Legend of Keepers: Career of a Dungeon Manager - Test/Review
Ah, willkommen, willkommen! Ihr müsst der Neue hier bei uns sein – der Firma, die Dungeons vor zu wagemutigen, loot-gierigen Helden bewacht.
Von Lars Hack am 04.06.2021 - 19:25 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Goblinz Publishing

Entwickler

Goblinz Studio

Release

29.04 2021

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Preis

17,99 Euro

Media (8)

Ab in den Dungeon

Ah, willkommen, willkommen! Ihr müsst der Neue hier bei uns sein – der Firma, die Dungeons vor zu wagemutigen, loot-gierigen Helden bewacht. Schließlich haben wir hart gearbeitet, diese Dungeons anzulegen! Die Franzosen von Goblinz Studio schicken uns mit Legend of Keepers auf die dunkle Seite der Fantasywelt.
Hier lebt niemand glücklich bis ans Lebensende
Wisst ihr, wie sich Helden immer freuen, wenn sie die Monster besiegen? Wie sie feiern, wenn sie Loot erobern? Wie sie später Geschichten über ihre Siege erzählen? Grässlich. Regt euch das auch immer so auf? Die haben gar kein Recht, sich zu freuen! Die meisten Spiele sind darauf ausgelegt, dass die ach-so-großartigen Helden siegreich sind – wo bleibt denn da die Anstrengung? Es wird vielleicht einfach Zeit, die Karten mal komplett neu zu mischen. Den ganzen öden Dungeontrott aus dem (Dungeon-)Fenster werfen und die andere Seite zum Zug kommen lassen. Mit Legend of Keepers könnt ihr genau das jetzt tun! Denn ihr seid der neuste Angestellte der Monster-Firma – und nicht irgendein Angesteller, ihr steigt praktisch direkt auf der Management-Ebene ein... Hat sich die Monster-Universität echt für euch ausgezahlt, nicht wahr? Ihr dürft die Rolle eines Dungeonaufsehers ausfüllen. Fallen, Monster, düstere Magie – all das wartet nur darauf, von euch verwendet zu werden. Aber seid ihr dem ganzen gewachsen? Denn das Bewachen von Dungeons ist nicht nur Herumsitzen und Leute umherscheuchen (wir schauen in eure Richtung, ihr Dungeon Keeper). Ihr schwingt euch auch selbst in den Ring – manchmal als letzte Verteidigungslinie der Schätze. Die dunkle Seite verlangt eben vollen Körpereinsatz von euch. Eure Belohnung? Heldentränen, neue Monster und Schätze – seltsam, nicht? Ihr verteidigt Schätze, um Schätze zu erringen. Das sind die Dinge, die uns nachts im Dungeon nicht schlafen lassen...
Die klassische Ölbottich-Orkschamanen-Kombi
Wir sind vielleicht die Horden des Bösen, aber wir sind kein ungeordneter Haufen... Alles hat seinen Platz in den Katakomben, die wir unser Zuhause nennen. Denn Dungeons bestehen aus verschiedenen Räumen: Monsterräume, in denen unsere Kreaturen auf Helden lauern, Fallenräume, die Eindringline mit Debuffs und Dots belegen und Magieräume, in denen wir selbst etwas von unserer Bossmagie auspacken dürfen. Und andere... Die Dungeons sehen dabei nicht immer gleich aus, also müssen wir immer unsere Strategie anpassen. Wenn die Helden beispielsweise durch einen Fallenraum laufen, können wir sie mit unserem Ölbottich übergießen! Das macht nicht nur Schaden, sondern erhöht auch ihre Anfälligkeit für Feuer. Im nächsten Kreaturenraum warten dann schon unsere flammenspeienden Ungeheuer auf die geschwächten Helden – zum Beispiel unser Orkschamane, der nicht nur Feuer wirft, sondern auch gefallene Monster als Skelettdiener wiederbelebt. Nice! Damit wir nicht einfach wild drauf losstürmen und irgendwelche Dungeons verteidigen, ist das Gameplay in Wochen unterteilt. Jede Woche haben wir die Wahl, was wir tun: Manchmal stehen uns verschiedene Dungeons