Age of Mythology: Retold - Test/Review
Es wird fantastisch. Oder mythologisch? Eher letzteres, denn Publisher XBox Game Studios lädt uns ans Feuer, in säulengetragene Tempel und wo auch immer Atlanteaner ihre Unterhaltung gesucht haben, um uns eine Geschichte neu zu erzählen - Age of Mythology: Retold.
Von Lars Hack am 27.09.2024 - 02:20 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PC

Publisher

Xbox Game Studios

Entwickler

Worlds Edge

Release

04.09 2024

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Media (6)

Gute alte Zeit neu erzählt


Es wird fantastisch. Oder mythologisch? Eher letzteres, denn Publisher XBox Game Studios lädt uns ans Feuer, in säulengetragene Tempel und wo auch immer Atlanteaner ihre Unterhaltung gesucht haben, um uns eine Geschichte neu zu erzählen - Age of Mythology: Retold. Entstaubt euer Wissen über alte Mythen und Legenden, wir reisen in ein Zeitalter der Helden, Monster und Götter. Auf nach Atlantis (und Midgard, Ägypten, etc)!

Pre-Odyssey


Kaum haben wir ein simples, zweckdienliches Tutorial hinter uns, geht es auch schon los mit unserem Abenteuer in der Welt der Mythen und Legenden. Drei Kampagnen stehen uns zur Verfügung, in denen wir jeweils die Geschicke der Atlanter, der Ägypter und der Midgarder übernehmen und sie auf ihren Reisen und Auseinandersetzungen mit der Fabelwelt begleiten. Der Auftakt - ihr könnt die Kampagnen in beliebiger Reihenfolge spielen - stellen die Atlanter dar. Im Grunde Griechen, die aber eben in Atlantis wohnen, einer Insel vor der Straße von Gibraltar. Dort lernen wir unseren ersten Helden kennen: Arkantos. Dieser ist bereits ein geachteter Krieger und Heerführer unter seinem Volk, das nach einigen Problemen mit Piraten inzwischen recht selbstgefällig und ruhig lebt. Allerdings gefällt den Göttern ein so trautes und entspanntes Leben nicht. Die wollen Action unter den Sterblichen sehen! Denn unsere erste Mission ist die Verteidigung des Hafens. Gerade diskutieren wir noch, ob sich unser Volk in den Krieg um die Stadt Troja einmischen sollte, als Piraten und Kraken in den Gewässern vor der Stadt wüten. Kein Problem für uns und unsere kleine, wachsende Armee. Allerdings stellen wir schnell fest, dass die Piraten nicht nur angelandet sind. Sie haben auch den Dreizack der Poseidon-Statue gestohlen, die bisher über unsere Küste gewacht hat. Es steht fest: Wir müssen in See stechen, auf den Weg nach Troja, um nicht vollends den Zorn des leicht reizbaren Olymp-Bewohners auf uns zu ziehen. Atlantis zieht in den Krieg. Die anderen Kampagnen will ich euch nicht spoilern, aber eines haben alle Storystränge von Age of Mythology gemein: Wir übernehmen die Kontrolle über ein Volk, das sich irgendwie mit den Göttern und ihren zahlreichen Fabelwesen auseinandersetzen muss, mal als Verbündete, mal als Feinde. Alles andere wäre auch langweilig, nicht?

