Endlich richtig gut!
Diablo 4 hat mittlerweile knapp über ein Jahr am Buckel und konnte zum Release vor allem durch seine fantastische Kampagne begeistern. Beim Endgame kam aber leider wenig Freude in der Community auf: Woche für Woche verlor das Action-RPG Spieler und somit auch an Relevanz. Aber: Blizzard war fleißig und hat in den letzten Monaten zahlreiches Updates veröffentlicht. Darüber hinaus gab es fünf Saisons, welche massive Verbesserungen am Gameplay mit sich gebracht haben. Mit dem ersten großen Story-Add-on Vessel of Hatred bekommen auch Fans der Geschichte rund um Dämonen in Sanktuario wieder mehr geboten. Nebenbei hat das Entwicklerteam den Titel fast bis zur Unkenntlichkeit verändert. Das kostenpflichtige Add-on bietet schier endlose Möglichkeiten, mit denen man seine Charaktere mit immer mehr mächtigen Fähigkeiten ausstatten kann. Dazu kommt eine kurzweilige und unterhaltsame Story-Kampagne in einem neuen Gebiet der offenen Spielwelt. Das bietet auch Neueinsteigern, die von der anfänglichen Kritik am Grundspiel möglicherweise abgeschreckt wurden, eine neue und verfeinerte Möglichkeit für den Einstieg – einen besseren Zeitpunkt dafür hat es bisher nicht gegeben.
OP-Klasse
Das Grundkonzept bleibt, wenig überraschend, auch in Vessel of Hatred erhalten. Man wählt eine von nun sechs Klassen aus und bringt massenweise Monster zur Strecke, um an noch mächtigere Ausrüstung zu kommen. Die neue Klasse, der Spiritborn, bietet ein wahres Effektgewitter aus Blitzen, Feuerwellen und Giften. Die Klasse spielt sich schneller und komplexer als die bisherigen Klassen in Diablo 4. Der Spiritborn holt sich dabei als reiner Nahkampfcharakter einen (oder mehrere) von vier Geistern zur Hilfe, um mit schnellen Angriffen, Blitzschlägen, Giftschaden oder Dornenschaden anzugreifen. Auch die Ausweichrolle kann in einigen Builds als wichtiges Mittel genutzt werden.
In den Kämpfen sprintet man schnell von Gegnertruppe zu Gegnertruppe und teilt mit ausschließlich zweihändigen Nahkampfwaffen, neu sind Bo-Stäbe und Doppelgleven, übertrieben viel Schaden aus. Und ja, der Spiritborn war zum Release viel zu stark (und ist es auch einige Balancing-Patches später noch immer). Immerhin: Andere Charakterklassen kommen auch auf ihre Kosten. In Vessel of Hatred bekommen sie alle eine neue, mehr oder weniger starke Fähigkeit hinzu. Parallel dazu hat Blizzard die Anzahl der zu erwerbenden Fähigkeitspunkte erhöht. Dabei wurde das Maximallevel eigentlich von 100 auf 60 gesenkt.
Überarbeitete Paragonsystem
Diese Änderung hat auch einen guten Grund: Man erhält bis Stufe 60 für jeden Stufenaufstieg einen neuen Fähigkeitspunkt. Im Basisspiel ging das nur bis Stufe 50. Die 50 weiteren Level gaben jeweils vier Paragon-Punkte für weitere passive Boni und Effekte. In Vessel of Hatred erhält man nach Stufe 60 nur noch Paragon-Level - bis zu einer Maximalzahl von 300 Stufen. Dieses System erinnert an Diablo 3 und könnte Bedenken auslösen. Schließlich war das Sammeln endloser Paragon-Stufen in Diablo 3 die beste Möglichkeit, um überproportional mächtig zu werden. In Vessel of Hatred wurde das System deshalb nicht nur auf 300 Stufen begrenzt. Es ist auch enorm zeitaufwendig, an die letzten 100 Stufen zu gelangen. Das soll vor allem den Spielern eine Motivation bieten, die unzählige Stunden in das Spiel stecken und trotzdem noch einen Fortschritt erzielen wollen.
Zusätzlich haben die Entwickler auch sämtliche Attribute und Gegenstände angepasst, damit die Schadenszahlen wieder „normales“ Niveau erreichen. In speziellen „Metabuilds“ sind aber noch immer DPS-Zahlen im Millionenbereich möglich.
