Assassins Creed Mirage - Test/Review
Über die zahlreichen Jahre hinweg hat sich Ubisofts‘ Spieleserie „Assassins Creed“ stetig weiterentwickelt und teilweise sogar neu erfunden. Doch spätestens seit dem 2018er-Ableger „Odyssey“ ist bei vielen Fans die Luft raus.
Von Christoph Miklos am 02.11.2023 - 06:00 Uhr

Fakten

Plattformen

Xbox Series S

Xbox Series X

PlayStation 5

PlayStation 4 Pro

Xbox One X

PlayStation 4

Xbox One

PC

Publisher

Ubisoft

Entwickler

Ubisoft

Release

05.10 2023

Genre

Action-Adventure

Typ

Vollversion

Pegi

16

Webseite

Media (13)

Back to the roots


Über die zahlreichen Jahre hinweg hat sich Ubisofts‘ Spieleserie „Assassins Creed“ stetig weiterentwickelt und teilweise sogar neu erfunden. Doch spätestens seit dem 2018er-Ableger „Odyssey“ ist bei vielen Fans die Luft raus. Die Stealth-Meuchel-Action musste einem immer größeren und klassischeren Action-Rollenspiel weichen. Mit Mirage rudert der Entwickler nun an vielen Stellen zurück und möchte an die Erfolge früherer Zeiten anknüpfen. Ob das gelungen ist?

Neustart


In Mirage schlüpft man in die Rolle des Taschendieb Basim, der in Bagdad des 9. Jahrhunderts lebt. Der wichtigste Unterschied zu den Vorgängern: Die neuen Abenteuer sind sehr viel weniger umfangreich. Ubisoft selbst spricht von 15 bis 20 Stunden für die Hauptkampagne. Erfahrene Spieler sollten sich eher an der niedrigeren Zahl orientieren und darüber hinaus gehen knapp zwei Stunden für den Prolog drauf, in dem man die Ausbildung von Basim begleitet. Hier spielt die Nebenfigur Roshan eine wichtige Rolle, eine mysteriöse Mentorin. Bei der Handlung kommen mehr Zwischensequenzen als in den Vorgängern zum Einsatz, doch wirklich spannend ist sie nur selten. Es gibt keinen echten Gegner, die Bedrohung durch den Orden bleibt vage und die stadtpolitischen Verstrickungen sind uninteressant. Hier wäre mehr drin gewesen! Immerhin: Beim Gameplay setzt der neuste AC-Ableger wieder deutlich mehr auf Schleichen und das Meucheln aus dem Verborgenen. Gut dreiviertel der Zeit wird man Feinde aus dem Hinterhalt töten. In den meisten Fällen müssen die Gegner nur in der Nähe sein, damit man sie per Knopfdruck ausschalten kann. In der mittleren von drei Schwierigkeitsstufen klappt das sehr zuverlässig. Weitere Hilfsmittel: Es gibt eine Spezialansicht, in der Feinde und ihre Blickrichtung rot dargestellt werden, so dass man als Basim kaum etwas übersieht. In Gebüschen und Blumenbeeten ist man ebenso wie hinter Mauern fast immer unsichtbar. Selbst der alte „per Pfeifen jemanden anlocken“-Trick funktioniert problemlos. An dieser Stelle sei aber auch die dämliche Gegner-KI erwähnt, die einem viel zu viel durchgehen lässt. Sollte es dennoch mal zum Schwertkampf kommen, kann Basim leichte und schwere Hiebe ausführen sowie Blocken, Parieren und Ausweichen. Auch hier sind die Wurfmesser eine tolle Ergänzung, weil man heranstürmende Feinde schon vorschädigen oder sie sogar im Lauf ausschalten kann.

Spielwelt und Nebenaufgaben


Abseits der Story gibt es Nebenaufgaben, mit denen sich Basim weitere Stunden beschäftigen kann - laut Entwickler soll das für rund 20 Stunden zusätzlich reichen. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß mit den Ermittlungen, Suchen von Schätzen und Rätsel lösen. Einige eher stupide Aufgabenarten (Truhen) aus früheren Serienteilen gibt es so nicht mehr, so dass sich Mirage sehr viel weniger nach Grind anfühlt. Die Spielwelt (Bagdad) macht einen hübschen Eindruck: Neben engen Gassen und Marktplätzen gibt es Tempel und einige weitere große Strukturen wie ein Hochsicherheitsgefängnis und den Hafen. Rund um die Metropole ist eine Wüste, in der man neben einigen für die Handlung und für Spezialmissionen wichtigen Stellen aber nichts weiter findet - kein Vergleich mit den riesigen Welten früherer Serienteile.

