Alle Ergebnisse
Fakten
Plattformen
Xbox Series S
Xbox Series X
PlayStation 5
PC
Publisher
Deep Silver
Entwickler
Warhorse Studios
Release
04.02 2025
Genre
Rollenspiel
Typ
Vollversion
Pegi
18
Webseite
Preis
59,99 Euro
Media (16)
Galerie
In den folgenden Spielstunden erfahren wir viel über den Krieg, aber auch über uns selbst: Wir sind gar kein einfacher Schmiedesohn, sondern der (Bastard-)Sohn des Herrn Radzig Kobyla. Schnell geraten wir in den Strudel des Krieges und der Rache, denn neben der Auseinandersetzung zwischen den Landesherren sind wir auch auf der Mission, des Mörders unserer Zieheltern zur Rechenschaft zu ziehen. Das gelingt uns so halb - wir sichern erfolgreich den Landstrich unserer Heimat und schon reiten wir los in den zweiten Teil. Zu Beginn von Kingdom Come: Deliverance II haben wir uns gut in unsere Rolle eingelebt. Wir sind zwar immer noch in den Wirren des Krieges auf der Suche nach Markwart von Aulitz, der Mitschuld am Tod unserer Eltern hat, aber haben auch unseren Platz unter den Herren von Rattay gefunden. Zusammen mit Hans Capon, dem Neffen des Herrn von Rattay, wurden wir zu Otto von Bergow entsandt. Dieser ist eigentlich, zusammen mit der Herrenversammlung Böhmens, auf der Seite des verfeindeten Königs Sigismund. Wir sollen ihm aber einen Brief überbringen, der Verhandlungen in die Wege leitet. Es wäre aber kein richtiges Abenteuer, wenn alles wie am Schnürchen laufen würde. Unsere Gruppe wird überfallen und Herr Capon und wir sind die einzigen Überlebenden, die entkommen. Unser Brief? In den Händen der Feinde. Unsere Ausrüstung? Ebenfalls. So glaubt uns an der Burg des Landesherrn natürlich auch niemand, dass wir die adeligen Gesandten aus Rattay sind. Ein neuer Plan muss her. Einer, mit dem wir im fremden, böhmischen Landstrich einen Weg finden, unsere Mission zu erfüllen und den Krieg zugunsten von König Wenzel zu drehen.
Was folgt ist eine atmosphärische Geschichte voller Wendungen, Kriegsgeschichten, Belagerungen(!), Romanzen, Intrigen und natürlich einer Menge Kämpfe. Im ersten Teil haben wir unser Kampfgeschick verfeinert, jetzt haben wir durch die Entbehrungen manche unserer Fähigkeiten verloren. Es liegt also an uns, zu alter Stärke zurückzufinden und unsere Mission zu erfüllen - welche Herausforderung das Schicksal auch immer in unseren Weg legt. Aber keine Sorge: Audentes Fortuna Ivuat! Den Tapferen hilft das Glück.
Neben neuen Dörfern - wie gesagt, wir haben den Landstrich des ersten Teils hinter uns gelassen - erwarten uns auch eine ganze Menge Burgen und Befestigungen sowie eine ganze Stadt. Die Entwickler haben reale Burgen (und ihre Ruinen) besucht, um möglichst realistische Festungen ins Spiel zu integrieren. Einer der Hauptschauplätze des Spiels ist schließlich die tschechische Stadt Kuttenberg. Im Gegensatz zu Rattay im Vorgänger, das mehr eine Hauptstraße mit zwei Burgen war, ist Kuttenberg eine umfangreiche Stadt, mit Gassen, Hinterhöfen, Anwesen, Plätzen und reichlich Farmland samt Klöstern drumherum. Auch dieses Mal hat man wieder viel Liebe zum Detail mit einfließen lassen, um jeder Ecke - ob Dorf, Stadt oder Burg - Charakter einzuhauchen. Damit uns bei all dem Herumreisen nicht langweilig wird, gibt es zahlreiche Quests, die auf uns warten. Dazu gehört erstmal die Hauptstory. Mal weiter offen, mal recht eng geschnitten, werden wir in die Welt von Intrigen, des Krieges um die böhmische Krone und unserem eigenen Rachefeldzug geworfen. Die Story ist wesentlich länger als im Vorgänger und dank der größeren Spielwelt rücken wir unsere Aufmerksamkeit von der Gegend um Rattay dieses Mal auf das weitere Geschehen in Böhmen. Dabei treffen wir unter anderem auch reale Personen, die im epischen Ringen um die Krone mitgemischt haben - aber keine Sorge, hier gibt’s keine Spoiler.
