Crossroads Inn - Test/Review
Wisst ihr noch, wann ihr das letzte Mal einen Happy Place in einem Game hattet? Ein Spiel, das ihr einfach gerne spielt, trotz aller Kanten. Ich habe jetzt einen neuen solchen Ort gefunden. Frisch aus dem Braukessel von Entwickler Kraken Unleashed, gepublisht durch Klabater, landet Crossroads Inn auf unserem Tresen. Lehnt euch zurück, lauscht dem Barden, ich erzähl euch jetzt davon.
Von Lars Hack am 18.11.2019 - 13:38 Uhr

Fakten

Plattform

PC

Publisher

Klabater

Entwickler

Kraken Unleashed

Release

23.10 2019

Genre

Simulation

Typ

Vollversion

Pegi

12

Webseite

Preis

19,90 Euro

Media (8)

Wirt-Simulation

Wisst ihr noch, wann ihr das letzte Mal einen Happy Place in einem Game hattet? Ein Spiel, das ihr einfach gerne spielt, trotz aller Kanten. Ich habe jetzt einen neuen solchen Ort gefunden. Frisch aus dem Braukessel von Entwickler Kraken Unleashed, gepublisht durch Klabater, landet Crossroads Inn auf unserem Tresen. Lehnt euch zurück, lauscht dem Barden, ich erzähl euch jetzt davon.
Der König ist tot, lang lebe der Wirt
Ja, wie so viele Geschichten fängt auch diese hier mit einer schlechten Nachricht an. Der König ist tot, das Land Yorevale in Aufruhr. Wie kann so etwas geschehen? Wie reagieren die anderen Länder, Untermarch und Sambria, wohl auf die Neuigkeiten aus dem Palast des grünen Landes? Wird es Krieg geben? Ein Machtvakuum, das skrupellos gefüllt wird? All das sind Fragen, die den einfachen Bürger nur verunsichern. In solch unsicheren Zeiten braucht er Abwechslung. Zerstreuung. Und einen gut gefüllten Humpen Bier mit perfekter Schaumkrone. All das bieten wir ihm. Denn genau an der Grenze alle drei Länder liegt Crossroads – Wegkreuzung – und damit auch die Taverne unseres Onkels, das Crossroads Inn. Der versucht die Lage pragmatisch zu sehen. Einfach auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Die Hochzeit des Müllerssohn soll in unserem bescheidenen Stübchen stattfinden! Da rollt der Gulden ja nur so rein. Allerdings, für uns alle wird es irgendwann Zeit, die Wirtsschürze an den Nagel zu hängen und die jüngere Generation an die Zügel zu lassen. Kurzerhand ist es nicht mehr die Taverne unseres Onkels, sondern unsere. Lebenstraum erfüllt! Jetzt müssen wir uns nur noch beweisen. Unsere Schenke soll schließlich florieren, und das erreichen wir nur, indem wir geschickt agieren, inmitten von geschäftstüchtigen Adeligen, doppelzüngigen Intrigenspinnern und dem einfachen Volk, das einfach nur einen guten Drink braucht. Wahlweise, und das sei dazu gesagt, flöten wir auf die Geschichte (als wären wir ein Barde!) und starten in den Sandbox-Modus. Da wirtschaften wir zwar auch um die güldenen Gulden unserer verehrten Gäste, allerdings lassen wir die Ränke um den Thron hinter uns und basteln einfach an der großartigsten Taverne, die der Kontinent Delcrys je gesehen hat. Als: Prost auf den Erfolg unseres Hauses!
Hier ein Banner, dort ne Blume
Jedes Projekt beginnt mit dem ersten Spatenstich. In unserem Falle beginnt unser Projekt aber eher mit dem Anlegen von Räumen. In klassischer Bau-Sim-Manier stehen uns verschiedene Räume – vom Schankraum zum Lagerraum – zur Verfügung, mit denen wir zunächst den Grundriss unseres Gebäudes anlegen. Dazu ein paar Fenster, Türen, ein neuer Boden, andere Wände, alles ganz simpel halten zu Beginn. Aber dann kommen die Feinheiten! Wo steht der Tresen? Wie viele Tische? Wer lagert eigentlich all de Getränke und das Essen ein? So organisieren wir Infrastruktur und Dekoration des guten Hauses. Irgendwo muss ja alles gelagert werden, Gäste verköstigt und Speisen zubereitet werden. Ich sage immer, ein Spiel kann uns immer nur zu einem Teil in seine Welt ziehen; der Rest muss vom Spieler selbst kommen. Wenn ich also meine Traumtaverne haben will, muss ich auch einiges dafür tun. Unser zu Beginn spärliches Set an Deko-Artikeln wird im Spielverlauf immer wieder erweitert, vom klapprigen Tresen zum marmorgesäumten Schank-Moloch. Vom ranzigen Bett zum edel verkleideten Schlaf-Palast. Vom… Na, ihr versteht, was ich meine, nicht? Auf