Nahkampf, Fernkampf, Monster


Im Herzen ist Age of Mythology ein klassisches Echtzeit-Strategiespiel, wie man es vom Original aus 2002 auch noch kennt. Deswegen umreiß ich euch das grundlegende Spielprinzip hier eher kurz - Strategiespiele laufen ja vom Muster her ähnlich ab. Euer Ziel ist vorrangig die Vernichtung eurer Feinde, indem ihr Armeen und Basen zerstört. Damit ihr dafür das nötige Arsenal habt, baut ihr selbst Armeen und Basen auf… nur hoffentlich etwas besser und schneller als eure Gegner. In Age of Mythology schicken wir Arbeiter los, um Ressourcen wie Gold zu sammeln, Häuser zu bauen und Gunst bei den Göttern zu erarbeiten. Stück für Stück wächst unsere kleine Stadt von einem Hauptgebäude an zu einer wehrhaften Siedlung, samt Forschungsgebäuden, Rekrutierungsmöglichkeiten und natürlich Schreine für die Götter - zu denen aber gleich mehr. Unsere normalen Einheiten lassen sich ganz klassisch in Infanterie, Fernkämpfer und Kavallerie einteilen. Für die griechischen Atlanter sind das beispielsweise Hoplit, Toxotes und Kataskopos. Diese erfüllen die gleichen Aufgaben wie in anderen Echtzeit-Strategiespielen, lassen sich von uns durch die Gegend schicken und bekämpfen Feine oder spähen die Karte aus. Damit unsere sterblichen Einheiten nicht alleine gegen die Schrecken der Welt kämpfen, stellen wir ihnen mächtige Helden zur Seite. In der ersten Kampagne ist zum Beispiel Arkantos der erste Held, dem wir begegnen, aber wir haben im Laufe des Spiels noch weitere zur Verfügung. Helden sind starke Kämpfer, die normal-rekrutierbare Einheiten in den Schatten stellen, aber auch optimal unterstützen. Nehmen wir als Beispiel weiter Arkantos! Dieser besitzt eine Schlachtruf-Fähigkeit, die nahe Einheiten von uns dazu bringt, mehr Schaden auszuteilen. Aber Helden können noch mehr, als nur gut schreien. Sie verursachen auch extra Schaden gegen die besonderen Einheiten von Age of Mythology, den Fabelwesen, gegen die unsere Sterblichen oft alt aussehen. Die Palette an übernatürlichen Monstern ist sogar noch farbenfroher als die Sammlung an Helden, die wir versammeln. Vom klassischen Zyklopen oder Hydra geht es über Frostriesen und Walküren bis hin zum Phönix und Mumien. Welche übernatürlichen Wesen wir zur Verfügung haben, hängt, wie unsere Fähigkeiten, von den Göttern ab. In der Kampagne ist uns das Pantheon etwas zugeschustert, deswegen konzentrieren wir uns hier mal auf freie Gefechte, wie ihr sie gegen die AI oder gegen andere Spieler ausfechten könnt. Wir wählen zunächst einen Hauptgott aus - dieser kann von den Griechen, den Ägyptern, den Nordmännern oder den Atlantern sein. Keine Sorge, letztere beginnen die Kampagne sehr griechisch, entwickeln später aber eine eigene Identität. Hauptgötter sind zum Beispiel Odin oder Ra. Mit deren Grundset Fähigkeiten starten wir ins Gefecht. Dreimal steigen wir im Laufe eines Gefechts mit unserer Zivilisation in die nächste Ära auf und jedes Mal steht uns die Wahl zwischen zwei Nebengöttern offen. Diese spendieren uns dann spezielle Fähigkeiten und ihre ganz eigenen Einheiten. Loki von den Nordmännern stellt uns beim ersten Aufstieg die Wahl zwischen Forseti und Heimdall. Ersterer gibt uns einen Heilzauber und Zugriff auf Trolle, letzterer schickt Einherjer in die Schlacht und erlaubt uns einen mächtigen Belagerungszauber einzusetzen. Die Götter sind also praktisch unsere ganz eigene Trickkiste. Für alles, was wir mit den Göttern tun wollen, brauchen wir Gefallen. Diese erwirtschaften unsere fleißigen Arbeiter in Tempeln, die wir errichten. Und wie für normalsterbliche Einheiten hat Age of Mythology auch für unsere übernatürlichen Gefährten im Laufe des Spiels Upgrades parat… Für die wir natürlich auch Gefallen benötigen. Ein sehr positives Feature übrigens: Automatische Arbeiter-Aufgaben. Im Laufe des Spiels wächst unsere Sammlung an Arbeitern auf eine beachtliche Anzahl. Damit diese nie untätig herumstehen, können wir Prioritäten für unsere Arbeiter vergeben. Haben die dann mal keine Aufgaben von uns bekommen, checken die ihr Prioritätenrad und gehen automatisch auf die Suche nach der Ressource, die wir gerade am dringendsten brauchen. Gut zu wissen, dass die Heimat funktioniert, wenn wir mal weg sind und feindliche Städte mit Riesen-Hilfe belagern.

Ausflug in die Vergangenheit


Age of Mythology ist in zweierlei Hinsicht ein Blick zurück. Auf der einen Seite in die Welt der Legenden, auf der anderen Seite in Echtzeit-Strategiespiele der 2000er Jahre. Retold hat sich der Aufgabe gestellt, das ganze Gerüst auf den Prüfstand zu schicken, zu behalten, was den Charme und die Nostalgie ausmacht, und neu zu denken, was einfach nicht in die moderne Zeit passt. Sorry, Puristen, das hier ist eher für Spieler, die den Spaß von damals aber mit dem Komfort von heute verbinden wollen. Die Komfortänderungen, wie das Arbeiterrad und natürlich überarbeitete Wegfindungen sind dabei nur der Anfang. Auch optisch wurde das ganze stark überarbeitet. Das sieht zwar im Grunde hübsch aus, die Farben hell und lebendig, gewinnt aber keinen Preis bei absoluten Grafiknerds. Man hat eben versucht, den Look von damals zu modernisieren, ohne zu weit davon abzukommen - ein guter Schritt für eine Neuauflage. Auch andere Mechaniken, wie die Götterwunder, die jetzt öfter, aber dafür weniger fatal als im Original, eingesetzt werden. Das Ganze macht den Spielfluss etwas dynamischer, mit mehr flexiblen Entscheidungen, grenzt Retold aber trotzdem weiterhin von modernen RTS-Games ab, die wesentlich schneller ablaufen, als man es scheinbar noch in der Antike gewohnt war. Wenn man nach Kritikpunkten sucht, bemerkt man schnell, dass der einzige zu sein scheint: Das Rad wird eben nicht neu erfunden. Keine großen Änderungen, sieht man von Grafik und einigen Komforts ab. Auch die damals noch spielbare Fraktion Chinas hat es nicht direkt in das Grundspiel geschafft, sondern wird, wie damals, als DLC nachgeliefert. Das Ganze macht Retold zu einem guten Remake, sorgt aber auch dafür, dass es ohne viel Extraprunk auskommt. Fans wird das aber nicht stören. Zu erwähnen sind noch ein paar Bugs - der gelegentliche Absturz, oder ein Problem zum Launch, dass mich dazu gezwungen hat, Visual C++ neu zu installieren, um das Spiel zu starten. Aber wie ich so oft sage: Das ist ein Fall für die Patch-Abteilung der Entwickler.
Age of Mythology: Retold gibt es ab 29,99 Euro für PC und Xbox Series X/S.

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