Demons Souls: Remake - Test/Review
In einer lang vergessenen Ära nahm sich ein unbekanntes Entwicklerstudio eine Aufgabe zu Herzen: Ein Spiel zu schaffen, um Spieler in aller Welt in den Wahnsinn zu treiben. Dieses Spiel sollte etwas werden, was vor Härte und Gnadenlosigkeit kaum zu übertreffen war.
Von Timm Woita am 04.12.2020 - 01:44 Uhr

Fakten

Plattform

PlayStation 5

Publisher

Sony Interactive Entertainment

Entwickler

Bluepoint Games

Release

12.11 2020

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

75,13 Euro

Media (7)

PS5 Highlight

In einer lang vergessenen Ära nahm sich ein unbekanntes Entwicklerstudio eine Aufgabe zu Herzen: Ein Spiel zu schaffen, um Spieler in aller Welt in den Wahnsinn zu treiben. Dieses Spiel sollte etwas werden, was vor Härte und Gnadenlosigkeit kaum zu übertreffen war. Aber dieser diabolische Masterplan, welchen sich FromSoftware ausgedacht hatte, ging leider nicht ganz auf. Denn sie begründeten im Jahr 2009 nicht einfach nur ein neues Genre und erhielten Bewertungen, die sich meistens im 90er-Bereich tummelten, sondern sie wurde auch von vielen Spielern verehrt und gehasst zur gleichen Zeit. Aber was ist nach zehn Jahren anders? Was hat Bluepoint aus der Playstation 3-Perle - wir reden natürlich über Demon’s Souls - gemacht und kann es immer noch überzeugen? Der Grundstein eines Genres
Ich kann mich noch an meinen ersten Ausflug in Demon’s Souls erinnern. Ich ging zu meinem Lieblingsladen für Games und sah dort diese hübsche Verpackung. Blau-Schwarz mit weißer Schrift und einem Ritter geprägt. Ich kaufte mir das Spiel, ohne zu wissen, was mich erwartet. Habe mich auf lange Nächte voller Fantasy-Kost gefreut! Ich legte das Spiel also ins Laufwerk und war fasziniert von meinen ersten Bewegungen. Die Freude über die ersten getöteten Gegner war groß. Doch dann änderte sich alles. Der erste Tod durch einen überstarken Vorhutdämon. Das Aufwachen im Nexus. Die andauernden Tode und der sich immer weiter aufstauende Frust. Drei Controller und vier Bosse später war mein Ausflug nach Boletaria auch schon wieder vorbei. Demon’s Souls hatte mich besiegt. Zerstört. Meinen Glauben an mich und meine Fähigkeiten mit aller Gewalt zerstampft. Nichtsdestotrotz wage ich mich nun erneut nach langer Zeit in das Herz von Boletaria. Dies hat vor allem drei Gründe. Der erste Grund ist, dass ich mich durch Bloodborne und alle Dark Souls-Spiele gekämpft habe. Der zweite wäre, dass ich Demon’s Souls zeige, dass ich erwachsen geworden bin, und der dritte Grund ist, dass einer der Hauptnamen hinter diesem Remake Bluepoint ist. Diese haben bereits bei Shadow of the Colossus gezeigt, dass sie in der Lage sind, einem Spiel eine mehr als würdige Überarbeitung zu spendieren. Und das braucht ein Spiel dieses Kalibers auch. Es reichen nunmal keine Filter oder Skalierungen, um dieser Welt gerecht zu werden. Einer Welt voller Grauen, Dämonen und Monstern. Aber eben auch eine Welt, die vor interessanten Charakteren nur so strotzt und im Verlauf der Geschichte, durch ihre kryptischen Botschaften, eine immer größere Sogwirkung entwickelt. Um erstmal auf die Grundthematik zu kommen, was Souls-like Spiele sind, erkläre ich das nun einmal: Diese Art von Spielen sind mit einem hohen Schwierigkeitsgrad gesegnet. Jeder Gegner, wie zum Beispiel das Skelett da hinten an der Ecke, kann euch über den Jordan schicken und euer Ableben bedeuten. Spezifisch auf Demon’s Souls gesprochen: Daraufhin fangt ihr wieder ganz am Anfang des Bereichs an, welcher in Demon’s Souls durch die Keilsteine markiert wird. Mit jedem getöteten Gegner sammelt ihr Seelen, welche im Nexus dann in das Aufbohren einiger Werte investiert werden können. Solltet ihr jedoch sterben, sind eure Seelen vorerst futsch. Diese liegen dann in einer