Mittelerde: Mordors Schatten - Test/Review (+Video)
Nachdem Publisher Electronic Arts jahrelang die „Herr der Ringe“-Lizenz „gemolken“ hat, ging die Marke vor einigen Jahren an Warner Bros. Interactive.
Von Christoph Miklos am 06.10.2014 - 03:19 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 4

Xbox One

Xbox 360

PlayStation 3

PC

Publisher

Warner Bros. Interactive Entertainment

Entwickler

Monolith Productions

Release

02.10 2014

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16+

Webseite

Preis

ab 49,99 Euro

Media (19)

In Ubisofts Schatten

Nachdem Publisher Electronic Arts jahrelang die „Herr der Ringe“-Lizenz „gemolken“ hat, ging die Marke vor einigen Jahren an Warner Bros. Interactive. Nach ein paar mäßigen Koop- und LEGO-Spielen folgt nun der erste große AAA-Titel. Warum Mittelerde: Mordors Schatten trotz starker Lizenz trotzdem nur im Schatten von Assassin's Creed steht, klären wir in unserem Testbericht.
Handlung
Die Story von MMS spielt kurz vor den Geschehnissen von „Herr der Ringe“. Wir schlüpfen in die Polygonhaut von Talion, ein gondorianischer Waldläufer, der das schwarze Tor bewacht. Truppen aus Mordor ermorden ihn am Anfang des Spiels in einer rührenden Backflash-Szene, zusammen mit seinem Sohn und seiner Ehefrau. Doch der Anführer der feindlichen Truppen lässt ihn nicht einfach ins Jenseits zu seiner Familie ziehen. Er verflucht Talion dazu, Mittelerde als Geist zu durchwandern. Blöde Idee, denn der Waldläufer bekommt Unterstützung von einem alten Elbengeist, der selbst seit Jahrtausenden Mittelerde als Geist heimsucht.
Offene aber öde Spielwelt
In der ersten Hälfte des Spiels sind wir auf der Suche nach dem Mörder unserer Familie, was aber viel leichter gesagt als getan ist, denn Mordor wurde überrannt von Orks, Ghule und Uruk-Hai. In der offenen Spielwelt treffen wir daher im Sekundentakt auf gegnerische Patrouillen und menschliche Zwangsarbeiter. Unterteilt ist die Welt in verschiedene Gebiete, jedes einzelne hat einen Geisterturm. Erst wenn Talion ihn erklimmt und seinen Geisterhammer schwingt, schaltet man auch das Gebiet auf der Minimap frei. Das erinnert natürlich stark an die „Aussichtstürme“ aus einer bekannten Ubisoft-Serie. Ebenfalls ein bekanntes Konzept: Jedes Gebiet bietet eine Handvoll Haupt- und Nebenmissionen. Das Questdesign ist nicht sonderlich kreativ ausgefallen, denn die meiste Zeit über müssen wir Ork-Häuptlinge erledigen. Ein weiteres Problem von Mordors Schatten: Es fehlt an Atmosphäre. Die Geschichte kommt nie wirklich in Fahrt, der Held bleibt bis zum Ende hin arg blass und auch die Spielewelt bietet kaum Abwechslung. Egal wo man hinläuft, ständig trifft man auf Orks oder andere Gegner. Eine sichere Stadt mit ein paar NPCs zum Plaudern wäre sehr wünschenswert gewesen. In der zweiten Spielhälfte verlagert sich Talions Abenteuer zwar an die grünen Hügel und Dämme eines Küstengebiets und das grau-braune Einerlei Mordors ist passé – aber lebendiger ist auch diese Welt nicht.
Tolles Kampfsystem
Die wohl größte Stärke von MMS ist definitiv das flotte sowie dynamische Kampfsystem, das fast 1:1 aus den aktuellen Batman-Spielen übernommen worden ist. Kurz gesagt heißt das: Man benötigt nur wenige Tasten aber dafür ein sehr gutes Timing. Und mit jedem Schlag baut man auch noch einen Kombo-Counter auf. Hat man genug Schläge gelandet, kann man Spezialattacken auslösen. Auf Tastendruck macht Talion dann blutige Finisher-Moves oder teilt sich in Geist- und Realwesen auf. Dann können Talion und sein Elbenbegleiter zwei Angreifer gleichzeitig abwehren. Steckt er selbst einen Treffer ein, fängt der Counter bei Null erneut an. Abwehr ist daher genauso wichtig wie Angriff.
Zu Beginn der knapp 20 Stunden langen Kampagne sind die Kämpfe, vor allem gegen größere Truppen, ziemlich schwer. Erst im späteren Verlauf der Handlung erlernen wir neue Fertigkeiten (zum Beispiel können wir Gegner mittels Wurfdolch auf Distanz halten), die uns das (Über)Leben deutlich erleichtern. Schade, dass die coolen Fertigkeiten erst relativ spät kommen. So gibt es eine Art Geistzauber, mit dem Talion willensschwache Orks auf seine Seite ziehen kann. Fortan kämpfen sie gegen ihre eigenen Männer. Doch die Fertigkeit schaltet man erst so spät frei, dass man sie kaum noch braucht. Ebenfalls etwas enttäuschend ist die Tatsache, dass Tailon lediglich drei Waffen im Spiel besitzt: Schwert, Dolch und Geisterbogen. Immerhin: Man kann diese aufwerten. Jede Waffe hat Slots für Runen, die Angriffsboni geben. Die Runen sind zufallsgeneriert und werden von besiegten Ork-Anführer fallen gelassen.
Kenne deinen Feind
Ein besonderer Aspekt von Mittelerde: Mordors Schatten ist das sogenannte „Nemesis“-Feature. Dieses Nemesis-System soll ein dynamisches Machtgefüge abbilden, das sich im Laufe des Spiels ständig verändert - auch durch unser Zutun, versteht sich. Zu Spielbeginn werden deshalb zufällige Ork-Anführer generiert, jeder davon mit einem eigenen Namen und individuellen Fähigkeiten. Töten wir einen Anführer, dann übernimmt ein Rivale früher oder später seinen Platz. Werden wiederum wir von einem Anführer getötet, dann erhöht sich sein Einfluss. Nebenbei konkurrieren die Anführer auch unter- und miteinander, fordern sich also zu Duellen heraus, rekrutieren neue Anhänger oder gehen auf die Jagd nach besonders garstigen Kreaturen, um ihren Ruf zu mehren. Jedenfalls in der Theorie. In der Praxis nämlich ist das vermeintlich dynamische System ein sehr statisches. Kommt es etwa zu einem Duell, dann erscheint eine entsprechende Markierung auf der Karte, und es passiert so lange nichts, bis wir diese Nebenmission manuell aktivieren - oder alternativ irgendwo sterben beziehungsweise die Zeit auf Knopfdruck vorantreiben, dann werden alle gerade aktiven Machtkämpfe automatisch berechnet. Und warum sollte das den Spieler interessieren? Ganz einfach: Weil man durch die Einmischung in die internen Ork-Hierarchie seinen Machtwert erhöhen kann und dieser wiederum neue Fähigkeiten freischaltet.
Unser PlayTime-Video zu Mittelerde: Mordors Schatten

