Assassin's Creed Syndicate (PC) - Test/Review (+Technik-Video)
Knapp vier Wochen länger Zeit hat sich Publisher und Entwickler Ubisoft für die PC-Version von Assassin's Creed Syndicate genommen.
Von Christoph Miklos am 09.12.2015 - 11:09 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Ubisoft

Release

19.11 2015

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16+

Webseite

Preis

59,59 Euro

Media (8)

Spiel-Review

Assassins Creed meets Gangs of New York
Wir schreiben das Jahr 1868 in London. Zu dieser Zeit regiert Queen Victoria das Königreich. Doch in Wirklichkeit beherrscht eine geheime Untergrundorganisation die Straßen Londons – die Templer. Das Oberhaupt, Crawford Starrick, ist ein kriminelles Genie das tagsüber die Banker und Unternehmer kontrolliert und nachts mit der Straßengang “The Blighters” die Gassen Londons terrorisiert. Dabei verfolgt er ein bestimmtes Ziel: Er möchte das Grabtuch von Edward Kenway, einem Meisterassassinen der meisten von euch ein Begriff sein wird, finden und zu seinen Gunsten nutzen. Denn diesem Tuch wird eine Macht nachgesagt, die alles Bisherige bei weitem übersteigen soll. Da Henry Green, der Assassinen-Meister der über London wacht, nicht alleine mit der momentanen Situation fertig wird, bittet er den Orden um Hilfe – und die bekommt er auch! Darf ich vorstellen: Evie und Jacob Frye – Zwillinge die unterschiedlicher nicht sein könnten! Evie, die Taktikerin, die mit Strategie und Überlegung an ihre Aufgaben herantritt und Jacob, der Offensive, der nicht nur seine Stärke gern unter Beweis stellt, sondern auch das Kredo der Assassinen eher als wagen Leitfaden ansieht. Aus diesem Grund gründet Jacob nach seiner Ankunft in London und unter sehr missbilligen Einverständnis seiner Schwester selbst eine Gang in London. Die Gang nennt sich “Rooks”, zu Deutsch Sahtkrähen, und nehmen es sich zur Aufgabe die Bezirke Londons aus Starricks Händen zu Reißen. Derweil macht es sich Evie zur Aufgabe, das Grabtuch vor den Templern zu finden, um gemeinsam mit Henry und ihrem Bruder Jacob den Ring der Templer in London zu eliminieren – denn wer zu dieser Zeit London beherrscht, beherrscht die Welt! Das Gefühl, dass wir zusammen den Templerorden zerschlagen kommt dabei aber leider nur selten auf, da die Geschichte aus Assassins Creed: Syndicate eine der schwächsten aus dem Franchise ist. Es fehlt sowohl den Charakteren an Tiefe als auch am eigentlichen Sinn - also warum die Bösen hier Templer sind, und nicht nur einfache Gangsterbosse. Auch das Kredo wird nur noch am Rande erwähnt was Evie und Jacob eher nach Rebellen mit Drang zur Selbstjustiz wirken lässt, die einen auf Gangs of New York machen, als nach ehrwürdigen Assassinen! Außerdem kann auch die Story abseits der gespielten Erinnerungen nicht überzeugen. Die wenigen spielbaren Geschichtsfetzen hinterließen zwar immer Fragen, waren aber zumindest spielbar. Anders als in den bisherigen Assassins Creed Titeln, wurde diesmal darauf verzichtet uns diese Teile der Geschichte selbst spielen zu lassen. Wir bekommen die Story rund um die Neuzeit-Assassinen in etwa 5 Videosequenzen nähergebracht. Das wird nicht nur Einsteiger vor den Kopf stoßen, sondern hinterlässt auch bei uns die Frage: Warum? Warum verdammt macht ihr das? Es ist weder ganz, noch gar nicht und liegt irgendwo bei „ich will aber ich kann nicht“. Vielleicht täusche ich mich aber auch und Ubisoft bereitet eine spektakuläre Auflösung vor, von der ich meinen Kindern noch erzählen werde – davon gehe ich nur leider nicht aus.
Grand Theft Kutsche
