Kann es noch besser werden?
Ein neues Final Fantasy wurde veröffentlicht und dieses Spiel hatte es, im Gegensatz zu vielen seiner Vorgängern, gar nicht so einfach. Zu groß war noch die Enttäuschung, die Final Fantasy 15 hervorgerufen hatte. Zu markant waren die Änderungen im Gameplay. Aber was kann Final Fantasy 16 liefern? Wird alles besser oder werden die Spieler wieder enttäuscht?
Mittelalter und Intrigen
Grundsätzlich muss man sagen, dass jedes Spiel der Final Fantasy-Reihe versucht, sich weiterzuentwickeln und hier kann ich von Anfang an sagen: Das hat Square Enix dieses Mal hervorragend gelöst. Denn die Geschichte ist verdammt erwachsen geworden. Wir reden über Intrigen, Verrat, Verstümmelungen und sogar SEX. Hier wird eine gewisse Game of Thrones-Inspiration nicht nur gelebt, sondern zelebriert. Das tut dem Spiel auch sehr gut, denn es gibt hier nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Unser Hauptcharakter, Clive, wird auch gleich in Probleme reingeworfen. Nach dem ersten großen Spektakel, auf das ich später nochmal eingehen werde, vergehen 13 Jahre und Clive erwacht an der Front. Um genau zu sein, in einer Schlucht in der Republik Dhalmekia. Wir werden relativ schnell ohne großen Schnickschnack in die Welt von Valisthea geworfen. Unsere Aufgabe ist es nun, die Esper Shiva und ihren Dominus zu finden. Shiva ist ja im Grunde eine alte Bekannte und sollte jedem Kenner von Final Fantasy-Spielen ein Begriff sein. Dominus wiederum sagt wahrscheinlich kaum jemandem etwas, außer, man hat sich im Vorfeld mit dem Spiel bereits ausreichend beschäftigt. Aber um es kurz aufzuklären: Ein Dominus ist ein Mensch, der sich in die mächtige Esper verwandeln und dessen Fähigkeiten nutzen kann.
Das nur einmal zur Erklärung. Denn die Domini sind die wichtigste Kriegsressource aller Republiken. Und in diesem Final Fantasy ist Krieg einfach an der Tagesordnung. Das hat natürlich auch einen Grund: Die Mutterkristalle. Diese riesigen Strukturen sind dafür verantwortlich, dass Menschen überhaupt Magie nutzen können.
Aber zurück zu Clive. Wir erfahren nämlich, dass Clive der Sohn des Herzogs von Rosaria ist und geschworen hat, den bösartigen Esper Ifrit zu töten und seinen geliebten Bruder Joshua zu rächen, welcher durch Ifrits Klauen getötet wurde. Persönlich muss ich gestehen, dass Clive Rosfield, so sein ganzer Name, eine hervorragende Hauptfigur ist. Wir haben es nämlich mit einem gestandenen Krieger zu tun, der an die Gewalt des Krieges gewöhnt ist. Endlich weg von Noctis und seiner Boygroup, hin zu einem richtigen Krieger - welcher allerdings in Valesthea mehr als verhasst ist. Denn Clive ist ein Träger. Eine Art Sklave, welcher auch ohne Kristalle Magie wirken kann. Das kommt uns natürlich sehr zugute, vor allem weil wir in Final Fantasy endlich ein dynamisches Kampfsystem haben.
So verwirrend und durcheinander sich vielleicht meine ersten Zeilen lesen, ist aber leider auch Final Fantasy 16. Denn durch die ganzen Zeitsprünge, die vielen Charaktere (die natürlich alle auch eigene Ziele verfolgen) und den ganzen Schauplätzen muss man leider häufiger das Kompendium zu Rate ziehen. Hier werden nämlich alle neuen Charaktere eingetragen, samt ihren Geschichten. Das Problem daran ist, dass viel Zeit zum Nachlesen draufgeht, man aus der Geschichte gerissen wird und daraufhin für mich auch ein Teil der Dramaturgie flöten ging. Außerdem bleiben einige der wichtigen Charaktere ein wenig blass und können nicht vollends überzeugen, weder was Motivation noch Hintergrund angeht. Aber dafür hat Final Fantasy 16 ja noch ein paar andere positive Aspekte zu bieten.
Kampfsystem und der Kampf der Riesen
Kommen wir als erstes auf das neue Kampfsystem zu sprechen. Denn wir haben es dieses Mal mit einem wirklichen dynamischen Kampfsystem zu tun. Heißt: Wer ein guter Controller-Akteur ist, kann aus vielen Kämpfen auch ohne Schaden hervorgehen. Ein typischer Kampf sieht im Endeffekt so aus, dass wir unseren Gegner mit Nahkampf-Angriffen und Zaubern attackieren. Sollte der Gegner dann einen Angriff auf uns loslassen, können wir erstens ausweichen (was beim richtigen Timing sogar die Zeit verlangsamt und uns so die Möglichkeit auf Zusatz-Treffer gibt) oder man kann parieren. Das Parieren hat insgesamt die gleichen Vorteile wie das Ausweichen, nur mit dem Plus, dass wir im Anschluss noch zusätzlichen Schaden verursachen. Um zu parieren, müssen wir aber ein extrem kleines Zeitfenster treffen, indem wir angreifen, kurz bevor der Schlag des Gegners uns trifft. Für mich persönlich war dies eher reine Glückssache und ich habe das Ausweichen präferiert.
