Days Gone - Test/Review
Wir hatten Motorräder. Wir hatten Zombies. Wir hatten das amerikanische Hinterland. Aber hatten wir Motorräder, auf denen wir im amerikanischen Hinterland vor riesigen Zombiehorden davon fahren? Jetzt schon! Days Gone, der Playstation-exclusive Titel aus dem Hause Bend Studio, bringt uns nämlich genau das und noch mehr auf die Konsole. Auch wir haben uns den Horden gestellt.
Von Timm Woita am 05.05.2019 - 05:23 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4 Pro

PlayStation 4

Publisher

Sony

Entwickler

SIE Bend Studio

Release

26.04 2019

Genre

Action

Typ

Vollversion

Pegi

18

Webseite

Media (18)

Sons of Walking Dead

Wir hatten Motorräder. Wir hatten Zombies. Wir hatten das amerikanische Hinterland. Aber hatten wir Motorräder, auf denen wir im amerikanischen Hinterland vor riesigen Zombiehorden davon fahren? Jetzt schon! Days Gone, der Playstation-exclusive Titel aus dem Hause Bend Studio, bringt uns nämlich genau das und noch mehr auf die Konsole. Auch wir haben uns den Horden gestellt.
Freaker und Motorräder
In Days Gone spielen wir Deacon St. John, der vor der Freaker-Apokalypse ein Enforcer der Bikergang Mongrel MC war. Immer an unserer Seite: Unser Buddy Boozer, den wir noch aus der Gang kennen. Zusammen gehören wir zu den letzten überlebenden Menschen im US-Bundesstaat Oregon. Der Großteil der Menschheit ist den so genannten Freakern (Zombies? Was sollen Zombies sein?) zum Opfer gefallen, unter anderem auch Deacons Freundin Sarah. Einen zweijährigen Timeskip später finden wir uns dann auch schon im Spiel wieder und versuchen, mit allen menschenmöglichen Mitteln zu Überleben. Es ist nicht bekannt, was oder wer die Seuche verursacht hat, aber wir merken direkt, dass wir in einer brutalen und gnadenlosen Welt leben. Wie in etlichen Serien und Spielen ist die Grundstimmung von Days Gone sehr düster. Vorräte werden versteckt, Hilferufe von NPCs sind häufig zu vernehmen und die verschiedenen Freaker sind nicht unbedingt das größte Ärgernis, da die Spielwelt auch von von fanatischen Kultisten, Mördern und anderer tierischen und menschlichen Bedrohungen bewohnt wird. Die Gebiete, welche wir mit Deacon und Boozer bereisen, sind wunderschön inszeniert und reichen von staubigen Steppen über tiefe Wälder bis hin zu verschneiten Landschaften. Wenn man so durch die Region fährt, fallen aber auch die apokalyptischen Seiten auf. Verlassene oder verfallene Gebäude, Autowracks so weit das Auge reicht und Massengräber. Da der Motorradclub nicht mehr existiert und Deacon teilweise suizidale Tendenzen aufweist, verdient er sich sein Geld als Drifter, was am ehesten einem Söldner nahe kommt. Seine Fähigkeiten bietet er verschiedenen Camps an, welche sich in ihrer Grundstruktur sehr stark unterscheiden. In dem einen herrscht ein Mann samt Rat über alle, ein anderes ist eher demokratisch angehaucht und das dritte zeigt sich als Arbeitslager. In den Camps können Aufträge angenommen, Freakerohren eingetauscht und Nahrungsmittel abgegeben werden. Diese erhöhen den Ruf und das Geld, welches wir in den einzelnen Camps zur Verfügung haben.
Doch nicht nur ein eiskalter Killer
Kommen wir aber noch mal zu Deacon zurück. Während er am Anfang als Charakter sehr oberflächlich gezeichnet ist, wird im Laufe der circa 30 Stunden Spielzeit die Figur Deacon St. John um einige Facetten erweitert. Dies passiert zum Beispiel durch sehr stimmige Flashbacks. Ein Beispiel wäre das Kennenlernen von Sarah. Aber auch in manchen Missionen zeigt Deacon, dass er eine doch sehr menschliche Seite an sich hat. In einer der Quests retten wir die Teenagerin Lisa und werden auf unserer Fahrt ins Camp mit ihren Ängsten konfrontiert. Hier zeigt Deacon ganz besonders, dass er nicht einfach nur ein eiskalter Killer ist, sondern immer noch mehr Mensch als viele andere. Die Charakterentwicklung wird durch Nebenmissionen vorangetrieben, welche uns interessante Informationen oder auch Einblicke in das Gefühlsleben der Personen geben. Nach einer schweren Verletzung durch Ripper, wirkt zum Beispiel Boozer eher wie ein gebrochener Mann und nicht wie das Mitglied eines Motorradclubs. Die Charakterentwicklung ist gut und nachvollziehbar, kommt aber nicht an ein Schwergewicht wie The Last of Us heran. Mein Tipp hier, genießt einfach die Zeit mit den ungefähr ein Dutzend Haupt- und Nebenmissionen, samt ihren Plot Twists und Überraschungen. Ein Freaker, Zwei Freaker, 500 Freaker
