Far Cry Primal - Test/Review
In einem Land vor unserer Zeit trifft auf Far Cry und endlich können wir das „Große Tal“ aus der Ego-Perspektive erkunden!
Von Dominik Figl am 23.02.2016 - 17:21 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Ubisoft

Release

23.02 2016

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

16+

Webseite

Preis

59,99 Euro

Media (15)

Nur eine FC 4 Mod?

In einem Land vor unserer Zeit trifft auf Far Cry und endlich können wir das „Große Tal“ aus der Ego-Perspektive erkunden! Maschinengewehre werden durch Pfeil und Bogen ersetzt und kitschige Hawaii-Hemden durch den klassischen Lendenschurz. Aber jetzt mal ehrlich, wie gut tut die neue Kulisse dem Ganzen wirklich und wie schlägt Far Cry: Primal sich im Test? Finden wir es raus!
Gangfights in der Steinzeit
Erst jagen wir ein Mammut mit unseren Leuten, plötzlich zerfleischt ein Tiger all unsere Freunde und wir ziehen los um Oros zu finden, das Land unserer Vorväter. Wo das allein als Plot gereicht hätte, füllt jener Part der Geschichte nun gerade einmal die ersten fünf Minuten, dann treffen wir in Oros auch schon auf Sayla, die Sammlerin, und beschließen, dass wir auch eigentlich den Wenja-Stamm wiederaufbauen könnten. Das wiederum finden die anderen Stämme nicht so großartig, denn eigentlich wurden unsere Leute ja aus dem Tal verjagt oder soweit dezimiert, dass sie sich lieber jeder für sich allein durchs Dickicht schlagen. Im Stile von State of Decay bauen wir uns nun unser Dorf auf, werden zwischendurch von fremden Clans angegriffen, träumen drogeninduzierte Visionen von Eisfrauen, den fremden Stämmen und uns selbst, jagen und fangen Tiere, und während unsere Leute gelegentlich zerfleischt, gefressen und abgefackelt werden, lassen wir uns auf den Kopf pissen.
Tiger und Mammuts
Man liest es wohl heraus, richtig trumpfen kann Far Cry Primal mit der Story nicht. Zu sehr erinnert das Questsystem tatsächlich an irgendein Zombie-Survivalspiel, in dem wir den Großteil der Zeit darauf verwenden umher zu rennen, Menschen und Gegenstände für unser Dorf zu sammeln. Was es dagegen gut macht, ist die Welt. Selten haben wir bisher eine derart lebendige, offene Welt erlebt wie hier. Tiere machen Jagd im Rudel, und das nicht bloß auf Menschen, sondern auch auf andere, teils größere Viecher, kaum, dass die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, verändert die Welt sich, wird finster und böses, nachtaktives Viehzeug kommt hervor und dank des fehlenden Maschinengewehrs, stehen wir diesmal nicht an der Spitze der Nahrungskette, Vorsicht ist also geboten. Wir jagen, wir sammeln und um uns herum passiert dabei immer etwas. Wir selbst müssen immer auf der Hut sein. Ganz nebenher sieht die Welt auch noch traumhaft schön aus, egal ob wir in irgendeiner von Fackeln beleuchteten Höhle durch den unterirdischen Fluss schwimmen, uns mit unserem Enterhaken eine Klippe hochschwingen oder hoch im Norden über eisige Gletscher stolpern.

