Forza Motorsport 6 - Test/Review
Turn 10 hat wieder zugeschlagen.
Von Dominik Figl am 09.09.2015 - 02:46 Uhr

Fakten

Plattform

Xbox One

Publisher

Microsoft

Entwickler

Turn 10

Release

15.09 2015

Genre

Rennspiel

Typ

Vollversion

Pegi

12+

Webseite

Preis

69,99 Euro

Media (14)

Regenrennen

Turn 10 hat wieder zugeschlagen. Wie gehabt, reiht sich der neue Titel der Forza-Reihe nicht einfach in die Riege der Simulations-Rennspiele ein, sondern führt sie sogar an. Zu wenige Fahrzeuge, zu wenige Strecken, zu wenig Content - das waren die Kritikpunkte des Vorgängers, ob Forza 6 die wohl ausbügelt?
Präsentation – wir zahlen für das Erlebnis!
Tatsächlich lebt Forza ja nicht bloß von qualmenden Reifen und schnellen Karren, sondern unter anderem auch von der Präsentation des Spiels selbst. Im Karrieremodus spielen wir fünf Staffeln, jede Staffel hat drei Serien und jede Serie fährt mit drei bis sechs Rennen auf. Eine Staffel ist hierbei ein Oberbegriff, wie etwa Super-Straßenrennen oder Profirennen, während die Serien dann speziellere Unterbegriffe wie Nachtrennen oder Europa-Tour darstellen. Sowohl vor jeder Staffel, als auch beim Einstieg in jede einzelne Serie, sehen wir zur Art passende Fahrzeuge und hören ein paar Sätze zum Renntyp. Sowieso glänzt Forza ja mit einer Optik, die zum niederknien einlädt, während es uns durch Prag fahren lässt, uns nachts, bei absoluter Dunkelheit durch die Kurse hetzt, oder uns bei Regenrennen den glänzenden Lack der Fahrzeuge ins Gesicht drückt. Auch die Motorengeräusche sind ein Traum. Das leise Stocken, wenn wir durch die Wiese fahren, das hochtourige Gurren, wenn wir mit einem echten Rennwagen über eine Piste fahren, die uns nicht mit engen Kurven auf die Nerven fällt, sondern uns einfach den Rausch der Geschwindigkeit genießen lässt – wunderbar. Einziges Manko hierbei ist dann ja doch, dass alles was nicht zur Piste selbst gehört in den Hintergrund rutscht. Offensichtlich hat man sich Mühe mit den Kursen und allem drum herum gegeben, dennoch sieht alles was nicht befahrbar ist im Vergleich zu den auf Hochglanz polierten Strecken einfach bloß fahl und farblos aus.
Innovation auf vier Rädern
Dabei hat Forza Motorsport 6 grundsätzlich einige Dinge, die wirklich interessant sind. Mods zum Beispiel. Mods kauft ihr wie Sammelkarten in kleinen Packs oder gewinnt sie bei der Tombola nach dem Stufenaufstieg. Drei dieser Karten dürft ihr dann zur Modifikation eures Fahrzeuges verwenden. Manche geben einmalige Boni, wie +% Erfahrung oder Credits (mit Credits kauft ihr Mods, Fahrzeuge und Upgrades) oder verbesserte Bodenhaftung, Bremsen oder Leistung. Gleichzeitig können die Karten euch aber auch Zusatzherausforderungen geben, euch ins Cockpit zwingen und die Fahrhilfen deaktivieren – euch dafür aber zusätzliche Credits nach Rennabschluss geben. Regen- und Nachtrennen sind zwar nicht neu, jetzt nimmt das Ganze aber Einfluss auf die Fahrphysik. Regen und Regenpfützen sind so ziemlich das Nervigste, was euch auf einer Strecke passieren kann, vorsichtig, Aquaplaning! Sowohl die Straße, als auch das Grün neben der Straße lassen euch bei Regen auf grausamste Art und Weise umherschlittern und die Fahrphysik an sich? Oh, die ist großartig! Normale Straßenwagen fühlen sich anders an, als