Die Geschichte…
Abseits dieser guten Änderungen und Neuerungen stellt sich die Frage: Wie geht eigentlich die Geschichte weiter? Nun: Einige gerenderte und in der Ingame-Engine dargestellte Zwischensequenzen sorgen für recht viel Spannung. Auch die neue Region Nahantu mit seinen dichten Wäldern und Dschungelabschnitten gefällt (und passt natürlich perfekt zur neuen Klasse). Aber: Man merkt deutlich, dass die Mädels und Jungs von Blizzard die Kampagne mit belanglosen Abschnitten strecken. Auch der Twist am Ende der Handlung will nicht so richtig zünden.
Das Gameplay zwischen den Zwischensequenzen und Dialogen ist enorm spaßig und motivierend. Das Sounddesign, die flüssigen Animationen und sehr schicken Effekte sind Referenzklasse in diesem Genre. Das hat sich auch mit dem Add-on nicht geändert. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass nun mehr und deutlich interessantere Nebenquests in der Open-World gibt. Vor allem bei den einnehmbaren Festungen hat sich Blizzard diesmal viel Mühe gegeben. So muss man sich etwa durch ein dunkles Labyrinth kämpfen oder ein Dorf vor den Angriffen der katzenartigen Lacuni retten.
Auch das Runensystem feiert sein Comeback. Mit Runenwörtern, die immer aus zwei Runen bestehen, kann man einige Zaubersprüche anderer Klassen anwenden oder unterschiedliche, teils enorm mächtige Effekte auslösen. Ein Runenwort besteht dabei stets aus einem Auslöser und einem Effekt. Nutzt man beispielsweise zweimal eine Ausweichrolle, lässt man Meteoriten vom Himmel regnen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Rune und spezielle Materialien bekommt man über verschiedene Aktivitäten. Eine davon ist die Unterstadt von Kurast. Das sind zufällig erstellte Dungeons mit Zeitlimit, an deren Ende ein besonders fieser Boss wartet. Mehr Zeit auf der Uhr gibt es für das Besiegen von speziellen Elite-Monstern, was „taktischen Vorgehen“ in dieses Gameplay-Feature reinbringt.
Raids
Es gibt aber noch mehr Content in Form von Mehrspieler-Raid-Dungeons. Das sind besonders schwere Level, in denen man allein an bestimmten Stellen nicht weiterkommt. Ohne Freunde oder Teammitglieder sind diese Dungeons nicht schaffbar. Da ist es gut, dass Blizzard den Gruppenfinder verbessert hat. Leider zählen die ebenfalls neu eingeführten, aber aus den Vorgängern bekannten Söldner nicht als Extraspieler. Generell fühlen sie sich eher wie weitere Buffs an, welche die eigene Stärke passiv erhöhen. In Kämpfen sammelt man für ausgewählte Söldner dabei nicht nur Erfahrung, sondern auch Ansehen bei den insgesamt vier verschiedenen Charakteren. Durch mehr Ansehen kommt man an eine neue Währung, die man für zufällige Gegenstände ausgeben kann. Wirklich einflussreich scheint dieses System aber erst einmal nicht zu sein. Vor allem die Endgame-Neuerungen der vergangenen Saisons machen Diablo 4 auch auf lange Sicht zu einem spaßigen Zeitvertreib, der auch nicht den Anspruch hat, zu komplex zu sein.
Der (Release-)Preis von knapp 40 Euro ist, angesichts der vielen Neuerungen und Verbesserungen, fair gewählt.
Anforderungen
PC MINDESTANFORDERUNGEN:
• Betriebssystem: 64-bit Windows® 10 Version 1909 oder neuer.
• Prozessor: Intel Core i5-2500K oder AMD™ FX-8350.
• Arbeitsspeicher: 8 GB RAM.
• Grafik: NVIDIA® GeForce® GTX 660 oder AMD Radeon™ R9 280.
• DirectX®: Version 12.
• Speicherplatz: SSD mit 90 GB verfügbarem Festplattenspeicher.
• Microsoft Xbox Series X|S Konsole
• Sony PlayStation 5 Konsole
Getestet für
PC
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