Die FIFA-Spielerbewertung - ein Geheimnis?
Vielseitigkeit ist eine gefragte Tugend im Fußball. So wie sich die Spielsysteme der Trainer ständig wandeln, wandeln sich die Rollen der Spieler auch ständig.
Von Christoph Miklos am 16.02.2021 - 19:06 Uhr - Quelle: E-Mail

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

Switch Lite

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

Switch

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Electronic Arts

Entwickler

EA Sports

Release

09.10 2020

Genre

Sportspiel

Typ

Vollversion

Pegi

3

Webseite

Media (3)

Vielseitigkeit ist eine gefragte Tugend im Fußball. So wie sich die Spielsysteme der Trainer ständig wandeln, wandeln sich die Rollen der Spieler auch ständig. Entsprechend sind Begriffe entstanden wie die „Doppelsechs“ im defensiven Mittelfeld oder die „falsche Neun“ ganz vorne in der Sturmspitze. David Alaba kennt sich in der Defensive auf ziemlich allen Positionen außer jener des Torwarts aus und Marco Reus kann vorne ebenfalls in zahlreichen verschiedenen Rollen eingesetzt werden. Doch wie werden eigentlich die Entwickler von Computer- und Konsolenspielen wie FIFA 21 mit dieser Vielseitigkeit fertig?
Wie kommt Alaba auf 85 oder Reus auf 84?
Nehmen wir als Beispiel FIFA 21, wo David Alaba als Innenverteidiger aufgeführt ist, mit einer Bewertung von 84. Marco Reus gilt als zentral offensiver Mittelfeldspieler mit einer Bewertung von 85. Diese Einschätzungen basieren auf einer Datenbank, die die Experten von EA Sports pflegen. Dass David Alaba auch oft als linker Außenverteidiger oder im zentralen Mittelfeld spielt, ist diesen Experten nicht entgangen. Marco Reus’ Rolle bei Borussia Dortmund ist auch nicht immer dieselbe. Statt im Zentrum spielt er gelegentlich am linken Flügel oder als hängende Spitze. Quelle: Pexels
Die Datenbank von EA Sports ist mit Spielservern verbunden, sodass sich die laufenden Veränderungen in der Karriere andauernd in der Bewertung widerspiegeln. Ein Spieler, der im Herbst vielleicht nicht mehr so schnell auf den Beinen ist, wird in dieser Kategorie ein paar Punkte verlieren. Gleichzeitig könnte es aber auch sein, dass er im Laufe seiner Karriere schlauer geworden ist und sein Stellungsspiel verbessert hat. Eine starke Bewertung ist zudem nicht nur von den individuellen Attributen abhängig.
Abhängig von vielen Faktoren
Wie die Experten, die mehr als 30 Ligen und damit mehr als 700 verschiedene Mannschaften einstufen, erklären, ist auch die Liga, in der ein Spieler aktiv ist, maßgebend. Würde David Alaba also von Bayern plötzlich in die 2. Bundesliga oder gar in die Dritte Liga wechseln, hätte dies definitiv Auswirkungen auf seine Einstufung. Rund um die Welt beobachten ungefähr 8.000 Personen Spiele und Spieler, um die Erkenntnisse dann in das Endprodukt einfließen zu lassen. Und selbst nach der Beurteilung durch mehrere Experten kann es sein, dass die Bewertung noch immer nicht abbildet, was in der Realität gerade Sache ist. Der Fußball ist teilweise kurzlebiger als dies in einem Computerspiel darzustellen ist.
Ähnliche Einschätzungen haben bei den Sportwetten die Buchmacher vorzunehmen. Sie haben den Vorteil, dass ihre Produkte meistens auf eine Partie bezogen sind. Doch natürlich gibt es bei den Fußball Quoten auch Wetten auf ganze Meisterschaften. So steht der FC Bayern München auf den Meistertitel in der Bundesliga am 15. Februar 2021 bei einer Quote von 1,02. Borussia Dortmund kommt nach etlichen Punktverlusten noch auf den fünften Platz, mit einer Quote von 100,00 (Stand: 15. 02.). Genau wie die Bewertungen in den FIFA-Spielen sind allerdings diese Quoten alles andere als in Stein gemeißelt. Quelle: Pexels
Selbst die Spieler reden mit
Von manchen Profis ist bekannt, dass sie selbst auch gerne FIFA 21 oder ähnliche Spiele spielen. So soll es auch schon vorgekommen sein, dass sich Spieler direkt bei den Entwicklern gemeldet haben, weil sie das Gefühl hatten, dass ihre Bewertung nicht angemessen sei. Mats Hummels hatte sich vor rund drei Jahren beispielsweise darüber beschwert, dass er im Spiel wesentlich langsamer eingestuft worden sei als dies in der Realität der Fall sei. In diesen Fällen brauchen die Datenexperten ein dickes Fell. Denn die Ansicht eines Spielers ist in dieser Hinsicht natürlich subjektiv – und Mats Hummels war auch nicht als „langsam“ eingestuft worden. Vielmehr war und ist einfach nicht ganz so schnell wie einige extrem schnelle Konkurrenten auf seiner Position des Innenverteidigers. Sich über die Bewertung bei FIFA zu beschweren, ist für einen Profi also so gut wie zwecklos. Schließlich wissen die Experten gewöhnlich was sie tun.
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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