Sonst gibt es auch zahlreiche Nebenquests. Die können durch Begegnungen am Wegesrand entstehen oder wir vertrauen weniger auf das Schicksal und haken einfach beim örtlichen Wirt nach. Die sind schließlich immer gut vernetzt, nicht? Ob Ritter, Bauer, Priester oder Edelmann, jeder braucht irgendwie unsere Hilfe. Mal muss was besorgt, mal gestohlen, produziert, getötet, (heraus)gefunden, oder was auch immer werden. Und wenn uns das alles noch nicht reicht, wartet in Kuttenberg auch das wöchentliche Turnier (nach einer netten Questreihe) auf uns. Helfen wir übrigens dabei, das Turnier auf den Weg zu bringen, bevor wir manche Stellen der Hauptquest erreichen, erwähnen manche NPCs das sogar. Nett! Die RPG-Elemente kommen bei alldem nicht zu kurz. Zunächst einmal müssen wir regelmäßig die Bedürfnisse von Heinrich stillen: Schlafen und Essen. So simpel, so gut. Aber reiten wir aus auf Abenteuerfahrt, verbessern wir auch unsere Fertigkeiten. Alles, was wir tun, ist in Hauptattribute, Nebenattribute und Kampf-Fähigkeiten aufgeteilt. Das vielgenutzte "Sammle Erfahrungspunkte und verteile dann beliebig Punkte” gibt es hier laso nicht. Stattdessen sammelt jede Fähigkeiten ihre eigenen Erfahrungspunkte, wenn ihr sie einsetzt. Ihr wollt besser im Knacken von Schlössern werden? Dann knackt jedes Schloss, dass ihr finden könnt (solange euch dabei keiner findet). Ihr wollt besser im Umgang mit Pfeil und Bogen werden? Dann schießt auf Leute. Oder ihr wollt vielleicht eure alchemistischen Fähigkeiten ausbauen. Ja, dreimal dürft ihr raten: Sammelt Pflanzen, braut Tränke, lest Bücher.
Wie im Vorgänger sorgen die Verbesserungen unserer Attribute nicht nur dafür, dass wir geschickter mit ihnen werden. Stattdessen können wir für jede Fähigkeiten nach einem Level Up derselben Traits aussuchen. Steigern wir unsere Athletik, können wir zum Beispiel einen Trait wählen, mit dem wir mehr tragen dürfen. Ein Level Up in Heimlichkeit gibt uns die Option, nicht direkt ertappt zu werden, wenn ein Taschendiebstahl fehlschlägt. So könnt ihr Heinrich im Laufe des Spiels nicht nur gezielt in eurem Spielstil trainieren, sondern auf dem Weg auch nützliche Skills mitnehmen.
Im Laufe des Spiels schnüren wir dann auch noch eine kleine Waffenkammer an unseren Gürtel und ziehen los. Der Kampf ist im Vergleich zum ersten Teil der Reihe etwas vereinfacht worden. Noch immer zielen wir auf verschiedene Bereiche unseres Gegners, wie seinen Kopf oder die Arme. Dieses Mal fällt es aber leichter, Schläge abzuwehren. Auch wenn Heinrich seit dem ersten Teil durch einen Sturz viele Fähigkeiten verlernt hat, ist er ein begabter Schwertkämpfer. Wer daran also im ersten Teil gescheitert ist, hat dieses Mal wesentlich bessere Chancen zu gewinnen. Unsere Ausrüstung ist aber nicht nur vielfältig - neben Schwertern stehen uns auch Streitkolben, Stangenwaffen und viele Schusswaffen (peng, peng) zur Verfügung - sondern steht auch unserem Reittier zur Verfügung. Unser Pferd hat zwar nur vier Ausrüstungsslots, darunter Hufeisen, Zaumzeug, Sattel und Pferdedecke, aber auch diese haben Einfluss auf unseren Spielstil. Wollen wir vom Rücken des Pferdes aus kämpfen, sollten wir es gut rüsten. Das geht allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit. Wollt ihr also fix sein, haltet ihr euer Pferd langsam. Außerdem kann unser treuer Gefährte auch Items für uns tragen.
Mit dabei ist dieses Mal auch wieder unser Hund, Köter. Wie im DLC des ersten Teils assistiert und der Vierbeiner, mal indem er Gegner ablenkt, mal indem er beim Jagen hilft. Genau wie unser Reitskill ist auch unser Umgang mit dem Hund eine eigene Fähigkeit, die uns passive Boni und unserem Doggo ein paar neue Skills beibringt.
