Commandos: Origins - Test/Review
Wir blicken in die Vergangenheit - ein wenig bis zum Zweiten Weltkrieg, aber größtenteils sind es die späten 90er, frühen 2000er Jahre.
Von Lars Hack am 15.04.2025 - 05:04 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PC

Publisher

Kalypso Media

Entwickler

Claymore Game Studios

Release

09.04 2025

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

49,99 Euro

Media (15)

Bakanntes neu verpackt


Wir blicken in die Vergangenheit - ein wenig bis zum Zweiten Weltkrieg, aber größtenteils sind es die späten 90er, frühen 2000er Jahre. Die Commandos-Serie hatte ihren Auftakt 1998 und brachte bis 2006 vier Titel hervor. Unter Kalypso Media haben zunächst Teil 1 und 2 ein optisches Remake bekommen, nun kommt mit “Commandos: Origins” ein neuer Eintrag in der Reihe, dieses Mal aus Deutschland. Auch ich habe für euch einen Blick in das Ringen im Schatten des Weltkriegs geworfen!

Still und heimlich


Wir stellen ein Team zusammen. Statt Einbrüche in Casinos zu planen, halten wir es aber eher den Tarantino-Way: Wir jagen Nazis. Oder wir sabotieren sie zumindest und töten dabei eine Menge Soldaten, die auf unserem Weg stehen. Der Krieg wird an der Front entschieden, der Erfolg des Krieges aber im Schatten durch uns. Wir sind Commandos. Wenn wir uns Feuergefechte liefern, dann ist etwas schief gelaufen. Bestenfalls bleiben wir unentdeckt, bis etwas in die Luft fliegt oder irgendein anderer Schraubenschlüssel in die Kriegsmaschinerie der Deutschen fliegt. Unsere Geschichte beginnt allerdings nicht in einem Briefingroom oder einer Kommandozentrale, sondern in einem Gefängnis. Wir erleben den Beginn des legendären Kommandos an im Schatten agierenden Tötungsmaschinen. Der Green Beret Jack sitzt hinter schwedischen Gardinen, als ihn der Saboteur und Pionier Thomas Hancock aufsucht. Wie gesagt: Er stellt ein Team zusammen. Ein Team, das Nazis tötet und den Krieg nicht so sehr mit einem Automatikgewehr, sondern durch seine Taten entscheidet. Irgendwer muss es ja machen, nicht? Im Laufe der nächsten Missionen gabeln wir dann nach und nach weitere Mitglieder auf, alle mit ihren ganz eigenen Geschichten und Hintergründen. Das ganze nimmt zwar keine Hollywood-esken Ausmaße an, aber trotzdem ist unsere Truppe aus mal grimmigen, mal verschmitzten Soldaten ganz charmant, während sie durch Büsche kriechen und Sprengstoff platzieren. In einigen Cutscenes erleben wir etwas Banter zwischen den Commandos, lernen Hintergründe kennen und werden in eine seichte, eher zweckgebundene Story gezogen, die von unbesungenen Heldentaten erzählt. Oh, ja, und jede Menge unerkannt gemeuchelter Nazis.

Sprengstoff, Täuschung, Expertise


Um die Pläne dieser Deutschen zu vereiteln und am Ende, als die unbesungenen Helden dieses Krieges, unerkannt im Nebel der Geschichte zu verschwinden, haben wir ein ganzes Arsenal an Fähigkeiten und Ausrüstung im Gepäck. Lasst laute Feuergefechte die Truppen an der Front übernehmen - wir verlassen uns auf das Schleichen, das Täuschen und, ziemlich oft, auf das in-die-Luft-jagen. Im Laufe von Commandos: Origins, sammeln wir ein Team von sechs Operatives an. Die stehen uns zu Beginn des Spiels noch nicht alle zur Verfügung, sondern stoßen nach und nach, während wir uns durch die Missionen arbeiten, dazu. Oft mixt das Spiel auch mal die Agenten, die uns begleiten… wir wollen ja nicht, dass es am Ende noch zu einfach wird, diesen Krieg zu gewinnen. Jeder Agent hat seine eigenen Skills, Fähigkeiten und spezielle Art, wie er zum Erfolg der Mission beitragen kann. Das kann der klassische Saboteur, mit Sprengstoff für feurige Auftritte und Ablenkungen sein. Oder der Scharfschütze, der uns aus der Entfernung den Rücken freihält. Oder, ein bekannter Genreveteran, der Spion! Der schlüpft in die Uniform des Feindes, um sie genau dann (und aus der Richtung) zu erwischen, wenn sie es auf keinen Fall erwarten. Der Schlüssel zum Erfolg ist neben Skills und Ausrüstung aber vor allem etwas Geduld und immer geschickt den Überblick zu behalten. Unsere Gegner patrouillieren mal, mal stehen sie nur rum. Stets lassen sie aber den Blick schweifen. Fahren wir mit der Maus über einen Gegner, sehen wir, wohin dieser blickt. Wir können außerdem einen Punkt in der Spielwelt markieren, wobei uns das Spiel dann immer anzeigt, wer unserer Feinde gerade in diese Richtung guckt. Standardmäßig hat ein Gegner freie Sicht und sieht uns immer, wenn wir in seinen Sichtkegel gehen. Streift sein Blick aber über Fässer oder vergleichbar niedrige Hindernisse, sieht er uns nicht mehr, wenn wir unsere Agenten kriechen lassen. Ähnlich verhält es sich, wenn wir unsere Leute durch Gebäude schleichen lassen und ein Gegner mal durch die Fenster reinlinst. Werden wir doch gesehen, greifen uns Gegner an und füllen dabei einen Alarm-Counter. Ist der gefüllt, wissen alle Gegner, dass wir da sind. Aber wir agieren ja eigentlich aus dem Schatten heraus! Also gibt es ein wichtiges Feature: das Schnellspeichern. Alle paar Sekunden schon lohnt sich ein schneller Klick auf die entsprechende Taste, um dann im Ernstfall wieder schnell zurückzuspringen. Aber keine Sorge, selbst den Besten passiert es, dass das letzte Schnellspeichern plötzlich schon ein paar Minuten und damit mehrere knappe Passagen zurückliegt. Gehört zum Spiel dazu!

