Watch Dogs - Test/Review
In Zeiten der totalen NSA-Überwachung bringt der französische Publisher Ubisoft das Open-World-Hacker-Spiel Watch Dogs in den Handel.
Von Christoph Miklos am 28.05.2014 - 03:08 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

Xbox One

Xbox 360

PlayStation 3

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Ubisoft

Release

27.05 2014

Genre

Action

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Preis

59,90 Euro

Media (37)

Grand Theft Chicago

In Zeiten der totalen NSA-Überwachung bringt der französische Publisher Ubisoft das Open-World-Hacker-Spiel Watch Dogs in den Handel - ein noch besseres Timing wäre wohl nicht möglich gewesen. Auch wenn der „Hypetrain“ eine Station in unserer Redaktion hatte, das endgültige Fazit bleibt kritisch.
Handlung
Die gesamte Handlung von Watch Dogs spielt in Chicago. Die Metropole im Spiel ist stark dem Original nachempfunden, aber ähnlich wie bei Los Santos in GTA 5 auf wichtige und bekannte Stadtteile und Sehenswürdigkeiten kondensiert. Es gibt ein Zentrum mit Hochhäusern, schöne Villenviertel, eine paar heruntergekommene Kieze und ausgedehnte Natur-, Wald- und Flussgegenden. An das riesige Gesamtareal aus GTA 5 kommt Watch Dogs allerdings nicht mal annähernd heran. Wir schlüpfen in die digitale Haut des Hackers Aiden Pearce, der bei einem fiesen Anschlag seine Nichte verloren hat. Traumatisiert setzt Aiden fortan alles daran, den Rest seiner Familie vor Unheil zu schützen und die Drahtzieher hinter dem Mord an seiner Nichte zu finden. Zimperlich geht er dabei nicht vor. Im frei begehbaren Nachbau der US-Metropole Chicago arbeitet sich der Hacker zu Fuß, per Auto oder mit dem Boot schwer bewaffnet durch eine Vielzahl von Aufträgen, die nach und nach Licht in das Rätsel um den Tod der Nichte bringen – und neue Fragen aufwerfen.
Hackerspiel?
Die Welt von Watch Dogs ist, dank kompletter Überwachung ein Paradies für Hacker. Bewaffnet mit unserem Smartphone hacken wir uns in Kameras oder ändern spontan die Ampelschaltung. Bei manch einem Passanten gibt es zusätzlich zu den Infos eine Sicherheitslücke, über die ein paar Dollar vom Bankkonto stibitzt werden. Bei anderen können MP3s abgestaubt werden, die Aiden fortan im Autoradio hören darf. Wieder andere führen auf ihren Smartphones Gespräche, die Aiden abhören kann. Beim Mithören erkennt er dann beispielsweise, dass die Person ein Verbrechen plant – und kann es verhindern, bevor es passiert. Besonders wichtig wird dieses Hackerfeature wenn wir in ein Gebäude einbrechen müssen. Im Idealfall hacken wir uns von Kamera zu Kamera und lenken Wachen mit Sprengladungen oder Alarmanlagen ab. Wichtig hierbei: Man muss stets Sichtkontakt zu den hackbaren Gegenständen haben - etwas unlogisch, wie wir finden. Ein echtes Hackerspiel ist Watch Dogs aber nicht. Nur gelegentlich sehen wir die Darstellung eines Computers von innen und müssen Datenströme von links nach rechts leiten - sehr simple Rätselkost. Den größten Teil der Zeit verbringt man sowieso hinter dem Steuer von Autos, die man einfach am Straßenrand knackt oder den Besitzern stiehlt. Feuergefechte und andere Aktivitäten nehmen nur wenige Minuten Spielzeit in Anspruch.
Dank der flexiblen Spielweise kann man auch das Hackfeature getrost bei Seite lassen und stattdessen per Waffengewalt Gebäude stürmen. Das funktioniert recht gut, vor allem da das Spiel auch über ein sehr gutes Deckungssystem verfügt. Trotzdem finden wir die „stille“ Variante deutlich unterhaltsamer.
Die Stadt
Das Chicago in Watch Dogs punktet mit einer herrlichen Skyline (vor allem wenn die Sonne aufgeht) und wunderschönen Brücken, die über den Kanal gehen. In der ganzen Stadt sind unzählige Passanten unterwegs - auf den Straßen kommt es bei Regenwetter zu Staus. Die gesamte Spielwelt ist organisch, lebhaft und mit zahlreichen Details gespickt. Im direkten Vergleich mit Los Santos aus GTA 5 zieht aber die Ubisoft-Metropole den Kürzen. Das Open-World-Gebiet von Rockstar Games bietet einfach mehr Kontrast und Umfang.
