Zum Glück kein „Gothic“ mehr…
Bewusst nicht als Gothic 4 Addon angepriesen, kommt das Stand-Alone Game (Addon?) unter dem Titel ArcaniA: Fall of Setarrif auf den Markt.
Setarrif
Auch wenn man bewusst auf den Wortlaut „Gothic“ im Titel verzichtet hat, sind Parallelen nicht zu übersehen, denn das Addon knüpft nahtlos an den Titel Gothic 4: Arcania an. Ihr könnt mit eurem alten Charakter oder mit einem neuen beginnen, der bereits ordentlich gepimpt wurde. Mit strahlender Rüstung und flammenden Schwert geht’s frisch ans Werk. Der erste Auftrag erwartet uns sofort. Wir sollen unsere alten Bekannten wie Diego & Co in Setarrif treffen, da dort ein dunkler Dämon sein Unwesen treibt. Also laufen wir schnurstracks die Straße entlang, treffen ein paar Bauern, die mit rotäugigen Wölfen ein Problem haben, das wir natürlich beseitigen. Als den letzten Wolf die Fliegen umkreisen und wir ihm noch einen Zahn zum Andenken ziehen, steht hinter uns ein Schaf und blökt. Ok, das dürften wir im Auftrag übersehen haben, also gehen wir zurück zum Bauern und holen unsere Belohnung und liefern das Schaf ab. Doch als wir den Bauernhof wieder verlassen läuft uns das Schaf noch immer nach. Es hatte sich wohl in seinen Retter verknallt. Gut stört nicht weiter, soll ja alles schon vorgekommen sein, war nur eben nicht mein Typ. Es wird schon wieder irgendwo stehen bleiben und die Beißer ins Gras hauen. Doch dem war nicht so. Wenn ich es nicht geschafft hätte es bei einem Weidezaun abzuhängen wäre es mir wohl bis zum finalen Dämon gefolgt, möglicherweise war es auch ein Bock, wer weiß.
Auf dem weiteren Weg die Küste entlang treffen wir alte Bekannte in Form von Schildkröten, die sich plötzlich erheben und uns angreifen. Auch die sind kein Problem (Schwierigkeit auf „Normal“). Dann das erste vertraute Gesicht, allerdings hinter Gittern, von hübschen Damen mit Bögen bewaffnet, gefangen und versklavt. Klar helfen wir, schnitzen die Mädels um und besorgen uns den Schlüssel um den wackeren Gesellen wieder frei zu lassen. Dann endlich erreichen wir die Stadt Setarrif, die einem Schlachtfeld gleicht, als hätten dort hunderte Bomben eingeschlagen. Verwirrte Ritter, Untote und Wiedergänger stehen nun auf der Speisekarte, und wir nehmen sie alle. Endlich erreichen wir Diego, unseren alten Freund und Mentor, der mit einem Hammer auf ein Steinportal eindrischt. Er erklärt uns was vorgefallen ist und wer für dieses Chaos verantwortlich ist. Danach kommen wir zu einem bekannten Magier, der sich mit Zeichen einer alten Innschrift auseinandersetzt, die bei dem Angriff auf die Stadt freigelegt wurde. Natürlich wird dies unser neuer Auftrag den wir mit wenigen Wortwechseln intus haben. Vier Symbole müssen her, um das Steinportal zu öffnen und dem bösen Dämon entgegen zu treten. Also holen wir die Dinger und treffen dabei zufällig und etwas weniger glaubhaft, auf die Prinzessin aus Setarrif, die uns sofort als Diener einteilt um ihre kostbaren Kleider durch Horden von Zombies und verwirrten Paladinen zu tragen. Höflich wie wir sind, erklären wir ihr mit wenigen Worten was Sache ist. Auch ein Wiedersehen mit den Orks gibt es, zwar nur ein kurzes weil die dicken Pelzohren einfach nicht genug einstecken können, aber dennoch, man freut sich über jedes vertraute Gesicht. Nachdem man dann noch einen alten Bekannten getroffen hat (Namen lassen wir bewusst aus, um wenigstens etwas die Spannung zu erhalten), haben wir das letzte Symbol in der Tasche und liefern es ohne Umschweife aus. Aber zum Dämon dauert es dann doch noch ein bisschen da wir erst noch ein paar alte Relikte finden müssen, ohne die man den Dämon nicht besiegen kann. Doch auch das stellt keine Schwierigkeit dar und schon geht’s dem Gehörnten an den Pelz.