echte Rennwagen und selbst der Wagen selbst fühlt sich zu Beginn des Rennens anders an, als am Ende. Wo die Karre von euch zu Beginn noch schwerfällig über die Strecke gehievt werden musst, schlittert das Ding am Ende butterweich auf eingefahrenen, heißen Reifen über den Asphalt. Auch die Drivatare sind ja grundsätzlich nicht neu, aber geben euch mit all den Einstellungsmöglichkeiten feine Gegner, die eben nicht einfach bloß stumpf wie in anderen Rennspielen an der Schnur der grünen Linie folgen, sondern – theoretisch – das Fahrverhalten echter Spieler imitieren und durch eure Konfiguration eben aggressiver oder zurückhaltender fahren.
Und der Umfang?
Forza Motorsport 6 ist groß. Grundsätzlich spendiert man euch 450 sammelbare Fahrzeuge von monströsen Rennkisten, über einfache Straßenfahrzeuge bis hin zu Sammlerstücken. 26 verschiedene, echte Kurse warten auf euch und eine Handvoll eigens kreierter. Mal nachts, mal tagsüber, mal bei Regen. Über hundert Schaurennen, bei denen ihr das Rennfahrer-Erlebnis nachstellt und beispielsweise mit 360 Sachen durch Indianapolis düst, oder im TopGear-Mode BMW Bowling spielt, oder Duelle mit The Stig fahrt. Während euch der Multiplayer ein kleines Ranglistensystem mit verschiedenen Ligen zur Verfügung stellt – das wir allerdings bloß sehr sporadisch testen konnten. Wenn es ging, lief alles gut und stabil, oftmals kam es jedoch vor, dass wir keine Spieler gefunden haben. So oder so wird Forza euch, wenn ihr bereit seid euch darauf einzulassen, unzählige Stunden beschäftigen.
Doch nicht alles was glänzt...
...ist Gold. Seien wir ehrlich, nicht jeder will sich auf ein Rennspiel einlassen. Im Karrieremodus gibt es weder Punkte noch sonstige Achievements, jedes Rennen hat bloß das Einzelziel eine gute Platzierung zu erhaschen, schafft ist das, bekommt ihr Credits und Erfahrung und werdet ins nächste Rennen entlassen. Die Rennen werden von Staffel zu Staffel länger und irgendwann, nach gar nicht so langer Spielzeit, setzt sich dann langsam ein „Na gut. Fahr ich das Rennen eben noch.“ - Denken ein. Man ist nicht recht gelangweilt, weil die Rennen grundsätzlich spannend sind, aber der gewisse Kick fehlt leider dennoch. Die Regenstrecken wirken teilweise eiskalt durchkalkuliert, immerhin sitzen die Regenpfützen immer genau auf eurer Idealstrecke und während es euch wild durch die Gegend wirbelt und ihr eure Gegenspieler als Bremshilfe oder Rammbock nutzt, gibt es eigentlich gar keinen echten Schaden für euer Fahrzeug, zumindest keinen Totalschaden. Wir können uns die Front demolieren und man hört sogar manchmal einen Unterschied, aber wirklichen Schaden richten wir dann doch nicht an, weder sichtbar noch unsichtbar. Außerdem sind da noch die Ladezeiten. Wenn ihr ein Rennen in zwischen drei und zehn Minuten abschließt sind Ladezeiten zwischen 30 und 60 Sekunden einfach zu lang – egal wie schön das Spiel ist. Die etwas farblosen Umgebungsgrafiken wurden ja schon erwähnt. Sie sind nicht hässlich, nein, überhaupt ist nichts von all dem hier wirklich ein Grund, der gegen Forza spricht, doch es sind Dinge ,die erwähnt werden wollen, schlicht, weil sie da sind und weil sie das eigentlich so reine und saubere Simulations-Erlebnis dämpfen.

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