Company of Heroes 3 - Test/Review
Zum dritten Mal motten wir unsere Uniformen aus, laden nach und werfen uns in das Chaos des zweiten Weltkriegs mit Company of Heroes 3.
Von Lars Hack am 04.04.2023 - 15:57 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PC

Publisher

SEGA

Entwickler

Relic Entertainment

Release

23.02 2023

Genre

Strategie

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (15)

Mehr Krieg


Zum dritten Mal motten wir unsere Uniformen aus, laden nach und werfen uns in das Chaos des zweiten Weltkriegs mit Company of Heroes 3. Vor zehn Jahren brachten Entwickler Relic Entertainment und Publisher Sega den zweiten Teil heraus, jetzt können sich Fans historischer Strategiespiele in ein neues Abenteuer werfen und ihre eigene Kompanie aus Helden durch das Feuer lenken.

Auf in den Süden


Company of Heroes führt uns regelmäßig durch die großen Schauplätze des zweiten Weltkriegs. Im Auftakt der Reihe, vor 17 Jahren, stürmten wir die Strände der Normandie und kämpften anschließend auf den Schlachtfeldern Frankreichs auf dem Weg nach Berlin. Sieben Jahre später drehte sich in Company of Heroes 2 alles um die Ostfront, im Kampf zwischen Wehrmacht und der Roten Armee. Auf der Suche nach weiteren Fronten schauten die Entwickler dieses Mal nach Süden: Italien und Afrika. Zwei Kampagnen führen uns durch Company of Heroes 3, in alter Serien-Manier jeweils auf Seite der Achse und der Alliierten. Als Alliierte landen wir an den südlichen Küsten Italiens, nachdem die Wehrmacht im Grunde bereits die militärische Verwaltung Italiens übernommen hat. Zwischen pittoresken Kleinstädten und felsigen Hängen ringen wir mit den Deutschen um jeden Zentimeter, mit dem Ziel immer vor unseren Augen: Die ewige Stadt, Rom, die es zu erobern gilt. Zwischen uns und der italienischen Hauptstadt stehen allerdings einige Armeen, Verteidigungsstellungen, Städte, Häfen, Flugfelder und allerlei andere militärische Hindernisse. Die Kampagne findet auf einer übergreifenden Strategiekarte statt, auf der ihr Armeen durch die Gegend bewegt und eure eigenen Gefechte wählt. Die zweite Kampagne ist wesentlich geradliniger: Mission um Mission kämpfen wir uns als deutsche Wehrmacht durch Afrika, unter dem Befehl des Wüstenfuchses. Zwischen den Missionen haben wir immer wieder kurze Cutscenes, in denen das Leid der Einwohner in den Kriegsgebieten thematisiert wird. Vor allem Panzergefechte markieren diese zweite Kampagne, in der wir mit den Briten kämpfen.

Ausflug in Total War-Gebiete


Auf den Schlachtfeldern von Company of Heroes 3 bleibt alles, wie es die Vorgänger gezeigt haben: Wir haben einen übersichtlichen Basisbau, denn viel interessanter sind die Kommandopunkte, die auf der Karte verteilt sind. Aus diesen gewinnen wir Ressourcen, um weitere Einheiten zu rekrutieren, können sie zu Rückzugspunkten ausbauen, an denen unsere Einheiten heilen können oder sammeln Punkte für spezielle Fähigkeiten wie Bombing Runs durch unsere Luftunterstützung oder heftige Artillerie-Salven. Wenn es die Mission erfordert, können diese Punkte auch Tickets für uns einbringen, die uns dem Sieg näherbringen. Unsere Einheiten laufen - sofern es Infanterie ist - wieder als Trupp durch Italien und Nordafrika. Damit diese Trupps nicht direkt in der ersten Salve fallen, nutzen wir Mauern, Zäune und alles, was sonst auf dem Schlachtfeld herumsteht, als Deckung; entweder volle Deckung oder halbe, die weniger effektiv vor Schaden schützt. Außerdem können wir auch wieder Gebäude besetzen, um unseren mutigen Truppen beste Verteidigung zu gewähren (sofern das Gebäude nicht durch Sprengstoff zum Einsturz gebracht wird). Sonst ist es wieder ein Zusammenspiel vieler Truppen. Panzer sind mit den Gewehren unserer Infanterie nicht zu knacken, da muss schon Sprengstoff wie Anti-Panzer-Granaten oder Panzerfäuste her. Oder unsere eigenen Panzer! Mit schweren Waffen schaffen wir Todeskorridore in schmalen Gassen oder liefern uns dynamische Feldschlachten im offenen Gelände. Immer dran denken: Panzer sind teuer und können keine Kommandopunkte einnehmen, also müssen wir eine solide Unterstützung durch flexible Infanterie bereitstellen. Die Kampagne der Deutschen läuft so, wie wir es aus den vorherigen Titeln kennen: Von Mission zu Mission wird uns eine Geschichte erzählt, mal überfallen wir feindliche Versorgungslinien, mal belagern wir befeste Stellungen. Dabei wird uns zwischen den Missionen aus Sicht von einheimischen Freiwilligen der Verlauf und das Toben des Krieges geschildert. In den Missionen selbst spricht uns dann immer ein übermäßig deutscher Rommel ins Ohr, befiehlt und dies und das zu tun und unterstreicht dabei immer wieder, wie großartig die Wehrmacht und Deutschland ist, als wäre er ein kleiner Propaganda-Aufsteller mit eigener Panzerdivision. Für die Allierten-Kampagne geht Relic allerdings ganz neue Wege: Man stöbert in die Gefilde von Strategie-Partner (und auch von Sega-gepublishten) Total War. Italien öffnet sich uns als Kampagnenkarte, auf der italienische Städte einnehmbare Ziele darstellen. Häfen, Städte und Flughäfen bieten uns jeweils unterschiedliche Fähigkeiten. Außerdem haben wir Armee-Divisionen, die wir über die Karte bewegen, mit denen wir feindliche Armeen angreifen und schließlich hoffentlich Städte einnehmen. Neue Armeen rekrutieren wir an Häfen, während wir mit Flughäfen Luftunterstützung und Aufklärung für die Kampagnenkarte sicherstellen. Begegnen wir einer feindlichen Streitmacht oder greifen eine Stadt an, findet das wie gewohnt auf der Schlachtfeldkarte statt, mit verschiedenen Boni, die wir vorher einstellen und Starteinheiten, die von unserem Armee-Typ abhängen. Also Leute, auf, das Ziel ist Roma!

