt der Spieler als Gitarrist einer Band auf verschiedenen Bühnen auf. Die Auftritte wurden aus der Ego-Perspektive eines echten Gitarristen bei einem Livekonzert gefilmt und werden als hochauflösendes Video wiedergegeben. Sie bestehen aus Szenen vom Publikum und regelmäßigen Blickkontakten mit dem Rest der Band. Publikum und Band geben dem Spieler Feedback zur eigenen Performance. Nach mehrmaligem falschen Geschrabbel auf der Gitarre fängt das Publikum an zu buhen und unser Schlagzeuger guckt uns zum Beispiel mürrisch entgegen.
Die Präsentation der Liveauftritte ist den Entwicklern extrem gut gelungen. Sie machen jeden Event zu einem kleinen Erlebnis. Das Mittendrin-Gefühl ist hoch und der Rest der Band größtenteils sympathisch. Nur die Kamera schwenkt etwas zu hektisch zwischen den Bandkollegen hin und her.
Der zweite große Modus von Guitar Hero Live trägt den Namen TV und besteht aus zwei Sendern, die rund um die Uhr Musikvideos über das Internet senden. Hier öffnet sich dem Spieler der aktuell verfügbare Songkatalog von knapp über 200 Songs. Das Mitspielen ist freiwillig, die Sender laufen autark und live für alle Spieler und haben einen festen Sendeplan. Es ist also auch möglich, die Sender wie MTV oder Viva in den Neunzigern einfach im Hintergrund laufen zu lassen und dann zur Gitarre zu greifen, sobald ein Song besonders gut gefällt. Das macht den Modus auch interessant für den Partyeinsatz. Guitar Hero übernimmt somit die Musikauswahl für den Spieler und präsentiert - quasi wie die Radiosender von Spotify oder Apple Music - immer neue Mixes und Songs. Uns hat der Flow der Musikstationen aber sehr gefallen.
Kleiner Wehrmutstropfen: Dieser Modus setzt eine stabile Breitband-Internetverbindung voraus. Optional ist es auch möglich, Songs einzeln anzuwählen und zu spielen. Jeder Durchgang muss dann allerdings mit einem Token bezahlt werden. Token werden durch das generelle Spielen gesammelt. Man sollte aber nie vergessen: In GHL gehört dem Spieler kein einziger Song. Einzig das Ausleihen der kompletten Songbibliothek für 24 Stunden ist für 6 Euro möglich.
Für weitere Motivation sorgen die sogenannten Premium-Events. Spieler schalten sie durch das generelle Mitspielen bei den Musiksendern frei oder können sie mit einer weiteren Ingame-Währung, den Hero-Points, direkt kaufen. Die Premium-Events beinhalten zeitexklusive Musiktitel und können nur einmalig angegangen werden, bevor ein erneutes Freispielen/Kaufen ansteht.


Neue Gitarre
Das Entwicklerteam hat dem neusten GH-Ableger eine überarbeitete Gitarre spendiert. Statt den üblichen fünf untereinander am Gitarrenhals angeordneten Tasten blitzen uns nun sechs Knöpfe entgegen, in zwei Dreierreihen am oberen Teil des Halses angeordnet. Anschlagwippe, Tremolo-Hebel und die restlichen Knöpfe am Korpus haben ihre gewohnte Funktion. Neu ist lediglich noch ein Knopf, mit dem ihr zwischen den beiden Spielmodi wechseln könnt. Das neue Layout fordert einige Umgewöhnung, macht dann allerdings Spaß und ermöglicht Handgriffe auf zwei Ebenen, deren Meistern viel Fingerfertigkeit voraussetzt. Schade bloß, dass sich das neue System nicht wirklich authentisch anfühlt. Zum einen führen wechselnde Eingaben auf dem Controller zu im Song identischen Melodiefolgen, was wenig Sinn ergibt. Manchmal spielen wir den Refrain eines Songs mit der unteren Tastenreihe, wenig später spielen wir ihn mit einem Mix aus der unteren und oberen Reihe, bei gleicher Melodiefolge. Außerdem vermissen wir die Logik einer echten Gitarrensaite, die die Vorgänger simulierten.
Puncto Verkaufspreis weiß GHL zu gefallen: Für knapp 100 Euro bekommt man das Spiel, die Plastikgitarre, einen USB-Dongle, ein USB-Mikrofon, einen Umhängegurt und sogar Batterien sind im Lieferumfang enthalten. Zum Vergleich: das Rock Band 4 Basispaket kostet 160 Euro. Erwähnenswert ist aber noch die Tatsache, dass man Guitar Hero Live mit maximal zwei Gitarren und einen Sänger spielen kann. Rock Band 4 bietet das komplette Bandpaket.

Fazit und Wertung

Christoph meint: Das beste Gitarrenspiel 2015!

Entwicklerteam FreeStyleGames erfindet mit Guitar Hero Live das Rad nicht neu. Im Kern ist auch GHL „nur“ ein Geschicklichkeitsspiel mit einem Plastik-Controller. Trotzdem konnte uns der neuste GH-Ableger deutlich mehr überzeugen als Rock Band 4, welches auf dem Stand von 2010 geblieben ist. Bei GHL hat man sich immerhin getraut das Eingabegerät zu überarbeiten und auch die neuen Spielmodi wissen auf Anhieb zu gefallen. Die realistische Bühnenshow lässt die Comic-Grafik von Rock Band 4 extrem alt aussehen. Getrübt wird der Spielspaß durch die arg kurze Kampagne und die nervigen Mikrotransaktionen. Auf Dauer hat man das Gefühl, dass Publisher Activision am liebsten jeden Track bezahlt haben möchte.

90%
Grafik
9
Sound
9
Bedienung
8
Spielspaß
9
Atmosphäre
9
Multiplayer
9
Preis/Umfang
7
Richtig gut
  • hochauflösende Realfilmszenen
  • einfache Installation
  • hochwertige Controller (Gitarre)
  • motivierendes Levelsystem
  • massig freischaltbare Sachen
  • einfach zu lernen, schwer zu meistern
  • cooler und gut umgesetzter GHTV-Sender-Modi
  • üppige Songauswahl
Verbesserungswürdig
  • kurzer Karriere-Modus
  • GHTV-Live erfordert flotte Internetverbindung
  • Gitarren-Feeling nicht immer authentisch
  • Wegfall von Bass und Schlagzeug wird nicht jedem gefallen
  • nervige Mikrotransaktionen
Anforderungen
• Sony PlayStation 3 Konsole
• Microsoft Xbox 360 Konsole
• Nintendo Wii U Konsole
• Sony PlayStation 4 Konsole
• Microsoft Xbox One Konsole
Getestet für
PlayStation 4
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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