Diese vermaledeiten, deutschen Türen


Zunächst einmal merkt man rasch, dass die Entwickler aus Deutschland stammen: Die deutsche Sprache- und Textausgabe ist wirklich gut geworden! Zu oft kritisiere ich schwache Synchronisationen, dieses Mal besteht dafür aber kein Anlass. Die panischen Ausrufe der Gegner wirken ab und an etwas ungewohnt, wenn man selbst Deutsch spricht, dienen aber in den anderssprachigen Synchronisationen dazu, dass es möglichst Deutsch klingt, wenn uns ein Wehrmachts-Soldat entdeckt. Auch die Steuerung ist gut gelungen. Ob mit Maus-und-Tastatur oder dem Controller, mit dem wir unsere Helden direkt steuern, die Klicks sind generell präzise und lassen uns das Abenteuer gut steuern. Trotzdem kam ich im Test um den ein oder anderen Schnitzer nicht vorbei. Zum Beispiel, als ich entdeckt wurde, weil ich damit gekämpft habe, eine Tür zu schließen. Das Spiel wollte mich partout nicht das richtige Spielobjekt klicken. Oder ein anderes Mal, als mein Agent bereits im Haus war, aber nach einem Klick auf die Tür zunächst hinausgelaufen ist, um die Tür von dort zu schließen - direkt im Sichtkegel einer feindlichen Wache. Aber keine Sorge, für sowas gibt es ja das Schnellspeichern, wobei uns Origins am oberen Bildschirmrand auch stets daran erinnert, wann wir das letzte Mal gespeichert haben. Das alles kommt euch bisher ziemlich bekannt vor? Mir auch. Entwickler Claymore Games musste sich der schwierigen Herausforderung stellen, eine altbekannte und beliebte Serie in die moderne Zeit zu bringen. Der Nostalgie-Faktor ist dabei groß - die Atmosphäre und der Stil knüpfen im Großen und Ganzen an das an, was der frühere spanische Entwickler vorgelegt hat. Allerdings leidet darunter auch etwas der Mut zu Neuem. Ihr werdet viele Gameplay-Motive des Genres hier wiederfinden, aber leider wenig Innovation. Die paar Ideen - wie Fahrzeuge - greifen leider etwas zu kurz, um wirklich etwas Neues zu erwecken. Stattdessen hat man sich eben ans Bekannte gehalten. Auch von der Story sollte niemand einen Hollywood-reifen Blockbuster erwarten. Die Karten, die sehr weiträumig ausfallen, sind dafür abwechslungsreich und machen auch dank den 3D-Hintergründen etwas her. Manch ein Veteran wird nun die handgezeichneten Hintergründe und Missionen missen, aber die Zeit steht eben auch nicht für die Grafik von Nostalgie-Spielen still. Trotzdem fordert die Optik uns besonders zu Beginn unserer Schleichkarriere recht oft heraus. Mehr als einmal haben wir nicht wirklich verstanden, wie die Sichtbereiche der Gegner funktionieren. Warum gibt uns ein Fass halbe Deckung, aber ein nahes Missioneziel, das in etwa Fass-Größe hat, sorgt für keinerlei Einschränk der Sicht bei Gegnern? Leichen, die an Orten liegen, von denen wir ausgegangen sind, das Gegner sie auf jeden Fall sehen, werden ignoriert. Das kann man helfen, ein anderes Mal aber unsere geschickte Lock-Taktik vereiteln. Am Ende muss man sich einfach daran gewöhnen und spätestens im Laufe der zweiten oder dritten Mission haben wir den Flow gefunden. Auch an Achievement-Hunter und Herausforderungs-Sucher wurde gedacht: drei Schwierigkeitsgrade, die wir zu Beginn des Spiel aussuchen, stehen zur Verfügung. Dazu kommen Collectibles in Form von Fotografien, die in den Leveln verstreut sind, und euch immer dazu herausfordern, die Szene nochmal ganz genau in Augenschein zu nehmen, bevor das Team weiterschleicht. Es gibt übrigens sogar einen Koop-Modus, der dann noch etwas mehr Pep mit in die Sache bringt. Online oder via Splitsscreen könnt ihr zusammen loslegen und Jagd auf Nazis machen, wobei Commandos: Origins einen knackigen Schwierigkeitsgrad und eine recht hohe Einstiegsschwelle hat. Solange das kein Rezept zerbrochene Freundschaften ist, wenn jemand immer und immer wieder entdeckt wird, steht dem Spielspaß also auch zu zweit nichts im Wege. Und für den Schutz vor schädlichen Inhalten, wer auch immer den braucht, kann man sogar Hakenkreuze und ähnliche Motive ausschalten und durch harmlosere Symbole ersetzen lassen. Bei einem USK16-Rating sollte der durchschnittliche Spieler aber eigentlich ganz gut mit der Verwendung solcher Zeichen in Spielen klarkommen.

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