Call of Juarez: The Cartel - Test/Review
Mit Call of Juarez: The Cartel demonstriert das polnische Entwicklerteam Techland vorbildlich, wie man eine erfolgreiche Shooter-Serie an die Wand fahren kann.
Von Christoph Miklos am 23.07.2011 - 23:10 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox 360

PlayStation 3

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Techland

Release

22.07.2011 (Xbox 360, PS3) / 15.09.2011 (PC)

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Media (42)

Das Ende einer guten Serie

Mit Call of Juarez: The Cartel demonstriert das polnische Entwicklerteam Techland vorbildlich, wie man eine erfolgreiche Shooter-Serie an die Wand fahren kann.
Was für eine Story…
Wir rasen mit einem Jeep über die Autobahn und ballern auf schwarz lackierte Fahrzeuge, in denen allem Anschein nach „Feinde“ drin sitzen. So wirklich sicher sind wir uns aber nicht, denn die schlecht vertonten Dialoge geben keinen Aufschluss darüber ob wir nun die Guten oder die Bösen verkörpern. Also: Worum geht es eigentlich in Call of Juarez: The Cartel? Um ein Drogenkartell auszulöschen, stellt die US-Regierung einen Spezialtrupp aus LAPD, Drogenfahndung und FBI zusammen. Und das könnte klischeehafter nicht sein: Da ist der harte Kerl, dessen Narben von seinen zig beinahe-Tod-Erfahrungen erzählen, da ist der Möchtegern-Gangster, der sich genauso verhält wie die Leute, die er im Auftrag der Regierung umlegt, und dann ist da auch noch die heiße, kleine Ghettobraut, die früher einmal Gang-Mitglied war und sich jetzt auf die Seite der Guten geschlagen hat. Und der Preis für die billigste Gangster-Story geht an… .So richtig korrekt verhält sich trotz Dienst für die Regierung keiner im Team: Egal, ob ihr die Kampagne mit Ben McCall, Eddie Guerra oder Kim Evans spielt - herumliegende Geldbeutel und Handys verschwinden schnell in den großen Seitentaschen der eindimensionalen Hauptfiguren, um das eigene Taschengeld aufzubessern.

Muss das wirklich sein?

Ödes Gameplay
Die dünne Geschichte des Spiels, die mit einigen hanbüchenen Wendungen aufwartet, ist sozusagen eine Klammer, die die einzelnen Missionen zusammenhält. In den 15 spielbaren Missionen seid ihr an Schauplätzen von Los Angeles bis Ciudad Juárez an der mexikanischen Grenze unterwegs. Meist erreicht euch ein Anruf, in dem ihr erfahrt, was ihr zu tun habt. Mal geht es darum, ein Dutzend Mädchen aus den Fängen des Kartells zu befreien, dann darum, ein Drogenlager zu finden. Herausforderungen sucht ihr vergebens, denn die künstliche Intelligenz der Gegner ist ein schlechter Witz. Taktisches agieren in der Gruppe oder die Suche nach Deckung - Fehlanzeige! Gut 90% aller Schurken laufen euch direkt vors Visier. Eine Challenge gibt es aber noch: das Anvisieren. Beim Zielen über Kimme und Korn legt sich nämlich ein penetranter Unschärfefilter über den Hintergrund, der die Sichtweite unrealistisch stark einschränkt. Zu Beginn eines jeden Einsatzes rüstet ihr euch mit drei Waffen, die ihr aber jederzeit durch andere Schießeisen (etwa von erledigten Gegnern) ersetzen könnt. Ebenfalls ein Überbleibsel aus vergangenen Western-Tagen: die Zeitlupe. Mit einigen Gegnern auf dem Gewissen verlangsamt ihr auf Knopfdruck die Zeit und bekommt so für einige Sekunden einen Vorteil gegenüber dem Feind. Begleitet wird die Zeitlupe immer von einem Spruch eurer Spielfigur. Die gewollte Coolness kommt dabei aber (wie auch im Rest des Spiels) durch stümperhafte Synchronisation nicht rüber, zumal sich die drei Sprüche, die etwa McCall auf Lager hat, ständig wiederholen. Nach dem zehnten heruntergeleierten „Ich bringe nicht den Frieden, sondern ein verdammtes Schwert!“ würde man die Disk am liebsten aus dem Fenster werfen.
Technik aus der Hölle
Die verwendete Chrome 5 Engine wirkt hoffnungslos veraltet. Matschige Texturen, hässliche Beleuchtungseffekte und steife Animationen sind Alltag in Call of Juarez: The Cartel. Davon mal abgesehen ist die deutsche Synchronisation eine Frechheit und der Soundtrack eine Beleidigung für jeden Gehörgang. Positive Aspekte sucht man in den Bereichen „Grafik“ und „Sound“ vergebens.
Multiplayer
Den mageren Standardkost-Multiplayer konnten wir kaum testen, da wenig bis gar keine Spieler online waren. Zumindest der für bis zu drei Spieler entwickelte Koop-Modus dürfte für ein paar Stunden unterhalten - sofern man über die zahlreichen Kritikpunkte hinwegsehen kann bzw. will.

Fazit und Wertung

Christoph meint: Enttäuschung des Jahres!

Eine unlogische Story, ein ödes Gameplay und eine hässliche Grafik - was soll das Techland? Warum um Himmels willen musste man ein gut funktionierendes Konzept umkrempeln und aus einem coolen Western-Shooter einen 08/15-Neuzeit-Moorhuhnschießstand machen? Viele Fragen, die uns -wahrscheinlich- nie jemand beantworten wird. Eine Frage können wir aber mit Leichtigkeit beantworten: Soll man Call of Juarez: The Cartel kaufen? NEIN!

50%
Grafik
5
Sound
5
Bedienung
5
Spielspaß
4
Atmosphäre
4
Multiplayer
5
Preis/Umfang
4
Richtig gut
  • ein paar nette Ballereinlagen
  • drei spielbare Charaktere
Verbesserungswürdig
  • hoffnungslos veraltete Engine
  • matschige Texturen
  • viele Clippingfehler
  • Lichtsystem
  • Treppchenbildung
  • miese Dialoge
  • öde Musik
  • dt. Vertonung
  • Klon-Gegner
  • keine Abwechslung; komplett linear
  • extrem viele Logikfehler
  • Story...
  • schwache KI
  • Autofahrten
  • zielen über Kieme und Korn
  • schwankender Schwierigkeitsgrad
Anforderungen
• PC
• Sony PlayStation 3 Konsole
• Microsoft Xbox 360 Konsole
Getestet für
• Sony PlayStation 3
• Microsoft Xbox 360
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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