Dann gibt es noch die Unterteilung zwischen Standart-Gegner, starken Gegnern und Bossfights. Die starken Gegner und Bosse haben zusätzlich noch eine Willenskraft-Leiste. Diese wird durch unsere Attacken immer weiter gesenkt (nach dem Ausweichen oder dem Parieren sogar extrem stark). Der Willensbalken ist in zwei Segmente unterteilt. Bricht der erste Teil, können wir den Gegner mit Hilfe der Esperfähigkeiten zu Boden reißen und massiven Schaden ausüben. Bricht dann auch noch der zweite Teil des Willensbalken, startet ein Multiplikator, welcher mit jeder Attacke von Clive und seinen Gefährten gesteigert wird. So können wir dann wirklich maximalen Schaden anrichten und selbst die großen Bosse erledigen. Die Kämpfe an sich sind schnell, fordernd, aber gefühlt nie unfair gewesen. Außerdem haben wir in den Kämpfen meistens KI-Begleiter dabei, die automatisch in den Kampf eingreifen, und unseren Hund Torgal, dem wir sogar Befehle erteilen können.
Zum Thema Magie muss ich alle alteingesessenen Fans der Reihe enttäuschen, denn es gibt keine MP oder mannigfaltige Zauber mehr. Vorbei die Zeiten, in denen wir Ultima oder Flare Gegnergruppen ausradieren. In Final Fantasy 16 sind die Zauber nämlich eher ein Ersatz für Fernkampfangriffe. Heißt auch, dass es keine Elementschwäche mehr gibt. Ich persönlich empfand diese Änderung nicht als problematisch. Die Zauber ändern sich nur je nach Esper, den wir verwenden. Ausrüstbar sind bis zu drei Esper. Das heißt wiederum, dass es einige sehr interessante Kombinationen gibt und eigentlich für jeden etwas dabei ist.
Das Aufleveln unseres Charakters passiert in Genre-typischer Weise. Wir besiegen Gegner, erhalten Erfahrungspunkte und verbessern so unsere Werte. Außerdem gibt es noch einen Skilltree, in dem wir die Fähigkeiten der verschiedenen Esper aufleveln können. Weiter verbessern können wir unseren Charakter über die Ausrüstung. Dieses System ist aber eher marginal ausgefallen. Wir können eine Waffe, zwei Rüstungsteile und drei Accessoires anlegen.
Mein persönlicher Favorit in Bezug auf die Kämpfe sind aber die kolossalen Esper-Schlachten. Hier werden wir selbst zu einem riesigen Esper und verprügeln unser Gegenüber mit so mächtigen Attacken, dass im Anschluss ganze Landstriche nicht mehr wiederzuerkennen sind. Wälder verbrennen, Berge stürzen ein und vieles mehr. Das Ganze ist leider meistens nicht sonderlich fordernd, sondern dient eher der Show. Macht aber trotzdem ganz schön viel Spaß.
Feuerwerk
Final Fantasy 16 ist eine grafische Pracht und ein visuelles Feuerwerk. Die Grafik und die Cutscenes sind auf höchstem Niveau. Egal ob die Welt, die wir zu Fuß oder per Chocobo bereisen, oder die Kämpfe. Natürlich fallen die Esper-Schlachten dabei visuell nochmal bombastischer aus. Es sind wahre Effekt-Spektakel. Aber selbst die normalen Kämpfe machen einfach Spaß beim Ansehen. Sie sind unglaublich smooth und die Animationen sind klasse. Es wirkt alles geschmeidig und butterweich.
Die Welt an sich ist sehr gut designt und bietet viel Abwechslung. Von dichten Wäldern über belebte Städte bis hin zu zerklüfteten Lavaschluchten. Wir durchlaufen einige wirklich sehr schöne Bereiche. Das was vielen dabei aber übel aufstoßen könnte, ist, dass gerade am Anfang das ganze eher sehr linear passiert und wir erst im späteren Spielverlauf auch Bereiche haben, die ein wenig zum Erkunden einladen. Das ist aber auch persönlicher Geschmack und ich habe es nicht als störend wahrgenommen, am Anfang durch die linearen Bereiche gejagt zu werden.
Bei all der grafischen Pracht ist Final Fantasy 16 aber nicht von Problemen verschont geblieben. Denn gerade in den großen Kämpfen merkt man immer wieder Framerate-Einbrüche. Am schlimmsten empfand ich diese im Grafikmodus-Qualität, in der wir schon mit niedrigen Framerates spielen, aber selbst der Performance-Modus ist diesbezüglich kein Allheilmittel. Trotz sichtbar weitaus niedriger Auflösung muss man sich immer noch mit Framerate-Einbrüchen rumplagen.
Was dafür auf einem eigenen Level spielt, ist die akustische Umsetzung. Musikalisch ist Final Fantasy 16 großartig. Die Musik passt einfach immer, jagte mir teilweise Gänsehaut über den ganzen Körper und untermalt die Stimmung des gesamten Spiels perfekt. In Kämpfen klirrt und knallt es am laufenden Band und lässt einen in diese kriegsgeschwängerte Welt eintauchen. Aber am besten ist die Vertonung. Persönlich gefällt mir Japanisch am besten, aber selbst die Englische oder Deutsche Vertonung sind auf höchstem Niveau und machen Spaß zuzuhören. Hier hat sich Square Enix wieder mal nichts zu Schulden kommen lassen und ein sehr starkes Erlebnis erschaffen.
Final Fantasy XVI ist seit dem 22.06.2023 für PlayStation 5 ab 54,95 Euro im Handel erhältlich.
Anforderungen
• Sony PlayStation 5 Konsole
Getestet für
PlayStation 5
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