Doom „Light“
Bereits seit der Showcase-Enthüllung im Februar habe ich den Shooter „Metal Eden“ auf dem Schirm. Der erste Trailer zeigte nicht nur flotte SiFi-Ballerei a la Doom, sondern punktete auch mit einer hübschen Optik (Unreal Engine 5). Aber wie immer gilt: Ein eindrucksvoller Trailer ist schnell produziert, was zählt, ist die Umsetzung im fertigen Spiel. Nachdem das Entwicklerteam den Release-Termin im Mai nicht halten konnte, war Skepsis vorprogrammiert. Aber (Nummer 2): Die vier Monate zusätzliche Wartezeit haben sich ausgezahlt!
Ende der Welt?
Metal Eden serviert den Spieler eine bekannte Future-Story: Die Menschheit hat die Erde endgültig ausgebeutet. Um zu überleben, starten Wissenschaftler ein Projekt, in dem menschliches Bewusstsein in kleine Kerne gespeichert wird, die dann in eine Orbitalstation gebracht werden sollen. Mit diesem Schritt will man den Körper hinter sich lassen, die biologische Begrenzung überwinden und gewissermaßen digital unsterblich werden. Natürlich geht der Plan schief. Und hier setzt das Spiel an. Der Spieler muss das Chaos beseitigen, das durch dieses fehlgeschlagene Experiment entstanden ist.
Die Idee, den Geist vom Körper zu trennen ist in der Science-Fiction-Szene ein alter Hut. Trotzdem nimmt das Spiel das Thema sehr ernst. Die Kerne in diesem Spiel sind nicht einfach nur Speichermedien, sie sind die letzte Hoffnung der Menschheit und gleichzeitig ihr größtes Risiko.
Gameplay-Mix
Das Spiel selbst erinnert an einen gut schmeckenden Mix aus „Doom“ und „Titanfall“. Die abwechslungsreichen Level sind komplett geradlinig und führen von Kampf zu Kampf. In bester „Doom“-Manier spawnen plötzlich Gegnerwellen, welche ausgeschaltet werden müssen. Danach geht es weiter - bis zum nächsten Feindaufeinandertreffen. Für Abwechslung sorgen die gelegentlichen Abschnitte, in denen man als „Kampfkugel“ Gegner mittels Energiestrahlen und Raketen erledigt. Das Waffenarsenal ist überschaubar, aber durchdacht.
Jede Waffe wirkt futuristisch, bleibt aber erkennbar an heutige Designs angelehnt. Besonders hervorzuheben ist die Standard-SMG, die man direkt zu Beginn erhält. Auf den ersten Blick unscheinbar, entwickelt sie sich durch ihre hohe Feuerrate und unendliche Munition zum Arbeitstier. Einzig das Überhitzen zwingt einen zum taktischen Umgang oder man investierst in Upgrades beim skurrilen Waffen-Schmiedebot. Andere Waffen haben begrenzte Munition und eignen sich eher für bestimmte Situationen. Ein Highlight stellt die Gatling Gun dar, mit der man eine bestimmte Zeit mehrere Wellen von Feinden niedermäht. Besonders gelungen ist das Balancing. Gegner sind keine Bullet-Sponges, sondern klar strukturiert. Jeder Feind hat eine spezifische Schwachstelle und erfordert die richtige Strategie. Zusätzlich kann man per Nahkampfattacke die Kerne aus den Blechdosen herausreißen. Diesen nutzt man dann als Art Granate oder für einen mächtigen Instant-Kill. Das sorgt für Abwechslung und Taktik.
Bewegung
Eine Stärke von Metal Eden sind die flüssigen Bewegungsabläufe, welche stark an das Parkour-System aus „Titanfall“ erinnern. In der Kampagne bewegt man sich hauptsächlich per Jetpack, Wallrun oder Greifhaken fort. Dabei gilt: Es gibt nie nur einen richtigen Weg. Immerhin: Verpasst man einen Sprung, gibt es fair verteilte Rücksetzpunkte im Level. Im späteren Verlauf der Kampagne bekommt man auch eine coole „Slowmotion“-Funktion spendiert, die in den rasanten Kämpfen durchaus praktisch ist.
Metal Eden ist kein Vollpreistitel - und das merkt man auch am Umfang. Die Kampagne ist mit einer Spielzeit von knapp sieben Stunden recht kurz. Was man jedoch erwähnen muss: Die Entwickler haben jede Minute und jeden Levelabschnitt mit Bedacht gestaltet. Langeweile? Gibt es nicht! Die wenigen ruhigen Momente (oder besser gesagt Verschnaufpausen) nutzt das Programm, um die Story per Sprecher voranzutreiben.
Technik
Wer hätte es gedacht: Auch Metal Eden nutzt die fortschrittliche Unreal Engine 5. Als Spieler bekommt man extrem schicke Effekte, hochauflösende Umgebungen und ein tolles Artdesign geboten. Jede Umgebung wirkt aus einem Guss, keine Stelle bricht die Immersion. Man fühlt sich durchgehend in einer konsistenten, düsteren Zukunftsvision gefangen. Und das Beste: Anders als bei vielen anderen UE5-Spielen läuft Metal Eden stets flüssig - auch ohne High-End-Hardware.
Schade nur, dass die Audio-Abmischung Probleme macht. In vielen Situationen werden Voicelines von der viel zu lauten Musik oder den Umgebungsgeräuschen überlagert.
Kommentar schreiben