Wow, wir haben die industrielle Revolution erreicht! Ja, natürlich ist mir bewusst, dass es Kutschen auch schon früher gab – aber Eisenbahnen, die kamen da neu auf. Aus diesem Grund ist es wenig verwunderlich, dass unser Assassinen-Hauptquartier diesmal durch einen Zug dargestellt wird. Darin können wir unsere Gang verbessern, finden Missionen, Souvenirs und natürlich den Safe, in dem unser Gangeinkommen gehortet wird – dazu allerdings später mehr. Denn hier widmen wir uns der eigentlich größten Neuerung seit Assassins Creed: Black Flag: Den Kutschen. Zum ersten Mal können wir uns im Assassinen-Epos mit einem fahrbaren Untersatz fortbewegen. Dabei hat Ubisoft Rücksicht auf eure Vorlieben genommen denn egal ob Cabriolet-Kutsche, 2-Sitzer-Kutsche, Feuerwehr-Kutsche, Omnibus-Kutsche oder klassische Limosinen-Kutsche - es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Und stehlen könnt ihr sie auch alle. Einfach per Knopfdruck den Fahrer vom Sitz werfen, euch kurz arrogant von der Seite ansprechen lassen und dann davonfahren – na erkennt ihr Parallelen zwischen den Kollegen aus GTA und unserem Assassinenorden? Aber Spaß bei Seite: Die Kutscherei – ich nenne das jetzt einfach mal so - ist Ubisoft absolut gelungen! Die verschiedenen Vehikel haben ein außerordentlich direktes Handling, das euch sauber und in angemessener Geschwindigkeit um alle Kurven, Brücken und Bezirke bringt. Dabei hängt natürlich die Art, Trägheit und Geschwindigkeit mit der ihr durch die Stadt steuert von der gewählten Kutschenklasse ab. Auch die Schadensmodelle sind durchwegs gelungen. So richtet ihr an einer Polizeikutsche die über einen Außenpanzer verfügt kaum Schaden an, während hölzerne Kutschen relativ leicht abdrängbar sind. Außerdem lässt euch Ubisoft bei der Art wie ihr die Kutschen benutzt - und zerstört - viel gestalterische Freiheit! So habt ihr eine Vielzahl an Möglichkeiten, wenn ihr von Gegnern verfolgt werdet. Anstatt sie abschütteln zu müssen könnt ihr zum Beispiel aus voller Fahrt auf deren Gefährt springen und es übernehmen, ihnen kurzer Hand das Pferd wegballern, sie von der Straße rammen und zerstören oder – der klassische Weg – den gegnerischen Lenker killen. Alles in allem: Genial und bei der Größe der Stadt auch unabdingbar!
Gangbanger
Tja, die Rooks sind die neuen in der Stadt! Ein frischer Wind im verseuchten London, das es aufzuräumen gilt - und genau das macht ihr. Ihr arbeitet in den verschiedenen Vierteln der Kinderarbeit entgegen, liefert der Polizei kriminelle Ganganführer aus oder macht ein Viertel zu einem “Rooksviertel”, in dem ihr alle Gangmitglieder aus dem Viertel umbringt. Und habt ihr alle Viertel eines Bezirks erobert steht ein Bandenkrieg an, in dem ihr den Anführer und die gegnerische Gang ein für alle Mal aus dem jeweiligen Stadtteil vertreibt! Dabei ist allerdings auch Vorsicht geboten, denn London ist nicht gleich London! Ab sofort verfügt nicht nur ihr, sondern auch alle Gegner, (Templer, Polizisten sowie Bandenmitglieder) über einen Level. Dieser Reicht in Assassins Creed: Syndicate von 0-10 und ist ein irrsinnig guter Indikator dafür, ob ihr einen Kampf starten solltet oder nicht. So werdet ihr erst gegen Ende des Spiel das Vergnügen haben auch die letzten Bezirke von den Blighters zu säubern! Außerdem verfügen die Rooks über einen Skilltree der euch jederzeit aus dem Menü aus zugänglich ist. Darin könnt ihr à la “Bring mir Leder, Eisen und 1000 Geld”-Craftingsystem eure Crew, deren Kutschen und das Gangeinkommen verbessern. Und solltet ihr euch aus all dem was ich geschrieben habe noch immer keinen Reim bilden können seht euch den Film Gangs of New York an – das Hollywoodpendant zu Assassins Creed: Syndicate im Spielfilmformat!
Gameplay
