Scarlet Nexus - Test/Review
Bandai Namco bleibt seiner Veröffentlichungsstrategie treu und wirft nach Spielen wie Dragon Ball Z: Kakarot und Code Vein den nächsten Anime-Titel auf den Markt.
Von Timm Woita am 31.07.2021 - 15:04 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Bandai Namco

Entwickler

Bandai Namco

Release

25.06 2021

Genre

Action-RPG

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Media (12)

Anime Action

Bandai Namco bleibt seiner Veröffentlichungsstrategie treu und wirft nach Spielen wie Dragon Ball Z: Kakarot und Code Vein den nächsten Anime-Titel auf den Markt. Aber kann man die gute Leistung von DBZ: Kakarot wiederholen oder spielt der neue Titel eher im gleichen Bereich wie Code Vein? Mit Tosen und deren 40 Jahren Entwicklungserfahrung hat man sich einen starken Partner an die Seite geholt. Eine Besonderheit im Vorfeld: Zum Start von Scarlet Nexus wird parallel ein Anime ausgestrahlt, der die Geschehnisse rund um Yuito, Kasane und ihren Mitstreitern auch in Video-Form erzählen soll.
Die Qual der Wahl
Ein großer Knackpunkt von Scarlet Nexus verbirgt sich gleich nach dem Start. Wir müssen uns nämlich entscheiden, mit welchem Charakter wir die Geschichte erleben wollen. Zur Auswahl stehen hier der neue Kadett der ASS Yuito Sumeragi, ein Schwertkämpfer mit Psychokinese-Kräften oder Kasane Randall, eine mit fliegenden Dolchen ausgestattete und ebenfalls mit Psychokinese-Kräften gesegnete Elite-Kämpferin. Scarlet Nexus ist in einer Zukunft angesiedelt, in der die Erde von sogenannten Anderen bedroht wird: Wesen, welche eine grausige Kombination aus menschlichen, tierischen und gewissermaßen Gegenständen darstellen. Als wäre das teilweise groteske Aussehen nicht genug, ernähren sich die Anderen von menschlichen Gehirnen. Zum Schutz der Bürger und “Nieten” (Menschen ohne Psycho-Kräfte) von New Himuka wurde das ASS gegründet und überwacht im Grunde alles über ein neuronales Netzwerk. Es werden viele unangenehme Themen aufgeworfen, die uns auch aus der realen Welt bekannt vorkommen, darunter Mediengeilheit, unethische Forschung und ständige Überwachung. Das könnte alles auch sehr gut funktionieren, würde da nicht dieses EINE riesige Problem existieren. Je nach eurer Entscheidung am Anfang, ob ihr nun Yuito oder Kasane spielt, entwickelt sich die Story unterschiedlich. Ihr habt andere Kameraden an eurer Seite und erlebt andere Storyparts. Ab und an überschneidet sich die Story zwar und wir treffen auf die andere Gruppe, aber immer wenn das stattfand, wurde das Fragezeichen über meinem Kopf größer und größer. Das liegt am Erzähl-Design und daran, dass die Story mehr Windungen hat als das menschliche Gehirn, hinter dem die Anderen her sind. Es ist auf der einen Seite sehr antreibend, die Geschichte nach und nach zu entschlüsseln und die Geheimnisse von New Himuka, Seiran und so weiter aufzudecken, wird aber in meinen Augen sehr stark in die Länge gezogen und unnötig kompliziert gemacht. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir zu unseren Mitstreitern eine Beziehung wie in Persona 5 aufbauen können, hier genannt Vertrauensepisoden. Hierzu unternehmen wir verschiedene Aktivitäten mit den Mitstreitern. Sei es nun Essen gehen, dem ältesten Mitglied der Einheit die Trends der Jugend näher zu bringen oder ihnen einfach nur Geschenke zukommen zu lassen. Das wäre ebenfalls nicht so schlimm, wenn es nicht teilweise aufgesetzt und komisch wirken würde. Im einen Moment will uns der andere Trupp noch tot sehen, nur um direkt im Anschluss mit uns bei einem privaten Treffen über die Vorzüge der Jugend zu diskutieren. Das Positive an diesen Events ist, dass wir durch das Absolvieren die Vertrauensstufe steigern und so neue Fertigkeiten freischalten können, die im Kampf sehr wichtig sind. Denn Scarlet Nexus ist ein Action RPG. Hier wird aktiv gehauen, ausgewichen und Psychokinese eingesetzt. Das einzige, was leider fehlt, ist das Parieren. Wie vorhin schon erwähnt, benutzt Yuito das Schwert und Psychokinese. Mit dem Schwert können wir den Gegnern im Nahkampf ordentlich zusetzen, um sie im Anschluss mit allerlei herumliegenden Zeug durch Psychokinese zu bewerfen. Dass es kein System zum Parieren gibt ist in meinen Augen leider sehr schade, da das Ausweichen zu inkonstant ist und sehr viel Gefühl/Glück für das Timing benötigt. Wie RPGs typisch, leveln wir unseren Haupt- und die Nebencharaktere und können ihnen immer stärker werdende Ausrüstung gönnen. Dabei handelt es sich stets um Upgrades der vorherigen Waffen, welche wir durch gefundene Materialien tauschen können. Aber wir können mit jedem neuen Level auch unsere Hirnkarte verbessern, welche nur für Yuito und Kasane existieren. Im Grunde ist das nur ein anderer Name für unseren Skilltree oder Fähigkeitenbaum. Hier ist es möglich, unsere Angriffe zu verstärken, längere Kombos durchzuführen oder den Wiedereinsatz von Items zu beschleunigen. Das ist gerade deshalb wichtig, da die Gegner sich dem Level des Spielers anpassen und die Kämpfe schon auf normal recht knackig sein können.