Rollenspiel?
War Gothic 4: Arcania schon kein richtiges Rollenspiel sondern ein klares Action RPG, so ist „Fall of Setarrif“ nicht mal mehr das. Warum? Viel zu kurze, lineare Handlung, kaum Gespräche, wenige Aufträge, fast keine Nebenquests und andauerndes Gekloppe gegen dieselben Gegnertypen. Von der schwachen KI einmal abgesehen, stellt auch der höchste Schwierigkeitsgrad kein Problem dar. Bei Stufe leicht, läuft man hier fast durch wie bei einem Jump´n Run Game. Das Waffenarsenal bietet kaum Highlights, selbst wenn man alle Kisten durchwühlt und alle Gegner
umhämmert. Auch weiß man nicht wirklich, was man mit den Erfolgspunkten machen soll, da man als Krieger schon die wichtigsten Fähigkeiten fertig getuned hat. Also steckt man sie in die Magie und die Fertigkeiten für Fernkämpfer. Zu finden gibt es schon ordentlich viel, aber das ganze Zeug kann man maximal bei einem der zwei Händler verhökern, die man in den Ruinen zwischen Zombies und verrückten Paladinen trifft, wo sie schwer deplatziert wirken. Die Stadt Setarrif sieht man maximal von außen, denn unser Weg führt nur am Rand entlang. Wirklich betreten kann man sie nicht, was etwas mehr Abwechslung ins Spiel gebracht hätte. So bleiben schnöde Eindrücke einer Verwüsteten Umgebung, fast ewig gleichen Dungeons und einem kurzen Blick aufs offene Meer. Speziell in den Dungeons stößt man oft auf unsichtbare Hindernisse, die sich meist entlang von Felsformationen befinden, und auf denen man den einen oder anderen Schritt im God-Style durch die Luft laufen kann. Das Inventar fasst wohl so viele Sachen wie ein ganzer Baumarkt, was aufgrund der wenigen Händler wohl notwendig ist. Nach wie vor fehlt ein direkter Vergleich, den mittlerweile alle bekannten Titel innehaben, wenn man Waffen oder Ausrüstung anlegen möchte.
Steuerung passt
An der Steuerung kann man nicht viel bemängeln, sie lässt sich nach Belieben verändern und anpassen. Auch reagiert unser Held schnell wenn er mal eine Ausweichrolle macht, oder über giftige Bereiche springen muss.
Schön anzusehen, aber mit Makeln
Die Landschaft ist nach wie vor sehr schön anzusehen, auch die Charaktere sind in Ordnung. Nur die Klon-Köpfe machen da wieder einen fetten Patzer hinein. Denn diese bekamen nur andere Gewänder oder Stimmen spendiert. Dungeons wirken sehr schmucklos, einzig gut platzierte Spinnweben machen etwas Atmosphäre.
Müde Sprecher
Selbst der Hauptcharakter hinterlässt den Eindruck als würde es ihn nicht mehr wirklich freuen etwas zu sagen. Nur selten kommt etwas Stimmung auf, oder wirkt einer der Sprecher motiviert, wobei alle bekannten Protagonisten dieselbe Synchronstimme haben wie in Gothic 4: Arcania. Sehr nervig wirken die Ausrufe der verrückten Paladine, die sich lauthals permanent wiederholen. Die Musik passt gut, wirkt stimmig und wechselt abrupt wenn es zu Kampfhandlungen kommt ins Dramatische.
Kommentar schreiben