Dishonored - Test/Review
Dishonored: Die Maske des Zorns hat auf der diesjährigen gamescom ordentlich abgeräumt und wurde zum Most-Wanted-Spiel gekürt.
Von Christoph Miklos am 10.10.2012 - 02:22 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox 360

PlayStation 3

PC

Publisher

Bethesda Softworks

Entwickler

Arkane Studios

Release

12.10 2012

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

18+

Webseite

Preis

59,99 Euro

Media (45)

Schleichende Ratten

Dishonored: Die Maske des Zorns hat auf der diesjährigen gamescom ordentlich abgeräumt und wurde zum Most-Wanted-Spiel gekürt. Wir haben uns in das Städtchen Dunwall gewagt und sagen euch, ob der Schleich-Shooter mit den unglaublich vielen Lösungswegen den haushohen Erwartungen tatsächlich gerecht wird.
Bodyguard
In Dishonored schlüpfen wir in die Polygonhaut von Corvo Atano, dem ehemaligen Bodyguard der Kaiserin. Warum ehemaligen? Nun: Bereits in den ersten paar Spielminuten werden wir Augenzeuge, wie unsere geliebte Anführerin von einer geheimen Sekte getötet und ihre Tochter verschleppt wird. Wir landen dann im Gefängnis, aus dem wir aber rasch wieder entkommen. Fortan kämpfen wir im Auftrag eines kleinen Rebellentrupps dafür, dass die rechtmäßige Thronfolgerin - also besagte Tochter - wieder an der Spitze des Staates steht. Leider haben sich die Entwickler nur wenig Mühe gegeben, die Story spannend fortzusetzen. Wir erledigen zwar auf dem laufenden Band irgendwelche bösen Menschen, doch warum sind diese Personen böse? Das Programm lässt viele Fragen offen, was wiederum für eine getrübte Atmosphäre sorgt.
Thief
Das Gameplay von Dishonored orientiert sich stark an dem Eidos-Titel Thief. Aber: Beim Schleichen gibt es kein Licht- und Schattensystem, und Actionfans kommen dank des unkomplizierten Kampfsystems wesentlich problemloser durch Auseinandersetzungen. Die knapp 18 Stunden lange Kampagne erleben wir in der Stadt Dunwall, die problemlos als Mix aus London 19. Jahrhundert und Steampunk durchgeht. Die Reihenfolge der Aufträge von Dishonored gibt das Programm weitgehend vor, echte Offene-Welt-Elemente gibt es nicht. Zumindest innerhalb einer Mission können wir uns relativ frei bewegen. Beispielsweise besteht einer der zentralen Bereiche der ersten Missionen, den wir mehrfach besuchen, aus sechs bis acht solchen Gebieten, bei deren Wechsel das Programm neue Daten in den Speicher lädt.
Schleichen und wüten?
Ähnlich wie in einem Rollenspiel erhalten wir auch in Dishonored per „Questgeber“ unsere Aufträge. Im Journal steht dann ausführlich, was zu tun ist: Meistens geht es darum, eine Zielperson zu finden und sie zu ermorden. Dazu kommen aber meist noch drei oder vier weitere Quests, die mit der Hauptmission in Verbindung stehen. Entwicklerteam Arkane Studios überlässt es dem Spieler selbst, wie er eine Mission erfolgreich abschließt. Variante 1: Still und heimlich das Gebiet erkunden, die Zielperson ausfindig machen und diese - am besten hinterrücks - ermorden. Variante 2: Mittels Pistole, Granaten und Schwert jede Wache abschlachten. Variante 3: Ein Mix aus schleichen und kämpfen. Einige der Aufträge haben übrigens langfristige Auswirkungen. Zum Beispiel können wir in eine Whiskeyfabrik einbrechen und dort den Inhalt sämtlicher Fässer vergiften. Das hat später weitreichende Konsequenzen und beschert uns - wir wollen nicht zu viel verraten - einen weiteren Einsatz. Manchmal müssen wir aber auch moralische Entscheidungen treffen. So gibt es eine Stelle, an der wir in einem Konferenzzimmer vor einer Weinkaraffe und zwei Gläsern stehen und die Wahl treffen müssen: Welche der beiden Personen, die gleich in den Raum kommen, vergiften wir - oder beide, oder keine?
Verbesserungen
Dishonored verzichtet auf ein Punktesystem, stattdessen sorgen sogenannte Runen für den Ausbau von Fertigkeiten. Mit den Runen können wir zehn Kräfte aktivieren und sie dann in einer Ausbaustufe verbessern. Wenn wir etwa „Nachtsicht“ wählen, sehen wir feindliche Wachen in der Nähe auch durch Mauern und Türen hindurch. In der zweiten Ausbaustufe zeigt uns das Programm auch Munition, Medizin oder Manaflaschen farblich hervorgehoben an - das ist vor allem nützlich, wenn man auf der Suche nach Schlüsseln oder ähnlichen Gegenständen ist. Einige der Kräfte lassen sich kombinieren: So ist es mit etwas Geschick irgendwann möglich, die Zeit zu verlangsamen, dann mit seiner Pistole abzufeuern, anschließend einen Gegner zu besetzen und mit ihm in die langsam fliegende Kugel zu laufen, um ihn auszuschalten. Ein Teil der Faszination von Dishonored ist es, mit den Kräften zu experimentieren und neue Möglichkeiten ihrer Verwendung zu finden. Mittels Knochenartefakten können wir kleinere Optimierungen an unserer Hauptfigur vornehmen. Beispielsweise kleine Boni beim Kämpfen oder eine erhöhte Regeneration von Mana und Lebenspunkten.
Munition ist nicht im Überfluss vorhanden und bei den wenigen Händlern ist das Einkaufen recht teuer. Das nötige Geld muss man sich erst verdienen, indem man in den Umgebungen Münzen und Wertgegenstände einsammelt. Geld kann man aber auch anderweitig ausgeben, nämlich für Ausrüstung oder Waffenverbesserungen, beispielsweise um mehr Munitionskapazität zu bekommen. Ab und an entdeckt man sogar Pläne in den Umgebungen. Sammelt ihr diese ein, stehen neue Verbesserungen beim Händler zur Verfügung.
Unser PlayTime-Video zum Spiel

KI vs. „Overpowered“
Einen großen Schwachpunkt hat Dishonored: Die Spezialfähigkeit „Teleportieren“, mit der wir uns per „Lichtgeschwindigkeit“ an eine weit entfernte Position „beamen“ können. Diese Fertigkeit in Kombination mit der nur mittelmäßigen KI lässt den Schwierigkeitsgrad des Spieles ins Bodenlose sinken. Die mangelnde Herausforderung fußt auch darin, dass die eigentlich aggressive KI gerne mal einen Urlaub in Absurdistan bucht. Selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad reagieren die computergesteuerten Gegner oft nur dann, wenn sie uns auch sehen können.
Fair: In der getesteten PC-Fassung konnten wir den Spielstand jederzeit sichern. Die PC-Steuerung mit Tastatur und Maus ist auffallend durchdacht.
Technik
Trotz Unreal 3-Engine ist Dishonored keine Grafikbombe geworden - vor allem die matschigen Texturen müssten in einem aktuellen Titel nicht sein. Dafür läuft es auf allen Plattformen enorm flüssig und besticht durch viel Atmosphäre und einen ganz eigenen Stil, der sich deutlich von der Masse abhebt. Der Sound begeistert durch stets passende Geräusche und Musiktracks. Darüber hinaus wissen die deutschen Sprecher zu gefallen.

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