Blutlache an dem Ort eures letzten Ablebens. Das heißt, ihr könnt sie theoretisch wieder bekommen. Sterbt ihr nun aber erneut, sind eure Seelen auf immer verschwunden und ihr könnt mit dem Sammeln wieder von vorne beginnen. Wenn man sicher spielen möchte, geht man ab einer bestimmten Menge natürlich über einen Keilstein zurück in den Nexus und levelt seinen Charakter. Denn im Grunde ist Demon’s Souls im Kern ein Rollenspiel. Ihr levelt euren Charakter in verschiedenen Werten wie Vitalität, Willen oder Stärke. Wenn man das macht oder stirbt, spawnen allerdings alle Gegner neu und man muss sich erneut durch alle hindurch schnetzeln. Besonders hart wird es dann bei den Bossfights. Diese sind nämlich um ein vielfaches härter als jeder normale Gegner. Hier wird so gut wie gar nichts verziehen und Demon’s Souls verzeiht bei den normalen Kämpfen ohnehin bereits wenig. Es geht meist darum, das Movement der Gegner kennenzulernen und die richtige Zeit für einen Angriff zu finden. Das fühlt sich nur sehr selten unfair an - meistens stirbt man aus unüberlegtem Verhalten und eigener Dummheit. Man muss eben sehr viel blocken und ausweichen, um die Gegner zu besiegen. Schafft man es per Rolle hinter einen Gegner, kann man diesem einen Todesstoß geben, der ihn einen Großteil seines Lebens kostet. Auch in Demon’s Souls sind wieder verschiedene Waffen vorhanden, damit jeder etwas für seinen Playstyle findet. Schwerter, Dolche, Katanas, Äxte aber auch Bögen und Zauberstäbe sind wählbare Waffen. Dazu gesellen sich dann noch Schilde und verschiedene Zauber, um sich auch mal auf Distanz zu duellieren. Eine andere wichtige Mechanik wohnt den zahlreichen Schilden inne, denn einige können einen Angriff starten, andere sind für das Parieren da. Wenn man das perfekte Zeitfenster abpasst, kann man Gegner kurz stunnen und ihnen einen mächtigen Schlag verpassen, welcher weitaus mehr Schaden macht als normale Angriffe. Aber ohne eine vernünftige Rüstung ist der beste Kämpfer nichts. Dadurch, dass die Gegner sehr viel Schaden raushauen und die Bosse noch mehr, sollte man immer eine gute Rüstungskombination tragen. Hier gibt es dann zum Beispiel Lederkleidung mit mittlerem Gewicht oder dicke Plattenrüstungen mit hohem Gewicht. Ich persönlich bevorzuge eine Kombination aus verschiedenen Teilen. Überschreitet man nämlich einen bestimmten Wert, welcher mit der Ausdauer zusammenhängt, ist die vorher bereits erwähnte Ausweichrolle nämlich so effektiv wie ein Ferrari mit einem Trabi-Motor unter der Haube. Insgesamt ist Demon’s Souls aber einsteigerfreundlicher als die Nachfolger. Wo man in Dark Souls direkt in eine offene Spielwelt geworfen wird, bereisen wir hier die einzelnen Welten über den Nexus. Insgesamt gibt es fünf Welten mit einzelnen Unterbereichen. Am Ende jedes Bereichs erwartet einen dann einer dieser knallharten Bossfights. Ist der Boss dann endlich besiegt, kommt auch ein neuer Keilstein dazu, damit man nicht alles vom Startpunkt der Welt erneut ablaufen muss. Trotzdem gilt: Bei einem Tod werden alle getöteten Gegner wiederbelebt und machen euch das Leben erneut schwer.
Next-Gen Remake?
Hier darf ich mit Sicherheit bereits eines fragen: Was zur Hölle ist falsch mit euch, Bluepoint? Wie ist es möglich, so einen genialen Job zu machen? De,n dieses Spiel ist DAS Next-Gen Remake. Dieses Demon’s Souls ist etwas so großes geworden, so gut aussehend und audiotechnisch untermalt, dass ich manchmal nur die Kulisse bestaunt und der Musik gelauscht habe. Ob nun der Palast von Boletaria, das Sumpfgebiet im Tal der Schändung oder der Turm von Latria (hier wurde übrigens meiner Meinung nach Bloodborne geboren). Es fühlt sich einfach dichter an. Die Atmosphäre ist bedrückend und gleichzeitig so greifbar. Die Festung in der Welt Palast von Boletaria ist