Die Kraft des Gehirns
Wo wir eben die Hirnkarte angesprochen haben: Mit unserem Hirn können wir nämlich noch viel mehr schöne Sachen machen, denn wer gut ausweicht und viele Kombos aneinander reiht, lädt die “Gehirnantrieb”-Leiste auf. Ist diese komplett voll, bildet sich vor dem Gesicht unseres Helden eine cyberpunkartige Maske und sorgt dafür, dass wir einige Zeit mit noch mehr Power zuschlagen. Weiterhin lädt man zu diesem Zeitpunkt auch sein Gehirnfeld auf. Das ist so etwas wie unser ultimativer Kampfmodus. Dabei wird das Spielfeld in grelle Neontöne gelegt und wir greifen mit riesigen Steinbrocken, die wir per Psychokinese bewegen, an. Das macht ordentlich Damage und sieht dazu noch extrem stylisch aus. Ein etwas unliebsamer Nebeneffekt: Wenn wir zu lange in diesem Modus verweilen, sterben wir, da unser Hirn anfängt zu kochen, wie Suppe in der Mikrowelle. Außerdem haben wir aber die Möglichkeit, die Fähigkeiten der anderen Teammitglieder zu nutzen. Hanabi zum Beispiel ist mit der Fähigkeit Pyrokinesis gesegnet. Diese können wir nutzen, um Gegner in Brand zu setzen oder uns mit einer undurchdringbaren Haut zu schützen, die für kurze Zeit sämtlichen Schaden annulliert.
Altbacken, neumodern
Die Areale, die wir durchstreifen, sind vom Design her sehr unterschiedlich. Mal sind wir auf eine großen Baustelle unterwegs, mal erkunden wir alte Forschungseinrichtungen oder kämpfen auf einen schneebedeckten Berg. Das alles ist aber leider keine Open World, sondern wird über ein Menü erreicht, welches unterschiedliche Einstiegsorte anzeigt. Die Orte selber sind leider nicht sonderlich komplex. Meist sind es enge Bereiche mit nur wenig Raum zum Erkunden. Gegenstände, die in dieses Arealen verteilt sind, werden auch meistens auf der Minimap angezeigt oder ein Mitstreiter macht euch schnell darauf aufmerksam. Außerdem sorgen unterschiedliche Designs nicht auch gleich für guten Maps. Abgesehen von New Himuka haben die anderen Bereiche kaum Eigendynamik. Es wirkt alles sehr karg und bis auf die Gegner und die Gegenstände, welche wir per Psychokinese auf selbige werfen können, wirkt alles sehr steif. Da erwarte ich mittlerweile mehr von einem Spiel, welches für die PS4 und PS5 entwickelt wurde. Das gilt genauso für unvertonte Textboxen und ein absolut hässliches Hauptquartier. Was aber sehr gut umgesetzt wurde ist der grafische Flair. Ich bin generell sehr Anime-begeistert und deshalb empfand ich die Grafik auch sehr ansprechend. Auch die Sequenzen, in denen die Geschichte vorangetrieben wurde, haben mir enorm gefallen. Hier werden zwar meistens Standbilder mit Einblendung der Charaktergesichter genutzt, aber diese sind hochauflösend und einfach wunderbar designt. Audiotechnisch habe ich auch keine negativen Erfahrungen gesammelt. Die Vertonung auf Englisch ist auf einem ordentlichen Niveau und die japanische sogar ausgezeichnet. Der Soundtrack passt einfach in den wichtigsten Momenten und baut zusätzliche Anspannung und Atmosphäre auf. Alles in allem ist die audiovisuelle Umsetzung sehr stark, zumindest wenn man etwas mit dem Animeflair anfangen kann. Auch die Story mit ihren vielen und teils sehr verwirrenden Wendungen kann auf viele Spieler abschreckend wirken. Das größte Problem im Rahmen der Handlung für mich war aber, dass sich die letzten Kapitel extrem gestreckt und zu langwierig angefühlt haben. Die Steuerung geht nach einer gewissen Zeit allerdings gut von der Hand. Teilweise wirkt sie etwas überladen. Man kann beispielsweise zwar Gegner anvisieren, das Wechseln zwischen diesen muss aber mit einer Tastenkombination (R1+ rechter Stick) passieren. Die Ladezeiten sind akzeptabel, aber Ratchet & Clank: Rift Apart hat die Power der NVME SSD der PS5 besser genutzt.
Scarlet Nexus ist seit dem 25.06.2021 für PC und Konsolen ab 49,90 Euro im Handel erhältlich.

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