Death Stranding 2 On the Beach - Test/Review
Hideo Kojima kehrt mit Death Stranding 2: On the Beach zurück und liefert ein Sequel, das sich nicht nur an Fans des ersten Teils richtet, sondern erneut versucht, das Medium Spiel auf ungewöhnliche Weise zu interpretieren.
Von Timm Woita am 14.08.2025 - 06:10 Uhr

Fakten

Plattformen

PlayStation 5 Pro

PlayStation 5

PC

Publisher

Sony Interactive Entertainment

Entwickler

Kojima Productions

Release

26.06 2025

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Preis

ab 69,90 Euro

Media (15)

Ein "toller" Tag am Strand


Hideo Kojima kehrt mit Death Stranding 2: On the Beach zurück und liefert ein Sequel, das sich nicht nur an Fans des ersten Teils richtet, sondern erneut versucht, das Medium Spiel auf ungewöhnliche Weise zu interpretieren. Mit seiner Mischung aus ruhiger Erkundung, symbolhafter Erzählweise und subtiler Gesellschaftskritik fordert DS2 die Geduld und Aufmerksamkeit der Spieler. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine durchdachte Weiterentwicklung – technisch wie inhaltlich.

Zwischen Sand, Salz und Stille – die Welt von DS2


Die Geschichte von Death Stranding 2 setzt rund ein Jahr nach den Ereignissen des ersten Spiels ein. Sam Porter Bridges, gespielt von Norman Reedus, hat sich eigentlich zur Ruhe gesetzt – doch die Rückkehr einer alten Bedrohung zwingt ihn erneut auf den beschwerlichen Weg durch eine zivilisatorisch gebrochene Welt. Dieses Mal führt uns die Reise nicht mehr nur durch zerklüftete Gebirgszüge der UCA, sondern durch weite, trockene Landschaften: verlassene Strandstädte, salzverkrustete Plateaus, radioaktiv verstrahlte Wüsten und von Gate-Quakes heimgesuchte Küstenregionen bestimmen das Bild. Die „Drawbridge“-Organisation, ein Nachfolger der ursprünglichen Bridges, versucht, die Überreste der Menschheit in Süd- und Mittelamerika sowie Ozeanien durch ein neues Chiral-Netzwerk zu verbinden. Dabei begegnet Sam alten Bekannten wie Fragile, aber auch neuen Gesichtern – etwa dem rätselhaften Musiker und Sektenführer Higgs, der mit seinem kultischen Auftreten und stilisierten Performances die Welt ins Chaos stürzen will. Die Geschichte ist weniger verkopft als im Vorgänger, bleibt aber Kojima-typisch fragmentarisch, mehrdeutig und reich an Symbolik. Die erzählerischen Themen drehen sich, wie auch im ersten Teil, um Einsamkeit, Verantwortung, Verlust und Verbindung. Die Inszenierung punktet mit intensiven Zwischensequenzen, großartig geschnittenen Dialogen und einem Soundtrack, der perfekt zur melancholischen Stimmung passt. Emotionale Momente entstehen diesmal nicht nur durch Dialoge, sondern auch durch die gezielte audiovisuelle Gestaltung – etwa, wenn man allein durch einen Sandsturm marschiert und im Hintergrund ein leiser Woodkid-Track erklingt. Spielerisch bleibt sich Death Stranding 2 treu. Im positiven wie im kritischen Sinne. Auch im zweiten Teil besteht der Kern des Gameplays aus Zustellungen: Pakete wollen von A nach B gebracht, Versorgungslinien wiederhergestellt und Infrastrukturen aufgebaut werden. Dabei wird das Terrain zur eigentlichen Herausforderung. Wo andere Spiele mit Gegnerwellen arbeiten, erschafft DS2 Spannung durch das Zusammenspiel aus Umwelt, Gewicht, Route und Vorbereitung. Regelmäßig muss man das Gleichgewicht bei schwerer Last durch das Drücken von L2 und R2 ausgleichen. In anderen Situationen muss Sam mit aller Gewalt davon abgehalten werden, einen Hügel hinunter zu stürzen, weil die Fracht von oben auf ihn drückt. Neben der bekannten Frachtlieferung und den daraus resultierenden Schwierigkeiten gibt es in DS2 aber auch noch ein paar Neuerungen. Darunter fallen zum Beispiel Gate-Quakes, also Events, in denen katastrophale Erdbeben die Spielwelt dynamisch beeinflussen oder Monorails, mit denen man lange Strecken effizient überbrücken kann. Besonders gelungen ist die Integration sozialer Funktionen. Spieler:innen können wie zuvor Brücken, Seilrutschen oder Batteriestationen bauen, die anderen helfen. Wer oft „liked“, wird häufiger belohnt. Neu sind Kooperations-Events, bei denen man gemeinsam mit anderen Spielerfiguren bestimmte Projekte abschließen kann – ohne direkte Interaktion, aber mit gemeinsamen Zielen. Das stärkt das Gefühl einer zerbrochenen, aber miteinander verbundenen Welt. Da andere Spieler diese Strukturen auch abbauen können, kommt es teilweise zu sehr witzigen Momenten. Wenn man an einer Monorail hängt und diese aus dem nichts verschwindet brechen einem schon die Schweißperlen aus. Außerdem wurde in DS 2 das Skill System, das sogenannte APAS erweitert und eine gibt genaue Übersicht über die aktuellen Fähigkeiten. Zusätzlich zur klassischen Route können nun auch Unterwasserpassagen mit speziellen Ausrüstungen erkundet werden – ein gelungener Perspektivwechsel. Auch Kämpfe wurden überarbeitet. Zwar bleibt das Spiel betont defensiv, doch es gibt mehr Optionen: neue Nahkampftechniken, nicht-tödliche Waffen und Tarnanzüge erlauben flexibleres Agieren, ohne das Grundprinzip – Gewaltvermeidung – zu verwässern.