die gleiche Art und Weise erweitern wir unsere Speisekarte. Anfangs schenken wir nur Bier aus und servieren Knoblauchbrot (braucht es wirklich mehr?), bevor wir ausgefallene Schnäpse und Met auftischen und unser Koch kulinarische Höchstleistungen liefert. Um an all die Vielfalt zu gelangen schicken wir unsere Angestellten durchs ganze Land, um Rezepte und Blaupausen zu lernen. Achja, Angestellte… Die managen wir auch! Klar, jede Taverne, die was auf sich hält, braucht fleißige Schankdamen und –buben. Aber auch einen Koch. Träger. Rausschmeißer, zwielichtige Gestalten und den ein oder anderen Special Charakter. Dazu zählen die Damen und Herren des horizontalen Gewerbes, Barden oder Abenteurer, die unsere Herberge mit dem gewissen Extra segnen. Während all dieser Eskapaden versuchen wir nicht pleite zu gehen und einen großartigen Service zu liefern. So steigert sich unser Ansehen im Land, wodurch wir Verbesserungen erwerben können… Und irgendwann zum Beispiel unser eigenes Bier brauen, was uns unabhängig von gierigen Händlern macht.
Die Sache mit den Ratten… Eh… Bugs
Leider kann ich nicht über Crossroads Inn sprechen, ohne auch die schlechten Seiten zu erwähnen. Am schwersten fallen hier die Bugs ins Gewicht. Ich wurde glücklicherweise weitestgehend verschont, nichts, was man nicht mit einem Neuladen des Spiels beheben könnte. Andere Spieler klagen aber über gamebreaking Probleme. Von einem Spieler habe ich beispielweise gehört, dass seine Angestellten irgendwann einfach keine Getränke mehr gezapft haben. Zum Release waren die Probleme für viele Spiele sehr gravierend, was eine eher durchwachsene Bewertung auf Steam ergab. Trotzdem muss ich an dieser Stelle die Lanze für Entwickler Kraken Unleashed brechen. Selten habe ich ein Studio erlebt, das so engagiert und eifrig daran arbeitet, alles in Ordnung zu bringen. In den vergangenen Wochen waren wir Zeuge einiger großer Patches, die die gröbsten Fehler behoben haben, währenddessen Entwickler und Publisher über Social Media und ihren eigenen Discord Fans an allen Änderungen Verbesserungen teilhaben ließen. Sind alle Bugs behoben? Nein. Aber ich weiß, dass daran gearbeitet wird, und wenn ich will, kann ich den Fortschritt sehr gut mitverfolgen. Dabei können sie auch ein paar Tooltips erweitern. Nach dem Tutorial missen wir etwas die Erklärungen. Optisch mag Crossroads Inn vielleicht nicht an AAA-Titel heranreichen, aber ich hoffe einfach mal, dass das auch niemand erwartet hat. Der rustikale Look passt fabelhaft zu dem rauen Tavernencharme und kommt mit einigen schicken Details daher. Falls das trotzdem nicht ganz euer Stil ist – hey, das kann ich verstehen. Dafür kriegt man hier gut was auf die Ohren. Die Musikstücke sind schnittig und fangen die Atmosphäre wirklich ein. Bardenauftritte sind entsprechend der Musikinstrumente eigenständig vertont, wenn auch ohne Gesang. Und trotzdem gibt es für den Sound Pluspunkte! Da kann ich auch verschmerzen, dass die paar Voicelines, die uns zum Beispiel ermahnen, dass wir kein Bier mehr haben (wie konnte das passieren?), nicht auf Deutsch verfügbar sind. Das Deutsch im Text ist verständlich, auch wenn der ein oder andere Wortwitz aus anderen Sprachen schlicht ins Deutsche getragen wurde. Was die Tiefe an Micromanagement angeht, daran scheiden sich wohl die Geister. Mir haben ein, zwei Features gefehlt – zum Beispiel möchte ich genauer einstellen, was meine Arbeiter wann tun. Andere werden sagen, dass ihnen der Grad genau ausreicht. Geschmäcker sind verschieden. Am Ende ist Crossroads Inn aber ein Spiel, das von seiner Atmosphäre lebt. Eine Atmosphäre, die mit viel Charme und Witz aufgebaut und auch gehalten wird. Klar, Bugs und kleine Shortcomings sind ärgerlich, und es ist verständlich, wenn man noch etwas warten will. Aber in Crossroads Inn verbirgt sich eine Perle, die nur ein paar Patches braucht, um wirklich zu glänzen. Außerdme, wie oft können wir schon behaupten, dass ein Spiel uns erlaubt, Nacktheit nicht zu zensieren? Viewers discretion advised.

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