Verrückte Freunde, lahme Feinde und wir
Apropos traumhafte Optik, die Gesichter der Charaktere, in erster Linie natürlich der namhaften Figuren, sehen mindestens genauso großartig und echt aus. Auch das Verhalten der Figuren spielt dem Spiel wiedermal in die Hände, denn jeder Darsteller unserer Geschichte hat auf seine Art etwas Einzigartiges an sich, ob es nun der verrückte Bastler mit dem fehlenden Arm ist, der wilde Nahkampf-Guru oder Sayla, die zwar auf der einen Seite mit ihren riesigen Kulleraugen, Komplimenten und Bestärkungen Freundinnen-Potenzial hat, gleichzeitig aber zu cholerischen Wutausbrüchen neigt. Nichts von all dem wirkt unecht, irgendwie fügen sich die Figuren auf ihre Art perfekt ins Setting und helfen uns, die Welt und die Atmosphäre besser aufzunehmen. Schließlich sind dann eben wir da und wir sind, natürlich, eher der langweilige Held. Was Sayla sagt, wird gemacht, Dorf aufbauen klingt gut, Gegner töten auch, die Welt ist simpel und wir wollen überleben. Nebenher sind wir ein Beastmaster und können die oben erwähnten Tiere, die uns durch ihr Verhalten und ihre Art derart faszinieren, auch einfach einfangen und für uns kämpfen lassen – oder auf ihnen reiten, wenn sie groß genug sind. Awesome.
Das Spiel – ein Kampf
Wenn man allerdings an Far Cry denkt, ploppen zwei Namen im Kopf des geneigten Gamers auf und das noch lange bevor man über endloses sammeln, großartige Welten und repetitives Gameplay nachdenkt. Vaas Montenegro und Pagan Min. Der wahnsinnige, charismatische Antagonist fehlt uns in Far Cry Primal jedoch beinahe vollends. Ganz allgemein hapert es an der Geschichte des Spiels. Das ist einerseits gut, immerhin spielen wir ja Höhlenmenschen und da darf es ruhig simpel und rau zugehen, andererseits wünscht man sich natürlich doch etwas mehr und ist von den Vorgängern ja doch auf gewisse Art verwöhnt. Mit der Zeitreise hat sich natürlich auch unser Kampfsystem verändert. Wir kämpfen mit Keulen, Speeren und Pfeil und Bogen. Auch wenn der Bogen durchaus sinnig ist und Spaß macht, ist der wiederum nicht neu. Speer und Keule dagegen sind es, und während der Speer gegen Tiere Sinn macht, klopfen wir mit der Keule eben unsere menschlichen Gegner weich. Das Nahkampf-System geht dabei leider etwas unter. Wir blocken nicht und weichen nicht aus, alles, was wir tun ist Schläge aufladen und auf den Kopf zielen – wird schon ein Kopftreffer werden. Einfach draufhacken! Gegen Tiere sieht es dabei nicht anders aus. Die meisten Viecher sind uns nämlich massiv überlegen, und auch wenn wir unseren eigenen Tiger auf den Feind schicken können, läuft es doch meist so ab, dass wir zusehen, dass wir den Gegner gegen irgendeinen Stein laufen lassen, bevor wir ihm ins Gesicht pieken oder ihn mit Pfeilen eindecken und so viel Spaß es auch macht auf großen Viechern zu reiten, meist ist die Steuerung dafür dann doch etwas zu ruppig und wir bleiben einfach im Gestrüpp hängen. Wie erwähnt, nebenher liegt der Fokus auf dem Sammeln von Menschen für unser Dorf, dem Upgraden von Hütten und dem leveln unseres Charakters. Die Skills geben dabei leider bloß wenig Ausschlag, vereinzelt sind ein paar interessante Dinge dabei, mehr Tiere, die wir zähmen können, Angriffe für unsere Eule, der Großteil des Skillbaums, so groß er auch sein mag, ist jedoch vernachlässigbar. Nebenher ist es auch egal, ob wir Haupt- oder Nebenquests machen, sie laufen eigentlich allesamt nach dem üblichen Schema ab. Töte dies, hol das, wir brauchen mehr Leute. Klar sammeln wir wieder Leuchtfeuer um unsere Karte zu erweitern und tun all das, was wir auch in jedem anderen Far Cry machen, um uns die Zeit zu vertreiben. Das alles mag furchtbar negativ klingen, tatsächlich sind das jedoch großteils Nuancen, die einem zwar negativ auffallen, das Spiel jedoch nicht unsagbar viel schlechter machen.

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