Technik
Im technischen Bereich liefern die Entwickler von Monolith solide Kost ab. Das Spiel punktet mit einer enormen Weitsicht, flüssigen Animationen, detailverliebten Charakteren und hübschen Regeneffekten. Gravierende Fehler sucht man vergebens, und sowohl die Steuerung per Maus-Tastatur-Kombination als auch per Gamepad lässt nichts zu wünschen übrig. Lediglich beim genauen Hinschauen wird man einige Clippingfehler und matschige Bodentexturen entdecken. An dieser Stelle sei noch für sämtliche PC-Zocker erwähnt, dass man NICHT zwingend 6 Gigabyte Grafikspeicher für die Ultra-Texturen benötigt. Mit unserer NVIDIA GeForce GTX 980 (4 GB VRAM) lief das Spiel zu jedem Zeitpunkt mit flüssigen 60 bis 70 Bildern pro Sekunde - und das bei einer 2K-Auflösung und aktivierter Kantenglättung. Puncto Sound gibt es auch kaum etwas zu bemängeln: Der Soundtrack ist stimmig und die deutschen Sprecher haben einen guten Job gemacht.
Einen Mehrspieler-Part bietet der neuste Warner Bros. Titel nicht.

1 Kommentar

peter vor 3610 Tagen

mein joystick geht nicht was kann ich tun ?

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