Tolles RPG
Schlachtenlärm? Charakterwerte? Liebesgeschichten? Rundenstrategen aufgepasst: Fire Emblem ist zurück. Und diesmal sogar in dreifacher Ausführung. Entwickler Intelligent Systems versucht sich am Spagat zwischen alten und neuen Fans der Serie und hat damit, zur allgemeinen Überraschung, Erfolg.
Familientreffen
Wir sind Corrin, Prinz des finsteren und ans klassisch europäische Fantasymittelalter angelehnte Königreichs Nohr, dessen Bewohner nur eins mehr lieben als Schlachten und Eroberung: schwarze Kleidung. Nach Jahren der Abgeschiedenheit von der Welt, in denen wir außer zu ein paar Dienern nur zu unseren äußerst liebenswerten Geschwistern Kontakt hatten (Spoilerwarnung: Niemand vermutet es beim ersten Auftritt unseres Vaters, dem aschfahlen König mit den tiefen Schatten unter den Augen und dem gruseligen, halbmaskierten Berater, aber er ist die Wurzel allen Übels in Nohr, die anderen sind supernett!), können wir unser Schloss verlassen und alles könnte Bestens sein, wäre da nicht diese mysteriöse Amnesie, die uns keine Erinnerungen an unsere Kindheit lässt. Wenig später finden wir uns nach einigen Turbulenzen auf der anderen Seite, bei den friedliebenden, Japan-affinen (Samurai! Ninja! Tiergeistwerfer!) Hoshido wieder und erfahren, dass wir in Wahrheit der Sohn der hoshidischen Königin sind und als Kind vom Nohrkönig entführt wurden. Als der Konflikt zwischen beiden Königreichen zu eskalieren droht, stehen sich plötzlich unsere Zieh- und Blutsgeschwister auf dem Schlachtfeld gegenüber und wir müssen uns für eine Seite entscheiden. Jedenfalls, wenn wir die Universalversion von Fates aus dem Nintendo-E-shop besitzen, sonst entscheidet unsere Version für uns: Besitzer von „Conquest“ entscheiden sich für die Nohr, Besitzer von „Birthright“ für die Hoshido. Der jeweils nichtgewählte Pfad kann nachträglich, per DLC mit Preisnachlass, erstanden werden, ebenso wie die dritte Episode „Revelation“ bei der wir uns für keine der beiden Seiten entscheiden und eine alternative Lösung für den Konflikt suchen.
Die Qual der Wahl
„Birthright“ und „Conquest“ unterscheiden sich nicht nur, wie man es vielleicht aus anderen Multiverionsreleases kennt, in einigen Charakteren oder dergleichen, sondern bieten dem Spieler einen komplett anderen Verlauf der Geschichte, nebst eigener Helden (einige wenige Helden schließen sich uns in beiden Versionen an), eigener Heldenklassen und eigener
Ausrüstungsgegenstände. Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden Versionen stark im Schwierigkeitsgrad. Während wir uns bei den Hoshido mehr auf die Geschichte oder das soziale Leben unserer Heldenriege konzentrieren können (Wie bereits im letzten Fire Emblem können unsere Helden sich verlieben und Kinder bekommen), ist bei den Nohr spätestens nach den ersten Missionen Schluss mit lustig: Fire Emblem Veteranen freuen sich über die erbarmungslose KI und äußerst abwechslungsreiche Schlachtfelder, die uns immer neue Hindernisse entgegenwerfen und Strategien abverlangen. Dabei geht es trotzdem erfreulicherweise wesentlich fairer zu, als noch im letzten Fire Emblem. Die Eigenheiten der einzelnen Schlachtfelder werden uns in der Regel am Anfang der betreffenden Missionen erklärt und gegnerische Verstärkungen tauchen in Distanzen zu unseren Truppen auf, so dass wir stets auch die Chance haben zu reagieren.
Nicht nur der Bildschirm glüht
Auch die Augen. Ja, es ist ganz großes Kino, was Intelligent Systems technisch aus dem 3DS herauskitzeln. Nicht nur die eingestreuten Animevideoschnippsel sind wunderschön, auch die mit sehr viel Liebe zum Detail animierten Kampfbewegungen oder die Kartenhintergründe laden zum Staunen ein. Die Unterschiedlichkeit der beiden Reiche, Nohr und Hoshido (wir bekommen in beiden Kampagnen von beiden Reichen etwas zu sehen und in „Revelations“ sogar noch ein drittes Reich), sorgen dabei auch noch für tolle Kontraste und Abwechslung, auch in Hinblick auf den sehr guten Soundtrack. Im Gegenzug dazu ist man beim Design der „Strategieansicht“ beim bewährten und übersichtlichen Top-Down geblieben. Kenner der Serie werden sich also sofort zurechtfinden. An der Bedienung hat sich im Vergleich zum letzten Teil nichts getan, was überaus positiv ist. Der untere 3DS-Bildschirm bereitet uns zu jeder Zeit sehr übersichtlich alle Details zu Helden, Gegner oder der Karte auf oder lässt uns ausführliche Tutorialtexte zu allen Features aufrufen.
Mein eigenes Schloss!
Unabhängig von der Spielversion bietet Fates aber noch ein weiteres, neues Feature: Das Schloss. Zwischen unseren Missionen können wir fleißig an unserem eigenen Schloss basteln. Mit speziellen Punkte, die wir für unter anderem für geschaffte Missionen bekommen, können wir diverse Gebäude errichten: Läden, in denen wir Waffen oder Schmuckgegenstände kaufen, Badehäuser, in denen wir unseren Helden begegnen können oder Verteidigungsanlagen, die uns bei der Abwehr von Invasoren helfen. Invasoren? Ja! Denn wir haben außerdem die Möglichkeit die Schlösser von anderen Spielern zu besuchen. Außer deren architektonische Künste zu bewundern (Man kann z.Bsp. zwischen verschiedenen Stilen und Hintergrundmusikstücken
wählen und Gebäude selbst platzieren) oder in ihren Läden einzukaufen, hat man auch die Möglichkeit sich an den (KI-gesteuerten) Helden der anderen Spieler zu versuchen und ihr Schloss einnehmen. Wenn wir Erfolg haben, können wir sogar einen ihrer Helden (inklusive des Spieleravatars) für unsere Armee rekrutieren. Außerdem gibt es eine Reihe spezieller Ressourcen, in Form von Mineralien und Lebensmitteln, die wir zum Beispiel zum Schmieden von Waffen oder den Erwerb von Schmuckgegenständen benötigen. Da jedes Schloss allerdings nur je eine Art von Mineral und Lebensmittel herstellt, bekommen wir die anderen bei Besuchen in anderen Spielerschlössern. Wir haben sogar die Möglichkeit anderen Spielern eines unserer Schmuckstücke als Geschenk zu hinterlassen. Wenn der andere Spieler die Geste erwidert, kann aus dieser Verbindung sogar ein Kind entstehen, das sich dann unserer Armee anschließt.
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