Fallout 4 - Test/Review
War. War never changes. Endlich ist Fallout 4 da und was wurde da nicht im Vorfeld schon diskutiert?
Von Dominik Figl am 15.11.2015 - 05:03 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Bethesda Softworks

Entwickler

Bethesda Softworks

Release

10.11 2015

Genre

Rollenspiel

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Preis

49,99 Euro

Media (34)

Das Rollenspiel 2015?

War. War never changes. Endlich ist Fallout 4 da und was wurde da nicht im Vorfeld schon diskutiert? Sieht scheiße aus, das Städtebau-System ist unnötig, wieso denn schon wieder ein Hund und kann man nicht mal hübsche Animationen benutzen? Gleichzeitig stand dem eine geballte Front gegenüber, die das Spiel bereits vor Release in den RPG-Himmel gelobt hat. Ja, was ist es denn nun? Rollenspiel-Segen oder ein Schritt ins Braune?
Vom Badezimmer in die Zukunft
In Fallout 3 waren wir bei unserer eigenen Geburt und unseren ersten Schritten dabei und haben unsere jungen Jahre in der Vault durchlebt. Im vierten Teil der Reihe starten wir vor der Apokalypse. Die Nutzbarmachung der Atomenergie hat dafür gesorgt, dass die Welt zu einem paradiesischen Ort wurde und wir? Wir sehen uns im Spiegel an und ziehen und schieben fleißig an unserem Gesicht herum, verteilen Schönheitsfehler und machen uns die Haare zurecht, der perfekte Zukunft ist Vergangenheit – Hipster muss ja auf sein Äußeres achten. Tatsächlich sind die Einstellungsmöglichkeiten am Gesicht gar nicht so umfangreich, wie man es sich erhofft hätte – das ändert aber nichts daran, dass sich das Erstellen der Hauptfigur erstaunlich gut anfühlt. Lange Rede kurz, die Bombe fällt und zum Glück haben wir gerade noch den Vault-Vertrag unterschrieben. Habt ihr das in Fallout 3 nicht auch geliebt? Frei durch die Welt streunen, Vaults finden und die Erzählungen der armen Opfer und Aufseher lesen, die die kranken Experimente darin erdulden mussten. Gratulation, ihr seid nun ein Teil davon, eure Frau wurde erschossen, euer Sohn entführt und ihr wacht 200 Jahre später aus der Kryostase auf und sucht euer Kind. So viel hat sich in den letzten 200 Jahren dann auch wieder nicht getan. Die Leute missverstehen Baseball und der Konflikt zwischen Menschen und Androiden, Androidenfreunden und -Feinden spitzt sich langsam zu. Aber sonst ist alles wie in der guten, alten Zeit.
Die (riesige) raue Welt
Gut. Wir wollen ehrlich sein, die Hauptgeschichte war weder in Fallout, noch in den Elder Scrolls Teilen besonders packend. Genauso wie sonst, ist sie auch diesmal nicht wirklich schlecht, aber wirklich davon abhalten, durchs Ödland zu streifen und tausend interessantere, bessere und schönere Dinge zu tun, kann sie uns dann eben auch nicht. So ist der große Pluspunkt, den Fallout 4 hat, wie schon zu erwarten war, die riesige, unglaublich schöne und lebendige Welt. Überall, an jeder Ecke, egal ob ober- oder unterirdisch, warten erkundbare Orte und Sehenswürdigkeiten, Geschichten, die gehört und erlebt werden wollen und sogar, ja, wie auch in Fallout 3, die ein oder andere Entscheidung, die ihr treffen müsst. Dazu sei gesagt, dass das Feeling von Extremen, das man aus Fallout 3 kennt, eher selten aufkommt. Ihr jagt einfach keine komplette Stadt für genügend Geld in die Luft und ja, natürlich ist es unfair, das nun als Thema zu nehmen, aber immerhin hat man mit Megaton einen Standard geschaffen, den es zu toppen gilt. Neu ist übrigens das Wetter, denn wo ihr früher bloß Tag und Nacht hattet, beginnt es nun manchmal zu regnen, wird bewölkt oder ihr geratet in einen Nuklearsturm, und auch wenn das Spielgefühl bis dahin schon großartig war, setzt man damit sogar noch einen drauf. Nebenquests und die Fraktionen, auf die man unterwegs so trifft, waren immer schon interessanter als die Hauptgeschichte. War damals so, ist auch heute der Fall. Während euch die einzelnen Orte und Aufzeichnungen, die ihr findet nun eigene Geschichten erzählen und ihr gelegentlich großartig skurrile Orte ausfindig macht, dort die ein oder andere interessante Quest durchzieht, sind es nun aber die Fraktionen, die euch eher nervige, etwas lahme Aufgaben aufzwingen. Säubere das Ödland von all diesen Kreaturen, mach da hinten den Platz frei, damit wir eine Siedlung bauen können, bring mir das, tu das, ach, behaltet eure generischen Quests und die Zufallsquests, die zwischendurch aufploppen, dürft ihr euch auch behalten!