mit so vielen liebevollen Details ausstaffiert, seien es nun Banner, Wappen oder Pfützen. Weiterhin sind die Effekte einfach nur ein Fest. Das Funkensprühen, wenn Stahl auf Stein trifft. Das Feuer, welches aus dem Schlund eines roten Drachens kommt, um alles unter ihm in einen Feuerteppich zu tauchen. Die Nebelschwaden im Turm von Latria, mit ihren Cthulhu-ähnlichen Tentakel-Monstern, welche eine echte Horror-Atmosphäre aufkommen lassen. Wo man hinsieht, fühlt man die Detailverliebtheit. Nehmen wir zusätzlich die Waffen ins Auge. Alle haben neue Parade- und Backstab-Animation erhalten. Diese sind aber so hart und scheppernd, das ich andere Waffen nur benutzt habe, um diese Animationen zu sehen. Leider gibt es in Demon’s Souls kein Raytracing, aber hier wird schon sichtbar, zu was diese Konsole in der Lage ist. Spielen kann man auf der Playstation 5 wahlweise in nativem 4K mit 30 FPS oder in 1440p und 60 FPS. Ich habe mich für die höhere Framerate gegenüber der höheren Auflösung entschieden. Denn im Grunde sieht Demon’s Souls so schon absolut hervorragend aus und dann nimmt man doch lieber flüssiges Gameplay. Auch die Vertonung und der Soundtrack wurden nicht außer Acht gelassen. Der Soundtrack ist komplett neu eingespielt worden und die NPC’s wurden teilweise von ihren alten Stimmgebern neu eingesprochen. Ebenso reißt einen die musikalische Untermalung während der Bossfights einfach mit. Über allen Zweifel erhaben sind aber die Soundeffekte. Das Klirren des Schwerts, wenn es auf einen Schild oder eine Wand trifft. Die Geräusche des zerreißenden Fleisches, wenn wir einem Gegner einen Backstab verpassen oder einfach der kurze Schrei, wenn wir sterben. Minute um Minute ist Gänsehaut mein stetiger Begleiter gewesen. Auch die Gespräche mit den NPC’s klingen extrem gut, auch wenn hier manchmal die Gestik und Mimik ein wenig grob wirkt. Das alles klingt halt mit einem Headset schon so absolut verzückend, dass ich mir gar nicht erst vorstellen will, wie sich Demon’s Souls mit der Tempest 3D Engine und einer hochwertigen Anlage anfühlt. Was Bluepoint hier abliefert spielt einfach auf einem so hohen Niveau, dass andere Remakes es in Zukunft wirklich schwer haben werden.
Aber ist das alles
Bluepoint hat aber nicht einfach nur das Original genommen und es auf superbe Optik und ausgezeichneten Sound getrimmt. Es gibt auch noch ein paar zusätzliche Features beziehungsweise Quality of Life-Verbesserungen. Zum einen wäre da der neue Fotomodus. Mit diesem ist es nun möglich, in Zeiten von Social Media und anderen Dingen, seinen Charakter in Pose zu bringen und heldenhafte Momente festzuhalten. Oder man entdeckt einfach ein Areal, in dem eine seltene Rüstung liegt. Weiterhin kann man verschiedene HUD-Optionen aktivieren oder deaktivieren. Wer sich davon genervt fühlt, jeden neu aufgesammelten Gegenstand zu sehen, kann dies zum Beispiel deaktivieren. Auch Leben, Ausrüstung oder Seelen können dynamisch angezeigt werden. Heißt, bei Schaden wird unser Leben eingeblendet und im Anschluss wieder ausgeblendet. Ebenso ist eine Option für Menschen mit Sehschwächen vorhanden. Eine der Quality of Life-Improvements ist die Möglichkeit, Items direkt ins Lager an Thomas zu schicken. Somit muss sich niemand mehr Gedanken darüber machen, gefundenen Loot zurückzulassen oder Dinge aus seinem Inventar zu entfernen. Ebenfalls wird nun die Welttendenz im Menü und an den Keilsteinen angezeigt, welche durch Tode der eigenen Figur, aber auch durch das Töten von Gegner oder NPC’s beeinflusst wird. Es gibt ein paar Events, welche nur bei komplett weißer oder komplett schwarzer Welttendenz aktiviert werden. Dies sind nur ein paar Beispiele für die Ergänzungen, welche von Bluepoint implementiert wurden.

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