Auch über ein völlig neues Gerät in eurem Arsenal könnt ihr euch freuen. Den Seilhaken bekommt ihr nämlich nach knapp einer Stunde im Spiel geschenkt – und dieses Gadget revolutioniert die Art wie ihr euch im Spiel bewegt komplett. Kennt ihr noch die Holzvorrichtungen an Hauswänden die euch wie ein Aufzug direkt auf das Dach des Gebäudes befördert haben? Ihr tragt dieses Teil jetzt am Arm! Doch nicht nur das, ihr könnt euch außerdem von Dach zu Dach schwingen -richtig geil! Doch wirklich zu schätzen lernen werdet ihr das neue Feature sobald ihr längere Strecken zurücklegen müsst – und dafür nicht extra eine Kutsche stehlen wollt, oder wenn ihr vor Feinden flieht, denn die Flucht wird dadurch unverhältnismäßig leicht! Neben dem Seilhaken und den oben genannten großen Neuerungen hat sich seit der französischen Revolution allerdings nicht viel geändert. Das Handling und die Steuerung der Assassinen unterscheiden sich bis auf einen “Hinunterklettern”-Button kaum von den Vorgängern, die künstliche Intelligenz ist in einigen Situationen nach wie vor doof wie Stroh und die Zufallsevents bilden mit schnellen „töte Person X“ oder „vertreibe Person Y“ eine angenehme Abwechslung zum Londoner Alltagsleben. Auch die Skilltrees sind gelungen. Denn Evie und Jacob haben jeweils eigene Fähigkeitsbäume (auf denen allerdings dieselben Fähigkeiten sind) die sich – im Gegensatz zu Unity – auf 3 verschiedene Kategorien aufteilen. So schaltet ihr nach und nach neben den Kämpferfähigkeiten auch Schleichfähigkeiten und Fähigkeiten die das Ökosystem beeinflussen, frei. Und keine Angst – selbst wenn ihr einen der Beiden eher selten spielt wird er nicht benachteiligt, da sich die beiden Assassinen die erworbene Erfahrung nicht teilen, sondern jeweils die gesamte Erfahrung bekommen – unabhängig davon mit welchem Protagonisten ihr gerade gespielt habt. Außerdem finden wir es ziemlich cool, dass ihr die beiden Hauptcharaktere - insbesondere anfangs - ganz anders Skillen könnt, was euch eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten eröffnet. Was uns dafür nicht gefallen hat: Habt ihr einmal einige Viertel übernommen, seid ihr nicht nur viel zu stark für die eigentlichen Storymissionen, sondern schaltet so schnell Fähigkeiten frei, dass es keinen Sinn hat mehr hat zwischen Evie und Jacob zu differenzieren. Außerdem wird das Anpassen der Charaktere - also das Crafting oder kaufen von Waffen und Ausrüstung ein immer unwichtigerer Bestandteil der Assassinenwelt. Denn von zu erwerbenden Shops, Waffen und Ausrüstung wie wir es aus Ezio Auditore’s Saga kennen, fehlt mittlerweile jede Spur. Wir erhalten alle Gegenstände die man anlagen kann bei den verschiedenen Missionen und können Gegenstände herstellen die es sich zum Teil gar nicht lohnt herzustellen. Trotzdem ist das natürlich alles Meckern auf sehr hohem Niveau, da es unheimlich viel Spaß macht über die Dächer oder durch die belebten Straßen des mitten in der industriellen Revolution steckenden Londons zu laufen und die Atmosphäre zu genießen.
Multiplayer
Dieser Punkt existiert einzig und allein um es allen noch einmal zu verdeutlichen: Assassins Creed: Syndicate verfügt ausschließlich über einen Einzelspielermodus und beinhaltet keinen Multiplayermodus! Grund dafür ist, dass Ubisoft Montreal der Meinung war, dass sie lieber die Stadt vergrößern als sich auf einen Mehrspielermodus zu konzentrieren. Und das ist auch absolut gelungen – das bespielbare Areal aus Assassins Creed: Syndicate, also London, ist das Größte der Serie. Doch ob es sich ausgezahlt hat dafür den Multiplayermodus zu streichen obliegt eurer Entscheidung!

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