Das Vorab-Gejammer
Nun aber mal weg von der Welt und der Geschichte. Fallout 4 sieht besser aus als Fallout 3. Gut, Fallout 3 wurde 2008 veröffentlicht, der grafische Standard wäre wohl nicht tragbar gewesen, aber tatsächlich muss man ehrlich sagen, dass Fallout 4, technisch, nicht auf der Höhe ist. Die Grafik hinkt weit hinterher, vor allem wenn es dann um Umgebungstexturen und Animationen geht, aber auch die grundsätzliche Optik ist unterdurchschnittlich. Ladezeiten sind lang und auch die üblichen Ruckler passieren manchmal, von der KI ganz zu schweigen. Da haben wir schon diese unglaublich guten und interessanten Begleiter und was tun sie? Sie stehen dumm in der Gegend herum, laufen irgendwo durchs Nirgendwo und tun alles, bloß nicht die aktuelle Bedrohung töten. Gut, kein Problem, die Feind-KI ist ja genauso dämlich. Würden wir Nick und einen beliebigen Gegner an verschiedenen Stellen eines Hauses platzieren, der Kampf würde wohl ewig andauern. Nein, natürlich ist es nicht so schlimm, denn sein wir ehrlich, in einem RPG mit großartigen Figuren, einer lebendigen, detailverliebten Welt und endlos vielen, kleinen Geschichten, wenn die Grafik etwas hinterherhinkt oder die KI eben etwas lahmt. Dennoch wäre es doch wünschenswert, das Spiel vielleicht auch mal Abseits von Design und Storytelling auf den neusten Stand zu bringen. Oh. Und die PC-Steuerung. Kann es nicht mal ein Bethesda-Spiel mit einer guten PC-Steuerung geben?
Basteln und genießen
Der letzte Punkt des Vorab-Gejammers war die Bastelei, vor allem der Städtebau natürlich und ja, wir müssen uns der Meinung der breiten Masse anschließen, es fühlt sich vollends wertlos an. Natürlich macht es zwischendurch Spaß, eine Stadt hochzuziehen, sie mit einem Zaun zu umspannen, Pflanzen hinzustellen und dann die Siedler arbeiten zu lassen, aber all das läuft so hakelig und lässt sich so unangenehm zurecht schieben, dass es, dank der großartigen Steuerung, einfach wenig Spaß macht, Zeit und Mühe in etwas zu investieren, was uns eigentlich nicht wirklich weiterbringt. Es ist ein nettes Feature, ja, und wer Spaß daran hat, der kann bestimmt seine Stunden damit verbringen und es genießen, wir für unseren Teil, naja, wir halten uns da lieber ans Erkunden. Gleichzeitig haben wir nun allerdings auch die Möglichkeit, all den Schrott den wir so im atomaren Ödland finden, nicht bloß zu verscherbeln, wir nutzen den Kram nun um Häuser zu bauen, eigene Waffen zu kraften, oder unsere Powerarmor zu reparieren. Reparieren müssen wir sonst übrigens nichts mehr im Spiel, weder Kleidung noch Waffen. Waffen zu craften ist hierbei übrigens eine recht wichtige Geschichte, immerhin sind das dann frische, neue Gerätschaften und kein Schund, den ihr irgendwo findet, außerdem lassen sich so eure Waffen modifizieren und verbessern. Die Powerarmor ist eine weitere, feine Neuerung, zwar kennt man sie theoretisch schon von früher, jetzt werdet ihr mit dem Ding jedoch zum laufenden Panzer. Auch das Skillsystem hat sich, zumindest optisch, verändert. Viele Skills von früher könnt ihr dort nun grafisch dargestellt finden und steigern. Wir mögen das neue System, auch wenn sich technisch gesehen, nicht viel verändert hat. Eigentlich. Die letzte, große Änderung ist dann das VATS. Wir lieben das VATS, Shooter kann man grundsätzlich immer spielen, aber VATS gibt es in der Form recht selten, daher ist es einerseits schade, dass Fallout 4, den Einsatz von VATS zu Beginn des Spiels drosselt, es euch aber durch Skills später erlaubt, das Ding doch deutlich öfter einzusetzen. Gleichzeitig friert VATS das Spiel nun nicht mehr ein, sondern lässt den Feind langsam weiterlaufen, wodurch ihr entweder schnell reagieren, oder auf den richtigen Moment warten müsst, um euren Schuss abzugeben. Mit anderen Worten: Wir mögen das neue Kampfsystem. Mehr wildes Geballer, theoretisch, dennoch irgendwie gut ausgeglichen.

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