Halo Infinite - Test/Review
Vor knapp 20 Jahren feierte der Master Chief sein Debüt auf der ersten Xbox-Konsole aus dem Hause Microsoft.
Von Christoph Miklos am 15.01.2022 - 13:58 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

Xbox One X

Xbox One

PC

Publisher

Microsoft

Entwickler

343 Industries

Release

08.12 2021

Genre

Shooter

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (13)

Jetzt mit Open World

Vor knapp 20 Jahren feierte der Master Chief sein Debüt auf der ersten Xbox-Konsole aus dem Hause Microsoft. Bereits 2015 startet Entwicklerteam 343 Industries die Planungsphase von Halo Nummer 6 - 2018 folgte der erste Ankündigungstrailer. Nach einigen Verschiebungen steht nun Halo Infinite für Xbox- und Windows-Spieler zum Kauf bereit. Doch können die spielerischen Neuerungen überzeugen?

Waffe in der offenen Welt


Auch im neusten Halo-Ableger schlüpft man in die Polygonhaut des Master Chief und erlebt den Kampf der UNSC gegen die Aliens aus der Ego-Perspektive. Das actionreiche Abenteuer durchstreift man weitgehend in einer linearen Kampagne, die einem in bekannter Serientradition durch Schlauchlevels und zwischendurch in neue, offene Umgebungen auf dem Ringplaneten Zeta schickt. Und natürlich ist man nicht komplett auf sich allein gestellt. Unterstützung gibt es in Form des K.I.-Hologramms „Waffe“. Warum und wieso das so ist, würde den Rahmen dieser Review sprengen. Daher lassen wir es. Halo-Neueinsteiger dürften in der Handlung mit Waffe sowie mit Feinden wie den Banished, Blutsvätern, Endlosen, den Plage und Bestraften schon nach wenigen Stunden den Faden verlieren. Eine Rückschau auf die früheren Serienteile gibt es nicht, lediglich eine unübersichtliche Datenbank. Selbst als Serienkenner ist man irgendwann überfordert. Immerhin, die erste halbe bis ganze Stunde von Infinite bietet einige der erzählerisch stärksten Momente der gesamten Serie. Danach verliert sich die Story in Details. Doch keine Sorge: Handlungsresistente werden kein Problem mit Halo Nummer 6 haben. Auf Knopfdruck wird das jeweils nächste Ziel markiert - man weiß also immer genau, wohin man muss. In den meist linearen Hauptmissionen ist das aber sowieso klar. Zu Beginn der Kampagne durchquert man gigantische Alien-Raumschiffe und abstrakt gehaltene Tempelanlagen. Das wirkt nicht sehr immersiv, sieht aber in weiten Teilen schön aus. Im späteren Verlauf geht es dann immer häufiger in die offene Spielwelt. Auf der Ringwelt Zeta kann man sich zwischen den Hauptmissionen frei bewegen. Das gab es auch schon in früheren Halo, hier sind die Umgebungen aber sehr viel größer - und schöner. Insbesondere spätere Abschnitte sehen dank weiter Landschaften mit abgestützten Raumschiffstrümmern und einem angedeuteten Tag-Nacht-Wechsel imposant aus. Abseits der Hauptmissionen gibt es auch zahlreichen Nebenaufträge wie zum Beispiel Stellungen der feindlichen Banished erobern. Gelegentlich muss der Master Chief dann noch ein paar Knöpfe drücken, um Anlagen zu zerstören, dann gehört die Stellung einem. Wirklich nötig für die Rettung der Menschheit ist das nicht, aber durchaus spaßig: Immer wieder gibt es kleinere Überraschungen. Etwa, indem Gegnernachschub in Sonden auf den Boden kracht. Wenn man außerdem andere menschliche Soldaten befreit, helfen die einem ein bisschen.