Einer der stärksten Momente, der in Days Gone erlebt werden kann neben dem Jagen und dem zufälligen Aufeinandertreffen mit anderen Menschen, sind die Hordenangriffe. Das können kleinere Gruppen von Freakern sein, aber auch mal schnell 100 bis 500 Feinde. Diese Horden sind schon aufgrund ihrer schieren Größe ein Schlag ins Gesicht. Kombiniert mit dem Survival-Aspekt von Days Gone sind diese Auseinandersetzungen kaum an Spannung zu überbieten. Taktieren und Planen sind hier das A und O. Aufgrund der begrenzten Ressourcen will genau überlegt sein, was wir für Items brauchen. Reichen meine paar Molotov Cocktails aus oder wären zusätzlich Rohrbomben und Handgranaten sinnvoll? Erschieße ich die ersten Freaker mit einem Schalldämpfer oder versuche ich viele mit einem Lockmittel auf einen Fleck zu bekommen? Unverzichtbar in der Apokalypse: Waffen. Standardmäßig ist Deacon mit einer Handfeuerwaffe, einer Primärwaffe sowie einer Spezialwaffe unterwegs. Die Schießeisen reichen von einfachen Pistolen über Schrotflinten und Gewehren bis hin zu großen LMGs. Diese können nur mit einer bestimmten Menge Munition versorgt werden. Es ist aber im Laufe des Spiels möglich, seine Motorrad mit Munitionstaschen zu versehen. Die verschiedenen Waffen haben mehrere Werte, wie Durchschlagskraft und Schaden.
Durch das Craftingsystem können wir Gegenstände zwar herstellen, aber die einzelnen Ingredienzien sind eher rar gesät. Eine wirkliche Erleichterung im Kampf stellt das Fähigkeitensystem dar. Hier können wir unsere durch Levelaufstiege verdienten Punkte in drei Kategorien investieren: Nahkampf, Fernkampf und Überleben. Die Namen zeigen euch sogleich, welche Sorte von Skills ihr dort vorfindet. Da wir als Drifter immer mit unserem Motorrad unterwegs sind, müssen wir auch auf dieses achten. Haben wir genug Benzin oder müssen wir es reparieren? Sollte euch nämlich der Sprit ausgehen, müsst ihr euer Bike bis zur nächsten noch funktionierenden Tankstelle schieben oder einen Benzinkanister finden. Sollte euer fahrbarer Untersatz aber stark beschädigt sein, muss es repariert werden, da es sonst nicht mehr so schnell fährt oder bei erneutem Schaden der Motor ausfällt. Dafür benötigt ihr wiederum Schrott, welchen ihr aus zerstörten Autos gewinnt. Einfach mal staunen
Days Gone ist ein gut inszeniertes Spiel, in dem der Spaß nicht zu kurz kommt und das rund 30 Stunden Unterhaltung bietet. Die Zwischensequenzen und einzelnen Gespräche sind ausgezeichnet vertont. Es gibt die Auswahl zwischen verschieden Sprachen in Ton und Untertitel. Die deutsche Vertonung ist gelungen, kommt aber nicht ganz an ihr englisches Pendant heran. Im Englischen kommen die eingestreuten Witze einfach besser zur Geltung. Die Grafik von Days Gone kann sich ebenfalls sehen lassen und zaubert einige schöne Bilder auf den Bildschirm. Gerade bei den dynamischen Tag-, Nacht- und Wetterwechseln habe ich manchmal mein Motorrad angehalten und die Gegend bestaunt. Bei allem, was Days Gone richtig macht, gibt es aber immer noch Kritikpunkte. Die Charakteranimationen wirken teilweise steif, in sehr actionlastigen Szenen fallen die FPS auf einen ruckelbelasteten Tiefstand, der auch zu Standbildern führen kann. Außerdem fallen vereinzelt Pop Ups von Büschen und Freakern auf. Ab und an ist es auch vorgekommen, dass sich zwei Tonspuren unangenehm überlagert haben, zum Beispiel eine Radiodurchsage und die Erklärung einer Hauptmission. Dies sind aber auch die größten Probleme die Days Gone hat. Das sich wiederholende Missionsdesign ist zwar schade, aber tut, wie in anderen Spielen, dem Spaß nur wenig Abbruch Abbruch.
Von der USK hat das Programm eine Freigabe ab 18 Jahre erhalten. Das Spiel ist seit dem 26. April 2019 für 49,95 Euro im Handel erhältlich.

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