Beim Fahrgefühl können beide Spiele punkten. Zwar sind die Vehikel in GTA 5 kontrastreicher von der Steuerung her - bei den Verfolgungsjagden hat aber ganz klar Watch Dogs die Nase vorne. Anfangs können wir zwar nur wenig mehr tun als Fahren, aber sobald wir in der Kampagne und den Nebenaufgaben vorankommen, bekommen wir immer mehr interessante Möglichkeiten im Fähigkeitenbaum. Dann können wir bei einer Verfolgungsjagd beispielsweise mit unserem Smartphone die Poller aus der Straße hochschießen lassen - und mit etwas Glück krachen Polizei oder Ganoven bei Vollgas in das Stahlhindernis. Oder wir jagen per Hack die unter der Straße verlegten Dampfleitungen in die Luft, was eine riesige Wasserdampfexplosion ergibt, die Gegner halbwegs zuverlässig ausschaltet.
Nebenaufgaben
Abseits der knapp zwölfstündigen Kampagne gibt es zahlreiche Nebenaufgabe und Minispiele. So können wir zum Beispiel sogenannte „Fixer Jobs“ übernehmen. Bei diesen Aufträgen geht es meistens darum, dass wir einen teuren Luxusschlitten unbeschadet von A nach B bringen oder wir unter Zeitdruck Checkpoints abfahren, damit wir die Polizei ablenken. Dazu kommen verschiedenartige Einsätze, in denen wir Passanten vor Verbrechern schützen, und noch sehr viel mehr. Erfolgreich abgeschlossene Missionen geben Geld und Erfahrungspunkte. Ausreichend XP vorausgesetzt, können wir mittels erworbener Skillpunkte neue Fertigkeiten freischalten oder diese verbessern. Zum Beispiel können wir im späteren Verlauf des Spiels Autos knacken, ohne dabei Alarmanlagen zu aktiveren und schneller die Waffe wechseln.
Technik
Auf der PlayStation 4 läuft Watch Dogs mit 900p und auf der Xbox One in 792p bei jeweils 30 Bildern pro Sekunde. Das Spiel wird also auf beiden Konsolen von der Display Scanout Engine hochskaliert und nicht nativ gerendert. Die Bildrate ist im Test fast immer stabil geblieben, nur extrem selten kam es zu Einbrüchen. Auf dem PC sieht der Titel dank zusätzlicher (NVIDIA)Grafikfeature und höherer Auflösung noch besser aus. Zu den NVIDIA-exklusiven Features zählen Umgebungsverdeckung HBAO+ (Horizon Based Ambient Occlusion +), die Anti-Aliasing-Technologie TXAA sowie die Anti-Tearing- und -Ruckel-Technologie G-SYNC. Die Charaktermodelle warten mit natürlichen Animationen, realistischen Gesichtsausdrücken und hochauflösenden Texturen auf. Auch die Autos wurden mit viel Liebe zum Detail implementiert - die riesige Stadt bietet reichlich Abwechslung. Die Licht- und Wettereffekte können sich ebenfalls sehen lassen, vor allem bei den Wasser- und Regeneffekten kann sich Watch Dogs von anderen Games absetzen.
Kleiner Wehrmutstropfen: Selbst auf einem High-End-PC (unser Testrechner: Intel 6-Kern-Prozessor, zwei GeForce GTX 780 Ti Grafikkarten und 16 GB Arbeitsspeicher) läuft der Titel nicht immer mit flüssigen 60 FPS. Während unserer Testphase kam es immer wieder zu krassen Leistungseinbrüchen (vor allem beim Fahren) und gelegentlichen Grafikbugs. Mängel, die hoffentlich in Kürze per Update gefixt werden.
Im akustischen Bereich punktet Watch Dogs mit sehr guten Synchronsprechern und einem gelungenen Soundtrack. Darüber hinaus kann man per MediaAPP auch lizenzierte Tracks beim Fahren anhören.

Multiplayer
Obwohl die umfangreiche Kampagne und die zahlreichen Nebenmissionen für locker 40 Stunden unterhalten, hat Entwicklerteam Ubisoft Watch Dogs einen Mehrspielerpart spendiert. Möglich sind etwa Hacking-Challenges, bei denen ein von einem Online-Spieler verkörperter Hacker irgendwo in der Spielwelt lokalisiert und ausgeschaltet werden muss. Alternativ gibt es unter anderem Online-Rennen, bei denen man mit befreundeten Spielern durch die Stadt rasen darf. Selbstverständlich darf man dabei die fiesen Hacking-Tricks, die man sonst gegen die Polizei nutzt, gegen die Mitspieler einsetzen.

Kommentar schreiben

Artikel auf einer Seite anzeigen