Dabei ist ja schon der Ausritt an und für sich eine Freude: Grafisch wurde nochmal an der bereits runden Optik des Vorgänger-Titels gefeilt. Was uns jetzt erwartet sind saubere Animationen, tolles Worlddesign und ein guter Schritt nach vorne, was die Grafikdetails angeht. Mehr als einmal habe ich mein hektisches Reiten zum nächsten Missionsziel unterbrochen, um hier gemütlich am Bach entlang zu trotten, dort einfach mal die Burg zu erkunden oder beim Würfeln in der Taverne den Nachmittag ausklingen zu lassen. All die kleinen Details des Alltags, vom Würfeln in Tavernen oder der Notwendigkeit, unsere Ausrüstung ab und an zu waschen, sind auch wieder mit von der Partie und bilden eine nette Abwechslung zum steten Helden-Dasein. Für all diese Mechaniken und natürlich auch Kämpfe, illegale Aktivitäten und mehr warten im Spiel umfangreiche Text-Tutorials auf uns. Ihr werdet jetzt sagen “Aber Lars, lieferst du im letzten Test-Abschnitt nicht immer Kritik?” Stimmt, deswegen halte ich euch auch die Schnitzer dieses Mittelalter-Abenteuers nicht vor, trotz allen Lobs für die Umsetzung. Die kleineren Stolperer, die mir während des Tests untergekommen sind, sind kaum der Rede wert: hier wurde mal eine Zeile des Untertitels verwechselt, dort spielt eine Voice Line nicht ab. Einmal enthielt ein Untertitel sogar eine Regieanweisung, dass man sich hier für eine bestimmte Formulierung entscheiden müsste. Das sind aber Kleinigkeiten. Kommen wir also zu den etwas größeren Bugs.
Wie zum Beispiel die, die uns das restliche Spiel versperren können. In einer Mission wurde ich angewiesen, einen Faustkampf zu gewinnen, um zu beweisen, was ich drauf habe. Ich gehe also hinüber zu meinem zukünftigen Prügelpartner, fordere ihn heraus und lasse auch schon die Fäuste fliegen, als er antwortet “Na, dann mal los!” Was ich nicht ahne: er wollte eigentlich zunächst zum Kampfring in einer nahen Scheune gehen. Ich verprügel ihn also fachmännisch außerhalb des Rings, warte, bis er wieder aufwacht und bemerke, dass sowohl er, als auch mein ursprünglicher Questgeber keine Gesprächsoptionen bezüglich des Kampfs für mich parat haben. Die einzige Lösung ist das Laden eines früheren Spielstands, der durch das Speichersystem mit Retterschnaps, den ich dafür aufwenden muss, eine halbe Stunde her ist. Sehr ärgerlich.
Zur absoluten Erschöpfung trieb mich allerdings ein verzwickter Kampfbug. Zunächst: Seid ihr im Kampf, bekommt ihr dies durch ein streitlustiges Hasensymbol am oberen Bildschirmrand angezeigt. Dann könnt ihr weder speichern, noch schnellreisen und NPCs weichen vor euch zurück und wollen nicht reden. Nun gibt es eine Mission im Laufe der Hauptstory, in der ihr einem Dieb nachts eine Falle stellen müsst, indem ihr euch als potenzielles Opfer bemerkbar macht. Gesagt, getan, schon sind wir in einem Faustkampf mit unserem Möchtegern-Dieb. Nachdem ich ihn auf die Matte geschickt habe, quetsche ich die benötigten Informationen aus ihm heraus. Ich dachte, der Teil sei damit erledigt, aber weit gefehlt. Kaum ist das Gespräch vorbei, greift er mich wieder an. Und wieder. Und wieder. Pure Aggressivität, der NPC. Da mein Heinrich ein Mann weniger Worte ist, erschlage ich ihn endgültig. Keine Wache scheint es zu stören.
Zehn Spieltage später bemerke ich plötzlich, dass ich dauerhaft im Kampf bin. Kein Händler spricht mit mir, Speichern undenkbar. Nach einer Stunde der Suche quer durch Kuttenberg finde ich heraus, dass besagter Dieb von den Toten auferstanden ist, mich auf unendliche Reichweite in einen Kampf verwickelt hat und dann einfach angefangen hat, durch die Straßen der Stadt zu schlendern. Seitdem muss ich alle zehn Spieltage auf meinen Abenteuern innehalten, und diesen spitzfingrigen, böhmischen Widergänger jagen. Das sind allerdings die beiden größten Bugs, die mir begegnet sind. Das Spiel läuft butterweich, ohne Abstürze bei mir und selbst diese Hürden, die mir das Mittelalter gestellt hat, sind Ausnahmen auf weitem Feld, wie ich im Gespräch mit anderen Testern gehört habe.
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