in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl (schwierige Dungeons = besserer Loot) oder kampffreie Aktivitäten, wie Händlerbesuche, während denen wir unser hartverdientes Geld in Monster und Fallen investieren können. Außerdem: Zufallsevents, die uns Boni und Extraloot für den nächsten Dungeon freischalten. Bei diesen Events haben wir dann oft Auswahlmöglichkeiten, wie wir mit der jeweiligen Situation umgehen wollen. Kämpfe laufen rundenweise ab, während unsere Monster und die feindlichen Helden abwechselnd Fähigkeiten aufeinander werfen. Wen genau wir treffen, ist abhängig von der Position im Kampf – ein wenig, wie es Genrekollege Darkest Dungeon tut. Aber wir müssen nicht immer Verstümmeln und Töten! Mit den richtigen Skills brechen wir die Moral der Helden und sehen zu, wie sie angsterfüllt das Weite suchen. Sollten sie dann dochmal siegreich sein und unsere getreuen Unholde erschlagen, keine Sorge: Wir haben erfahrene Nekromanten, die unsere Diener problemlos wiederbeleben können. Allerdings ist Sterben eine stressige Angelegenheit – wir sollten immer ein Auge auf den Stresslevel unserer Monster haben und sie gegebenenfalls auf die Ersatzbank schicken, sonst sterben sie völlig. Das will doch niemand, oder?
Alle Typen des Monstersprektrums
Einer der großen Vorteile von Legend of Keepers: Die Entwickler haben bei der Auswahl der Unholde über den gewohnten Fantasy-Tellerrand hinausgeschaut. Klar scharen wir die üblichen Orks und Gnolle um uns, dazu kommt aber eine bunte Vielfalt an Dämonen (wie besessene Rüstungen, Zeitdämonen und Futakochi-Onna) und andere Monster. Mein Favorit, wenn auch nur von der Idee her? Psychobolde: Ein paar Kobolde, die jeweils auf der Schulter der anderen stehen und mit blutigen Messern fuchteln. Die Kunst dabei ist, Monster und Fallen richtig aufeinander abzustimmen. Feuer-Monster sollen mit Fallen und anderen Unholden zusammenarbeiten, die Helden schwach gegen die Flammen machen. Wollen wir die Armeen des Lichts nur in die Flucht schlagen, dann sollten wir auch dafür die passende Kombi parat halten. Denn auf sich allein gestellt reißen unsere Monster nicht viel. Wer hätte gedacht, dass Teamgeist und Freundschaft die Stärken der dunklen Seite betonen? Leider wird die Idee aber dadurch geschwächt, dass unsere Monster zu wenig Attacken haben, um wirklich flexibel zu sein. Denn diese Attacken hab auch fest eingestellte Ziele. Einen Helden gezielt mit Moral-Angriffen all unserer Monster zu treffen wird auf diesem Weg schwierig bis unmöglich. Während es nur eine englische Sprachausgabe gibt, hat der Humor seine Hochs und Tiefs. Die Grundprämisse, mit den dunklen Horden als geordneter Verwaltungsapparat, bietet viele unterhaltsame Momente – die Ereignisse schwanken allerdings in ihrem Humor, der gelegentlich gezwungen bürokratisch wirkt. Die deutsche Textausgabe ist zumeist solide gestaltet, nur stellenweise wirkt sie etwas steif. Der Schwierigkeitsmodus ist eher niedrig angelegt – nach dem Tutorial könnt ihr direkt loslegen und zumindest in meinen ersten paar Spieldurchläufen war es absolut easy going. Auch vom Soundtrack her bleibt Legend of Keepers eher weniger im Gedächtnis, dafür bieten uns die Entwickler eine solide. Pixel-Grafik mit einigen wirklich flüssigen, schicken Animationen. Wenn ihr dann fleißig eure Dungeons bewacht, werdet ihr auch belohnt: Neben neuen Leveln warten auch neue Dungeonmeister auf euch, die Helden mit ihren eigenen Skills zu Leibe rücken.

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