Faule Panzer und langwieriges Reinkommen


Bevor ihr euch vollkommen in die Schlachten Italiens und Nordafrikas stürzen könnt, hat Relic eine Menge Tutorials für euch parat. Vor allem auf der Kampagnenkarte der Allierten-Kampagne könnt ihr euch auf eine Legion aus Tutorials gefasst machen, die dann von euch verlangen, dass ihr auch jeden Schritt genauso ausführt. Normalerweise bemängel ich, wenn ein Spiel zu wenige Tutorials hat, hier wird uns aber sehr lange wirklich jeder Schritt vorgekaut, obwohl die Kampagnenkarte eben nur eine sehr abgespeckte Version von dem was, ist Total War normalerweise macht. Die deutsche Kampagne, die als zweite Kampagne konzipiert ist, wirft uns dafür schon eher in die Action und traut uns mehr zu. Aber leider liegen in den gescripteten Events der Kampagnen auch einige Probleme, zum Beispiel die KI. Oder, eher gesagt, das Fehlen einer KI. Mehr als einmal war es unser Ziel, feindliche Panzer auszuschalten, um die Schlacht zu gewinnen. Diese standen an festen Orten auf der Karte. Wenn wir von vorne auf sie zugefahren sind, alles wunderbar. Sind wir aber von der Seite gekommen, abseits des Schusswinkels des Panzers, hat er einfach nicht reagiert. Drei wehrlose Missionsziele habe ich so in einer Mission erledigt, erst kurz vor der Zerstörung bewegten sich die Panzer, scheinbar um zum nächsten Reparatursquad zu gelangen, aber da war es bereits zu spät.
Auch in Sachen Grafik lässt sich hier und da meckern. Klar, es ist ein Upgrade zu den Vorgängern, gerade was Animationen angeht, aber die Texturen wirken oft verwaschen und schief. Ja, Krieg ist immer gleich, aber es könnte trotzdem optisch mehr hermachen. Wenn dann noch in mehreren Fällen unsere Soldaten beim Besetzen eines Hauses nicht hinter dem Fenster stehen, sondern einen Meter vor dem Fenster in der Luft schweben, ist die Optik des Spiels nurmehr solide, aber nicht überragend. Bessere Arbeit hat man dafür beim Ton gemacht. Neben der üblichen, heroischen Musik, die natürlich in keinem WW2-Spiel fehlen darf, gelegentlich unterbrochen von einem melancholischen Lied, steht das Donnern der Geschütze im Vordergrund. Und donnern tut es! Von den Gewehren über die MGs bis hin zu den zahlreichen Panzern, Geschützstellungen und Artillerie, hier könnt ihr euch auf ein wahres Feuerwerk aus Explosionen und großartigen Sounds freuen, die die Gefahr, in der eure Soldaten zu jederzeit sind, gut unterstreicht. Dafür ziehen wir Punkte ab für die Alliierten-Kampagne, nicht nur wegen der Tutorials. Viel mehr... Warum hat es die gebraucht? Das minimalistische Total War (ich muss den Vergleich endlich sein lassen) wirkt behäbig, unausgereift und nimmt deutlich die Spannung aus den sonst gut erzählten Schlachten der Company of Heroes-Reihe, die uns Gefecht für Gefecht durch die wichtigsten Stationen des historischen Krieges führen. Jetzt ist es mehr ein Do it yourself-Feldzug, dem die erzählerische Tiefe trotz der Berater fehlt, die man uns mit übermäßiger Charakterisierung zur Seite stellt. Und zu guter Letzt: Kern des Spiels ist das Deckungs-System für die Infanterie. Das läuft zu 90% sehr erfolgreich, aber dann kommen wir an Stellen, die zum Haare raufen sind. Ich kann verstehen, dass Kommandopunkte keine Deckung geben, Fairness und so. Aber warum gibt der eine Heuwagen auf dem Feld Deckung, der andere, identische Heuwagen aber nicht? Warum gibt ein bestimmter Felsvorhang Deckung, aber ein anderer, genauso hoher keine? Das gleiche gilt auch für Steine und kleine Mauern. Checkt also doppelt, wo ihr eure Soldaten hinschickt! Aber der Multiplayer ist up and running und zumindest müsst ihr euch hier nicht über die KI aufregen. Höchsten über die echte Intelligenz eurer Mitspieler!
Company of Heroes ist ab sofort für 43,95 Euro (PC-Version) im Handel erhältlich.

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