Feinjustierte Steuerung und clevere Anpassungen


Ein großer Kritikpunkt des ersten Teils war die mitunter schwammige oder überladene Steuerung – das hat Death Stranding 2 spürbar verbessert. Die Entwickler haben das Gewichtssystem verfeinert, das Balancieren des Charakters fühlt sich präziser an, ohne an Realismus zu verlieren. Gerade bei steilen Abhängen oder rutschigem Untergrund reagiert Sam nun deutlich intuitiver. Das neue Ausrüstungssystem erlaubt es, „Loadouts“ zu speichern und mit einem Klick auszurüsten – ein echter Komfortgewinn. Die neuen Geräte – etwa Jetpacks für kurze Sprünge oder die erwähnten Lieferdrohnen – lassen sich direkt über das D-Pad aktivieren. Auch das Umstellen von Ausrüstungsmodi (z. B. Tarnung vs. Beweglichkeit) wurde entschlackt und ist mit dem Touchpad intuitiv gelöst. Trotz der vielen Optionen bleibt das HUD angenehm minimalistisch. Wer möchte, kann fast alle Anzeigen ausblenden und sich auf den Flow des Spiels konzentrieren – ein bewusst langsames, fast meditatives Spielerlebnis. Die Haptik des DualSense-Controllers kommt hier hervorragend zur Geltung: Jeder Schritt im Sand, jedes Stolpern, jede plötzliche Druckwelle bei einem Gate-Quake wird spürbar. Auch das Trigger-Gefühl beim Festhalten von Gurten oder beim Kontrollieren der Lieferdrohne ist präzise abgestimmt. Das Spiel fühlt sich dadurch lebendiger an – ohne in Gimmick-Overload zu verfallen.

Technische Umsetzung – Beeindruckend, aber nicht perfekt


Technisch spielt Death Stranding 2 in der ersten Liga. Die Decima-Engine wurde weiter verfeinert und nutzt die PS5-Hardware exzellent aus. Ob 4K-Texturen, dynamisches Licht- und Wettersystem oder stabile 60 fps – das Spiel läuft nahezu makellos. Besonders beeindruckend sind die Animationen: Sams Bewegungen, Mimik und Interaktion mit der Umwelt wirken durch Motion Capturing und Gesichts-Scanning extrem lebensecht. Auch die Darstellung der Welt ist ein Kunstwerk: Umgebungen sind detailverliebt, Lichtverhältnisse stimmungsvoll und Partikeleffekte subtil eingesetzt. Die Ladezeiten sind erfreulich kurz, auch bei schnellen Schnellreisen oder Gebietswechseln. Bugs sind im Testzeitraum kaum aufgetreten – kleinere Glitches wie kurz flackernde Objekte oder fehlerhafte Ragdoll-Animationen in Kampfsequenzen bleiben Ausnahmen. Einzeln fällt auf, dass einige Texturen bei weiter Entfernung leicht nachladen und in bestimmten Arealen die Framerate auf unter 50 fps absinken kann, etwa bei Gate-Quakes oder Massenevents. Soundtechnisch ist DS2 eine Wucht. Der Mix aus Ambient-Sounds, Umgebungseffekten und Musik schafft eine dichte Atmosphäre. Die Sprachausgabe (Deutsch wie Englisch) ist hervorragend vertont, wobei die englische Originalfassung mit ihren Star-Sprechern (Norman Reedus, Troy Baker, Elle Fanning) noch mehr Ausdruck bietet. Der Einsatz von Musik – oft minimalistisch, aber punktgenau – sorgt für emotionale Gänsehautmomente.

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