Der Enterhaken


Damit der Kampf gegen die Aliens etwas erleichtert wird, bekommt der Master Chief eine Reihe von Gadgets an die Hand. Es gibt einen kurzen Dash für schnelles Ausweichen, einen spontan einsetzbaren Schild oder auch einen Ortungssensor für Gegner in der Nähe, das alles hat seinen Zweck. Der Star der Show und das eine absolut beste Gameplayelement von Halo Infinite ist aber der Enterhaken. Dieses Teil eröffnet unzählige neue Möglichkeiten für Kämpfe, es ist unglaublich. Alles Interagierbare in Halo 6 kann in irgendeiner Weise mit dem Enterhaken verwendet werden. Man kann Waffen aus der Entfernung zu sich ziehen, man kann in Windeseile an Gegner heranpreschen, Banshees in der Luft kapern, sich in knappen Situationen auch mal aus der Schusslinie entfernen. Gepaart mit vielen Waffen, die man bei Munitionsknappheit immer wieder neu vom Schlachtfeld aufliest, bieten sich besonders in der offenen Welt immer neue Methoden, einen Kampf anzugehen. Und: Man findet in der offenen Spielwelt Ausrüstungspunkte, mit denen man die Ausrüstung verbessern kann. Trotz dieser zahlreichen Unterstützungen ist der neuste Halo-Teil ziemlich anspruchsvoll. Selbst auf dem normalen (dem zweitniedrigsten) Schwierigkeitsgrad wird man öfters ins digitale Gras beißen. Dank einer fairen Rücksetzmechanik ist das allerdings kein großes Problem. Etwas enttäuschend empfanden wir die Bosskämpfe im Spiel. In den meisten Fällen hat man es mit besonders starken Aliens zu tun, die neben einem Lebensbalken auch einen Schild haben, der sich sehr schnell wieder auflädt. Die Herausforderung ist dann, nicht Schaden über Zeit zu verursachen, sondern in möglichst kurzer Zeit so viele schwere Treffer wie möglich zu landen - und dabei selbst nicht in die Schüsse des außerirdischen Riesenmonsters zu laufen. Das grundlegende Gunplay des Master Chief und der Kämpfe haben die Entwickler beibehalten. Man verfügt also über den bekannten Schutzschirm, der sich schnell abbaut, aber nach kurzer Zeit ohne Treffer auch rasch wieder auflädt. Worauf man ebenfalls - wie in den Vorgängern - achten muss: Alle Waffen verfügen nur über wenig Munition, so dass man sehr oft nach neuen Schießprügeln Ausschau halten muss. Das fühlt sich erst ungewohnt an, gehört aber irgendwie zu Halo und sorgt auf Dauer für Abwechslung. Was auch unverändert geblieben ist: Es gibt zahlreiche Fahrzeuge, welche sich allesamt schwammig steuern. Thema Spielzeit: Die Kampagne ist so umfangreich, dass man inklusive einiger Abschnitte in der offenen Welt normalerweise um die 20 bis 30 Stunden beschäftigt sein dürfte.

Technik und Multiplayer


Technisch lässt Halo Infinite auf der Xbox Series X (und dem PC) keinen Zweifel daran, dass ihm die längere Entwicklungszeit gutgetan hat, ohne dabei aber optische Wow-Momente zu präsentieren. Besonders gut gefallen vor allem die düsteren Blutsväter-Bauten und die Verbannten-Außenposten, grundsätzlich gibt es viele schöne Effekte und plastische Texturen zu sehen, die Bildrate bleibt zu jeder Zeit wunderbar flüssig, was die trist gestalteten Hub-Areale aber trotzdem nicht ganz ausgleichen kann. Der Multiplayer-Teil von Halo Infinite startete bereits Mitte November 2021 und ist dank Free2Play-Konzept für alle mit einer Xbox, PC oder Mobilgerät (über Cloud Gaming) spielbar, auch Xbox Live Gold wird nicht zwingend benötigt. Grundsätzlich macht sich der Multiplayer von Halo Infinite viele Elemente der alten Serienteile zunutze. Anders als viele andere moderne Shooter pfeift Halo Infinite etwa auf individuelle Loadouts, stattdessen ziehen hier alle mit der gleichen Startbewaffnung in den Kampf, standardmäßig sind das Sturmgewehr, Pistole und Granaten. Sowohl in Arena (4 gegen 4) als auch im Big Team Battle (12 gegen 12) gilt es dann, wichtige Powerwaffen auf den Karten zu kontrollieren und natürlich die jeweiligen Objectives zu erfüllen, beispielsweise einen Schädelball möglichst lange zu halten oder die Flagge des gegnerischen Teams zu stibitzen. Die identischen Startvoraussetzungen bedeuten gleichzeitig aber auch, dass Infinite mehr als andere Shooter auf das tatsächliche Können setzt. Während man in den Big Team Battle-Modi hier und da noch mit der Masse mitschwimmen kann, sind speziell bei Arena gute Map-Kenntnisse, Zielgenauigkeit und ganz besonders gute Absprachen mit dem Team gefragt, um zum Erfolg zu kommen. Halo Infinite ist seit dem 8. Dezember 2021 für Windows-PC, Xbox One und Series X/S für 53,90 Euro sowie im Spieleabo Xbox Game Pass erhältlich. Die deutsche Sprachversion gefällt nur mittelgut, weil sich die Figuren siezen. Der Multiplayer ist seit ein paar Wochen als Free-to-Play-Download mit Mikrotranskationen erhältlich. Koop und ein Editor folgen voraussichtlich Anfang 2022.

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