Technik


Auch dieser Ubisoft-Titel basiert auf der Anvil-Engine, deren Alter man langsam anmerkt. Stellenweise sieht die orientalische Welt zwar zauberhaft aus, etwa in einem engen Tal mit Wasserfällen und Blumenwiesen, sowie in Teilen von Bagdad. Lichteffekte und Detailreichtum sind aber nicht mehr zeitgemäß. Immerhin: Gravierende Bugs oder Leistungsprobleme sind uns nicht aufgefallen (PC-Version). Die deutsche Sprachausgabe ist zwar professionell, jedoch passen die Gesichtsanimationen nur selten zum Gesprochenen. Bei der Musik bekommt man stimmige Tracks geboten. Mirage ist seit dem 5. Oktober 2023 für Windows-PC (Epic Games Store, Ubisoft Connect), Xbox One und Series X/S sowie für PlayStation 4 und 5 ab 39,95 Euro erhältlich. Eine Erweiterung ist laut Publisher nicht geplant. Assassins Creed Mirage besitzt zum Testzeitpunkt keinen Multiplayer, aber kosmetische Mikrotransaktionen. Die USK hat eine Freigabe ab 16 Jahre erteilt.

Fazit & Wertung

Christoph meint: Richtige Richtung!

Schon mit dem Soft-Reboot „Origins“ hat, meiner Meinung nach, Assassins Creed viel von seiner ursprünglichen „DNA“ verloren. Die beiden Nachfolger waren zwar größer und teilweise komplexer - doch aus meiner Sicht dadurch nicht besser. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass Ubisoft mit Mirage wieder zurück zu seinen Wurzeln gefunden hat. Stealth-Action steht wieder im Mittelpunkt und auch die Nebenaufgaben fühlen sich nicht mehr nach nervigem Grind an. Auch der verstärkte Fokus auf Parkour und Story haben dem neuen AC-Ableger sichtlich gutgetan. Allerdings fehlt es mir in der Story doch etwas an Spannung und einem Basim, der mich mehr an seinen Gefühlen teilhaben lässt. Schade auch, dass die Spielzeit, vor allem für erfahrene Spieler, arg kurz ist. Und auch das leicht angestaubte Technikgerüst sollte langsam, aber sicher ausgetauscht werden. Trotz dieser Kritik können Fans der ersten Stunde bedenkenlos zugreifen und wieder etwas „Oldskool“-Assassins Creed genießen.

82%
Grafik
8
Sound
8
Bedienung
7
Spielspaß
8
Atmosphäre
8
Preis/Umfang
8
Richtig gut
  • teilweise sehr schicke Spielwelt
  • hübsche Lichtstimmung
  • schöne Farbgebung, optionaler AC 1-Farbfilter
  • gute Synchronsprecher
  • stimmiger Soundtrack
  • Stealth steht wieder im Fokus
  • Nachforschungen lockern Quest-Mechanik auf
  • Bagdad eignet sich gut für Parkour
  • hilfreiche Fertigkeiten
  • 3 Schwierigkeitsgrade
  • recht abwechslungsreicher Gameplay-Mix
  • gut inszenierte Zwischensequenzen
  • glaubwürdige Spielwelt
  • Open World mit angenehmer Größe
  • brauchbare Nebenaufgaben
Verbesserungswürdig
  • ausdruckslose Mimik
  • man merkt die angestaubte Engine (Qualität der Texturen und Details)
  • durch dumme KI sind Stealth-Mechaniken zu stark
  • unpräzise Steuerung (vor allem bei Parkour)
  • Basim verschenkt als Protagonist Potenzial
  • kein echter Gegner
  • aus der Story hätte man mehr herausholen können
  • geringer Wiederspielwert
  • recht kurze Spielzeit (vor allem für erfahrene Spieler)
Anforderungen
PC MINDESTANFORDERUNGEN:
• Grafikkarte: Nvidia Geforce GTX 1060 / AMD Radeon RX 570 / Intel Arc A380
• Prozessor: Intel Core i7-4790K (i5-8400 mit ReBAR) / AMD Ryzen 5 1600
• Arbeitsspeicher: 8,0 GByte RAM
• Speicherplatz: 40,0 GByte
• Betriebssystem: Windows 10/11

• Microsoft Xbox One (X) Konsole
• Sony PlayStation 4 (Pro) Konsole
• Microsoft Xbox Series X|S Konsole
• Sony PlayStation 5 Konsole
Getestet für
PC
Christoph Miklos ist nicht nur der „Papa“ von Game-/Hardwarezoom, sondern seit 1998 Technik- und Spiele-Journalist. In seiner Freizeit liest er DC-Comics (BATMAN!), spielt leidenschaftlich gerne World of Warcraft und schaut gerne Star Trek Serien.

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